Mikro-Forum

Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: xb in August 02, 2009, 16:55:29 NACHMITTAGS

Titel: Anorganische Salze im Mikroskop
Beitrag von: xb in August 02, 2009, 16:55:29 NACHMITTAGS
Liebe MikroskopikerInnen
Ich bin etwas enttäuscht, dass es kaum Anorganisches im Forum gibt, oder habe ich nicht richtig geguckt?
Wie dem auch sei, mir ist neulich beim Mikroskopieren von Salzausblühungen dieser wunderschöne Bloedit (das Salz heisst wirklich so  ;D) untergekommen, den ich der Mikroskopie-Gemeinde nicht vorenthalten möchte. Bloedit heisst u.a. auch Astrakanit und ist ein Natrium-Magnesium-Mischsalz mit der Formel (Na2Mg(SO4)2.4H2O). Hier in Form eines Whiskerkristalls. Die Bildhöhe ist ca. 0.18mm, das linke Bild ist unter einfacher Polarisation, das rechte mit gekreuzen Polarisatoren entstanden. Das Salz ist hier in Mikroskopieröl n=1.518 eingebetterV. Die Bilder wurden mit einer Canon EOS 400D Digital auf einem Zeiss Jenalab Pol gemacht (dass es diese Mikroskope wieder gibt, habe ich, dank Eriks Beitrag, mit Freude vernommen!)
Ich hoffe, dass die Bilder dem einen oder der anderen von Euch gefallen und würde mich über möglichst viele "anorganische Bilder" freuen
Christine
PS: Zugleich ist das auch mein erster Versuch Bilder ins Forum zu stellen....die Anleitung von Peter Voigt hier im Forum ist sehr gut gemacht, vielen Dank!
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/16146_14687998.jpg) (https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/16146_65337010.jpg)
Titel: Re: Anorganische Salze im Mikroskop
Beitrag von: Dieter Friedrich in August 02, 2009, 17:01:45 NACHMITTAGS
Hallo,

interessantes Thema. Kann man sich dieses Salz denn selbst herstellen indem man gleiche molare Mengen von Natriumsulfat und Magnesiumsulfat zusammen löst und kristallisieren lässt?
Titel: Re: Anorganische Salze im Mikroskop
Beitrag von: xb in August 02, 2009, 17:57:00 NACHMITTAGS
Hallo
Das selber Herstellen von Mischsalzen ist nicht einfach. Die stöchimetrische Salzmischung gibt nur dann das gewünschte Salz, wenn die passenden Umgebungsbedingungen (Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit) herrschen. z.B. für Bloedit: bei 18°C und rel Luftfeuchtigkeiten < 70% sollte (theoretisch, d.h. nach thermodynamischen Modellrechnungen zu Gleichgewichtsbedingungen) Bloedit entstehen, bei über 85% dagegen ein Mg-Sulfat und ein Na-Sulfat. Aber das ist nur theoretisch.... denn schon Spuren von anderen Ionen ändern die Verhältnisse.
Aber auch einfachere Salze können schön sein (s. z.B. Na-Nitrat)
Liebe Grüsse
xb
Titel: Re: Anorganische Salze im Mikroskop
Beitrag von: Ernst Hippe in August 02, 2009, 18:31:16 NACHMITTAGS
Hallo,

ein Beispiel für ein "einfaches Salz":

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/16153_61571734.jpg)

Ammoniumsulfat aus Schmelze. Solche Salze habe ich früher schon gezeigt. Allerdings sind die organischen Verbindungen oft ergiebiger im polarisierten Licht.
Titel: Re: Anorganische Salze im Mikroskop
Beitrag von: Bernhard Lebeda in August 02, 2009, 18:56:56 NACHMITTAGS
Hallo Christine


mir gefällt es!!


Im Moment schnippeln halt alle, dann gibt es wieder Zeiten, da polarisieren alle. Aber ich werde gerne demnächst noch mal meine alten Chemiekasten Bestände aufschmelzen  ;D

Was mich auf eine ernst gemeinte Frage bringt: ich bin zwar mineralogisch interessiert, aber eben doch Laie. Ich hab nicht genau verstanden, wie das Präparat entstanden ist. Was genau sind "Salzausblühungen"? Whisker Kristall musste ich auch nachschaun und komme auf sowas:

http://de.wikipedia.org/wiki/Whisker_%28Kristallographie%29



Das mikroskopiert mal so eben zu Hause oder hast Du das im Labor gemacht?


Viele Grüsse

Bernhard


P.S Ach ja, ist eigentlich ein Beitrag fürs Bilderforum!






"
Titel: Re: Anorganische Salze im Mikroskop
Beitrag von: TPL in August 03, 2009, 14:24:45 NACHMITTAGS
ZitatIch bin etwas enttäuscht, dass es kaum Anorganisches im Forum gibt, oder habe ich nicht richtig geguckt?
Wie dem auch sei, mir ist neulich beim Mikroskopieren von Salzausblühungen dieser wunderschöne Bloedit (das Salz heisst wirklich so  ;D) untergekommen, den ich der Mikroskopie-Gemeinde nicht vorenthalten möchte. (...)
Ich hoffe, dass die Bilder dem einen oder der anderen von Euch gefallen und würde mich über möglichst viele "anorganische Bilder" freuen

Hallo Christine,
mir gefallen Deine "anorganische Bilder" gut und ich freue mich, dass Du hier mit Deinen Bildern dazu beiträgst, die Vielfalt und Schönheit solcher mikroskopische Objekte Anderen zu vermitteln. Ich hatte mir selbst schon lange vorgenommen, auch Anorganisches (v.a. Gesteinsdünnschliffe und Kohle-Anschliffe) einzustellen, habe aber Schwierigkeiten mit der Steuerung meiner Kamera. Wenn ich die überwunden habe kann ich hoffentlich bald auch noch ein Bild vom Langbeinit beisteuern (wer denkt sich diese Namen aus :D?).

