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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: hebi19 in Februar 20, 2016, 15:56:09 NACHMITTAGS

Titel: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: hebi19 in Februar 20, 2016, 15:56:09 NACHMITTAGS
Liebe Freunde der Mikrobiologie

Mein erster Versuch Mirkobiologie mit makroskopischen Auswirkungen zu zeigen war mit den chinesischen 1000-jährigen Enteneiern ja wahrscheinlich ein flop, weil wohl keine Mikrobilologie im Spiel ist.

In einigen meiner Bücher zur Mikrobiologie (siehe Litraturhinweis am Ende dieses Beitrags) ist die Winogradsky-Säule beschrieben.
In Ihr werden anoxygene phototrophe Bakterien angereichert. Man kommt damit zu solch "Exoten" wie Schwefelpurpurbakterien, schwefelfreie Purpurbakterien, grüne Schwefelbakterien und schwefelfreie Grüne Bakterien und auch noch Heliobakterien, welche Bacteriochlorophyll besitzen und damit CO2 assimilieren können.

Seit ich das erste Mal von so einer Säule und seinen Bewohnern gelesen habe hat mich das Thema nicht mehr los gelassen und heute habe ich meine erste Winogradsky-Säule angesetzt. Ich weiß zwar noch nicht, wie erfolgreich das Experiment ausgeht, will Euch aber mal von Anfang an teilhaben lassen. Dann muß vielleicht nicht jeder sowas ansetzen. Heute war ein günstiger Tag für den Ansatz, da meine Liebste nicht zu Hause ist.

Da die anzureichernden Bakterien neben dem fehlenden Sauerstoff H2S benötigen, muss dieses in der Säule erzeugt werden. Hierzu wird Teichschlamm mit verschiedenen Zusatzstoffen versetzt und mit einer Wassersäule überschichtet. Zur genauen Theorie der sehr interessante Winogradsky-Säule verweise ich auf eine Suche im Internet oder auf die unten aufgeführte Literatur.
Ich verwende als Säule eine zylindrische Glasflasche mit ca 6 cm Durchmesser und 25 cm Höhe (ursprünglich für Olivenöl) - vorher gut gereinigt.

Dann habe ich hinein:
ein knapper Esslöffel Calciumcarbonat in Form von "Korallenbruch" wie er als Bodengrund in Meerwasseraquarien verwendet wird:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/189171_12950380.jpg)

etwas Gips - ca ein gehäufter Teelöffel
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/189171_45896223.jpg)

Nägel für die Eisenversorgung - ich hatte grade keine Späne
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/189171_52064154.jpg)

zur Eiweißversorgung war grad etwas Hühnerhaut und kleine Fleischabschnitte vom morgigen Hühnerfrikassee "zur Hand"
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/189171_61185571.jpg)

und "frischer schwarzer, schlickiger Schlamm" aus den tieferen Lagen eines Wiesengrabens
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/189171_1887297.jpg)

Ich habe erst eine knapp fingerbreite Schicht Shlamm eingefüllt, dann die "Zutaten" und dann dick mit Schlamm aufgefüllt.
Um über dem Schlamm beim Auffüllen einen möglichst klaren Wasserkörper zu bekommen habe ich noch eine ca 3mm dicke Schicht Lavasplit (Winterstreugut) eingefüllt und dann mit Wasser aus dem Wiesengraben aufgefüllt.

Das Ergebnis sieht aktuell so aus:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/189171_17819534.jpg)

Die Säule steht am Fenster meines Arbeitszimmers hell aber ohne Sonne.
Jetzt heißt es mindestens 2 bis 3 Wochen warten.
Werde über die Entwicklung berichten, sobald man etwas erkennen kann.

Grüße aus einem vergraupelten Franken

Martin

Literaturhinweise:

[1] Steinbüchel.Oppermann-Sanio.Ewering.Pötter, Mikrobiologisches Praktikum, Versuche und theorie - 2.Auflage Springerverlag - Ab Seite 90
[2] Betsey Dexter Dyer, A Field Guide to Bacteria - diverse Kapitel

und jede Menge Einträge im Netz
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: Werner in Februar 20, 2016, 16:28:30 NACHMITTAGS

...Heute war ein günstiger Tag für den Ansatz, da meine Liebste nicht zu Hause ist...

