Liebes Forum,
aus gegebenem Anlass noch einmal drei Bilder eines Fliegenkopfes im Vergleich:
Die Fliege wurde lediglich mit der hier bekannten LED-Lampe aus einem großen schwedischen Möbelhaus von der Seite her beleuchtet. 22 Bilder weitgehend unbearbeitet, nur verkleinert, beschnitten und gestackt mit PICOLAY.
1. Stereomikroskop (Mittelklasse, BMS Trinokular, 4x Obj., 12,5x Zeiss-KPl/20 Okular, Ofenrohr-Adaptation an Canon 620, drahtlos ferngesteuerte Aufnahmen mit Hilfe von PsRemote, zunächst ohne Korrektur)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/16321_35327405.jpg)
Tja, wenn man die Verschiebung der Objekte beim Fokussieren im Stereomikroskop nicht korrigiert, wird das Ergebnis nicht so toll...
Nun wurde die x- und y-Verschiebung korrigiert (Ergebnis aus denselben Bildern wie oben) :
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/16321_39137468.jpg)
Das sieht doch schon brauchbar aus.
Zum Schluss das Präparat unter einem normalen Mikroskop, gleiche Beleuchtung, Kamera-Auflösung etc., allerdings hatte ich weißes Papier untergelegt, was vielleicht nicht so schlau war. Objektiv Leitz Pl Apo 4x und Okular Periplan 12,5/20.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/16321_61132318.jpg)
Leider durch die einseitige Beleuchtung teils über- und teils unterbelichtet (ich würde das nächste Mal etwas aufwändiger beleuchten - Herr ***** könnte mit den RAW-Daten vielleicht etwas retten!). Klar und nicht unerwartet ist die größere Brillianz und Auflösung. Schließlich hat das Stereomikroskop einen Arbeitsabstand von ca. 10 cm und eine entsprechend kleine Apertur. Außerdem müssen ja die Verschiebungsfehler korrigiert werden, und das kann niemals perfekt gelingen, da man innerhalb des Stapels auf ein- und denselben Punkt aus verschiedenen Blickwinkeln schaut.
Letztens hat jemand geäußert, ein Extra-Mikroskop für solche Auflicht-Aufnahmen könne er sich nicht leisten. Ich verwende ein altes, aber stabiles Hufeisen-Mikroskop mit Grob- und Feintrieb, das ich für 20 Euronen in der großen Bucht erstanden habe (mit Holzkasten!). Das Pl Apo-Objektiv und die Okulare sind nicht ganz so billig gewesen und aber unverzichtbar und Wertanlagen auf Dauer. Die Ofenrohr-Adaptation erlaubt es, die A620 innerhalb von 20 Sekunden von einem Tubus mit Zeiss-Okular auf ein Periplan und weiter auf ein Unendlich-System mit 30 mm-Okular umzusetzen, alles ohne die Kamera umschalten zu müssen - eine Achtel-Drehung am Bajonett - klick -das war's.
Beste Mikrogrüße
Heribert Cypionka
P.S. PICOLAY kann jetzt animierte Gif-Bilder erzeugen. Diashow der Stapelbilder, einer stufenweisen Rotation oder von was auch immer erstellen, Show ansehen (F12), anhalten (Klick ins Bild). Ein weiterer Klick (Image list | Generate animated gif), und schon schon ist das Ganze ein animiertes Bild (Dateiname: 'animated.gif'), das jeder Browser anzeigen kann. Auch das manuelle Stacken und Retuschieren von Bildern wurde verbessert. Mehr unter http://www.picolay.de
Hallo Herr Cypionka,
Der Vergleich zwischen Stereolupe und Mikroskop ist beeindruckend. Ich hatte bisher bei den Mirkoskop-Aufnehmen meist deutlich mehr Probleme mit Überstrahlungen, allerdings waren es auch Planachromate. Mir hat dann die Frage interessiert, ob nicht ein Auflichtobjektiv noch kontrastreicher wäre, was ich in Ermangelung solcher Objektive nie testen konnte.
