Hallo,
ich beschäftige mich normalerweise nur mit Auflichtmikroskopie an metallischen Werkstücken.
Daher bin ich in der Biologie ziemlicher Laie.
Mein Leitz Mikroskop hat auch nur Auflichtobjektive bis 100x aber eine Durchlichteinheit.
Bei Rädertierchen lassen sich z.B. damit die Beine gerade noch einzeln unterscheiden.
Allenthalben hört man, dass die Welt verseucht sei mit Bakterien, die selbst vom Wohnzimmerfußboden aus die Gesundheit der ganzen Familie bedrohen würden.
Von Türgriffen und Schwammtüchern ganz abgesehen.javascript:void(0);
Nur, wenn ich meine (erstklassig gereinigten) Bauteile untersuche habe ich noch nie ein Bakterium gefunden oder zumindest nicht erkannt.
Auch ein picobello gereinigter Objektträger hat nur sehr wenige Partikel aufzuweisen, aber nichts was einem Bakterium gleicht.
Im Dreck sehe ich dagegen nur eben denselben, aber nichts eindeutiges.
Da frage ich mich, wo verstecken sich die Viecher?
Rein aus Interesse und um die Allgemeinbildung des Töchterchens zu fördern würde ich einfach mal gerne Bakterien sehen um ein Gefühl dafür zu bekommen.
Wie komme ich praktisch an eine Probe, wo man eindeutig was sehen kann?
Hallo Markus,
Du hast vollkommen recht, wir sind umgeben von Bakterien, Gottseidank!!
Ohne Bakterien könnten wir nur ganz kurz überleben, also sei nett zu ihnen.
Natürlich gibt es auch krankmachende unter ihnen, aber die werden in aller Regel von den auf und in uns lebenden Bakterien an ihrer Ausbreitung gehindert.
Wenn Du mehr über die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Bakterien wissen willst, dann schau doch mal bei Wikipedia unter Darmflora.
Bakterien unterm Mikroskop zeigen sich bei höherer Vergrößerung ab 500, besser 1000fach (Ölimmersion), aber Einzelheiten sind auch da nicht zu erkennen.
Zur Bestimmung werden sie in oder auf Kulturmedium gezüchtet.
Herzliche Grüße
Herbert
Hallo Markus,
Joghurt, Zahnbelag, hervorragend: Stinkendes Blumenwasser.
Meines Erachtens ist allerdings Phasenkontrast oder Dunkelfeld erforderlich.
Sehr spektakulär: Winogradsky Säule, da kann es auch riesige Bakterien geben und schön farbige und deren Anwesenheit ist auch unbewaffnet sensorisch erlebbar.
Literaturempfehlung: Platz 1-5 meiner Liste: A Field Guide to Bacteria, passt finde ich zu Deiner Frage sehr gut, field guide eben!
Oder zum hören: Unseen diversity, beides von Betsey Decter Dyer
vlg
Timm
Hallo,
Eine gute Quelle die fast Jeden hat: das feuchtes Tuch im Küchen das einige Tagen nicht gewaschen ist. Kneiff da mal ein Tropfen aus. Da wird er sehr viel Bewegliche Bakterien geben. Weil die Beweglich sind, sind die auch leichter zu erkennen. Das Problem mit unbewegliche Bakterien in eine Quelle wie zum Beispiel Yoghurt ist das es noch eine menge andere Partikel gibt: man muss suchen nach die Bakterien zwischen die Partikel, das kann für den Laien schwierig sein. Die Bewegliche Bakterien aus den Tuch wirden auch ohne Phasenkontast oder Dunkelfeld zu erkennen sein wenn man die Aperturblende etwas schliesst: etwas mehr dan erwünscht. Auflösung ist nun nicht so wichtig, da gibst wenig auf zu lösen. Und mehr dan ein 40er Objektiv (besser ist ein 20-25er) hat mann in diesem Fall auch nicht nötig. Beste Grüsse,
Rolf
Winogradsky-Säule ist auch das erste was mir in den Kopf kommt. Aber auf jeden Fall Luft anhalten beim öffnen ;)
Die wird auch an der Uni im Praktikum genutzt
Einen "schnellen" Überblick kannst du dir z.B. hier holen (einfach mal durchscrollen und die Bilder anschauen für eine grobe Vorstellung (http://www.ngzh.ch/media/njb/Neujahrsblatt_NGZH_2007.pdf).
Anonsten könntest du auch einfach mal nach Skripten fürs Mikrobiologische Praktikum (Bio Studium) suchen - da findest du auch recht leicht nachzukochende Dinge.
Und mach dir kein Sorgen über die überall vorkommenden Bakterien - ist wie mit den Menschen - die meisten sind harmlos ;D - nur wers nicht ist, schafft es in die Nachrichten.