Kommt mir irgendwie berkannt vor.

Gruß   -   Werner
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: WinfriedK in Februar 20, 2016, 21:42:17 NACHMITTAGS
Noch ohne eigenen Ansatz, dafür aber mit schönen fremden Bildern:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/189212_14107083.jpg)

Hier gibt es noch mehr, sogar ein geniales Time-Laps-Video!:

http://stiftung-france.de/forum/viewtopic.php?f=89&t=673&sid=14dae892c10857a1fffc67b9ae8da3c2

Schmodder habe ich schon gesammelt, eine schöne Flasche auch, muß nur noch befüllen ..
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: Dünnschliffbohrer in Februar 22, 2016, 19:53:32 NACHMITTAGS
Hallo Martin,

die Winogradsky-Säule finde ich auch sehr interessant. Sulfatreduzierende Bakterien (und oxidierende) sind ja auch geologisch sehr wichtig, siehe Pyritbildung in Sedimenten. Deshalb möchte ich es auch irgendwann einmal ausprobieren.
Aber ehrlich gesagt, dein Ansatz kommt mir etwas übertrieben vor: soviel Gips (ich hätte maximal eine kleine Messerspitze genommen) und die ganzen Eisennägel. Wenn ich an den Strand gehe, kann ich im Schlick das ganze in natura beobachten. Das Wasser ist brackisch, also vergleichsweise sulfatarm, und das bischen Eisen ist ubiquitär überall im Sediment. Und der Schwefelkreislauf läuft sehr gut, manchmal sieht man sogar die typischen lachsroten Schwefelpurpurbakterien auf der Sedimentoberfläche, fast wie bei einem Farbstreifensandwatt. Da werden wohl nur geringste Stoffmengen umgesetzt, bzw. die Bakterien gedeihen bereits bei geringsten Konzentrationen von Sulfat- und Eisenionen. Stammt dein Ansatz in dieser Form aus der Literatur? Hab jetzt nicht alles gelesen, vgl. aber auch die Kapitel zum Thema von unserem Forumsmitglied Heribert Cypionka in seinem Lehrbuch.

- Dsb.
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: hebi19 in Februar 22, 2016, 23:56:10 NACHMITTAGS
Hallo Dünnschliffbohrer

Du hast wahrscheinlich recht, dass ich bei der Menge etwas übertrieben habe.
Vom Gips habe ich deutlich weniger drin als auf dem Foto zu sehen. Im "Steinbüchel" stehen 5 g - waren bei mir wohl mehr. Nägel habe ich mehr genommen, weil 2 g Feilspäne stehen und ich da keine hatte - ich dachte, da kommts hauptsächlich auf die Oberfläche an.
Ich kam mehr vom Buch von Betsey Dexter Dyer - die schreibt auf Seite 155 gar nicht zimperlich: "...add a few spoonfuls of calcium sulfate...."

Bis heute hat sich die Wasserzone deutlich geklärt, fast ungefärbt und glasklar. Aus dem Schlamm kamen einige wenige ganz kleine Gasblasen.
Ich bin ab morgen früh bis Donnerstag auf Dienstreise. Werde mal sehen, ob man am Wochenende schon was fotografierwürdiges findet.

Martin
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: hebi19 in März 01, 2016, 21:13:18 NACHMITTAGS
Erste Zwischenbilanz nach 10 Tagen - ohne Foto, weil eigentlich noch nichts so "fotowürdiges" entstanden ist.

Die anfangs sehr klare Wasserzone ist inzwischen schwärzlich eingetrübt und es entstehen etliche Gasblasen. Komischerweise abe scheinbar kein Überdruck. Es ist unter der Folie ja nur eine ganz kleine Luftblase. Es ist bisher kein Wasser durch den Verschluß mit Frischhaltefolie (4fach) nach außen gedrungen. Bei leichten Klopfen lösen sich aus der Schlammzone Gasblasen und steigen nach oben. Aktuell mit/durch Folienverschluß keine Geruchsbelastigung.

Bin gespannt wie es weitergeht.

