Liebe Tümpler(innen),
diesen Ciliaten fand ich im Randgraben eines Hochmoors:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/171169_43994237.jpg) (http://s785.photobucket.com/user/Monsti55/media/Mikroskopie-Fotos/Moore%20im%20Bezirk%20Kitzbuehel/paramecium.mm4_zpsd1f6wvla.jpg.html)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/171169_33583636.jpg) (http://s785.photobucket.com/user/Monsti55/media/Mikroskopie-Fotos/Moore%20im%20Bezirk%20Kitzbuehel/paramecium.mm3b_zpsbwwnn9in.jpg.html)
Ich fand etliche dieser Tiere, und zwar in einem recht nährstoffarmen und keinesfalls verschmutzten Milieu. Die Länge beträgt meist 70-75 µm. Sowohl im Wassertropfen als auch bei Foissner kommt eigentlich nur Paramecium putrinum in Frage. Oder bin ich da auf dem Holzweg?
Hilfe erbeten!!!
Schon mal danke sagend grüßt
Angie
Hat dazu niemand eine Idee? ???
Hallo Angie,
wäre Paramecium trichium, KAHL S.292 evtl. passend?.
Herzliche Grüße
Heinrich
Hallo Angie,
hast Du zufällig den Patterson &Hadley, "Free Living Freshwater Protozoa"?. P. putrinum und P. trichium sind dort beschrieben. Ich kann Dir die Seite (p. 154 ) scannen, wenn Du willst. Wegen der Größe könnte es sich um P. trichium handeln.
Gruß
Klaus
Hallo Heinrich und Klaus,
habt Dank für Eure Antworten!
Den Kahl habe ich zwar, aber der ist ja schon ziemlich alt. Patterson & Hadley habe ich nicht. Im Internet fand ich mehrfach den Hinweis, dass Paramecium putrium und P. trichium Synonyme seien. Das verunsichert mich total. Lieber Klaus, könntest Du mir die Seite scannen? Das würde mich riesig freuen.
Herzliche Grüße
Angie
Zitat von: Monsti in Mai 11, 2015, 20:21:36 NACHMITTAGS
Im Internet fand ich mehrfach den Hinweis, dass Paramecium putrium und P. trichium Synonyme seien. Das verunsichert mich total. Lieber Klaus, könntest Du mir die Seite scannen? Das würde mich riesig freuen.
Herzliche Grüße
Angie
Hallo Angie
das hat Klaus wohl überlesen, denn genau das steht da:
" Paramecium putrinum. The smallest species in the genus. This species is also called P. trichium..."
Ich würd es dabei belassen. ;)
viele Mikrogrüße
Bernhard
Stimmt Bernhard. Ich habe Angie inzwischen einen scan geschickt.
Gruß
Klaus
Na, das nenne ich doch mal gelungene Gemeinschaftsarbeit! Vielen Dank Euch 3!
Herzliche Grüße
Angie
Hallo an alle,
Ciliaten sind nicht mein Gebiet, aber ich frage mich, wie man zu einer guten Bestimmung kommen kann.
Streble/Krauter ist ein Natuerfuehrer ohne Bestimmungsschlussel;
Foissner und Patterson & Hadley sind zwar ausfuehrlicher, aber sie geben jeweils nur einen Bruchteil der moeglichen Arten an.
Wenn man eine sichere Bestimmung bis zur Art vornehmen will muesste man idealerweise ein Bestimmungswerk haben, das alle Arten umfasst (oder zumindest explizit bestimmte Artengruppen als nicht aufgeschluesselt nennt). Da kommen doch eigentlich nur Kahl (bis zur Art) oder Curds (bis zur Gattung) in Frage.
Ansonsten waere die Bestimmung immer unsicher, es sei denn, die Art verfuegt ueber ein Sondermerkmal oder eine oekologische Besonderheit, die alle anderen Arten ausschliesst.
Auf den Photos sind die von Patterson & Hadley aufgefuehrten Sondermerkmale von Paramecium putrium (an der kontraktilen Vakuole) gar nicht sichtbar.
Was nun?
Jon
Hallo Jon,
ein "Sondermerkmal" dürfte die Größe sein --> Paramecium putrinum. The smallest species in the genus.
Und ja, Bestimmungen sind oft nicht 100%ig sicher, zumal es genug Spezies gibt, die noch nie beschrieben wurden.
Herzliche Grüße
Angie
Hallo Jon,
in den wenigsten Fällen bin ich mir bei der Bestimmung bis zur Art sicher. Trotzdem versuche ich es so gut wie möglich mit dem Wissen, dass es auch falsch sein kann. Wenn ich glaube, eine Art bestimmt zu haben, ändert sich häufig bei weiterem Betrachten auch der Blick und neue Einzelheiten, auf die ich sonst nicht geachtet hätte, werden erkannt - oder auch nicht. Das führt dann vielleicht zur Korrektur. Insbesondere beim Fotografieren hilft es zu wissen, wonach gesucht werden muss. Ich habe schon häufig "Erstfunde" fotografiert und versucht zu bestimmen und dabei einfach typische Merkmale nicht gesehen und auch nicht eindeutig fotografiert. Wenn dann ein Forumskollege (in) sagt aber das ist doch "...." fällt es einem manchmal wie Schuppen von den Augen. Oft gibt es aber bei Ciliaten Fälle, bei denen man nicht recht weiter kommt.
