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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Carlos in Mai 18, 2016, 14:58:05 NACHMITTAGS

Titel: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: Carlos in Mai 18, 2016, 14:58:05 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,
In einem anderen Faden dieses Forums (Schiefe Beleuchtung ...) ist die Frage aufgekommen, ob auch Pilzsporen, wie z.B. Algen und ( Cyano-) Bakterien  eine, (vermutlich gegen Austrocknung schützende) Gel-Schicht haben können. (Konkret geht es um den ,,Maipilz", "Calocybe gambosa"). Meine Beobachtungen lassen dies wahrscheinlich erscheinen.
Die Suche nach Antworten in dem ,,Faden", in dem es eigentlich um die Leistungsfähigkeit der ,,Schiefen Beleuchtung" geht,  würde sicher dessen Rahmen sprengen.
Bei der Suche nach mikroskopischen Bildern von Pilzsporen bin ich mehrfach auf Beiträge(allerdings vor meiner Zeit als Mitglied hier) von Mitgliedern hier im Forum  gestoßen. Offensichtlich gibt es hier viele "Pilz"-Fachleute. 
Deshalb meine Fragen:
Kann jemand Auskunft darüber geben, ob auch Pilzsporen eine, sie umgebene Gel-Schicht haben bzw. haben können?
Und wenn ja.
Gibt es dazu Bilder?
In der Hoffnung auf Antworten,
mit freundlichen Grüßen Carlos
Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: A. Büschlen in Mai 18, 2016, 16:43:17 NACHMITTAGS
Hallo Carlos,

in: Pilze der Schweiz Band 3 von Breitenbach/Kränzlin; steht zu Calocybe gambosa: Sporen eliptisch, glatt, hyalin, 4-6x2,3-3,5µm Sporenpulver weisslich-creme.

Beschreibe doch einmal wie du die abgebildeten Sporen im von dir erwähnten Faden fotografiert hast: Objektive, Okular und Kameraadaption? 

Gruss Arnold

Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: Carlos in Mai 18, 2016, 17:36:30 NACHMITTAGS
Hallo Arnold,
Danke für Deine schnelle Reaktion.
Hier der Titel des Fadens:
"Schiefe Beleuchtung und Analyse eines komplizierten Präparates", (letzter Beitrag heute im gleichen Unterforum).
Darin findest Du auch die von Dir gewünschten Angaben:
"...die abgebildeten Sporen...fotografiert hast: Objektive, Okular und Kameraadaption."
Als Literatur für Pilze verwende ich hauptsächlich.
"Bruno Cetto, Enzyklopädie der Pilze, (4 Bände), BLV Verlagsgesellschaft, ISBN 3-405-13473-0"
und
"Michael Hennig, Handbuch für Pilzfreunde, Erster Band, Quelle & Meyer - Heidelberg 1968".
Mit freundlichem Gruß Carlos



Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: reblaus in Mai 18, 2016, 18:13:28 NACHMITTAGS
Hallo -

die Konidien des Echten Mehltaus der Rebe (Oidium) haben eine klebrige Schicht, sodass sie auf jeder Unterlage auf die sie zufällig fallen (Blatt, Objektträger ...) gut haften bleiben und dann einen Keimschlauch austreiben. Es ist anzunehmen, dass dies nicht nur bei dieser Pilzart der Fall.
Die Schicht ist immerhin so dick, dass eine länglich Oidiospore aufrecht stehen bleibt, wenn sie zufällig mit einem Ende auftrifft.

Viele Grüße

Rolf

Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: Eckhard F. H. in Mai 18, 2016, 20:24:40 NACHMITTAGS
ZitatDie Schicht ist immerhin so dick, dass eine länglich Oidiospore aufrecht stehen bleibt, wenn sie zufällig mit einem Ende auftrifft.
Hallo Rolf,
eben habe ich Pilzsporen des Voreilenden Ackerlings vom Hutsegment auf einem Objektträger aussporen (fallen) lassen und sie danach ohne DG im Mikro angeschaut: Alle liegen flach. Ob sie erst nach dem Aufprall ´umfallen´ oder schon während des Falls diese Position einnehmen, bleibt natürlich ungeklärt.
Gruß - EFH
Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: Peter Reil in Mai 18, 2016, 21:12:02 NACHMITTAGS
Hallo Carlos,

die Sporen des Mairitterlings haben meines Wissens nach keine Schleim-/Gelschicht. Für was auch? Die Sporenhülle (Membran) schützt sie ausreichend vor Austrocknung (viele Jahre). Und für die Verbreitung durch den Wind wäre eine klebrige Schicht wohl eher hinderlich.

