Mikro-Forum

Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: mikroskop in Februar 28, 2016, 20:07:58 NACHMITTAGS

Titel: Kandabalsam
Beitrag von: mikroskop in Februar 28, 2016, 20:07:58 NACHMITTAGS
Kann man Kanadabalsam zur Herstellung von Präparaten gebrauchen! Und wenn ja für welche ich habe eine ganze Flasche nämlich geschenkt bekommen. Oder welches Kostengünstige Einschlußmittel gibt es noch! Ich suche ein Einschlußmittel das man für fast alles gebrauchen kann ohne Gleich davon Riesige Mengen zu kaufen.
Dank im Voraus
Gruß
Nicol
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: moräne in Februar 28, 2016, 20:23:06 NACHMITTAGS
grüß Dich

kanadabalsam kannst für dünnschliffe zu kleb`n brauchen - des machst Du glaub ich nicht,
Pflanzenpräparate kannst auch damit herstell`n - das ist aber etwas verrufen - da technische " Fortschritt "!

grüß Dich
gerd
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: Gerd Schmahl in Februar 28, 2016, 20:31:53 NACHMITTAGS
Hallo Nicol,
klar kann man das dafür gebrauchen. Es ist aber nicht für alle Objekte geeignet. Wichtigste Vorraussetztung: die Objekte müssen wasserfrei sein. Dazu führt man sie i.d.R. durch eine aufsteigende Alkoholreihe. Zuletzt muss man in Xylol oder Xylolersatz überführen (das Lösungsmittel für das Kanadabalsam). Da das Einschlussverfahren darauf beruht, dass dieses Lösungsmittel anschließend über Wochen verdampft und das Harz (ein natürliches Baumharz) dadurch wieder hart wird, schwindet Kanadabalsam relativ stark. Du stellst so zu sagen einen künstlichen Bernsteineinschluss her. Das Balsam hat auch in dünnen Schichten eine leicht gelbliche Eigenfarbe, was beim Mikroskopieren aber i.d.R. nicht stört. Bis zum Erhärten müssen die Präparate waagerecht gelagert werden, sonst können die Deckgläser mit dem Balsam nach unten abschmieren. Kanadabalsam ist eines der ältesten und bewährtesten Einschlussmittel und wird z.B. für Pflanzenschnitte eingesetzt, aber nicht alle Färbungen vertragen sich damit. Die Präparate sind bei guter Verarbeitung praktisch Jahrhunderte haltbar. Als nicht ganz unproblematisch gilt inzwischen das Lösungsmittel Xylol, das als krbsauslösend eingestuft ist. Es gibt dafür einen Ersatz, mit dem ich aber noch nicht selber gearbeitet habe.

Beste Grüße
Gerd
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: RainerTeubner in Februar 28, 2016, 20:34:18 NACHMITTAGS
Hallo Nicol,

hier der Link zu einem Artikel von Klaus Henkel zu dem Thema: http://www.klaus-henkel.de/balsame.html

Viel Erfolg!

Rainer
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: hebi19 in Februar 28, 2016, 20:35:02 NACHMITTAGS
Hallo Nicol

Eine Eigenschaft von Kanadabalsam ist, dass er sich gar überhaupt nicht mit Wasser verträgt. Deshalb müssen Schnitte und andere Präparate über etliche Stufen absoluten Alkohol und dann Xylol aufwändig entwässert werden.

Das Eindeckmittel Euparal ist da viel toleranter! Es verträgt Restspuren von Wasser und vor dem Eindecken reicht Entwässern mit Isopropylalkohol (weit weniger giftig als Xylol).

Eine Quelle für amateurgerechte Mengen ist der Mikro-Klaus (oder süd-westlicher Klaus oder auch Klaus Herrmann genannt).

Grüße
Martin
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: mikroskop in Februar 28, 2016, 20:54:25 NACHMITTAGS
Aso ich nehme ein Präparat führe es durch mehre Alkohol Stufen durch. Und dann lege ich das Präparat auf ein Objektträger und gebe den Kanadabalsam darüber und zum Schluss ein Deckglas fertig oder falsch. Also den Balsam den ich bekommen habe der ist total Dickflüssig ist der jetzt schon Gebrauchs fertig oder muss man dar noch Xylol zugeben! Ich hätte in der  Schule besser in Chemie und Biologie aufpassen sollen  ;D
Ja nur das ich keine 100 ml Euparal brauche für 35 Euro. Das Zeug ist bestimmt auch nicht ewig haltbar.
https://www.bioform.de/shop.php?action=tree&wg=1&pid=677&treeid=141
Gruß
Nicol
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: RainerTeubner in Februar 28, 2016, 21:02:32 NACHMITTAGS
Hallo Nicol,

Euparal ist haltbar, es wird allenfalls etwas zu dickflüssig - dann kann man mit Isopropanol verdünnen, bis die richtige Viskosität erreicht ist. Aber bitte nicht zuviel verdünnen, sonst wird der Schwund beim Eintrocknen des Euparals zu groß.