Martin
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: Oecoprotonucli in März 02, 2016, 08:16:53 VORMITTAG
Hallo Martin,

sehr anregender Versuch... aber warum willst Du das nur makroskopisch anschauen, wie es da vor sich hingammelt? Kann man nicht mit unterschiedlich langen Pipetten Proben entnehmen und diese mikroskopieren, um anzuschauen, welche kleinen Parties da abgehen? Bakterien sind vielleicht etwas klein, aber da müssten sich doch auch Bakterienfresser herumtummeln, in mancher Schicht (Ciliaten?).

Viele Grüße

Sebastian
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: Michael L. in März 02, 2016, 09:34:36 VORMITTAG
Hallo in die Runde,

klar kann man Proben nehmen und die mikroskopieren, wenn man Bohrungen im Gefäß hat kann man auch Hähne einbauen, z.B. Luer Anschlüsse, und aus unterschiedlichen Tiefen Proben ziehen. Ich habe Säulen die schon mehrere Jahre alt sind und sich immer wieder etwas verändern und interessante Muster zeigen. Wenn man Elektroden einbringt und mehre Säulen wie Batterien verschaltet kann man sogar LEDs zum leuchten bringen, die Bio Batterie :-)

Viele Grüße,

Michael
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: hebi19 in März 02, 2016, 19:10:28 NACHMITTAGS
Hallo Sebastian

Die mikroskopische Betrachtung steht bei mir schon auf der todo-Liste wenn sich deutlich etwas gebildet hat.
Vielleicht bin ich bis dorthin mit meiner Fotografiereinrichtung auch soweit, dass ich sogar ein Bild hier reinstellen kann.
Allerdings habe ich an meinem aktuellen Mikroskop (Motic 300) kein Immersionsobjektiv - da dürften die Bakterien recht klein ausfallen.

Und mit Eukaryoten dürfte es sehr mau aussehen. Den "Aufwand mit der Säule" betreibe ich ja um gerade die anoxischen Bedingungen für die Purpur- und sonstigen Bakterien zu schaffen. Diese Bdingungen und der Schwefelwasserstoff dürfte so jedem höheren Leben "den Garaus machen".
Da Bakterien im Mikroskop meist "wenig hergeben" ist das Experiment von mir deshalb hauptsächlich wegen der makroskopischen Wirkung gestartet.



hallo Michael

Danke für deine Anregung. Das mit der Bio-Batterie habe ich auch bereits gelesen. Mit Batterien bestreite ich meinen Lebensunterhalt, da ist die Motivation dafür in der Freizeit eher geringer  ;D - vielleicht probier ichs aber trotzdem aus.


@all:  die Wasserphase wird immer schwärzer und an den Glaswänden glaube ich stellenweise ein metallisches Schimmern festzustellen.
Zum Fotografieren aber noch zu undeutlich.

Grüße
Martin
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: Oecoprotonucli in März 02, 2016, 20:08:03 NACHMITTAGS
Hallo Martin,

ich kann mir andererseits nicht vorstellen, dass komplett und in allen Schichten bei so etwas keinerlei Eukaryonten (Protozoen u.a.) vorkommen werden. Irgendwo habe ich auch gestern beim Stöbern in der Literatur etwas von Bakteriophagen gelesen (womit wohl kaum die Viren gemeint waren und auch keine Immunzellen, ich tippe am ehesten auf Protozoen), die in der Säule vorkommen sollen. Sicher wären aerobe Bedingungen besser für sie, aber schauen würde ich an Deiner Stelle schon einmal. Es gibt ja da bestimmt auch einige, die "widrige Bedingungen" vertragen und die Bakterien als Futter ausznutzen.

Viele Grüße

Sebastian
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: WinfriedK in März 02, 2016, 21:30:12 NACHMITTAGS
ZitatDie anfangs sehr klare Wasserzone ist inzwischen schwärzlich eingetrübt und es entstehen etliche Gasblasen.

Bei mir auch.

Warum muß man eigentlich die Säule oben verschließen?

Darf auch keine Luft oben zwischen Flüssigkeitsoberfläche und Verschluß sein?

