Hallo,
so langsam komplettiert sich meine Ausrüstung und ich kann Bilder aus dem Bereich der Spinnen machen.
Es ist nicht so meins, die Tiere für eine Bestimmung zu töten. Heute habe ich beim Aufräumen und Saugen eine tote Spinne gefunden. Eine Fettspinne Steatoda bipunctata. Eine sichere Bestimmung führt man bei Spinnen im Allgemeinen über einen genitalmorphologischen Vergleich durch. Dazu wird bei Männchen der Pedipalpus, der Kiefertaster herangezogen und bei den Weibchen die äußeren und inneren Genitalien. Das tote Tier war ein Weibchen. Bild 1 zeigt die sog. Vulva, also die inneren Geschlechtsorgane (die sog. Epigyne, quasi die äußeren Geschlechtsorgane kann ich erst zeigen, wenn das Einschlussmittel fest ist ;) ). Bei den Spinnen passen der männliche Embolus am Pedipalpus und die weibliche Epigyne wie Schlüssel und Schloss zusammen und sind in der Regel Artspezifisch.
Unter dem folgenden Link könnt Ihr eine Epigyne sehen:http://wiki.spinnen-forum.de/index.php?title=Steatoda_bipunctata
Und wenn man schon so ein totes zerschnipseltes Tierchen da liegen hat, habe ich auch gleich mal versucht, eine Spinnwarze zu präparieren. Die würde ich gerne unter dem 100er sehen. Leider habe ich noch kein Immersionsöl....
Technik
1) Auflicht Dunkelfeld, Planachromat 12,5 x 0,25, Projektiv 5:1 an Olympus E 510, 18 Bilder
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/161083_38287082.jpg)
2) Durchlicht Hellfeld, Planachromat 40 x 0,65, Projektiv 5:1 an Olympus E 510, 21 Bilder
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/161083_7335903.jpg)
Gestackt wurde mit CombineZP.
Viel Spaß beim Anschauen.
Carsten
Hallo Karsten -
du benutzt unten einen Planachromaten 40 ohne Deckglas?
Fragender Gruß
Rolf
Hallo Rolf,
wie kommst Du darauf, dass dort kein Deckglas ist? Da ist eins. Wäre ja auch sonst nicht so einfach mit dem Immersionsöl ;)
Carsten
Hallo Carsten,
was du zeigst, hatten wir im Forum noch nicht und es ist auch ziemlich speziell, da muss man mal fragen dürfen: Der Pedipalpus ist Teil der Mundwerkzeuge, und das Spinnenmännchen benutzt ihn u.a. als äußeres Geschlechtsorgan. Die Vulva liegt direkt unter der Epigyne und wurde bei hoher oder sehr hoher Vergrößerung herausoperiert. Ist das so richtig? Meinen Glückwunsch zu dieser Leistung bei der Präparation.
Grüße, Peter Herkenrath
Hallo Peter,
danke für den Glückwunsch, ist meine erste ;D. Bisher habe ich alle zerstört....
Im Prinzip hast Du recht. Zumindest bei den Weibchen. Was Du siehst, ist quasi die Gebärmutter und das was man Spermatheken nennt sowie die "Vagina" zum legen der Eier. Die Spinnen können das Sperma bis zur nächsten Häutung aufbewahren und die Eier selber befruchten, wenn es förderlich ist. Warum bis zur nächsten Häutung? Die Epigyne ist voll chitinisiert (sonnst hätte man wohl auch große Probleme mit der Präparierung, die kann man in starker Natronlauge kochen und dann immer noch mit der Pinzette anfassen. Jedenfalls bei großen Tieren, bei kleinen wirds schwierig mit einer geeigneten Pinzette. Ich verwende da - ein Tipp irgendwo aus den Tiefen des Spinnenforums - selber gezogene Glasstäbe/-Fäden, die kann man beliebig dünn machen, sind dann aber extrem elastisch...) und wird daher mit gehäutet. Die sind quasi nach jeder Häutung wieder Jungfrau :D.
Bei den Männlein ist das komplexer. Der Pedipalpus ist tatsächlich nur der Kiefertaster und hat eigentlich nichts mit Sex zu tuen. Der Embulus hängt daran und ist eine Art Spritze. Hat aber auch keine Verbindung zu den eigentlichen Sexualorganen. Ganz allgemein gilt für viele Spinnen folgendes: Die Männlein geben das Sperma aus den entsprechenden Öffnungen des Hinterleibes auf ein kleines eigens zu diesem Zweck gesponnenes Netz ab, drehen sich um, und saugen das Sperma mit der Embulus-Spritze auf. Dann erst suchen sie das Weibchen. Dieser Embulus passt dann wie ein Schlüssel in die Epigynenöffnung. Ja, die Spinnen haben es gut, die Weiblein haben zwei Epigynenöffnungen und die Männlein zwei Taster. Im allgemeinen werden die nacheinander eingesetzt, aber Ihr dürft hier alle Phantasie walten lassen: ja, kommt alles vor ;D
Das gilt so oder so ähnlich für die Mehrheit der Spinnen, aber lange nicht für alle (es gibt z. B. auch Spinnen ohne Epigyne, die ist evolutionshistorisch recht neu).
Ich stelle gerne mehr ein, wenn es mir gelingt, ich Immersionsöl gekauft habe und ich endlich auch messen kann. Über reale Größen kann ich leider noch nichts sagen.