Aber vielleicht geht es nur mir so.
Gruß
Klaus
Hallo Klaus,
ZitatAber vielleicht geht es nur mir so.
Mir geht es genauso. Nicht ohne Grund heißt es: "Die Wiederholung ist die Mutter des Lernens." Hat man bestimmte Organismen oft genug gesehen, springen einem die entscheidenden Merkmale direkt ins Auge. Beim obigen Ciliaten war ich mir zumindest bezüglich der Gattung sicher. Hat man sich schließlich für eine Art entschieden, ist sich aber nicht absolut sicher, besteht immer noch die Möglichkeit, sie mit einem "cf." zu versehen, womit angezeigt wird, dass zur sicheren Bestimmung weitere Beobachtungen erforderlich sind.
Herzliche Grüße
Angie
Hallo, Jon & Klaus.
Ihr reißt jetzt hier ein heikles Thema an: die persönliche, subjektive Wahrnehmung. Anscheinend sieht jeder, der eine Art zu bestimmen versucht, das entsprechende Individuum anders. So sieht z. B. im STREBLE/KRAUTER die Peridinee Peridinium willei HUITFELD-KAAS anders aus als bei POPOVSKÝ & PFIESTER. Es gäbe da noch mehr zu nennen. Manche Autoren von Bestimmungswerken versuchen dies zu berücksichtigen, indem sie für jeweils eine Art die Abbildungen verschiedener Autoren nebeneinander stellen.
Ein weiterer Faktor ist "die Macht der Gewohnheit". Nach dem Motto "Kenne ich" wird eine Bestimmung schnell abgehandelt. Nur ist leider die Erfahrung trügerisch. Beispiel sei Synura uvella EHRBG. Diese Art kann ohne Betrachtung der Schuppen sehr leicht mit Synura petersenii KORSHIKOV verwechselt werden, es sei denn man achtet auch auf die Größe der "Kugeln" (S. uvella 100 - 400 µ im Durchmesser, S. petersenii 45 - 57 µ) und ggf. auf Biotopbedingungen. Laut POPOVSKÝ & PFIESTER ist S. petersenii häufiger als S. uvella. Dennoch zeigen Naturführer wie STREBLE/KRAUTER oder auch NYGAARD nur S. uvella.
Mein Fazit beim Bestimmen:
1. Artbestimmung ist meist eine "Wahrscheinlichkeitsrechnung"
2. Die Erkenntnis von heute kann der Irrtum von morgen sein.
Schönen Gruß aus dem Hintertaunus
Holger
Hallo an alle,
Ich wuerde nicht einmal sagen, dass die persoenliche Wahrnehmung das Problem ist. Schliesslich dienen die Abbildungen nur der Illustration der Beschreibung im Text. Der Autor des Schluessels sollte eine Definition der Markmale liefern (Paramecium putrinum: CV with long convoluted outlet canal (pore), single Mi of "compact c" type, swimming rotation to the left (anticlockwise), cell size less that 110 μm). Ein Tier, das diese Definition erfuellt ist dann auch, nach Meinung des Autors, P. putrinum.
Das Problem ist die Verwendung eines Schluessel/ein Naturfuehrer, der nur 1/2 der Arten enthaelt. Damit ist ggf. keine sichere Bestimmung moeglich. Egal wie gut man persoenlich mit dem Schluessel zurecht kommt. Ein oekologisches Gutachten z.B., das auf unvollstaendige Bestimmung aufbaut, ist wenig verlaesslich. Entomologen wuerden mit so etwas nicht durchkommen (manche Protisten sind natuerlich ein schwierigeres Gebiet (Merkmalsarmut)).
Es muss also ein Schluessel her, der alle in Frage kommenden Arten umfasst. Auch dann
1) am Einzeltier ohnehin schierig; Kultur waere optimal
2) Paramecium ist sehr gut erforscht; viele bekannte Arten sind morphologisch nicht zu unterschieden; man kann sich aber auf die bekannten Morphospezies beschraenken
Kurze Googlesuche nach "paramecium key to species"
http://protistology.ifmo.ru/num6_4/fokin_227-235.pdf
Fokin (2010) Paramecium genus: biodiversity, some morphological features and the key to the main morphospecies discrimination. Protistology 6: 227–235
Schluessel zu den "wichtigsten" Morphospezies - zumindest ein Anfang.
Interessant schon hier: P. polycaryum ist kleiner als P. putrinum; die beiden lassen sich anhand der Zahl der CV unterscheiden (2 vs. 1).
