Die Ursprünge der Schwarzen Johannisbeere liegen in Europa und Mittelasien. Sie wurde relativ spät kultiviert, wahrscheinlich aufgrund ihres unangenehmen Geruchs. Die selektive Kultivierung begann erst im Mittelalter, nachdem man ihre guten Heileigenschaften und ihren hohen Vitamingehalt entdeckte.
Bild 01 Fruchtstand der Schwarzen Johannisbeere
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_41678290.jpg)
Urheber: Saxo; dieses Foto ist gemeinfrei.
Da die Früchte gewöhnlich am Johannitag (24.Juni) reif sind, tragen die Pflanzen den Namen Johannisbeere. Der gemeinsame Gattungsname Ribes war die arabische Bezeichnung für Pflanzen dieser Gattung, die Artnamen heißen rubrum für rot und nigrum für schwarz. Die Schwarze Johannisbeere nannte man auch Gichtbeere, Bocksbeere, Alpenbeere und Albeere.
Systematik:
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Stachelbeergewächse (Grossulariaceae)
Gattung: Johannisbeeren (Ribes)
Art: Schwarze Johannisbeere
Wissenschaftlicher Name: Ribes nigrum; syn. Ribes olidum
Volkstümliche Bezeichnung: Cassis, Gichtbeere, Bocksbeere, Alpenbeere, Schwarze Täuble, Wanzenbeere und Albeere
Englischer Name: Blackcurrant
Die Schwarze Johannisbeere wird seit dem 16. Jahrhundert kultiviert. Der Apotheker und Botaniker Tabernaemontanus (1520 - 1590) beschreibt in seinem Kräuterbuch die Wirkungen der Schwarzen Johannisbeere wie folgt:
"Welchem Menschen die Zunge geschwollen wär / der solle sie reiben mit Johannisträubleinsafft / so fleusst der Speichel und Schleim heraus. Dieser Safft mit Rosenwasser vermischt / und sich damit gegurgelt / ist gut wider das geschwollene Zäpflein. Befestiget die wacklende Zähn / und stärcket das Zahnfleisch: So man an die Stirn streicht / hilfft es den trieffenden Augen."
Die Weiße Johannisbeere ist keine eigene botanische Art, sondern eine Zuchtform der Roten Johannisbeere. In den Alpen findet man noch die Alpen-Johannisbeere (Ribes alpinum), deren Früchte etwas fade schmecken und daher nicht als Obst Verwendung finden. Als Ziersträucher gibt es ferner die Gold-Johannisbeere (Ribes odoratum) und die Blut-Johannisbeere (Ribes sanguineum), auch diese Früchte werden nicht als Obst genutzt.
Eine Kreuzung aus Schwarzer Johannisbeere und Stachelbeere trägt den Namen Jostabeere, ihre Früchte sind schwarz und deutlich größer als die der Schwarzen Johannisbeere.
Johannisbeeren wachsen auf mehrjährigen, stark verzweigten Sträuchern. Die Ranken haben keine Stacheln und wachsen 1,0 - 1,8 Meter hoch. Die Beeren sind glänzend schwarz, haben ein grünes Fruchtfleisch und wachsen an traubenförmigen Fruchtständen (Rispen).
Johannisbeeren sind Flachwurzler, sie stellen keine großen Ansprüche an die Gründigkeit des Bodens.
Diese Pflanze hat eine unauffällige Blütenhülle, strahlig, fünfzählig, von der Farbe her rötlich oder bräunlich grün. Blumenkrone länger als Kelch, verwachsenblättrig mit kurzer Kronröhre und flachen Kronblattzipfeln, behaart und gelbknotig. 5 Staubblätter, verwachsenblättriges 2-zähliges Gynoeceum. Blütenstand nickende Traube.
Bild 02
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_31088316.jpg)
Foto: H.-J_Koch
Johannisbeeren tragen 3 - 5fach gelappte Blätter und gelblich grüne Blüten, die in Trauben hängen. Die Blütezeit ist von April - Mai. Die Früchte reifen im Juli - August heran.
Die Blätter sind wechselständig. Recht langstielig, stark duftend. Blattspreite handnervig, 3–5-teilig, am Grund herzförmig, gezähnt, auf der Oberseite kahl, auf der Unterseite behaart und gelbknotig.
