Hallo zusammen!
Wasserimmergierte Pilzsporen sammeln sich bei dicker Wasserschicht an den Oberflächen von Objektträger und Deckglas. Warum erscheinen die, welche sich am Deckglas anlagern schärfer und kontrastreicher als die, die sich am Objektträger sammeln? Wenn soviel Wasser verdunstet ist daß sie zwischen OT und DG ´eingeklemmt´ werden, sind alle scharf und kontrastreich. Ich habe eben Sporen vom Mairitterling unterm Mikro und da ist der Effekt sehr auffällig.
Gruß - EFH
Hallo Eckhard,
könnte es an der zu hohen Schichtdicke liegen. Bei hochaperturigen Objektiven ist die ja sehr kritisch. Wenn das Objektiv für 0,17mm Deckglasdicke gerechnet ist, muss man ja das Wasser noch mit dazu rechnen. Da ist man dann schnell über 0,20mm und bei den starken Immersionsobjektiven macht sich das zumindest sehr bemerkbar bis hin zu dem Effekt, dass man nicht mehr dicht genug an das Objekt heran kommt. Aber ich dachte dieser Zusammenhang sollte hinlänglich bekannt sein, oder hast Du noch andere Randparameter/Objektive, bei denen der Effekt zum Tragen kommt?
Beste Grüße
Gerd
ZitatAber ich dachte dieser Zusammenhang sollte hinlänglich bekannt sein
Hallo Gerd,
natürlich ist mir dieser Zusammenhang bekannt. Aber ich dachte, der spielt bei Immersion nicht dieselbe Rolle wie bei Trockenobjektiven. Was mich auch noch verwundert ist, daß das Innere hyaliner Sporen bei geringfügiger Umfokussierung in dunkelgrau umschlägt und zwar erst dann, wenn sie zwischen OT und DG fixiert sind.
Gruß - EFH
Zitat von: Eckhard F. H. Nowack in Mai 07, 2015, 22:54:57 NACHMITTAGS
Aber ich dachte, der spielt bei Immersion nicht dieselbe Rolle wie bei Trockenobjektiven.
Dass stimmt schon, aber der Effekt ist stark von der Apertur abhaengig. Objektive mit mittlerer Apertur (z.B. 40/0.85 Oel) kommen auch gut mit dicken Schichten zurecht (verglichen mit einem Trockenobjektiv gleicher Apertur).
Sie beobachten die Sporen aber sicher mit einem hochaperturigen Objektiv, z.B. einem 100/1.3 Oel? Das Oel gleicht die Probleme mit Schwankungen der
Deckglasdicke (bis etwa N.A. 1.3) ganz gut aus. Der Effekt der hohen
Schichtdicke des Objektes in Wasser ist aber wieder spuerbar ("refractive index mismatch").
Mit einem Objektiv 100/1.3 ist die Verschlechterung der Bildqualitaet schon bei einer Schichtdicke von 20 um deutlich: https://www.microscopyu.com/articles/optics/images/objectives/waterimmersionfigure6.jpg
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Der Farbumschlag in dunkelgrau koennte auf Dispersion zurueckgehen??
Beste Gruesse, Jon
ZitatSie beobachten die Sporen aber sicher mit einem hochaperturigen Objektiv, z.B. einem 100/1.3 Oel?
Hallo Jon,
das ist richtig. Es ist das Planapo HI 100x/1,35 aus Jena. Vielen Dank für Ihren Beitrag.
Gruß - EFH
Moin,
kommt noch etwas anderes hinzu: dieses Objektiv heißt ganz richtig "HI" 100fach. Das heißt, es sich sollte sich zwischen Objektiv-Frontlinse und Präparat das gleiche Medium mit dem Brechungsindex des Glases, also eine homogene Immersion befinden. Das ist hier aber nicht der Fall, im Gegenteil sind es drei verschieden Medien:Öl-Glas-Wasser, wobei man genaugenommen selbst das Glas auskorrigieren müsste - was man bei den ganz hochaperturigen neuen 100ern mit Aperturen um 1,46 - 1,49 nicht nur macht, sondern auch sehr gut sehen kann, wenn da was nicht stimmt. Die zunehmende "Wassertiefe" tut dann ein Übriges.
Im vorliegenden Fall würde ich daher nach meiner Erfahrung mit wässrigen Präparaten im Hochauflösungsbereich einem 100x/1,25 Wasser korr. den unbedingten Vorzug geben. Allerdings muss man so ein Ding auch haben und da liegt häufig das Problem. Grundsätzlich halte ich aber eine Ölimmersion, möglichst ein 63x/1,4 Öl in Verbindung mit u.U. lebenden - und damit dickschichtigen - Planktonpräparaten für "suboptimal".
Freundliche Grüße
Wolfgang
Zitat von: l'œil armé in Mai 08, 2015, 15:08:41 NACHMITTAGS
im Gegenteil sind es drei verschieden Medien:Öl-Glas-Wasser
Ja, genau daraus resultieren die Schwierigkeiten. Ein Planapo Oel mit NA 1,35 reagiert schon sehr empfindlich auf die Schichtdicke und auch bereits auf die Deckglasstaerke ...
Allerdings sind die Objekte hier, Pilzsporen, noch relativ leicht fuer optimale Schichtdicke zu praeparieren. Die Vorzuege des Planapo 100x/1,35 kann Eckhard also voll ausnutzen.
Beste Gruesse, Jon
Hall Wolfgang, hallo Jon!
Vielen Dank für Eure Erörterung. Die Sache ist geklärt. Ich hatte den negativen Einfluß dicker Wasserschichten zwischen OT und DG unterschätzt. Wohl auch deshalb, weil die Abkürzung HI meines Wissens nicht mehr verwandt wird.
Danke nochmal, Gruß und schönes Wochenende.
Eckhard Franz Heinrich
P.S.: Übrigens verbleiben alle Sporen auch dann strikt in ihrer jeweiligen Ebene, wenn nach dem Austrocknen wieder gewässert gewässert wird. Bei bekanntem Sporendurchmesser kann also die Dicke der Wasserschicht ermittelt werden.