Carsten
Hallo nochmal,
ich korrigiere/ergänze mich:
"Die Vulva liegt direkt unter der Epigyne und wurde bei hoher oder sehr hoher Vergrößerung herausoperiert."
Nein, ein Bino, etwa 40 x reicht. Man darf halt nicht zittern und stellt fest, das alle Werkzeuge aus den sog. "Präparierbestecken" irgendwie ungeeignet sind :'(.
Entgegen den Infos, die ich zur Präparation aus dem Spinnenforum erhalten habe, habe ich das Tier in Isopropanol 5 min. gekocht. Dann (Eiweisgerinnung) kann man schneiden (Skalpelle sind sch... ich habe aus einer Tripple-Super-Irgendwas-Rasierklinge eine Schneidelammelle rausoperiert, die kann man mit einer Pinzette halten und schneiden. Und die schneidet, meine Skalpelle nicht...). Die interessanten Teile werden dann in 10% NaOH 3 min gekocht. Das entfernt alle Proteine. Dann muss man sehr gut waschen oder mit Essigsäure neutralisieren, da Natronlauge zumindest in meinem Einschlussmittel (synt. Kanadabalsam) weiße Spuren hinterläßt.
Da hier eine Frage nach dem Deckglas kam: ich gehe hier vor, wie in der Anleitung für Kieselalgen empfohlen.
Ich sortiere die fertigen Stücke auf einem runden Deckglas in Wasser mit etwas Gummi-Arabikum-Lösung. Das Handling läßt sich etwas vereinfachen, wenn man das Deckglas auf eine M10 Mutter legt. Dann kann man mit einer Pinzette darunter greifen, schieben, ziehen. Dann lasse ich eintrocknen. Dabei klebt das Präparat am Deckglas fest. Dann kommt etwas Toluol drauf, um alle Luft aus den Hohlräumen zu entfernen. Dann ein geeigneter Tropfen Einschlussmittel. Bei dickeren Präparten in Dreicksform drei Glassplitter (aus zerbrochenen Deckgläschen, bei sehr dicken Präparaten auch zwei übereinander) an den Rand des Deckglases. Mit Einschlussmittel GEIGNET auffüllen. Objekträger von oben aufsetzen. Bei Kontakt mit dem Einschlussmittel den Objektträger sofort umdrehen.
So habe ich es verbrochen (Kurzform ohne zu lernede Fehler ;D).
Carsten
Hallo Carsten -
du musst das meiner Unkenntnis zu Gute halten - gibt es bei CZJ tatsächlich ein Plan 40/0,65 mit Immersion? Die Apertur kommt mir dafür etwas bescheiden vor.
Viele Grüße
Rolf
P.S. Wir haben zum Operieren von Schmetterlingspuppen immer Rasierklingensplitter mit Siegellack in ein Glasrohr eingeklebt.
@Rolf
Wir reden (oder schreiben) hier aneinander vorbei. Du hast recht, es gibt kein "40 für Öl", habe ich auch nicht geschrieben oder gewollt.
Die Spinnseide muss ja irgendwie aus den Spinndrüsen austreten. Da müssen also Löcher in der Spinnwarze sein. Ich kann aber keine sehen. Daher vermute ich, die Auflösung meines 40ers reicht dafür nicht aus. Also muss das 100er her. Das habe ich. Aber noch kein ÖL. Und mein Trüffelöl möchte ich nicht dafür nehmen (was aber vermutlich gehen würde). Diese Versuche mache ich erst mit echtem Immersionsöl. Ich habe da keine Eile.
Gute Nacht
Carsten
Lieber Carsten,
Deine Erfahrung mit klassischen Präparierbestecken kann ich bestätigen: meistens taugen insbesondere die Skalpelle und auch die Sonden nicht viel.
Eine Alternative zu den üblichen Sonden findest Du beim Zahnarzt-Besteck - dort fragen oder auf Flohmärkten schauen. In Bonn und Umgebung sind immer ein oder zwei Stände, wo man sich eindecken kann: bester Stahl, liegt gut in der Hand und kann nachgeschliffen werden.
Es gibt auch Sondenhalter mit einem Spannfutter für Wechselspitzen (Dorn, Lanzette etc.) - so eine brauchst Du für das "Mikroskalpell":
Besorge Dir in der Apotheke einige der feinsten Einwegkanülen, die Du bekommen kannst. Deren Spitzen sind scharf angeschliffen und wunderbar klein. Nur ist da ja am anderen Ende der Kunststoff-Adapter dran und die Dinger sind maximal 2,5 cm lang ...
Nimm einen guten Seitenschneider und (!) halte das spitze Ende der Kanüle fest (!), dann knipse den Adapter einfach ab. Der fliegt dann erst mal in hohem Bogen davon oder in ein bereitgelegtes Tuch ... egal, Du brauchst ja das andere Ende.
Das kannst Du nun einfach in den Sondenhalter einklemmen und fertig ist das Mikroskalpell. :)
Eigentlich bin ich eher in der Botanik unterwegs (ich töte auch nur ungern Tiere für mein Hobby), aber mit der Konstruktion habe ich mich vor einiger Zeit an die Bestimmung von Blattflöhen (http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=1568) gemacht.
Herzliche Grüße
Jörg