Hallo,
nach vielen frustrierten Stunden habe ich nun meine "ersten eigenen" Schnitte hergestellt, von denen ich mich traue, sie hier zu zeigen.
Ich habe mir über die Bucht ein altes DDR-Handmikrotom gekauft (Optimat II). Dort kann man im inneren ein Röhrchen einklemmen. Mit etwa 6 mm Innendurchmesser. Wie man da sinnvoll ein Möhrenstück einklemmen und schneiden kann, ist mir ein Rätsel. Dann fiel mir auf, das der "Halter" dieses Röhrchens, gar kein Halter ist, sondern ein zweites Röhrchen mit etwa 10 mm Innendurchmesser, das völlig festgebacken war. Nach viel Zeit und Chemie konnte ich es aus dem inneren des Mikrotoms entfernen. Die Festklemmschraube außen wirkt nur auf das 10 mm Röhrchen, das 6 mm Röhrchen läßt sich gar nicht festklemmen. Wie ist das gedacht?
Dann war dort ein Klingenhalter in Form eines "Rasiermessers" dabei. Scheinbar aus dem Frisörfachhandel. Jedenfalls mit gerundeten Seiten. Ist mir auch hier ein Rätsel, wie man damit Plan schneiden kann. ???
Meine bisherigen Proben bzw. Versuche haben mich ebenfalls frustriert: entweder konnte ich sie gar nicht schneiden, es wurde viel zu dick, sehr ungleichmäßig und aus Blättern einiger Sukkulenten kam auch nach 4 Tagen AFE nur Schleim raus. >:(
Botanik macht offensichtlich Spaß. ;D
Die Drehskala hat keine Einheit. Sind hier 5 Teilstriche auch gleich 50 µm?
Ich habe mir nun einen halbwegs funktionierenden Klingenhalter gebastelt. Dennnoch passiert es häufig, dass nach 5 Strichen Drehung nichts zum Schneiden da ist. Und nach 7 Strichen kann man schneiden, das ist aber gefühlt und optisch zu dick.
Jetzt habe ich noch einen Probenhalter gebastelt, in den man etwas auch ohne Möhre einspannen kann. Damit habe ich die hier folgenden Ergebnisse erzielt.
Geschnitten habe ich etwas aus meinem Gartenteich, die Krebsschere Stratiotes aloides, Bild 1. Geschnitten wurde ein Blatt quer, frisch, die Schnitte direkt in AFE eingelegt. Aus einem Blatt wurde ein Stück (rote Markierung) mit einem Skalpell ausgeschnitten (Bild 2) und das Teil im meinen Halter geklemmt. Geschnitten wurde parallel der rot markierten Fläche.
Gefärbt wurde mit Wacker ASim II. Bilder 1 bis 7 und 9 sind Einzelbilder, 8 ist mit PICOLAY gestackt. Da ich Bild 9 ästetisch sehr schön finde, wollte ich daraus auch einen schönen Stack anfertigen, trotz vieler Versuche ist es mir aber nicht gelungen. PICOLAY konnte die "weißen Löcher" nicht scharf abbilden. Da in den unscharfen Bereichen die Löcher große, milchige Scheiben produzieren, kommen diese als Artefakte immer im Ergebnis störend durch. Ein Effekt, der sich auch schon in Bild 8 andeutet. Wenn hier jemand Rat weiss : ich höre gerne zu.
Viel Spaß beim betrachten,
Carsten
Bild 1 : Krebsschere Stratiotes aloides
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/194092_8473727.jpg)
Bild 2 : Blatt und präpariertes Stück
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/194092_45773416.jpg)
Bild 3 : Schnitt Blattrand. 6,3/0,25
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/194092_46537804.jpg)
Bild 4 : Schnitt Blattrand. 16/0,40
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/194092_13826438.jpg)
Bild 5 : Schnitt zwischen Rand und Mitte. 6,3/0,25
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/194092_18209943.jpg)
Bild 6 : Schnitt zwischen Rand und Mitte. 16/0,40
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/194092_14141074.jpg)
Bild 7 : Schnitt Mitte. 6,3/0,25
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/194092_32368556.jpg)
Bild 8 : Leitbündel. 16/0,40
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/194092_47298881.jpg)
Bild 9 : Leitbündel. 40/0,95
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/194092_48074889.jpg)
Zitat von: Carsten Wieczorrek in April 23, 2016, 15:21:49 NACHMITTAGS
Hallo,
nach vielen frustrierten Stunden habe ich nun meine "ersten eigenen" Schnitte hergestellt, von denen ich mich traue, sie hier zu zeigen.
