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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Rawfoto in Juni 22, 2014, 11:27:33 VORMITTAG

Titel: Ein Vorbote zum Pillersee-Treffen
Beitrag von: Rawfoto in Juni 22, 2014, 11:27:33 VORMITTAG
Liebe KollegInnen

Erste Versuche habe ich schon hinter mir, da ich aber noch nie so richtig Algen fotografiert habe - naja, Versuche habe ich die letzten 2 Treffen ja schon gemacht, da ging es aber mehr um Technik - bin ich noch sehr unsicher was die Bildqualität anbelangt ==> Rückmeldungen sind mehr als erwünscht .-)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/152476_35529478.jpg)

Ohne Angie traue ich mir auch nicht sagen, um was es sich handelt - sie ist aber erst morgen im Dienst, da dann das Treffen beginnt ...

Die Alge ist ist 0,21 mm lang, das habe ich mit dem Mess-Objektträger mit Mikrometer-Skala schon mal ermittelt

Aufgenommen am BHS, mit dem S-Plan APO, DIC, dem 1,67er Projektiv und der Canon EOS 7D. Geblitzt ...

Es ist ein Stack mit 11 Bildern ...

Bitte gebt Rückmeldungen, damit ich mich verbessern kann ==> Großes Danke :-)

Liebe Grüße

Gerhard

PS: natürlich ein danke an Angie weil sie wieder unermüdlich das Treffen organisiert hat !!!
Titel: Re: Ein Vorbote zum Pillersee-Treffen
Beitrag von: r.lenzenweger in Juni 22, 2014, 13:02:24 NACHMITTAGS
Hallo Gerhard,
es ist Netrium digitus eine typische Hochmooralge und übrigens: Das Foto ist gut gelungen!
Ich wünsche Euch ein gutes Gelingen des Treffens und sag bitte auch an Angie recht herzliche Grüße von mir,
Rupert 
Titel: Re: Ein Vorbote zum Pillersee-Treffen
Beitrag von: the_playstation in Juni 22, 2014, 14:01:35 NACHMITTAGS
Hallo Gerhard.
Sehr schöne Aufnahme. Eine ähnliche Alge hatte Ich gestern auf dem Mikrotreffen hier in Hamburg gesehen. :)
Irgendwie bekommt man da Hunger auf Gurken oder Melonen. ;)
Danke fürs Zeigen und liebe Grüße Jorrit.
Titel: Re: Ein Vorbote zum Pillersee-Treffen
Beitrag von: limno in Juni 22, 2014, 16:19:44 NACHMITTAGS
Hallo Gerhard,
es ist mir schon klar, dass ich, was die Fotografie und Bildbearbeitung im allgemeinen und die Mikrofotografie im besonderen betrifft, selbst noch blutiger Anfänger bin... und beim Stacken gerade selber herumtüftle.Welch großen Schatz Du Dir  im Lauf der Jahre an theoretischem wie praktischem Wissen in  der Naturfotografie erarbeitet hast, kann ich nur ahnen.Deshalb versuche ich erst garnicht, den Experten mit Kennerblick zu mimen und gebe lediglich  meine subjektiven Eindrücke wieder, was mir an Deinem Bild gefällt, bzw. was ich (ohne im einzelnen eine Lösung präsentieren zu können)versuchen würde anders zu machen, zumal ich das benutzte Stackprogramm nicht weiß. Die Zieralge erscheint mir wie zweigeteilt: Auf der unteren Hälfte haben die Ausbuchtungen des Chloroplasten klare Konturen, auf der oberen sind sie eher verwaschen. Der Zellkern mit Hülle tritt sehr(zu?) deutlich hervor, der übrige Zellinhalt erinnert mich an eine Reifschicht in der Gefriertruhe. (Insgesamt wäre mir der (Farb)kontrast zu hoch.Den Hintergrund finde ich traumhaft, denn das Blau ist so zart, dass es eine "hydrobiologische Atmosphäre" zaubert, ohne dass es aufdringlich wirkt und vom Motiv ablenkt. So möchte ich es auch bei mir hinbekommen! In der Zieralge ist das Blau fehl am Platz. Vielleicht ist es besser, man stackt die Alge auf dem (ursprünglich?)weißen Hintergrund, stellt sie frei und "pappt" sie als Objekt ohne Transparenz auf den Hintergrund. Soweit mein Eindruck. Ich hofffe, so Deinem dringenden Wunsch entsprochen zu haben, auch wenn es bestimmt beruferene Leute gibt, die es besser wissen als ich.

