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Bibliothek => Mikro-Know-How => Technik => Thema gestartet von: Sascha D. F. in November 17, 2015, 14:34:27 NACHMITTAGS

Titel: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: Sascha D. F. in November 17, 2015, 14:34:27 NACHMITTAGS
Hallo Ihr Lieben,

ich möchte mir Polarisationsfilter aus einer entsprechenden Folie selber anfertigen.
Hat jemand eine Idee wie man die Ausrichtung ermitteln kann?
Zum Beispiel bei DIC-Aufnahmen soll ja der eine Filter in Nord-Süd Richtung orientiert werden.
Ich geh mal davon aus dass es bedeutet die Schwingungsrichtung von vorne nach hinten wenn man vor dem Mikroskop sitzt.
Mein TV als auch mein Flachbildschirm sind keine all zu große Hilfe, da sind die Polfolien unterschiedlich ausgerichtet. Es scheint da kein gängiges System zu geben.
Als ich hoffe es hat noch jemand eine zündende Idee.
LG
Sascha

Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: knipser009 in November 17, 2015, 16:45:18 NACHMITTAGS
hallo Sascha

Lege zwei Polarisationsfilter übereinander und drehe einen, bis sich die maximale Auslöschung ergibt.  Einer der Filter liegt jetzt N-S, der andere W-O.  Diese Vorgehensweise ist durch probieren auf das Mikrokop zu übertragen.
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: Sascha D. F. in November 17, 2015, 17:26:28 NACHMITTAGS
Hallo Wolfgang,

das hab ich schon hinbekommen..
Dennoch weiß ich ja nicht welcher der beiden Filter nun Nord-Süd und welcher Ost-West ausgerichtet ist.
Mit der Technik weiß ich nur, wie die beiden Filter gegeneinander ausgerichtet sind.
Ich brauch was um erstmal ne grundlegende Kalibrierung der Ausrichtung hin zu bekommen, also mit einem einzigen Filter.
Wie kann man da die Ausrichtung testen.
LG
Sascha
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: knipser009 in November 17, 2015, 18:02:43 NACHMITTAGS
hallo Sascha

wir können es drehen wie wir wollen ;D - Du brauchst einen Referenzfilter. Bei manchen linearen Polfilter ( Fotografie der analogen Zeit ) gibt es am Rande eine entsprechende Angabe 0 - 360° . Eine andere Möglichkeit ist mir nicht bekannt - ob es überhaupt eine einfache gibt, glaube ich auch nicht.
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: olaf.med in November 17, 2015, 18:54:49 NACHMITTAGS
ZitatLege zwei Polarisationsfilter übereinander und drehe einen, bis sich die maximale Auslöschung ergibt.  Einer der Filter liegt jetzt N-S, der andere W-O.

Nee, nee, Wolfgang, das reicht nicht. Nach diesem Verfahren weißt Du lediglich, dass die beiden Folien gekreuzt sind, aber nicht wie die Schwingungsrichtungen orientiert sind. Da hilft aber ein Streifen Tesafilm weiter. Einfach auf einen OT kleben und zwischen den gekreuzten Pol-Folien drehen, bis er auch dunkel ist. Nun liegt eine der Schwingungsrichtungen der Folien parallel zur Kante des Tesa-Streifens und eine senkrecht dazu. Diese Richtungen kann man nun mit zwei Folienschreiber-Punkten am Rand der oberen Foile markieren. Dann betrachtet man unter ca. 50° das Spiegelbild eines Objekts in einer Fensterscheibe und dreht die Polfolie mit der Markierung vor dem Auge. Man beobachtet einen starken Intensitätswechsel des Spiegelbilds. Wenn dieses schwach ist ist die Schwingungsrichtung der Folie horizontal (Ost-West) orientiert. Alles klar?