Mein Ding ist oben (erstmal) offen.
Da bildet sich eine ölig schimmernde Kahmhaut - vornehm Biofilm.
Da tobt sicherlich das Bakterienleben.
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: Oecoprotonucli in März 02, 2016, 22:39:20 NACHMITTAGS
Zitat von: WinfriedK in März 02, 2016, 21:30:12 NACHMITTAGS
Darf auch keine Luft oben zwischen Flüssigkeitsoberfläche und Verschluß sein?

Hallo Winfried,

also nach dem, was ich gestern da so zu diesen Säulen (ja: Plural) überflogen habe, sind der Phantasie - bzw. den Fragestellungen keine Grenzen gesetzt, ich hatte Schemata mit reichlich Luft oben gesehen, man will ja auch eine aerobe Schicht haben. Bzw. das kann man sich eben aussuchen, genauso, wie die spezifischen Zugaben wie Gips (Kalziumsulfat) oder verschiedene Fleischreste bzw. tote Tiere.

Man "darf" also wohl alles.

Der Schlamm sorgt in den unteren Schichten für Luftabschluss. Und oben sollte man verschließen, wenn man eben ein abgeschlossenes System haben möchte, das quasi nur mit dem auskommt, und (evtl. zyklisch) umsetzt, was sich von vorneherein im Gefäß befindet.

Viele Grüße

Sebastian
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: Oecoprotonucli in März 02, 2016, 23:00:42 NACHMITTAGS
Zitat von: Safari in März 02, 2016, 22:46:50 NACHMITTAGS
Jetzt wird mir klar, warum so viele Männer unter Brücken schlafen.

Tja, aber wenn man dann erdöl-abbauende Bakterien isoliert und wirtschaftlich nutzt (oder solche, die Erdöl aus organischer Substanz in kurzer Zeit entstehen lassen), zieht man ganz schnell wieder von der Brücke in die Villa und ist wieder ganz gefragt. Gibt es da nicht eine Fernsehsendung, "Vom Spinner zum Gewinner"...

Besten Gruß

Sebastian
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: WinfriedK in März 03, 2016, 14:15:01 NACHMITTAGS
Der Winogradsky Report - ein laienhafter Selbstversuch

Das Spargelglas

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/190344_33754286.jpg)

Schon ein bißchen differenziert ..

Mehr Infos hier:
http://stiftung-france.de/forum/viewtopic.php?f=89&t=673&p=2500&sid=04c2ffa62e7fe4a5c04fc224cb674f6d#p2500

Puhh, jetzt weiß ich auch, warum man es verschließen MUß: es stinkt!

Ich hätte es gerne zum Schluß kunterbunt, fürchte aber, es werden am Ende nur 50 shades of black.
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: Oecoprotonucli in März 03, 2016, 15:30:10 NACHMITTAGS
Hallo Winfried,

das sieht mir nach etwas zu viel Wasser und zu wenig Sediment aus. Und sehr viel Luft obendrüber...  ;)

Aber vielleicht ist das Geschmackssache und nicht definiert (müsste man mal bei Winogradsky und Konsorten genauer nachlesen)

Viele Grüße

Sebastian
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: hebi19 in März 03, 2016, 18:45:13 NACHMITTAGS
Ich finde es ja toll, dass sogar Nachahmer das Feld betreten........

Von dem was ich zu den angeschnittenen Themen weiß:

1.) Verschluß:  ja - es stinkt - und das muss sich im Laufe der Zeit noch in nahezu unermessliche steigern. Beim Googeln nach Winogradsky fand ich einen Beitrag von Chemie-Studenten, welche sich über die übelsten Gerüche der Welt unterhielten. Ein Beitrag dem nicht widersprochen wurde war: Winkgradsky-Säule beim öffnen und auswaschen.........von dem her ist der Verschluß wohl nicht primär dazu da "ein geschlossenes System zu bilden" - die Säule ist ja ein relevanter Schwefelwasserstoffproduzent.

2.) der Terminus "Bakteriophagen" ist wohl eindeutig definiert und da sind dann keine Eukaryoten gemeint. Wenn das Teil abgeschlossen ist, zumindest "nahezu", kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass bei dem Klima da noch was anderes als spezialisierte Bakterien weiterleben können. In der "Klarphase" sind am 2. Tag ein paar Würmchen und 2 Eintagsfliegenlarven (oder ähnliches) tot auf der Schlammoberfläche getrieben. Wenn sich Ciliaten oder andere höhere Einzeller einstellen werde ich berichten. In einer oberen Zone mit Blaualgen/Cyanobakterien schon vorstellbar.

