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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: smashIt in Februar 28, 2016, 19:56:24 NACHMITTAGS

Titel: warum eigentlich eine tubuslinse?
Beitrag von: smashIt in Februar 28, 2016, 19:56:24 NACHMITTAGS
jetzt sind wohl viele mit einem "häääää?!?!?" vor dem monitor gesessen  ;D

aber mein frage ist ganz einfach:
warum verwendet man eine tubuslinse und okulare für ein reelles zwischen bild und nicht gleich nur okulare die diretk das virtuelle bild im unendlichen aufnehmen?

ist es einfacher in der fertigung?
kompakter?

irgendeinen grund muss es doch geben  ???
Titel: Re: warum eigentlich eine tubuslinse?
Beitrag von: carypt in Februar 28, 2016, 22:50:25 NACHMITTAGS
Man kann die Okulare weiterverwenden und braucht nicht einen neuen Satz.   vermutet.
Ich glaube werner sagte das so (ich habs nicht mehr gefunden): Das Bild der Unendlichlinse ist zwar auf unendlich fokussiert, aber die Lichtstrahlen laufen dennoch nicht parallel aus dem Objektiv, sondern auseinander. Das Bild wird in der Entfernung immer größer, die cvd-Farbfehler laufen dabei parallel mit , ein Filtereinschub kann in jeder Höhe arbeiten, in der Tubuslinse  wird dann cvd-korrigiert.
Bei der Endlichoptik ist der Strahlengang erst in 160mm cvd-korrigiert , Filter brauchen in unterschiedlicher Höhe unterschiedliche Abmessungen.

Weil ich keine Ahnnung von den Filtern habe, kann ich nichts dazu sagen, ich gebe hier nur prinzipiell aus dem Gedächtnis wieder, ohne wirklichen Raff. Es kann auch falsch sein. Hoffe es hilft.
carypt

Titel: Re: warum eigentlich eine tubuslinse?
Beitrag von: MikroTux in Februar 28, 2016, 23:18:49 NACHMITTAGS
Die Tubuslinse kann als ein Teil des Objektives angesehen werden. Ohne Tubuslinse kein reelles Bild, das mit dem Okular betrachtet werden könnte.
Um ein Bild mit einer Linse als Lupe betrachten zu können, muss dieses innerhalb der Brennweitendistanz liegen. Befindet es sich weiter entfernt, wird es abgebildet.  Das sind die zwei Arbeitsbereiche einer Sammellinse, mit dem Sonderfall unendlich wird in die Brennebene abgebildet wonach Linsen bemessen werden, und der die zwei Bereiche trennt.

Ein unendlich entferntes Bild kann mit einer Lupe/Okular, die eine endliche Brennweite hat nicht als Lupe betrachtet werden.  Das Okular würde zum abbilden System werden, das weiter hinten (in der Brennebene) ein reelles Zwischenbild abbildet.

Ohne Tubsulinse bekäme das  Okular prinzipiell die Funktion der Tubuslinse. Man hätte also nur die erste Stufe des Mikroskopes.
Titel: Re: warum eigentlich eine tubuslinse?
Beitrag von: hinrich husemann in Februar 29, 2016, 18:51:06 NACHMITTAGS
Hallo,
man kann es insgesamt doch so sehen: Bei Unendlich-Optik-Mikroskopen wirkt das Objektiv wie eine Lupe. Das Objekt befindet sich in deren vorderer Brennebene und damit sein Bild im Unendlichen.  Darum auch bei korrekter Bezeichnung X als Zeichen für Vergrößerung ,  z.B. 10X . Bei einem Endlich-Objektiv wird korrekterweise ja nicht eine Vergrößerung, sondern ein Abbildungsmaßstab angegeben, also z.B. 10 : 1 ; das Bild liegt ja in endlicher Entfernung.
Die Tubuslinse verlegt beim Unendlich-Objektiv das Bild aus dem Unendlichen in ihre hintere Brennebene, wo es durch das Okular - wieder eine Lupe - betrachtet wird.
Tubuslinse und Okular wirken also zusammen wie ein Keplersches Fernrohr. Das Mikroskop ist also im Prinzip eine Fernrohr-Lupe.. Nebenbei: Auch Abbe hat das schon so gesehen.
Wie aber die verschiedenen Firmen die optischen Korrektionen auf diese Komponenten verteilen, kann sehr unterschiedlich sein.
Nur noch eine weitere Anmerkung: So in den 60igern gab es bei ZEISS ein kleines "Gestell"  mit Strahlenteiler und vorgeschalteter Lupe, auf das man die kleinen ZEISSschen binokularen Taschen-Fernrohre vom Typ  8 X 20 aufsetzen konnte und hatte damit ein - wenn auch nicht sehr stark vergrößerndes - Mikroskop.