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: knipser009 in November 17, 2015, 20:38:56 NACHMITTAGS
hallo Olaf

Alles klar!
Kein Wunder, dass ich diese Möglickeit nicht kenne, wir haben kein Tesa zu Hause ;D ;D ;D

Spass beseite :

Mich interessiert der physikalische Hintergrund für den Einsatz des TESA-Filmstreifens.
Ich weis, wie solche Folien hergestellt werden. Stichwort: Recken der Folie in Längsrichtung während des Kalandrierens. Bei diesem Recken werden die Makromoleküle grob/begrenzt parallel ausgerichtet und die TESA-Folie müßte dann so etwas wie ein qualitativ schlechter Polfilter angesehen werden, dessen Makromoleküle in Wickelrichtung orientiert sind ?
Richtig ?
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: Johannes Kropiunig in November 17, 2015, 21:52:24 NACHMITTAGS
Hallo Sascha,

mit der Monitor-Methode kennst du zwar nicht die N-S, oder O-W, aber die Polfilter in den Monitoren wird sicherlich nicht diagonal ausgerichtet sein. Hältst du die Polfilter nun vor dem Monitor und machst auf beiden Polfiltern auf 0° bei Auslöschung eine Markierung, bleiben nur noch 2 Möglichkeiten wie du sie für dein DIK im Mikroskop platzieren musst. Die mit dem besseren DIK Bild ist dann die Richtige. ;)

Viele Grüße,
Johannes
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: ImperatorRex in November 17, 2015, 22:41:18 NACHMITTAGS
Hallo,
ich habe bei meinen Zeiss Präparaten ein "Pol-Präparat" gefunden. Ich vermute mal, dass dieses zur Ausrichtung der Polfilter herangezogen werden kann.

viele Grüße
Jochen
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: reblaus in November 17, 2015, 23:21:15 NACHMITTAGS
Hallo -

bei meinen Monitoren sind die Polfilter alle diagonal und ich benutze das zum Justieren von Polfiltern  - aber es gibt leider auch die NS-OW-Richtung!

Gruß

Rolf
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: Rama61 in November 18, 2015, 08:50:38 VORMITTAG
Hallo liebe Polfreunde,

ich werfe mal das Stichwort "Haidingerbüschel" in die Runde. Bitte den Begriff googeln, habe gerade keine Zeit ausführlicher zu schreiben.

Herzliche Grüße

Rainer
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: Klaus Herrmann in November 18, 2015, 09:13:18 VORMITTAG
Unglaubilch Rainer,

als ich den Wikibeitrag gelesen habe, dachte ich zuerst an einen Dauer-Aprilscherz. Aber es funktioniert tatsächlich - sogar hier am Monitor.
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: olaf.med in November 18, 2015, 09:13:18 VORMITTAG
Lieber Rainer,

die Geschichte mit den Haidingerschen Büscheln ist zwar gut, aber für den untrainierten Menschen kaum hilfreich. Ich kann mich erinnern dass ich als Schüler mit einer Pol-Foile in der Tasche rumgelaufen bin und tagelang versucht habe, die berühmten Effekte zu sehen, bis es mir endlich gelang - dann aber ist's wie mit dem Fahrrad-fahren. Einmal gelernt geht's immer.

Lieber Wolfgang,

Du hast schon recht: die Reckung und die damit verbundene Orientierung der Makromoleküle parallel zur Reckrichtung (und damit parallel zur Kante) ist der Grund für die Anisotropie. Färbt man nun die Folie noch mit einem pleochroitischen Farbmolekül an, das sich orientiert an die gerichteten Makromoleküle anlagert, hat man eine Pol-Folie. Genau so werden die in gigantischen Mengen heute industriell gefertigt.

Lieber Jochen,

ja, Dein Präparat von Zeiss beiinhaltet ein oder mehrere doppelbrechende Objekt, deren Kanten mit den Schwingungsrichtungen übereinstimmen. Es dient zur Ausrichtung der Polarisatoren an Stereomikroskopen parallel zu den Fäden des Fadenkreuzes.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: olaf.med in November 18, 2015, 09:15:53 VORMITTAG
Hallo Klaus (mit dem auf die Sekunde zeitgleichen Beitrag):

Glückwunsch, Du gehörst zu den Auserwählten, die das gleich sehen!
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: Klaus Herrmann in November 18, 2015, 09:18:28 VORMITTAG
ZitatGlückwunsch, Du gehörst zu den Auserwählten, die das gleich sehen!