Mit besten Mikrowünschen
Heinrich (limno)
Titel: Re: Ein Vorbote zum Pillersee-Treffen
Beitrag von: steffenclauss in Juni 22, 2014, 20:34:38 NACHMITTAGS
Hallo Gerhard,

ZitatRückmeldungen sind mehr als erwünscht .-)

also vorweg, ich bin auch kein Profi! Möchte aber die Gelegenheit nutzen meine Meinung zu Deinem Bild zu äußeren. Auch weil man im Forum oft gestackte Bilder sieht, auf denen man schlichtweg gar nichts mehr erkennt. Bei biologischen Objekten macht es m.E. keinen Sinn, da diese ständig in Bewegung sind. Das betrifft das Objekt selbst wie auch Plasmabewegungen, Brownsche Bewegung von kleinsten Zellinhalten oder Cilienschlag bei Ciliaten.  Dadurch kann man leicht wichtige morphologische Merkmale verändern, sogar verstümmeln und Inhalte vortäuschen, welche so nicht vorhanden sind. Weiterhin wirkt die Aufnahme so stark kontrastiert als hätte man die  Aperturblende voll zugezogen. Der Zellkern ist nur als Hälfte zu erkennen und das äußere Zytoplasma wirkt stark granuliert – alles Artefakte des stackings. Einfache Hellfeldaufnahmen, welche einzeln verschiedene Schärfeebenen darstellen sind viel wertvoller als ein x-fach gestapeltes und somit inhaltlich verzerrtes Bild.
Ich bin so frei und zeige ein Beispiel, welches ich soeben geschossen habe und zum Vergleich Deiner Bildgestaltung angepasst habe. Das ist eine Hellfeldaufnahme von einer Alge der Gattung Netrium mit einen 25er Achromaten (Immersionsobjektiv), Kontrast etwas erhöht und den Hintergrund geweißt.  Ich zeige es nur um eine Alternative aufzuzeigen, und es darf natürlich ebenfalls kritisiert werden!

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/152492_34017110.jpg) (http://s487.photobucket.com/user/metopus/media/Netrium_2_zpsf44af03c.jpg.html)

Viele Grüße
Steffen

Titel: Re: Ein Vorbote zum Pillersee-Treffen
Beitrag von: rhamvossen in Juni 23, 2014, 09:48:59 VORMITTAG
Hallo Gerhard,

ZitatAufgenommen am BHS, mit dem S-Plan APO, DIC

Schöne Aufname, aber sollte dies denn DIC sein? Es sieht mir wie eine reine Hellfeldaufnahme aus. Beste Grüsse,

Rolf
Titel: Re: Ein Vorbote zum Pillersee-Treffen
Beitrag von: anne in Juni 23, 2014, 21:29:39 NACHMITTAGS
Hallo Gerhard,
als absoluter DIC Fan, vermisse ich auch den DIC Effekt und schliese mich Rolf an - der erste Eindruck ist eine Hellfeldaufnahme.
Auch mit dem Wissen das es DIC ist wird es bei genauem Hinsehen nicht wirklich typisch.
Aber auch ich sage das als blutiger Anfänger, evtl. ist es bei Deinem System ja das typische Bild.

lg
anne
Titel: Re: Ein Vorbote zum Pillersee-Treffen
Beitrag von: Monsti in Juni 23, 2014, 21:39:26 NACHMITTAGS
Lieber Gerhard,

auch ich wundere mich, dass dies DIC sein soll.

Grundsätzlich ist das Stacken von lebenden Desmidiaceen nicht ganz einfach. Meist bietet es sich bei Desmidiaceen auch nicht an. Verwendet man das passende Objektiv, sind fast alle Gattungen (außer Staurastrum und Staurodesmus) recht passabel abzulichten. Bei kippenden Desmidiaceen (v.a. Closterium) stitche ich lieber, dies aber auch nur ungern bzw. nur bei sehr geringem Korrekturbedarf.

Dein Ergebnis zeigt zwar alle typischen (= bestimmungsrelevanten) Merkmale von Netrium digitus, aber einen Schönheitspreis gewinnt es nicht unbedingt. Niemals sieht diese Alge in natura so aus. Die Kanten sind zu hart, die Farben z.T. verfälscht, und das Innere der Alge enthält zu viele Stack-Artefakte, wie auch Steffen schon bemerkt hatte.