Schleimschichten kann man mit Reagenzien sichtbar machen - ich glaube, es ist Toluidinblau. (Ich bin momentan nicht zu Hause um nachsehen zu können.)
Die Huthaut vieler Pilze, z. B. bei Täublingen haben eine Schleimschicht, die im mikroskopischen Bild nach Färbung violett erscheint.

Freundliche Grüße
Peter
Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: Carlos in Mai 18, 2016, 23:15:51 NACHMITTAGS
Hallo Peter R.
Ich glaube Du hast mich missverstanden. Die Sporen haben nach meiner Beobachtung keine "klebrige" Außenschicht. Auf dem Objektträger aus einem frischen Stück Pilzhut, abgedeckt mit einer weitgehend dichten "Glocke" (z.B. einem um-gestülpten Glas) und damit bei gesättigter Luftfeuchtigkeit, ausgesport, zeigen sie zunächst das typische Bild. Üblicherweise legt man jetzt ein Deckglas auf und betrachtet das Sporenbild im Mikroskop. Das habe ich beim ersten Mal auch gemacht.
Bei der Wiederholung des Versuchs habe ich aber die "Glocke" entfernt und danach das "Sporenbild" erst nach einigen Tagen mit einem Deckglas abgedeckt. Die Sporen waren also einige Tage trockener Raumluft ausgesetzt.
Ich glaubte, dass das keinen Unterschied ergibt. Aber weit gefehlt, die Sporen waren, zu kleinen Inseln aus mehreren Sporen geschrumpft, zusammengebacken, ihre Form war nicht mehr "eiförmig" sondern mehreckig (5 bis 6).
Deshalb habe ich dest. Wasser zwischen Objektträger und Deckglas einziehen lassen. Nach wenigen Minuten quollen die Sporen wieder zur Eiform und ergaben (fast) das gewohnte Bild einer Aussporung.
Gruß Carlos 
Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: gdno81 in Mai 19, 2016, 00:34:56 VORMITTAG
Hallo Carlos,
bei einigen Pilzen gibt es aus oben genannten oder anderen Gründen eine Schleimschicht um die Sporen. Diese dient meines Wissens aber nicht zum Schutz vor Austrocknung sondern wie bereits erwähnt der Klebrigkeit oder dem Schutz vor ungünstigem(sauer oder basisch) Milieu.
Sporen selbst allerdings trocknen durchaus ein und schrumpfen und verformen sich dabei auch, manche mehr manche weniger.
Sie bleiben aber trotzdem keimfähig und quellen bei Flüssigkeitszugabe auch rasch wieder auf.
Viele Pflanzensamen z.B. funktionieren ja ganz ähnlich.
Ich hoffe ich habe deine Frage richtig interpretiert und dir eine hilfreiche Antwort hinterlassen.

LG Björn
Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: Carlos in Mai 19, 2016, 17:23:22 NACHMITTAGS
Hallo Björn,
Deine Antwort trifft genau meine Frage, bei der es mir darum ging, ob Pilzsporen eine diskret eingegrenzte und optisch nachweisbare (z.B. mit ,,schiefer Beleuchtung")  Gel-Schicht aufweisen bzw. aufweisen können. Deine Erklärung ist durchaus nachvollziehbar.
Meine Beobachtungen deuten in diese Richtung. So haften ("kleben") die Sporen des Maipilzes, ausgesport auf einen Objektträger, nicht nur auf dem Objektträger, sie sind auch untereinander verbunden, sie können beim Trocknen erheblich schrumpfen.  Tritt Wasser hinzu, Quellen die Sporen recht schnell, die Haftung wird aufgehoben und die Sporen ,,schwimmen" frei.  Die folgenden Bilder machen das m.E. deutlich:
,,Aussporung" getrocknet
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/195926_45982430.jpg) (http://s1368.photobucket.com/user/Carlos125/media/Mai7_zpss5qfcovy.png.html)
getrocknete ,,Aussporung" nach Wasserzutritt
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/195926_55943430.jpg) (http://s1368.photobucket.com/user/Carlos125/media/Mai6_zps3iywnn4s.png.html)
Mit freundlichem Gruß Carlos
Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: Florian1986 in Mai 23, 2016, 14:16:47 NACHMITTAGS
Hallo Carlos,

anbei ein Bild aus meinem Fundus von Sporen von Hysterographium fraxini, allerdings ohne schiefe Beleuchtung aufgenommen. Das ist unbearbeitet und gewinnt keinen Schönheitspreis, aber man kann die Hülle doch recht deutlich erkennen.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/196155_55325043.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Viele Grüße,
Florian
Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: A. Büschlen in Mai 23, 2016, 14:58:32 NACHMITTAGS
Hallo Florian,

danke für dieses Beispiel.-

Mit was hast du das Objekt eingedeckt, mit Wasser?
Kannst du uns noch etwas zu diesem Pilz weitergeben?

