Hallo Forum,
seit ein paar Tagen steht ein wunderschönes neues Zeiss Stemi 305 auf meinem Tisch. Ich möchte es jetzt schon nicht mehr missen, aber eines ist mir doch aufgefallen. Und zwar fällt der Stereoeffekt deutlich stärker aus als beim Betrachten mit den Augen.
Insbesondere scheinen Objekte unter dem Mikroskop viel höher zu sein, als sie es tatsächlich sind. Das führt dazu, dass beispielsweise eine in Wirklichkeit nur leicht geneigte Ebene im Mikroskop wie ein Steilhang aussieht oder dass ein liegender Zylinder nicht mehr wie ein Zylinder aussieht, sondern so wirkt, als habe er einen stark elliptischen Querschnitt. Mit der 2.0x-Vorsatzlinse fällt dieser Effekt noch wesentlich krasser aus.
Ist das nur typisch für das 305 oder gibt es diesen Effekt auch bei anderen Stereomikroskopen?
Viele Grüße
Uwe
Lieber Uwe,
das kenne ich von allen Stereomikroskopen die ich bisher benutzt habe. Ist wohl der Technik geschuldet. Werden dir andere hier sicher gut erklären können ;).
Herzliche Grüße
Regi
Betrachte einmal die Kuppe Deines ausgestreckten (Zeige-)Fingers, den Du der Spitze auf Deine Nasenwurzel richtest. Du blickst nun senkrecht mit beiden(!) Augen auf Deinen ausgestreckten Finger und nun lässt Du Dich mal nicht von Deinem Gehirn behumsen sondern betrachtest genau das Bild was sich Dir bietet. Unabhängig davon, dass es Dir schwerfällt so stark zu schielen und alles in der Tiefe scharf zu sehen, wirst nun auch übertriebene Tiefenverhältnisse bemerken. Der Grund liegt in der im Gegensatz zum sonstigen Seh- und Arbeitsbereich zu großen Abstand der beiden Sehachsen (der Stereo-Basis) im Verhältnis zum Arbeits-(Objekt-)Abstand.
Das Stereomikroskop macht nun genau dies in noch verstärktem Maß. Ich kenne nun nicht das exakte Maß des Abstandes der beiden Strahlengänge Deines Mikroskops, aber die Epitechnoskope und älteren Stereomikroskope von Zeiss hatten einen Abstand von 22mm, was bei einem Arbeitsabstand von 100mm in der Schärfeebene eine Neigung der Strahlen von ca. 14* zueinander ergibt. Für "normale" Tiefeneindrücke würden 1,5 - 3* reichen, aber der überhöhte Tiefeneindruck ist beim Arbeiten unter dem Mikroskop nicht nachteilig.
Setzt man nun eine Vorsatzlinse vor das Mikroskop, so wird nicht nur die Vergrößerung erhöht und der Arbeitsabstand verringert, sondern auch die Neigung der Strahlengänge zueinander verstärkt, was wiederum in einer weiteren Überhöhung des Tiefeneindrucks resultiert.
Ganz einfach also.
Freundliche Grüße zur Nacht
Wolfgang
Schönen Dank für die Erläuterungen euch beiden.
Viele Grüße
Uwe