Knospen: Eiförmig–rund, groß, grünlich. Knospen an den Kurztrieben in Trauben.
Die Ernte erfolgt je nach Sorte zwischen Juni und Anfang August. Die Haupternte ist im Juli. Die Vollertragsphase beginnt ab dem 3. Laub, es ist dann mit Erträge von durchschnittlich 5t/ha (10000 Quadratmeter) zu rechnen.
Als Krankheiten und Schädlinge sind Blattfleckenpilze, Amerikanischer Stachelbeermehltau, Säulenrost, Blattläuse und die Johannisbeergallmilbe zu nennen.
Schwarze Johannisbeeren werden zu Marmelade, Likör (Cassis) und Saft verarbeitet. Sie eignen sich hervorragend zum Einfrieren. Aufgrund ihres strengen Geschmacks, der nicht jedermann zusagt, eignen sie sich weniger zum Frischverzehr.
Schwarzer Johannisbeersaft ist ein altes Hausmittel gegen Halsentzündungen, weil er antibakteriell und entzündungshemmend wirkt. Bei rheumatischen Erkrankungen und Gelenkentzündungen wird diese Wirkung des Saftes, auch die eines Tees aus den Blättern, ebenfalls genutzt.
Die Schwarze Johannisbeere gehört zu den einheimischen und indigenen Pflanzenarten Finnlands. Ursprünglich ist sie eine Pflanze von Überschwemmungszonen, die sich an wechselnde, oft auch sehr nasse Bedingungen angepasst hat.
Die Schwarze Johannisbeere unterscheidet man von der Roten Johannisbeere am besten auf Grund des starken Geruchs ihrer Blätter. Volkstümliche Bezeichnungen für die Schwarze Johannisbeere sind in Finnland auch ,,Gestankbeere" u. ä. Für den Anbau wurden von der Schwarzen Johannisbeere mehrere natürliche Stämme zu ertragreicheren Arten gezüchtet. Neben den Beeren kann man auch die Blätter auf vielerlei Art verwenden, u. a. als Tee, Heilmittel und Gewürz.
Das Beerenobst enthält dreimal so viel Vitamin-C wie eine Zitrone.
Sie enthält von allen gängigen heimischen Obstsorten am meisten Vitamin C. Neben Vitamin C sind die antioxidativ wirkenden Anthocyane besonders wertvoll. Außerdem enthalten die Beeren Kalzium, Eisen, Magnesium, Potassium (die noch heute geltende englische und französische Bezeichnung für Kalium), Phosphor, Ballaststoffe, Gamma-Linolensäure, Provitamin A, Vitamine B, E, K, P, PP, Provitamin A, Pektin.
Die Blätter enthalten u.a. ätherische Öle, Gerbstoffe und Biophenole (Quercitin, Rutin).
(Siehe auch Vitkovskiy, Fruit Plants of the World, St. Petersburg 2003, mit Mengenangaben und weiteren Nachweisen)
Teil 1: Jähriger Spross, Querschnitte 25 Mikrometer
Meine Proben stammen aus dem Arboretum Bad Grund im Harz vom 31.Mai 2017
Die Bilder 03 bis 06 zeigen ungefärbte Schnitte
Bild 03 Vergrößerung, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_66661415.jpg)
Bild 04, Abschlussgewebe, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_48763477.jpg)
Bild 05 Markparenchym und Xylem, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_53145518.jpg)
Bild 06 Dunkelfeld, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_31482629.jpg)
Acridinrot / Alciangrün / Chrysoidin - FärbungArbeitsablauf :
1. Probe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Acridinrotlösung 5 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Alciangrün 5 Min.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Chrysoidin 5 Minute.
Chrysoidin zieht besser auf, wenn während des Färbeprozesses auf ca. 50 0 C erhitzt wird.