Besten Dank.

Gruss Arnold
Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: Florian1986 in Mai 23, 2016, 15:40:28 NACHMITTAGS
Hallo Arnold,

anbei noch ein paar Bilder:

Makroskopisch
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/196160_14023740.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Sporen in Wasser. Darin mikroskopiere ich mit wenigen Ausnahmen immer zuerst, erst danach verwende ich Hilfsmittel, die sich meist auf Lugolsche Lösung, KOH und Baumwollblau beschränken.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/196160_27088531.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Asci:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures005/196160_11024376.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)

Der Pilz ist nicht selten, wird aber gerne übersehen. Zu finden ist er auf nicht allzu dicken, liegenden Eschen-Ästchen. Daher wird er auf Deutsch gerne Eschen-Spaltkohlenpilz genannt. Dank der auffälligen und großen Sporen ist das ein sehr dankbares Pilzchen für die Mikroskopie :).

Viele Grüße,
Florian
Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: A. Büschlen in Mai 23, 2016, 15:56:46 NACHMITTAGS
Hallo Florian,

besten Dank für die weiterführende Doku von diesem atraktiven Ascomyceten (atraktiv unter am Mikroskop :) )
Du verwendest Lugol um eine Reaktion auf Jod zu prüfen?
Wäre das in diesem Fall J+ schwach oder eher J+stark?

Viele Grüsse Arnold
Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: reblaus in Mai 23, 2016, 15:59:28 NACHMITTAGS
Hallo -

nun wäre ein Schleim(?)schicht bei diesem Ascomyzeten einleuchtend, da die Ascosporen lange Zeit im Schlauch "aufbewahrt" werden, bevor sie freigesetzt werden. Bei den erwähnte Basidiomyzeten, trocknen sie sozusagen in der Luft, bevor sie abgestoßen werden.

Viele Grüße

Rolf


Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: Eckhard F. H. in Mai 23, 2016, 16:37:39 NACHMITTAGS
ZitatSo haften ("kleben") die Sporen des Maipilzes, ausgesport auf einen Objektträger, nicht nur auf dem Objektträger, sie sind auch untereinander verbunden, sie können beim Trocknen erheblich schrumpfen.  Tritt Wasser hinzu, Quellen die Sporen recht schnell, die Haftung wird aufgehoben und die Sporen ,,schwimmen" frei.
Hallo Carlos,
da ist sehr wahrscheinlich kein ´Leim im Spiel. Beim Verdunsten des Wassers zwischen OT und DG  fangen die ´Pfützenränder´ Sporen wie mit einem Gummilasso ein´und ziehen sie so zusammen, daß am Ende kompakte Sporeninseln entstehen. Sporen einiger Pilzarten neigen auch ohne Wasser verstärkt zur Clusterbildung, was deren Vermessung außerordentlich hinderlich ist. Vermutlich ist diese Verhalten elektromagnetischen Kräften geschuldet. Interessant zu erfahren wäre, wie das verhindert werden kann.
Gruß - EFH
Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: reblaus in Mai 23, 2016, 17:37:52 NACHMITTAGS
Hallo Eckhard -

die Idee mit dem "Elektro..." finde ich nicht schlecht - wenn auch wohl elektrostatisch gemeint war und nicht elektromagnetisch  ;)
Das wäre einer Untersuchung wert, ob sich z.B. Konidien beim Ablösen vom Träger negativ aufladen um später besser am Zielobjekt (z.B. Blätter) haften zu bleiben.
Oder gibt es da schon was drüber?

Viele Grüße

Rolf
Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: Florian1986 in Mai 24, 2016, 08:16:00 VORMITTAG
Hallo Arnold,

in diesem Fall war das Lugol eher etwas Spielerei ;). Ich benutze das normalerweise, um die Reaktion des Ascoporus zu überprüfen. Das ist bei einigen Gattungen wichtig für die Bestimmung. Da gibt es dann die Möglichkeit J- (keine Verfärbung des Porus) und J+ (Verfärbung des Porus), wobei das dann entweder rot oder blau sein kann. Nach KOH-Behandlung kann aus rot dann bei manchen Arten wiederum blau werden :D. Ein schönes Beispiel für die Reaktion findest du hier: http://www.pilzforum.eu/board/thema-eine-peziza-repanda-p-micropus

Viele Grüße,
Florian

P.S.: Ich hoffe, das war jetzt nicht zu OT
Titel: Re: Frage an die „Pilzner“ dieses Forums
Beitrag von: A. Büschlen in Mai 24, 2016, 08:23:59 VORMITTAG
Besten Dank, Florian das ist überhaupt nicht OT

Arnold