Viele Grüße

Rainer
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: mikroskop in Februar 28, 2016, 21:08:44 NACHMITTAGS
Hört sich vielleicht Doof an aber UHU müsste doch auch gehen oder nicht!
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: Gerd Schmahl in Februar 28, 2016, 21:14:03 NACHMITTAGS
Hallo Nicol,
UHU geht auch, aber nicht für Einschlüsse, sondern für Abdrücke.
Zum Kanadabalsam:
i.d.R. gibt man erst einen Tropfen Kanadabalsam auf den OT und legt dann das mit Xylol benetzte Objekt (z.B. einen Pflanzenschnitt) in den Tropfen. Ob der Balsam, den Du bekommen hast, schon zu dickflüssig ist, kann so von der Ferne schwer beurteilt werden. Zu dickflüssiger Balsam kann aber einfach mit Xylol verdünnt werden, aber man sollte bedenken, je dünnflüssiger der Balsam (hoher Anteil Lösungsmittel) desto mehr schwindet er beim Trocknen (gild für alle Einschlussmittel auf Lösungsmittelbasis). Zu dicker Balsam schließt aber natürlich die Objekte schlechter ein. Den richtigen Mittelweg zu finden ist nur durch Erfahrung möglich. Die zu sammeln kann Dir niemand abnehmen, aber natürlich kann man mal einem erfahrenen Mikroskopiker über die Schulter schauen und sehen, wie "dick der aufträgt". i.d.R. sollte der Balsam eine honigartige Konsistenz haben, aber natürlich gibt es auch Honig, der fast fest ist.  ;D Gemeint ist der ganz frische Honig.

LG Gerd
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: moräne in Februar 28, 2016, 21:20:12 NACHMITTAGS
ja mei Nicole

ich glaube nicht, das`Dir in da Schule was vom Kanadabalsam und vom "Präpariern" verzählt hätt`n.
Das mußt Du schon selber rauskriegn oder Dir das von den " Hagenianern" - wo `st ja zum Treffen hinwillst, zeigen lassen.
Mein Balsam ist auch recht dickflüssig, aber ich erwärme den ja, bei 90 Grad ist er recht "viskos".
Ich denke immer für einen Anfänger sollt das egal sein, wie excellent sein " Werk "  wird - Ausprobiern.
Das mit den Alkoholstufen ist auch unabhängig von jeweilige Einbettungsmittel, denke ich, das mußt Du auf jeden Fall getrennt erlernen.
Zum Gift ( Xylol) möcht`ich noch an die Allgemeinheit in Dei`m Interesse die Frage stelln: ob man schon immer, d. h. so bald man anfing pflanzliche u. a. Präparate mit Balsam zu kleben, auch Xylol zusetzte, oder hatte man das Anfangs noch gar nicht erwogen. ( falls einer genau weiß )

grüß euch
gerd




Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: moräne in Februar 28, 2016, 21:42:46 NACHMITTAGS
Oh Wolfgang

wie ich mir solch ein Fläschen von ebay kaufte - das warn damals 250 ml glaub ich - da wollt ich das in da Apotheken umfülln lassen - in mehrere 50 ml Gebinde, weil ich das da und dorten gebraucht habe, und... weil ich dachte,  das wenn die halbe Flaschn leer ist - die 250`ger -  dann verdampft mir das halbe Zeug.
Da hat mir die Apothekerin- die ich gut kenn`:
BENZOL
auf jede Flaschen draufgeklebt.

auch wennst às nicht glaubst.

grüß Dich
Gerd
nachträglich ein gutes ......
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: hebi19 in Februar 28, 2016, 22:16:39 NACHMITTAGS
Hallo Nicol

Das mit den amateurgerechte Mengen vom Mikro-Klaus hast Du gelesen ??
Ich habe für mein Fläschchen, das wohl deutlich bis in die Rente reicht einen "mittleren einstelligen Euro-Betrag" geszahlt, soweit ich mich erinner.
Und das mit dem Isopropylalkohol hat seine Vorteile - glaub mir.