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
Schnitte ohne überchüssiges Wasser in Isopropylalkohol überführen
9. In 100 % Isopropylalkohol, sorgfältig entwässern, 2 X wechseln
1. Stufe = 30 Sekunden
2. Stufe = 3 Minuten
3. Stufe = 5 Minuten
10. Einschluss in Euparal.
Bild 07 Übersicht, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_15719376.jpg)
Bild 08 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_40514675.jpg)
MP = Markparenchym, SK = Sklerenchym, ST = Holzstrahl (Die Holzstrahlen sind heterogen, 1- und vielreihig) XY = Xylem, PE = Periderm, RP = Rindenparenchym
Die Bildung des Periderms wird eingeleitet durch Reembryonalisierung parenchymatischer Rindenzellen zu einem einschichtigen, parallel zur Oberfläche ausgerichteten Korkkambium (Phellogen). Von ihm werden nach außen Korkzellen, nach innen das Phelloderm gebildet. Die Korkzellen sterben bald ab und bilden interzellularenfreie Reihen. Die Phellodermzellen bleiben aktiv und vermitteln zu den innen anschließenden, ebenfalls lebenden Rindenparenchymzellen. Während der Differenzierung der Korkzellen werden sie von Suberin (veresterte polymere Hydroxyfettsäuren) ausgekleidet, die abwechselnde Lamellen mit Wachsen bilden. Durch Einlagerung von Gerbstoffen werden diese Zellen zusätzlich resistent. In stark zusammengedrückter Form ist Kork ein guter Wärmeisolator, benetzbar, aber wasserundurchlässig.
Das erste in der Pflanze entstehende Periderm wird als Initialperiderm bezeichnet. Das erste Korkkambium kann in unterschiedlicher Gewebetiefe des Sprosses gebildet werden. Es kann epidermal entsteht (Nerium oleander, Pyrus communis), direkt subepidermal (Prunus, Pyrus), in der 2. oder 3. Rindenschicht (
Ribes) oder direkt am Leitgewebe oder sogar innerhalb des Phloems (Solanum dulcamara oder Vitis vinifera). Zur Umfangerweiterung teilt sich das Korkkambium gelegentlich auch antiklinal.
Gewöhnlich entsteht das erste Periderm parallel zur Oberfläche. Pro Jahr können 2 - 20 Zellen Kork gebildet werden. Bei mehrjährigen Peridermen blättern die alten Schichten ab, so dass die Korkschicht immer gleich dick ist. Bleiben die Korkschichten am Spross, so können Korkleisten entstehen (z.B. bei der Korkulme oder der Korkeiche). Beim Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) beruht die Entstehung der Korkleisten allerdings auf einer ungleichen Tätigkeit des Korkkambiums.
Auch Tiefenperiderme können langlebig sein bei, wie z.B. bei
Ribes, Berberis oder Punica.
Quelle: https://www.forstbotanik.uni-freiburg.de/Lehre/Skripten/Skript%20Forstbotanik%20II
Bild 09 Vergrößerung, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_50488949.jpg)
Bild 10 Xylem, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_56780999.jpg)
Bild 11 Markparenchym, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_46319620.jpg)
Bild 12 Vergrößerung, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_20056235.jpg)
Bild 13 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Xylem, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_16999269.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10
Bild 14 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Harzkanal, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_25881412.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10
Teil 2: Spross, Radialschnitt 25 Mikrometer
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert
Arbeitsablauf :
1. Probe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
10. Einschluss in Euparal.
Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Bild 15 Übersicht, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_54504961.jpg)
Bild 16 Markparenchym, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_20110908.jpg)
Bild 17 Vergrößerung, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_19240895.jpg)
Bild 18 Gefäß, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_50679227.jpg)
G = Gefäß, LDB = leiterförmige Durchbrechung
Ein Gefäß mit leiterförmiger Durchbrechung (12 Sprossen)
Bild 19 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/216623_64582408.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10
Quellen und weiterführende Informationen:
Wikipedia; Freie Enzyklopädie
Wildkräuter & Beeren, ISBN 978-3-8338-2611-5
Welche Heilpflanze ist das ?, ISBN 978-3-440-10798-0
Esau, Katherine, ,,Pflanzenanatomie", 1969
Eschrich ,,Funktionelle Pflanzenanatomie", ISBN 3-540-59131-1
Bernd Miggel, ,,Holzbestimmung mit dem Mikroskop", ISBN 978-930167-81-4
Schmeil, ,,Leitfaden der Pflanzenkunde", 1950
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.
Doch zunächst einmal wünsche ich viel Freude beim Lesen.
Hans-Jürgen