Hallo,
ZitatMeines Erachtens ist allerdings Phasenkontrast oder Dunkelfeld erforderlich.
ob das wohl Robert Koch (1843-1910) schon hatte?
freundliche Grüße
Bernhard Kaiser
Hallo Bakterienliebhaber,
der "field guide" ist wirklich klasse!
@kaktux
ZitatUnd mach dir kein Sorgen über die überall vorkommenden Bakterien - ist wie mit den Menschen - die meisten sind harmlos Grinsend - nur wers nicht ist, schafft es in die Nachrichten.
Den Spruch merk' ich mir!
Mit areoligen Grüßen von einem Kaktusfreund;Rhipsalis blüht bei mir jetzt- weiss.
Heinrich
Hallo zusammen,
noch ein Vorschlag, den ich vor Kurzem schon gemacht habe: Wenn Du von einem Stück Fleisch von der Oberfläche mit dem Finger etwas auf einen Objektträger streichst, siehst Du auch Bakterien. Durchaus schon bei Fleisch, das als "frisch" verkauft wird (die tollen Sonderangebote in der Fleischtheke) und Du noch isst, aber natürlich umso stärker, je länger Du das liegen lässt, bis es schmierig oder grünlich und stinkend wird.
Mit großer Vergrößerung herangehen (natrülich kleiner anfangen, die Bakterien fallen durch ihre Bewegung auf). Und natürlich gibt es auch die typischen Färbungen für Bakterien, aber dann leben sie nicht mehr.
Ein Bakterium auf einem Stück Metall zu finden, dürfte schwer sein. Sie sind nicht so häufig auf Deinem Metall, schon gar nicht, wenn Du es sogar geputzt hast, da haben sie ja kein Futter (Nährboden), außerdem wirken Metalle oft toxisch auf Bakterien. Und schlecht sichtbar sind sie auf so einer Oberfläche natürlich auch. Durch ihre Vermehrungsfähigkeit reicht es aber immer noch, wenn ein paar auf der Oberfläche sitzen, sie vermehren sich dann schnell wieder, wenn sie auf einen Nährboden kommen. Auf Metallgeräten und Oberflächen weist man Bakterien auch nicht nach, indem man mit dem Mikroskop schaut, sondern indem man Bakterien von der Oberfläche abnimmt (Abklatsch usw.) und auf einem Nährboden züchtet.
Guten Appetit
Sebastian
Danke für die vielen Tipps.
Mein Mikroskop hat DIK, hilft das auch?
Weihnachten werde ich mal vor dem essen das Fonduefleich untersuchen, die Ergebnisse aber lieber erst danach verbreiten.
Nur interessehalber:
Wenn ich eine "saubere" Oberfläche z.B. einen mit einem sauberen Lappen abgewischten Objektträger unterm Mikroskop anschaue, ist der strotzdreckig.
Welche Bakterienkonzentration darf man sich da in etwa vorstellen.
Mein 50x Objektiv hat ca. ein Bildfeld von ganz grob 0,5mm Durchmesser.
Sollten da einige drauf sein oder muss es zwangsläufig ein Nährmedium geben damit da überhaupt Bakterien in nennenswerter Anzahl leben?
Ja, DIK hilft, wenn auch die Bakterien längst nicht so knackig dunkel erscheinen wie mit Phasenkontrast. Aber für den Anfang solltest du einfach mal Zahnbelag mit dem Zahnstocher in einem Tröpfchen Wasser auf dem OT verteilen, ein Deckglas drauflegen und dich an all den flinken Spirillen etc. erfreuen.
Hallo,
Zitat von: mikromeister in Dezember 15, 2015, 12:58:47 NACHMITTAGS
Sollten da einige drauf sein oder muss es zwangsläufig ein Nährmedium geben damit da überhaupt Bakterien in nennenswerter Anzahl leben?
Ja, da sind auf jeden Fall welche drauf, nur ist es nicht gesagt, dass Du sie findest (außer Du drückst eben diesen OT auf eine Agarplatte und bebrütest sie, dann kannst Du Kolonien zählen). Mit dem Mikroskop wirst Du sie wohl kaum von irgendwelchen Staubpartikeln unterscheiden können und übersehen. Auf so einem trockenen Untergrund bewegen sie sich ja nicht und sind außerdem möglicherweise im Überdauerungsstadium (Sporen).
Zur Anzahl kann ich Dir nichts sagen, da weiß wahrscheinlich die Mikrobio-Literatur ein paar Zahlen als Anhaltspunkte. Vielleicht findest Du hier etwas: Schau mal in die "Unterschrift" der Beiträge von H. Cypionka, dort findest Du ein paar Links, z.B. Mikrobiologischer Garten: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=24657.msg184037#msg184037.