Es sind mir gräuliche Bereiche um die Vibrissen auf der rechten Kopfunterseite und links oben im Bild aufgefallen, die nur auf dem letzten Bild zu finden sind. Handelt es sich dabei um Staub oder sind es Stacking-Artefakte?
Besten Dank für die kontinuierliche Weiterentwicklung von Picolay
Martin Schneider
Lieber Herr Schneider,
im Bild oben sind tatsächlich einige Artefakte, die nur vor hellem Hintergrund aufzutreten scheinen.
Ihre andere Anmerkung vorausahnend ;-) hatte ich natürlich auch eine Serie mit dem Auflichtmikroskop gemacht, und zwar schon früher, als die Fliege noch nicht so eingetrocknet war.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/16340_19756746.jpg)
Der Vergleich ist natürlich nicht fair.
Beste Mikrogrüße
Heribert Cypionka
Hallo Herr Cypionka,
ich kann mich nur der vorhergehenden Meinung anschließen, ein wirklich beeindruckender Vergleich.
Besonders Ihr letztes Bild, fotografiert mit einem Auflichtobjektiv ist überzeugend und läßt mein Interesse an Stereomikroskopfotografie schwinden.
Die Unterschiede in der Farbwirkung, sind die nur durch die verschiedenen Objektive bedingt oder liegt es an der anderen Art der Lichtführung?
Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller
Lieber Herr Müller,
das letzte Bild ist an einem alten Zeiss-Auflicht-GFL aufgenommen, wobei ich die normalerweise im Fuß befindliche LED-Beleuchtung von Herrn Hiller in die Beleuchtungseinheit oberhalb des Objektivs (einen Revolver gibt es da nicht) gesteckt habe. Leider ergibt sich bei der eingebauten (kaum verstellbaren) Dunkelfeldbeleuchtung ein Gelbstich, dessen Ursache ich noch nicht erkannt habe. Ich habe keine Farbkorrektur vorgenommen.
Beste Mikrogrüße
Heribert Cypionka
Lieber Rolf-Dieter, lieber Herr Czypionka,
zweifellos ein beeindruckendes Bild!!! Und auch der Vergleich ist sehr demonstrativ. Aber dennoch solllte man das Stemi nicht generell verteufeln, denn Mike hat doch mit seinem Foto der Wespe gezeigt, daß es auch mit einem Stemi möglich ist, phantastische Fotos zu erzeugen.
@ Herrn Czypionka: Ohne das jetzt ketzerisch zu meinen, sondern wirklich aus ernsthaftem Interesse: Woran liegt es, dass Mikes Wespenfoto doch Ihre These quasi komplett "widerlegt", Sie hingegen den Effekt sehr eindrücklich darstellen können? Liegt es vielleicht doch an der Konstruktion bestimmter Stemitypen?
Herzliche Grüße
Peter
Hallo Herr Voigt,
hier mögliche Gründe für die Qualitätsunterschiede zu den Wespenbildern von Herrn ***** in der Reihenfolge gewichtet nach meiner Einschätzung:
1. Beleuchtung. Die macht die Hälfte jedes Bilds aus (vgl. Köhlern, abblenden, schiefe Beleuchtung etc.) und war von mir aus didaktischen Gründen suboptimal gewählt.
2. Geringere Vergrößerung und geringerer Stackbereich (Herrr ***** merkt an, dass mehr nicht ging). Ich habe auch Bilder mit den 2er und 2,5er Objektiven aufgenommen, wo die Qualitätsunterschiede weniger auffallen.
3. Das Mikroskop und seine Optik. Aber da weiß ich nichts genaues. Das BMS ist kein Leica oder Zeiss-Gerät, das PZO kenne ich nicht.
Besten Gruß
Heribert Cypionka
Hallo!
ich bin jetzt nicht gerade Stemi-Experte, aber es gibt doch zwei verschiedene Konstruktionsprinzipien von Stemis: Greenough und noch eine "andere" Bauweise ( könnte mich jetzt belesen und schlaumeierisch tun, aber dazu habe ich jetzt keine Lust :D )
Kann es sein, daß sich diese beiden Typen untercshiedlich gut für Fotos und Stakcing eignen?