Schöne Woche dann
Martin
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: Klaus Herrmann in Februar 28, 2016, 22:21:37 NACHMITTAGS
Hallo Nicol,

also wenn du dir dein mikroskpisches Leben leichter machen willst, dann nimm in Gottes Name Euparal und nicht Kanadabalsam. Ich habe jetzt 40 Jahre Erfahrung mit vielen Eindeckmitteln. Euparal ist noch das beste und auf jeden Fall von der Handhabung das einfachste, wenn man die wasserverdünnbaren mal weg lässt. Bei mir musst du auch keine 100 ml kaufen, sondern 20 ml und das reicht dir lange!

Aber übereil dich nicht, lass dich ausführlich von allen beraten und überleg dann nochmal sorgfältig, bevor du dich entscheidest! :D
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: Gert Flemming in März 02, 2016, 16:26:17 NACHMITTAGS
Hallo Nicol,

zu allem schon Gesagten meine Erfahrungen mit Kanadabalsam:

Ich habe mit Kanadabalsam als "Neutralbalsam"  sehr gute Langzeiterfahrungen gemacht (auch wenn dieses Mittel wohl weniger bekannt ist, obwohl im "Planzenanatomischen Praktikum" von Braune et al. erwähnt, und es gegen normalen Kanadabalsam im Allgemeinen durchaus berechtigte Vorbehalte gibt). Ich habe diesen von der Firma Hollborn, Leipzig hergestellten neutralisierten Kanadabalsam 1962 für 6,95 DDR-Mark/100ml gekauft und verwende ihn seitdem für fast alle meine Präparate. Sie sind (auch alle Präparate von damals, 54 Jahre alt) bis heute tatellos erhalten. Farben einwandfrei, keinerlei Kristallbildungen oder Risse, Medium nicht verfärbt.

Vor einigen Jahren habe ich mir auch Euparal besorgt. Es ist zwar sehr schön, dass man damit einige Behandlungsstufen einsparen kann, aber ohne Wärmeschrank (nur bei Zimmertemperatur) dauert das Festwerden des Deckglases Wochen (wichtig z. B. wenn man unter die Immersion gehen will). Die Schmiere wird nach meinen Erfahrungen immer zäher, aber das Deckglas wird nicht fest.

Bei meinem Neutralbalsam dauert es zwar auch Monate, bis er in der Präparatemitte fest wird, aber durch die Verdunstung des Xylols am Deckglasrand wird das Deckglas sehr schnell so festgelegt, dass ich schon nach ein, spätesten zwei Tagen unter die Immersion gehen und anschließend das Öl vorsichtig abwischen kann, ohne dass das Deckglas verschoben wird.

Die von Euparal bekannte Erscheinung, dass die Farben mit der Zeit immer kräftiger und klarer werden, tritt auch bei Neutralbalsam auf.

Die Firma Hollborn in Leipzig gib es seit einiger Zeit wieder. Vielleicht auch Neutralbalsam in der von mir benutzten Qualität ...
Aber ich komme mit dem Rest meiner ehemals 100ml noch Jahrzehnte hin.

Gert Flemming
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: Herbert Dietrich in März 02, 2016, 18:39:58 NACHMITTAGS
Hallo Gerd Flemming,

das gleiche gilt für den/das Caedax das bis in die 70er Jahre von Merck und von Bayer hergestellt wurde.
Caedax für die Mikroskopie, künstlicher Kanadabalsam.

Herzliche Grüße
Herbert
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: liftboy in März 03, 2016, 11:20:54 VORMITTAG
Hallo Nicol,

habs grad erst gelesen.
Jawoll!! Uhu geht auch! Es muss aber die alte, dünnflüssige Sorte sein. Damit hab ich zu meiner Schulzeit meine Dauerpräparate gemacht; sind heut noch gut (relativ)

Grüße
Wolfgang

@all
Stimmt! So schön, wie sich Euparal auch verarbeiten lässt, das Aushärten dauert ewig. Ausserdem bekomme ich bei dickeren Objekten (Insekten, etc.) Probleme mit Luftziehen/Nachtropfen.
Der wunderschöne, schnelle Eukitt geht leider nur für hauchdünne Objekte, weil er doch ziemlich nachzieht (bis zum Knacken des Deckglases)
Titel: Re: Kandabalsam
Beitrag von: Gert Flemming in März 03, 2016, 21:59:17 NACHMITTAGS
Hallo Herbert,

Caedax hätte ich auch gerne kennengelernt. Aber in meinen früheren Jahren konnte ich es nur in der Literatur bewundern. Und als ich zu  diesen schönen Dingen Zugang erhielt (ab 1990), gab es das (für mich unverständlicherweise - bekanntlich macht die Dosis das Gift) nicht mehr.
Schade! So werde ich wohl weiterhin bei Neutralbalsam (also letztlich bei Kanadabalsam) und in bestimmten Fällen bei Euparal bleiben.

Gert Flemming