3.)In der von mir zitierten Lietratur steht ein "Schlammanteil" von ca 1/3 - da wäre meine Säule mit ca 1/2 etwas mehr. Aber bei den Winogradsky-Säulen scheint es keine so richtigen Gesetzmäßigkeiten zu geben. Als einizig wichtig ist das organische Material im Schlamm, das für die anoxischen Bedingungnen und den Schwefelwasserstoff sorgt. Die beschriebene Spannbreite geht von Papier über Eier und Hackfleisch bis zu den toten Tieren.

Grüße
Martin

Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: Oecoprotonucli in März 03, 2016, 19:24:38 NACHMITTAGS
Hallo Martin,

Du hast Recht, es sind wohl doch Viren gemeint (hier: http://pages.vassar.edu/viva/?tag=winogradsky ), ich lies mich beim Schnelllesen durch Formulierungen wie "bacteriophage predation" irritieren, auch weil das Vorkommen von Viren ja erst einmal nachgewiesen werden müsste und die Autoren da wohl spekulieren. Prädatoren waren mir bisher auch immer als "klassische Räuber" bekannt, aber anscheinend gilt der Begriff auch für Parasiten.

Nach Eukaryonten würde ich trotzdem Ausschau halten...

Viele Grüße

Sebastian
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: Ulrich S in März 03, 2016, 21:37:25 NACHMITTAGS
Moin
ZitatBeim Googeln nach Winogradsky fand ich einen Beitrag von Chemie-Studenten, welche sich über die übelsten Gerüche der Welt unterhielten. Ein Beitrag dem nicht widersprochen wurde war: Winkgradsky-Säule beim öffnen und auswaschen
das waren keine Chemiestudenten!
1. denen wäre der Geruch positiv in Erinnerung
2. Chemiker brauchen keine Winkgradsky-Säulen, das verwechselst Du jetzt mit den Physikern oder Biologen (in der Reihenfolge ;))
Grüße
Ulrich
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: WinfriedK in März 30, 2016, 17:39:06 NACHMITTAGS
Breaking news:

Eine neue Säule in einem kleineren Spargelglas hat sich hinzugesellt.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/192621_20883361.jpg)

Inhalt: total schwarzer, reiner Schmodder / Uferschlamm / Benthos aus der breiten Überschwemmungszone eines flachen Bachs zwischen Wald- und Wegrand.
Nichts Grünes war ursprünglich darin zu entdecken.

Keinerlei weitere Zusätze und Treibmittel wie Flüssigdünger oder Eisen(-Wasser).

Neu: jetzt mit "Windkessel" und Überdruckentlüftung (kleine Glashaube oben) und Feuchtigkeitsverlustreduzierung sowie Luftaustausch.

Ansonsten stinkts noch immer ..

mehr hier:
http://stiftung-france.de/forum/viewtopic.php?f=89&t=673&p=2509&sid=80246cb8ef3e57e980a70417b3b23917#p2509
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: WinfriedK in April 06, 2016, 16:18:58 NACHMITTAGS
Oh, oh, es wird bunter, - ausgerechnet in dem Glas aus chaotisch zusammengerührtem Schmodder und mit Schmakeduzien augmentierter Flüssigkeit (ja, ich kann auch IT-Fachchinesisch).

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/193040_10477007.jpg)

Aus dem gleichmäßig über die ganze Flüssigkeit verteilten hellen Ocker haben sich helle und intensiv-orange Flecken herausgebildet

Da bin ich überrascht.

Mehr Bilder hier:
http://stiftung-france.de/forum/viewtopic.php?f=89&t=673&p=2512&sid=53fc76b4e6ff6561abf139abd5a9710d#p2512
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: the_playstation in April 06, 2016, 19:13:05 NACHMITTAGS
Hallo.

Ich habe mal eine blöde Frage. Stinkt so eine Säule nicht? Faulgase, ...? Oder sind Sie geruchsneutral, da "ökologisch ausgeglichen"?