Beste Gruesse, Jon
Hallo Paramecienfans,
die Bestimmung mit unvollständigen "Bilderbüchern" birgt ein hohes Risiko der Fehlbestimmung, weshalb es mir wichtig war, den "KAHL" zu erwerben, um zumindest ein anerkanntes( wenn auch manchmal veraltetes) Referenzwerk für Wimperntiere zu haben, auf dass auch heute noch Bezug genommen wird.
@Angie:
Du hast doch Phasenkontrast. Damit hätte man die Kerne (sind bei Ciliaten ja ein wichtiges Merkmal!) und andere Details besser identifizieren können. Fotos, auf denen mehrere Individuen der Art zu sehen sind, wären ebenfalls hilfreich gewesen
Herzliche Mikrogrüße
Heinrich
Lieber Heinrich,
in diesem Fall halte ich die Bestimmung Paramecium putrinum/trichium für gesichert, denn nach Kahl und Foissner passt alles, inkl. des großen, länglichen Makronucleus. Damit war ich von Anfang an auf der richtigen Fährte, nur die Beschreibung von P. putrinum als Vertreter stark belasteter Gewässer im Wassertropfen hatte mich irritiert. Allerdings steht dort auch beim Vorkommen von P. bursaria: "stehende, nährstoffreiche Gewässer", was keinesfalls zutrifft, denn ich finde diese Art in fast allen Übergangs- und Hochmooren. Diese sind i.d.R. oligotroph, d.h. nährstoffarm.
Herzliche Grüße
Angie
Hallo Angie,
ich habe den thread zu Paramecium trichium erst jetzt entdeckt. Ich muss Dir sagen, dass Deine Untersuchungen (Fotos) nicht ausreichend sind, um sicher bis zur Art zu kommen. Es ist wahrscheinlich Paramecium trichium, was ich aus Form und Größe schließe, aber man sieht weder KV's noch Ma, Mi oder die CC. Das macht die Sache schwierig. Ich habe vor einigen Jahren im Forum über P. trichium berichtet und meinen Beitrag von damals gerade restauriert (die Bilder mussten neu verlinkt werden):
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5066.0
Schau Dir die entscheidenden Merkmale an. Es sind nicht so viele. Ich vermute, dass Du kein 100 X besitzt, aber diese Merkmale hättest Du auch mit dem 40X rausarbeiten können! Das ist nicht als Kritik, sondern als Motivation gedacht. Glaub nicht, bei mir wäre es anders gewesen!
Martin
Hallo Martin,
nun ja, im Vergleich zu Deinen Fotos sind meine in der Tat "suboptimal". ;) Allerdings hatte ich die Viecher beim Mikroskopieren länger beobachtet und konnte dabei sowohl den lang-ovalen MA wie auch die KV gut erkennen. Sie entsprachen genau den Zeichnungen bei Foissner. Ich war mir eigentlich nur wegen der Bezeichnung unsicher. Gibt es denn in Mitteleuropa so viele Alternativen?
Doch, ich habe ein 100x, ich erkenne damit aber wegen meiner Makuladegeneration so gut wie nichts mehr. Ich könnte dann nur direkt am Bildschirm arbeiten. Schon bei 40 x wird es schwierig. Das ist der Grund, warum ich damit nur ungern arbeite. Die Fotos sind mit meinem 25x Planapo entstanden.
Herzliche Grüße
Angie
Hallo Angie,
ich verstehe! Wenn man natürlich eigene gründliche Untersuchungen durchführt und die entscheidenden Merkmale erkennt, ist das vollkommen OK und wünschenswert. Aber wenn man dann Fotos ins Forum stellt und um Bestimmungshilfe bittet, sollte das Forum das gleiche zu sehen bekommen, wie Du es live gesehen hast. Ich weiß, dass ist nicht immer möglich. Auch mir gelingt es nicht immer, die entscheidenden Merkmale festzuhalten. Aber man sollte es versuchen. Noch etwas Manöverkritik. Mir scheint es, dass Deine Aperturblende bei der Aufnahme der beiden P. putrinum Fotos etwas zu weit zu war. Zuviel Kontrast, zu wenig Auflösung. Weiter ist mehr!
Martin
Hallo Martin,
das liegt wohl eher an der miserablen Bildbearbeitung, denn die Aperturblende ist bei mir fast immer ziemlich weit offen. Auf den Originalfotos war allerdings noch weniger zu erkennen. :(
Und natürlich bin ich noch ziemlich weit von meinem Ziel entfernt, bewegliche Organismen so präsentieren zu können, dass sie alle relevanten Merkmale zeigen. Gute Fotos sind dabei immer noch Glücksache. Für Manöverkritik bzw. Tipps bin ich deshalb immer dankbar. Bei sowas Bravem wie z.B. den Desmidiaceen funktioniert das Fotografieren mittlerweile aber schon recht gut.
Herzliche Grüße
Angie