Herzliche Grüße
Peter Voigt
Zitates gibt doch zwei verschiedene Konstruktionsprinzipien von Stemis: Greenough und noch eine "andere" Bauweise
Kann es sein, daß sich diese beiden Typen untercshiedlich gut für Fotos und Stakcing eignen?
Ich kenne aus der Praxis nur die nach dem Greenough-Typ, die zwei unabhängige Strahlengänge haben. Gern hätte ich ein Stemi vom Abbe-Typ, bei dem man durch zwei verschiedene Stellen eines großen Hauptobjektivs schaut. Da wäre es nämlich möglich, einen dritten Fototubus mittig zu platzieren und die Verzerrungen zu vermeiden...
Besten Gruß
H. C.
Zitat von: Heribert Cypionka in August 07, 2009, 22:49:00 NACHMITTAGS
Gern hätte ich ein Stemi vom Abbe-Typ, bei dem man durch zwei verschiedene Stellen eines großen Hauptobjektivs schaut. Da wäre es nämlich möglich, einen dritten Fototubus mittig zu platzieren und die Verzerrungen zu vermeiden...
Leider funktioniert das nicht, da die beiden galileischen Linsensysteme der Vergrößerungstrommel auch nur zwei Positionen für die Fotografie zulassen.
Wie beim Zeiss SMXX, kann auch am PZO MST ein Fototubus angebracht werden, der sich für stereoskopische Aufnahmen abwechselnd über beide Linsensysteme schieben lässt. Eine Mittelstellung ist aus oben genanntem Grund nicht möglich.
Mit freundlichem Gruß
Frank Donat
ZitatLeider funktioniert das nicht, da die beiden galileischen Linsensysteme der Vergrößerungstrommel auch nur zwei Positionen für die Fotografie zulassen.
schade - aber danke für den Hinweis, Herr Donat! Ich hatte ja schon zugegeben, dass ich den Abbe-Typ nicht wirklich kenne.
Lieben Gruß
Heribert Cypionka
Ich darf eine kleine Korrektur anbringen. Selbstverständlich ist beim Zeiss Discovery auch eine Monostellung für den Kameraport möglich, bei der das Objekt senkrecht zur Kamera positioniert wird.
Dazu würde man dann den Objekttivschlitten oder den Objektivrevolver mit 6 Schaltstellungen, 3 x stereo und 3 x mono benutzen.
Dann nimmt man noch den Motorantrieb der Säule 450, der im Übrigen nicht viel teurer als die manuelle Version ist und dem Stacken ohne Seitenversatz steht nichts mehr im Weg.
Werner Jülich
Zitat von: Werner Jülich in August 08, 2009, 10:59:39 VORMITTAG
Ich darf eine kleine Korrektur anbringen. Selbstverständlich ist beim Zeiss Discovery auch eine Monostellung für den Kameraport möglich, bei der das Objekt senkrecht zur Kamera positioniert wird.
Hallo Herr Jülich,
ist dies auch bei dem Discovery V8 möglich?
Das V8 entspricht wohl mit seiner Zwischentrommel dem Abbe-Typ, bei den größeren Versionen V12 oder V20 bin ich mir nicht sicher.
Hier vermisse ich den Wechsler.
Ist Ihnen eine Internetseite bekannt, auf der der Strahlenverlauf dieser Mikroskopreihe vorgestellt wird?
Mit freundlichen Grüßen
Frank Donat
Hallo Herr Donat,
die Discovery-Serie ist vom Aufbau weitgehend gleich, bei den beiden größeren Modelle sind die eigentlichen Mikroskopkörper motorisch angetrieben, was eine höhere Genauigkeit und eine bessere Reproduzierbarkeit ergibt.
Sonst sind sie prinzipiell gleich.
Werner Jülich