Carsten, Ihre ersten Schnitte sind sehr gut. Wenn man bedenkt, daß solche Schnitte nicht in erster Linie zum Fotografieren angefertigt sind, sondern zum Betrachten unter dem Mikroskop, wo man mehrere Zellen-Ebenen durchfokussieren kann und soll, dann sind sie auch nicht zu dick, sondern man bekommt eine gute Vorstellung vom Aufbau eines Blattes.
Gruß
KH
@KH
Vielen Dank, aber Sie haben ja die 70 Schnitte nicht gesehen, die ich hier nicht gezeigt habe ;D
Carsten
Hallo Carsten,
na, die gezeigten Schnitte sind ja eine recht ordentliche und gute Ausbeute!
Den Effekt, daß man an der Mikrometerschraube des Mikrotoms dreht und "nichts passiert", d.h. das Messer gleitet, ohne zu schneiden, über den eingespannten Schnitt, kenn ich leider auch zu Genüge. Da hilft nur, geduldig weiter zu schneiden.
Lt. einem älteren Mikrokosmos-Artikel soll man des Schleims mit einer Ca(OH)2-Lösung Herr werden können. Ich habs mal erfolgreich mit Schnitten durch einen Lindenzweig probiert.
In welchem Medium hast Du denn Schnitt, den Du gestapelt hast, eingebettet? In Euparal? Die unscharfen Bereiche scheinen mir von der Überstrahlung herzurühren.
Viele Grüße
Rainer
@Rainer
ZitatLt. einem älteren Mikrokosmos-Artikel soll man des Schleims mit einer Ca(OH)2-Lösung Herr werden können. Ich habs mal erfolgreich mit Schnitten durch einen Lindenzweig probiert.
Probiere ich gerne. Vor oder nach dem Fixieren?
ZitatIn welchem medium hast Du denn Schnitt, den Du gestapelt hast, eingebettet? In Euparal? Die unscharfen Bereiche scheinen mir von der Überstrahlung herzurühren.
Da gehe ich von aus, aber wie kann man das vermeiden? Und ja, Einbettung in Euparal.
Grüße
Carsten
Hallo Carsten,
ich hab vor dem Fixieren der Schnitte mit Ca(OH)2-Lösung behandelt. Die Reihenfolge scheint mir aber nicht kritisch zu sein.
Vielleicht könnte es helfen, wenn Du versuchst, mal dünnere Schnitte anzufertigen und so zu vermeiden, daß die unteren Schichten zu sehr leuchten. Aber Deine Schnitte sind ja eigentlich dünn genug. Warte doch einfach mal ab, bis das Euapral weiter eingetrocknet ist.
Viele Grüße
Rainer
@Rainer
Zitatwenn Du versuchst, mal dünnere Schnitte anzufertigen
Das würde ich ja sehr gerne machen, nur wie ? Ich werde weiter üben.
Carsten
Hallo Carsten,
mehr Üben ist ein richtiger und wichtiger Schritt zum dünneren Schnitt.
Ein weiters Hilfsmittel ist der Klingenhalter für Einmalklingen.
Viele Grüße
Rainer
Hallo Carsten,
gegen den Schleim hilft auch Natriumhypochlorid / Klorix. Sukkulenten sind insoweit problematisch, als daß sie zu einem großen Teil aus "Wasserspeichergewebe" bestehen und dieses eben oft mit Schleim gefüllt ist. Für den Anfänger sind zähe Pflanzen wie Christrose, Schwertlilie oder Palmlilie, Efeublattstengel, Palmblätter u.ä. besser geeignet.
Lieber Carsten,
na, da bist Du ja unter den Schnipplern angekommen! Wie Klaus Henkel schon schrieb: Du brauchst Dich nicht zu verstecken - zumal Du eher schwieriges material für Dein Erstlingswerk ausgewählt hast - und die Ausbeute wird mit der Zeit besser.
Viele Aspekte haben meine vorschreiber schon angesprochen, aber sehe ich das richtig: Du hast ein Blattstück geschnitten, das auf Deinem Bild 1 eher in den dunkelbraunen Bereich fällt? Da ist das Material ja schon etwas "rottig" und daher noch schwieriger zu schneiden.
Das würde auch die eher indifferente Färbung erklären, wobei Wasserpflanzen oft nur schwach ausgeprägte Sklerenchyme haben, da das Wasser die Pflanze trägt, Stützstrukturen also Luxus sind.
Herzliche Grüße
Jörg
Hallo und guten Abend,
@Jörg
Nein, das Blatt aus Bild 2 ist nicht das, was geschnitten wurde. Ich kam erst später auf die Idee, dass es vielleicht ganz gut ist, zu zeigen, was wo geschnitten wurde.
Aber zugegeben, mein Schnitt-Blatt war auch nicht frisch-hellgrün. Kann ich ja nochmal wiederholen, ist ja genug von dem Zeugs da.
Schöne Grüße
Carsten