Der Vorteil für mich ist dabei, dass man die Ohren nicht dafür braucht lieber Olaf! ;)
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: Rama61 in November 18, 2015, 18:22:02 NACHMITTAGS
Lieber Klaus,

ich freue mich, dass ich Dir etwas Neues zeigen konnte. Leider wird Dein Flachbildschirm nie wieder ein rein weißes Bild zeigen können, da Du die Farberscheinung jetzt immer registrieren wirst!


Lieber Olaf,

war ja klar, dass Du den Effekt schon ewig kennst, ich bin erst vor ca. 2 Jahren beim Stöbern im Netz darauf gestoßen. Ich freue mich jedes mal riesig, wenn ich ihn irgendwo entdecke bzw. anwenden kann.

Wie Du schon geschrieben hast: Übung macht den Meister!

Herzliche Grüße

Rainer
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: ortholux in November 30, 2015, 16:07:54 NACHMITTAGS
Lieber Sascha,

neben Tesa gibt es noch andere Hausmittel. Vielleicht nicht soooo genau, aber es funktioniert.

Such Dir eine nichtmetallische Oberfläche. Die hast Du z.B.  in Form eines Fußbodens (natürlich kein Teppichboden) vor Dir leigen. Jetzt stellst Du Dich auf die dem Fenster gegenüberliegende Seite und schaust durch die Folie auf die Reflexe am Boden. Das reflektierte Licht schwingt in der Ebene des Bodens. Somit brauchst Du nur die Folie bis zur Auslöschung der Reflexe drehen und kannst damit die Orientierung bestimmen.

Viel Erfolg
Wolfgang
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: Dypsis in November 30, 2015, 16:48:25 NACHMITTAGS
Hallo Wolfgang,

kannst Du das mit dem Fußboden bitte noch etwas genauer erklären? Wo finde ich den? Was mache ich, wenn ich keinen habe oder ihn nicht eindeutig von der Decke unterscheiden kann?
Woran erkenne ich, dass er nicht doch metallisch ist??? Oder kannst Du mir vielleicht etwas von Deinem Fußboden schicken (leihweise natürlich)?

Herzliche Grüße
Thomas
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: Lupus in November 30, 2015, 19:10:11 NACHMITTAGS
Hallo,
Zitatneben Tesa gibt es noch andere Hausmittel. ...... Such Dir eine nichtmetallische Oberfläche. Die hast Du z.B.  in Form eines Fußbodens (natürlich kein Teppichboden) vor Dir leigen.
;D ;D ;D
Da gibt es für Mikroskopiker näher liegendes. Man nehme einfach eine Glasplatte, vorzugsweise einen Objektträger. Wenn man den flach gegen eine Lichtquelle hält und deren Reflexion auf der Glasplatte betrachtet, dann ist das Licht senkrecht zur Ebene Lichtquelle-Glasfläche-Auge polarisiert. Dann kann man einfach den Polfilter dazwischen halten und die Richtung der Auslöschung beobachten. Vollständige Porlarisation durch die Glasfläche tritt auf, wenn der Lichtstrahl unter dem sog. Polarisationswinkel = artan(Brechungsindex) auf die Fläche einfällt. Nennt man auch Brewstersches Gesetz.  ;) Früher hat man damit (teilweise mit Plattenstapeln) Polarisatoren und Analysatoren gebaut.

Hubert
Titel: Re: Ausrichtung Polarisationsfolie
Beitrag von: Sascha D. F. in November 30, 2015, 19:28:33 NACHMITTAGS
Hallo Ihr Optik-Chracks,

vielen Dank für die zahlreichen Hinweise.
Die Tesa-Methode ging nicht ganz optimal.
Ich habe als erstes meinen iMac benutzt da dort die letzte Polfolie waagerecht orientiert sein soll.
Dann die Position der Auslöschung am Filter markiert.
Als zweiten Schritt mit der Reflexion einer Taschenlampe am Fenster bzw. Boden und was alles vorgeschlagen wurde die Markierung bestätigen können.
Die Reflexionsmethode war nicht ganz so exakt zu "vermessen" wie das Drehen des Polfilters auf der Mattscheibe.
Dort konnte man perfekt die Auslöschung beobachten.
Somit kenne ich nun die Orientierung meiner Filter.

Vielen lieben Dank an alle.

Grüße
Sascha