Meine wichtigsten Werkzeuge bei der Bearbeitung von gestackten Fotos sind der Weichzeichner und der Stempel. Damit beseitige ich die Artefakte weitgehend. Dein Foto ist ein hervorragendes Übungsobjekt, weil Du darin per Bildbearbeitung nahezu sämtliche Störfaktoren eliminieren kannst. Über dieses Thema reden wir ausführlicher, wenn Du magst, bist zur Zeit ja "um die Ecke".

Herzliche Grüße über die Wiese
Angie

P.S. Für Rupert
Es ist zwar korrekt, dass man Netrium digitus vor allem in sauren Hochmooren antrifft, doch möchte ich anmerken, dass sie in unserem alkalischen Pillerseemoor neben Staurodesmus dejectus zu den häufigsten Desmidiaceen gehört. Dort trifft man sie nicht etwa verkümmert an, sondern ganz im Gegenteil: Sie sind hier besonders groß. Ich denke, es handelt sich eher um eine Art, die oligotrophe Milieus bevorzugt. Ein solches Milieu kann durchaus auch alkalisch sein.
Titel: Re: Ein Vorbote zum Pillersee-Treffen
Beitrag von: Holger Adelmann in Juni 23, 2014, 21:59:30 NACHMITTAGS
Hallo Kollegen,

ich stimme Steffen zu, man sollte diese lebenden Objekte nur in Ausnahmefällen stacken, da sich sonst die immer in Bewegung befindlichen Plasmabestandteile schön zu Artefakten zusammenfügen.

Ich fotografiere so ein Objekt im DIC, Hellfeld oder Phasenkontrast immer mit Biltz, das ergibt sehr gute Bilder und wenig Artefakte.
Man muss sich nur entscheiden, auf welche Ebene im Objekt man scharfstellt.

Als Beispiel hier eine Aufnahme eines sich teilenden Netriums in s/w mit der Canon EOS 5D MkII Vollformat-Kamera aufgenommen,
mit dem Doppelkollektor Blitz von und nach Jürgen Stahlschmidt, am Leitz Orthoplan mit DIC nach Smith.
Ich habe hier auf die Oberfläche scharf gestellt.

Hier ist ein Link zu dem Bild in Originalgrösse:
http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/netriumteilungkw7z2q3dpn.jpg

Eine verkleinerte Version ist unten angehängt.

Herzliche Grüsse,
Holger

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/152533_26845189.jpg)
Titel: Re: Ein Vorbote zum Pillersee-Treffen
Beitrag von: limno in Juni 23, 2014, 22:50:33 NACHMITTAGS
Hallo Gerhard,
entschuldige bitte, aber ich muss mich nochmals melden, da ich überlesen hatte, dass es DIK-Aufnahmen sind. In einem Thread (den ich momentan nicht finde) wird das Stacken von DIK-Bildern eher skeptisch beurteilt. Denn DIK zeigt ja lediglich ein Pseudorelief, wird dem Bild obendrauf noch eine echte Reliefdarstellung gesetzt, leidet die Darstellung. Vielleicht ist d a s die Ursache!?
Versuch' es doch mit Hellfeld! Steffen Clauss' Kritik kann ich in diesem Punkt nicht recht recht nachvollziehen, widerlegt er sich doch gerade  zB. mit seinem meisterhaften  Stilleben eines Gehäuses von Arcella gibbosa selbst. Ist da wirklich soviel Unterschied zwischen einem toten Gehäuse und einer ruhig liegenden Zieralge??? Es ist halt der Nachteil, dass beim normalen Dia oder Foto nur die mehr oder weniger dicke "Salamischeibe" seines Objekts zu sehen ist. Die Teilbilder des Objekts in eine stereometrisch richtige Zeichnung umzusetzen,dürfte wohl die meisten überfordern.
Versuch' es mit Hellfeld und Picolay! Wenn's nicht klappt, nicht verzagen, sondern Heribert Cypionka fragen! Der hilft sicher gerne! Aber ich denke, dass Du das auch so schaffst! Und am Ende wird es heissen:"Kaum macht man's richtig,schon funktioniert's" (H.Cypionka)
Nur Mut!
Heinrich(limno)
Titel: Re: Ein Vorbote zum Pillersee-Treffen
Beitrag von: Peter V. in Juni 23, 2014, 23:03:33 NACHMITTAGS
Hallo,