Liebe Grüße Jorrit.
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: WinfriedK in April 06, 2016, 21:18:40 NACHMITTAGS
ZitatStinkt so eine Säule nicht?

Und wie!

Deswegen ist das Gefäß auch meist verschlossen.

Man wundert sich, daß sich die Mikroorganismen nicht das Leben nehmen.

Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: WinfriedK in Juni 27, 2016, 19:14:56 NACHMITTAGS
Der Geist von Winogradsky ..

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/197931_44387365.jpg)

.. ist heute im Spargelglas emaniert

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/197931_65418320.jpg)

(Wenn ich nur wüßte was das heißt ..)
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: Peter V. in Juni 27, 2016, 19:37:06 NACHMITTAGS
Hallo Winfried,


Der Geist, der sich hier emaniert
zeigt an, dass es bald explodiert
Und sich der Inhalt mit Getöse
aus dem Flaschengrab erlöse
Aus dem Höllenschlund im Glase
entweichen all die üblen Gase
Das Haus erfüllt vom Faulgeruch
Das ist des alten Russen Fluch!

Herzliche Grüße
Peter (keine Sorge, war nur Spaß, es passiert nix!  ;))





Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: the_playstation in Juni 27, 2016, 19:55:21 NACHMITTAGS
Hallo Winfried.

Ob sich Jemand traut, das "Gebräu" zu probieren? ;D ;) Immerhin alles biologisch, natürlich ohne künstliche Farbstoffe, Konservierungsmittel und künst. Geschmacksstoffe. Muß also total bio sein. ;D Ob es für Veganer geeignet ist, kann ich nicht sagen.

Liebe Grüße Jorrit.
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: WinfriedK in Juni 28, 2016, 09:55:44 VORMITTAG
Achtung Peter!

Winogradsky hat sich angekündigt, um sich Dein Gedicht bei Dir abzuholen.

Auf dem Rückweg wird er für die Rückreise einen Schluck aus dem Spargelglas nehmen, ihm kann ja nix mehr passieren.

Hier hat er sich vor 1 Monat schon angekündigt - in grün.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/197968_59841996.jpg)

Später wurde er dann rot.

Winfried
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: WinfriedK in Juli 06, 2016, 21:57:46 NACHMITTAGS
Habe mal den Deckel von Winogradsky gelupft und one drop only aus der Oberfläche entnommen.
Das ist ja unglaublich, was da in der Kahmhaut los ist.
So viele unterschiedliche Gestalten auf einem Quadratmillimeter, die ich noch nie gesehen habe.
So viele Kieselagen, - mehr als Sterne im Weltraum.
Schwingalgen der unterschiedlichsten Art mit Riesenschwenkern, daß jeder Oktopus neidisch wird.
Grün- und Blaualgen, lang und rund, hell und dunkel, daß es einem vor Augen flimmert.
Wollt ich das alles auf Bild und Video bringen, würde das viele Wochenenden füllen.
Bin aber gerade von Schimmelpilzen voll in Anspruch genommen.
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: the_playstation in Juli 06, 2016, 22:13:34 NACHMITTAGS
Hallo Winfried.

Das geht jetzt aber nicht. Erstmal den Mund wässerig machen und dann keine Bilder machen. ;) Vieleicht kannst Du ja doch ein paar Minuten von den Schimmelpilzen ablassen.

Liebe Grüße Jorrit.
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: WinfriedK in Juli 08, 2016, 20:24:25 NACHMITTAGS
Lieber Jorrit,

ich kanns nicht.
Schimmelpilze im Badezimmer, Küche und Hausflur und in der Getreidesaat eines Landwirts halten mich in Atem.
Dazu höllischer Lärm und höllische Hitze der Trocknungsgeräte.
Aber neben dem mehrhundertjährigem Heuaufguß scheint die hundertjährige Winogradskysäule ein mikroskopisch lohnenswerter Biorektor zu sein.
Man braucht nur ein leeres Spargelglas ;-) um es selber Life zu erleben (tausendmal schöner als Bild oder Video).
Aber nee, eine rechteckige Küvette ist besser zu fotografieren.
Und die richtige Zusammensetzung des Füllmaterials.
Und Geduld.
Und Glück.