Viele Grüße
Sebastian
Hallo,
mal so zur Menge der Bakterien und anderer Keime:
ZitatJeder von uns beherbergt zwei Kilogramm Bakterien. Die meisten von ihnen sind uns wohlgesonnen. Das Gleichgewicht zwischen den ,,guten" und den ,,bösen" ist aber leicht zu stören
.
Quelle (http://www.suedkurier.de/skplus/skthemen/leben-und-wissen/Bakterien-im-menschlichen-Koerper;art1003203,5014745)
Da sollte sich doch was finden lassen.
LG Gerd
Zitat von: Oecoprotonucli in Dezember 15, 2015, 14:10:35 NACHMITTAGS
Zur Anzahl kann ich Dir nichts sagen, da weiß wahrscheinlich die Mikrobio-Literatur ein paar Zahlen als Anhaltspunkte. Vielleicht findest Du hier etwas: Schau mal in die "Unterschrift" der Beiträge von H. Cypionka, dort findest Du ein paar Links, z.B. Mikrobiologischer Garten: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=24657.msg184037#msg184037.
Sebastian
Guten Abend Mikrobenjäger!
Ein paar anschauliche Zahlen habe ich früher einmal zusammengestellt für ein Referat:
http://www.weihenstephan.org/~fsrklauhenk/EDAPHON1.pdf
Abendgruß
KH
Hallo Markus,
dein Problem, Baktereien zwischen all dem "Dreck" zu finden ist bekannt. So ist es sehr schwierig, in Sedimentproben oder Bodenproben die dort tatsächlich vorhandenen Bakterien zu finden. Hier kann in begrenztem Umfang die Floureszenzmikroskopie weiter helfen, Die Methodik wird in dem Buch von Meyer-Reil & Köster: "Mikrobiologie des Meeresboden", Gustav Fischer Verlag, in einem umfangreichen Kapitel dargestellt. Es geht aber weit über unsere privaten Möglichkeiten hinaus. Jedenfalls haben selbst Fachleute in gut ausgerüsteten Laboratorien damit Schwierigkeiten.
(Das hält aber einige spinnerte Geologen nicht davon ab, in verfestigten Sedimentgesteinen irgendwelche runden einzelnen Kügelchen [also immer nur Kokken, nie aber Stäbchen, Schraubenbakterien oder wenigstens in regelmäßigen Paketen wie z.B. bei Sarcinen zusammengelagerte Kugelbakterien] als angebliche "fossilisierte Bakterien" zu publizieren).
Auf die andere Möglichkeit, Kulturen anzulegen, haben ja die anderen Forumsteilnehmer schon hingewiesen. Dazu braucht man nicht zwingend Agar-Platten, laut dem botanischen Praktikum von Braune/Lehmann/Müller sollen auch mit einem vorher steril gemachtem Messer geschnittene Scheiben aus einer Pellkartoffel als Behelf funktionieren.
Natürlich nicht für alle Bakterien, einige haben sehr spezielle Ansprüche an den Nährboden.
Ansonsten wird noch Schweinejauche empfohlen. Menschliche Scheisse (Verzeihung, Stuhl) besteht nach Literaturangaben zu 30-70% aus Bakterien (gemeint sind wohl Volumenprozente, Gewichtsprozente wären zumindest nach Trocknung sicher viel weniger). Und das Schwein ist dem Menschen ja bekanntlich in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich.
Die schönsten Schraubenbakterien "Sumpfspirillen" hatte ich einmal in einer Blumenvase mit ein paar Tage altem Wasser gefunden. Bei den Spirillen weiss man immerhin sofort, ein Bakterium vor sich zu haben - auch wenn sie sich nicht bewegen - was bei unspezifisch geformten Kokken, Stäbchen oder Fadenbakterien oft schwer zu erkennen ist (siehe Beispiel oben).
Falls du Metylenblau oder Karbolfuchsin hast, reicht auch Hellfeld: einen Tropfen mit der ansonsten möglichst sauberen Lösung auf den Objektträger, eintrocknen lassen, mit dem auf heiss gestellten Haarfön fixieren (d.h. an der Objektträgeroberfläche richtig festbacken lassen), einen Tropfen Farblösung darauf und kurz einwirken lassen, mit Leitungswasse unter dem Hahn kurz die überschüssige Farbe abspülen, und mikroskopieren.
Viel Erfolg, Dünnschliffbohrer
Hallo,
natürlich sind auf Deinem abgewischten Objektträger nicht so viele Bakterien, wie in einer Bodenprobe. Aber noch genug.
Zur Veranschaulichung kannst Du Dir den Unterschied zwischen 1) ungewaschenen, 2) gewaschenen und 3) desinfizierten Händen anschauen:
https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4ndedesinfektion#Hygienische_und_chirurgische_H.C3.A4ndedesinfektion
http://hartmann.info/en/pages/press/News/2015/07/2015-07-08-Sterillium-Anniversary (Fotos unten blättern)
Viele Grüße
Sebastian