Ich möchte einmal auf diesen thematisch sehr verwandten Thread (http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=14989.msg115445#msg115445) verweisen. Ebenfalls, ohne Experte zu sein, vermute ich, dass das Stacken auch hier das Objekt "plattgewalzt" hat, indem es alle "dreidimensionalen" Strukturen in eine Ebene drängt. Wobei es natürlich beim DIK-Bild nur "pseudo"-dreidimensionale Strukturen sind, denn der DIK stellt ja bekanntrmaßen keine räumlichen Strukturen dar, sondern Dichte- bzw. Brechungsindexunterschiede.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Ein Vorbote zum Pillersee-Treffen
Beitrag von: Rawfoto in Juni 24, 2014, 06:53:00 VORMITTAG
Guten Morgen

Da ich gestern den ganzen Tag dienstlich in Innsbruck war kommt meine Rueckmeldung erst heute, einfach ein Dankeschoen an alle!!!

Jede einzelne Hilfestellung, Rueckmeldung, bringt mich weiter ...

Ich muss mir heute die Einzelbilder auf Basis Eurer Rueckmeldungen noch einmal genau anschauen, nur ein Beispiel, der Zellkern. Dank Euch ist mir der jetzt bewusst, ja, ich habe auf ihn gar nicht geachtet. Das kommt davon, dass er mir nicht bwusst war, so wenig Wissen habe ich ueber Algen. Dank Ruperts vierteiligem Werk und den wunderbaren Zeichnungen durfte ich da etwas dazulernen. Bei meiner Bestimmung, besser gesagt meinem Versuch der Bestimmung, hatte ich Netrium auch auf dem Radar und digitus war mein Favorit. Dank Angies webpage und Ruperts Band 4 ...

Ob der DIC Effekt durch das Stacken reduziert wurde, ich glaube ja, aber auch dem muss ich nachgehen und die Einzelbilder analysieren.  Ob ich das heute nebenbei schaffe, ich befuerchte nein, ich muss heute ein internationales SteerCo vorbereiten und abhalten. Dank der modernen Technik geht das auch vom Pillersee - die anderen Teilnehmer kommen ja auch mindest aus 15 unterschiedlichen Laendern ...

Wird ein harter Anblick, ich habe meinen Arbeitsplatz neben dem Wild M3B und dem BHS :-(

Ich freue mich auf weitere Unterstuetzung, liebe Gruesse & nach einmal danke

Gerhard


Ps: http://moor-impressionen.de.tl/Home.htm,
der Link zu Angies Homepage ...
Titel: Re: Ein Vorbote zum Pillersee-Treffen
Beitrag von: steffenclauss in Juni 24, 2014, 10:13:44 VORMITTAG
Hallo Heinrich,

ZitatSteffen Clauss' Kritik kann ich in diesem Punkt nicht recht recht nachvollziehen, widerlegt er sich doch gerade  zB. mit seinem meisterhaften  Stilleben eines Gehäuses von Arcella gibbosa selbst. Ist da wirklich soviel Unterschied zwischen einem toten Gehäuse und einer ruhig liegenden Zieralge???

Ja, da ist wirklich ein ganz wesentlicher Unterschied! Die Arcella-Schale ist zwar auch organisch, enthält aber kein Plasma oder sonst. lebende und sich bewegende Bestandteile. Das Problem beim stacken einer lebenden Alge liegt ja in der Bewegung des Cytoplasmas und der Zellorganellen. Ein Beispiel: Ganz deutlich wird es wenn man z.B. die Grünalge Closterium stackt. An den Enden befinden sich Vakuolen mit kleinen Kristallen, welche auf Grund der brownschen Molekularbewegung immer in Bewegung sind. Bei den zeitlich versetzten Reihenaufnahmen für das stacking, befinden sich die Kristalle auf jeden Einzelbild immer an einen anderen Ort. Beim stacken kommt es dann nicht nur zu verwaschenen Artefakten, die Kristalle werden auch vervielfältigt. Das zeigt aber nicht mehr ein realistisches, natürliches Abbild der Zelle. Werden solche falsch dargestellten Bilder ohne weitere Anmerkung öffentlich zugänglich gemacht, halte ich das für verantwortungslos.

viele Grüße
Steffen