Winfried
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: the_playstation in Juli 08, 2016, 23:16:00 NACHMITTAGS
Hallo Winfried.

Ah. Verstehe. Aber vieleicht ja, wenn Du wieder Luft hast und der Pilz-Horror und Lärm vorbei ist. Stinkt die "Suppe" nicht höllisch? Oder kann man die geruchssicher aufbewahren?

Liebe Grüße Jorrit.
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: WinfriedK in Dezember 03, 2016, 21:22:50 NACHMITTAGS
Update von den Spargelgläsern, die jetzt über 1 Jahr am Südfenster gestanden und sich die Sonne auf den Bauch haben scheinen lassen können.

So bunt die Bilder im Foto sind, so unscheinbar braun sehen sie in der Realität aus - außer die Sonne scheint in einem bestimmten Winkel direkt auf das Glas.

Eine fotografische Herausforderung ist das gebogene Glas und die Spiegelung, - da kann man den linearen und zirkularen Filter drehen soviel man will und die unmöglichsten Verrenkungen mit der Kameraposition machen.

Und dann die Einstellung der Schärfe und der Belichtung .. besonders wenn die grelle Wintersonne das Monitorbild total überblendet und man nichts mehr sieht. Man kann man Tage mit der Optimierung der Aufnahme verbringen, ich habe nur Minuten investiert, weil es mir unmöglich schien ein Optimum zun erreichen. Man bräuchte als Kameramonitor so eine hochauflösende geschossene VR-Datenbrille, um das Kamerabild ungestört betrachten zu können - oder sich unter einen schwarzen Umhang begeben, wie die Fotografen der ersten Stunde.

Die Mikroorganismen in Glas werden ein Geheimnis bleiben, denn mir fehlt die Geduld, alle Proben sorgfältig zu präparieren und zu mikroskopieren und außerdem muß ich mich um meine zwei Traubenstöcke kümmern, den einen entwirren, den ich habe chaotisch wachsen lasen und dem anderen eine Stütze geben, den die Astschere des Nachbarn um 2/3 dezimiert hat. Prinzipiell bekannt sind die beteiligten Mikroorganismen ja seit Winogradsky's Zeiten. Die Hauptsache ist ja, es sieht schön aus und es sind ja auch fast alle Farben und Formen vertreten.
Im Kern hat sich ein "Schleimbeutel" gebildet, der im wabernden Inneren wohl geheimnisvolle Vorgänge verbirgt.

Ein Jahr werde ich alles noch weiterbeobachten, wobei sich wohl nichts Wesentliches mehr ändern wird.

Es ist schon ein toller Brutreaktor für "exotische" Mikroorganismen und stinken tut er schon lange nicht mehr.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/205564_46856178.jpg)   (https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/205564_35733820.jpg)   (https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/205564_55800488.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/205564_42055138.jpg)   (https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/205564_46539086.jpg)   (https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/205564_29054342.jpg)

Als Bonus gibt es noch einen ganz besonderen Winogradsky-Likör

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/205564_50377348.jpg)   (https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/205564_52205352.jpg)  

Winfried
Titel: Re: Mikrobiologie - aber makroskopisch : eine Winogradsky-Säule
Beitrag von: rekuwi in Dezember 05, 2016, 16:43:23 NACHMITTAGS
Liebe Freunde der Farben und der "stinkenden Suppe",

am vergangenen Freitag hatte ich eine meiner Säulen mit zum Mikroskopiker-Treffen in Darmstadt mitgenommen. Sicherheitshalber schon vor der Fahrt den Deckel leicht angelupft - es zischte nur leicht - und gleich wieder zu. Und beim mikroskopieren hat er gottseidank garnicht gestunken! Leider die erhofften vielen Bakterien auch nicht gefunden - im massenhaft minimalen Detritus nur einige Diatomeen.
Ob in meinem Versuch zu wenig Eiweiß war? Ich hatte nur einige Regenwürmer zur Verfügung (am Tag des Ansetzens hatte es heftig geregnet (9.4.16)). Werde weiter Pröbchen entnehmen und schaun was sich so zeigt.

Herzliche Grüße
Regi