Schönen Gruß, Thomas
Titel: Re: Anorganische Salze im Mikroskop
Beitrag von: Frank D. in August 03, 2009, 14:54:38 NACHMITTAGS
-
Titel: Re: Anorganische Salze im Mikroskop
Beitrag von: xb in August 03, 2009, 16:50:23 NACHMITTAGS
Hallo Bernhard
Zu Deinen Fragen: Bei Salzausblühungen handelt es sich um das, was manchmal auch als "Mauersalpeter" bezeichnet wird (obwohl es chemisch gesehen sehr oft nicht Salpeter ist). Diese wasserlöslichen Bestandteile in anorganischen Baustoffen (Ionenverbindungen von v.a. Na, K, Ca, Mg, SO4, Cl, NO3, HCO3, CO3 mit oder ohne Kristallwasser), können bei den passenden Umgebungsbedingungen kristallisieren und bei anderen Bedingungen Wasser aus der Luft aufnehmen und dadurch in Lösung gehen. Die Salzlösungen wandern in den Porenräumen der Baustoffe, und wenn sie kristallisieren, zerstören sie das Material. So eine Ausblühung sieht dann zum Beispiel so aus - Whiskerförmige Salzausblühung auf einer Mauerwerksfuge:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/16182_25445597.jpg)
Kristalle wachsen als Whisker, wenn sie nicht entsprechend ihrer internen Kristallstruktur wachsen, sondern in ein Richtung besonders stark und dadurch lange dünne Nadlen bilden (z.B. Kochsalz mit einer kubischen Kristallstruktur müsste eigentlich Würfel bilden, d.h. es müsste in alle drei Raumrichtungen gleichmässig wachsen und das tut es auch oft; aber manchmal wächst es eben in From von Whiskers, als lange dünne Nadeln, d.h. in eine Richtung deutlich bevorzugt.
Das in meinen ersten Bildern gezeigte Salz stammt aus einer Ausblühung an einer historischen Wandmalerei. Ich habe dort die Salze von der Wandoberfläche "gepflückt". Du hast übrigens natürlich REcht, dass die Bilder eher ins Bildforum gehört hätten, aber ich bin noch neu und habs schlicht noch nicht begriffen gehabt :-[
Liebe Grüsse
Christine
PS: Zu Salzen in Bauwerken und den dadurch verursachten Schäden ist zur Zeit ein Wiki in Entstehung, siehe http://elearn.hawk-hhg.de/projekte/salzwiki/pages/forschungsverbund.php

Zitat von: Bernhard Lebeda in August 02, 2009, 18:56:56 NACHMITTAGS
Hallo Christine


mir gefällt es!!


Im Moment schnippeln halt alle, dann gibt es wieder Zeiten, da polarisieren alle. Aber ich werde gerne demnächst noch mal meine alten Chemiekasten Bestände aufschmelzen  ;D

Was mich auf eine ernst gemeinte Frage bringt: ich bin zwar mineralogisch interessiert, aber eben doch Laie. Ich hab nicht genau verstanden, wie das Präparat entstanden ist. Was genau sind "Salzausblühungen"? Whisker Kristall musste ich auch nachschaun und komme auf sowas:

http://de.wikipedia.org/wiki/Whisker_%28Kristallographie%29



Das mikroskopiert mal so eben zu Hause oder hast Du das im Labor gemacht?


Viele Grüsse

Bernhard


P.S Ach ja, ist eigentlich ein Beitrag fürs Bilderforum!






"
Titel: Re: Anorganische Salze im Mikroskop
Beitrag von: Anni in August 08, 2009, 22:45:14 NACHMITTAGS
Hallo,
also das Bild von Ernst Hippe find ich super
Ammoniumsulfat aus Schmelze: wie kann ich dies herstellen  ???
ich habe auch noch ein nette Foto, zu dem ich ganz zufällig kam: mir ist die Probe eingetrocknet  :'(
hatte aber einen erstaunlichen Effekt und ich kam die nächste Stunde nicht von Mikroskop weg

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/16465_10920143.jpg)

eigentlich nur Puffer, aufgenommen Refektion und Fluoreszenz, wo die allerdings herkam, war mir fraglich...

Viele Grüsse
Anni
Titel: Re: Anorganische Salze im Mikroskop
Beitrag von: Klaus Herrmann in August 09, 2009, 02:07:22 VORMITTAG
Hallo Thomas,

ZitatBild vom Langbeinit beisteuern (wer denkt sich diese Namen aus ?).



na fast immer wird einer damit geehrt. Die Mineralogen sind halt nicht so nüchtern wie die (heutigen) Chemiker, die ihre Verbindungen nach systematischen Regeln benennen. ;). Da gibt es noch Poesie bei der Namensgebung!
Beim Langbeinit hier die "Story":

http://tw.strahlen.org/typloc/langbeinit.html
Titel: Re: Anorganische Salze im Mikroskop
Beitrag von: Ernst Hippe in August 09, 2009, 08:46:47 VORMITTAG
Hallo Anni,

Schmelze: ein paar Körnchen Ammoniumsulfat (Blumendünger-Pulver tuts manchmal auch) auf den Objektträger, Deckglas drauf. Das ganze auf eine Herdplatte (Ceran am besten) und erhitzen. Sofort wenn es schmilzt, von der Platte schieben. Kühlt schnell ab, fertig. Präparat aufbewahren, denn oft bilden sich später die Kristalle um.
Viel Erfolg!