Freundliche Mikrogrüsse
H. Husemann
Titel: Re: warum eigentlich eine tubuslinse?
Beitrag von: Kurt Wirz in Februar 29, 2016, 21:00:20 NACHMITTAGS
Hallo

Was mir nicht einleuchtet:
Wenn ich ein unendlich Objektiv ohne Zwischenlinse vor eine Kamera montiere, erhalte ich ein Bild, das gar nicht so schlecht ist.
Ich kann mir das, mangels Wissen nicht erklären. Man kann das Bild sogar mit guter Qualität auf einen Vollformat Chip proijzieren.
Ich habe es mit dem NIKON CF Plan 5X/0.15 c ∞/0 BD DIC WD 12.0 und einer Nikon D810 versucht.
Aus den fast parallelen Strahlen entsteht auf dem Foto-Chip ein Bild!  .   .. ..?
Die Zwischenlinse wird wohl kaum nur für die Anpassung der Bildgrösse benötigt.

vielen Dank für eine Aufklärung

Kurt
Titel: Re: warum eigentlich eine tubuslinse?
Beitrag von: junio in Februar 29, 2016, 21:18:05 NACHMITTAGS
Zitat von: Kurt Wirz in Februar 29, 2016, 21:00:20 NACHMITTAGS
Hallo

Was mir nicht einleuchtet:
Wenn ich ein unendlich Objektiv ohne Zwischenlinse vor eine Kamera montiere, erhalte ich ein Bild, das gar nicht so schlecht ist.

Kurt


Hallo Kurt,
das ist eben das Problem: ein Bild gibt es immer. Je weiter du das Objektiv vom Objekt entfernst, um so mehr rückt die Abbildung aus dem Unendlichen ins Endliche. Diese Umfokussierung ist mit mehr oder weniger großen Abbildungsfehlern behaftet, die der eine gut aushält und der andere eben nicht gebrauchen kann oder auch nicht möchte.
Beste Grüße von Jürgen aus Hagen
Titel: Re: warum eigentlich eine tubuslinse?
Beitrag von: smashIt in Februar 29, 2016, 21:21:51 NACHMITTAGS
erstmal danke für die ganzen antworten

worum es mir geht:
warum zieht man den unendlich-bereich nicht bis zu den okularen und integriert die tubuslinse in die okulare?

gehn tut es ja
man muss die okulare nur 200mm lang machen und vorne die jetztige tubuslinse reinschrauben
wäre aber ein paradebeispiel für eine schlechte idee  ;D
Titel: Re: warum eigentlich eine tubuslinse?
Beitrag von: the_playstation in Februar 29, 2016, 21:38:28 NACHMITTAGS
Hallo Chris.

Meine Erfahrung aus der Elektronik:
Wenn Irgendetwas vermeintlich sinnloses verbaut wurde, hat es einen Sinn. Sonst hätte man sich die 0,2 Cent gespart. Und die Tubuslinsen waren bestimmt teurer.

Liebe Grüße Jorrit.
Titel: Re: warum eigentlich eine tubuslinse?
Beitrag von: Kurt Wirz in Februar 29, 2016, 23:04:39 NACHMITTAGS
Hallo Jorrit
Hast du auch schon mal einen Prototyp gebaut und dir dann angeschaut, was alles fehlte als das Gerät in Serie ging?
Die Gründe für die Zwischenlinse würde mich interessieren.

Kurt
Titel: Re: warum eigentlich eine tubuslinse?
Beitrag von: Werner in März 01, 2016, 09:40:34 VORMITTAG
Wenn man statt der Okulare (mit endlicher Abbildung) diverse Fernrohre benutzt, kann man durchaus ohne Tubuslinse auskommen. Wegen der doppelten Baulänge muß man das Mikroskop dann aber auf einen Hocker stellen. Drei Fernrohre benötigen auch mehr Platz als drei Okulare.
Beim Test auf dert Optischen Bank werden auch Fernrohre benutzt, allerdings liegend angeordnet.

Durch die Tubuslinse wird das Mikroskop (neben der Restfehlerkorrektur) wieder auf ein brauchbares Format gebracht.

Gruß   -   Werner
Titel: Re: warum eigentlich eine tubuslinse?
Beitrag von: MikroTux in März 01, 2016, 14:54:23 NACHMITTAGS
Zitat von: smashIt in Februar 29, 2016, 21:21:51 NACHMITTAGS
gehn tut es ja
man muss die okulare nur 200mm lang machen und vorne die jetztige tubuslinse reinschrauben
wäre aber ein paradebeispiel für eine schlechte idee  ;D

Okey, wenn die Linsenposition im Strahlengang zueinander gleich ist, dann könnte man die Tubuslinse in so lange Okulare integrieren.
Bei einem monokularen Mikroskop wäre das vielleicht gleicher Aufwand. Bei einem Bino-tubus kämen schon die kosten für die weitere Tubuslinse im 2. Okular hinzu.
Beim Trinotubus die dritte, und falls jemand die Idee mit Wechsel Okulare zu arbeiten, zwecks änderung der Vergrößerung...
Zudem müssten die Tubuslinsen in den Okularen dann wahrscheinlich auch gematcht werden, damit die Bilder genau genuge Deckung haben.

Zusammenfassen kann man die Antwort auch als: Eine Tubuslinse ist günstiger als zwei, drei....