Hallo Zusammen,
ich habe eine Frage zu Lambda und Lambda/4 Kompensatoren: Womit lässt sich so etwas improvisieren?
Im alten Forum habe ich etwas von Tesafilm gelesen, ein Lehrfilm in englischer Sprache spricht von ,,acetate foil". Wikipedia führt bei letzterem Schlagwort auf Celluloseacetat und das als neues Schlagwort wiederum auf Foile für Overhead Projektoren oder zur Herstellung von Speißen z.B Tortenrand usw... Von Glimmerplättchen aus der Elektrotechnik war ebenfalls die Rede.
Ich glaube ich bin nicht der einzige der sich diese Frage gestellt, oder in die Richtung experimentiert hat. Deshalb wollte ich die Frage in die Runde stellen und ggf. auf Erfahrungswerten aufbauen: Was davon funktioniert wirklich?
(Hintergrund: Ich habe ein schwer beschädigtes Lomo MPS-1 Stereo-Pol-Mikroskop (maximale Gesamtvergrößerung ca.90 fach). Bei dem Gerät fehlt natürlich der entsprechende Schieber, könnte auch nicht anders sein. Es handelt sich bei dem Schieber wohl um ein proitäres Teil, aufgrund der getrennten Strahlengänge für's linke und rechte Auge. Das Teil ist nicht aufzutreiben und wird wohl von mir neu gebaut werden müssen. Bis ich dafür aber alle Teile hier habe werden noch Monate ins Land gehen. Solange möchte nicht unbedingt für die ersten Gehversuche warten.)
Abermals vielen Dank und Glückauf!
Hi Noa,
Ja Tesafilm - kenn ich auch.
Olaf.med hat das auch mal erwähnt.
Ich selbst habe es aber nie probiert, weil ich ein Hilfsobjekt von Zeiss besitze.
Glück auf!
Sven
Hallo Noa,
die von Dir genannten Stoffe eignen sich sicherlich als Verzögerungsfolie. Ob dabei dann Lambda/4 rauskommt hängt von der Dicke ab. Wie hoch sind denn Deine Anforderungen an die Genauigkeit und was stehen Dir für Messmittel zur Verfügung?
Viele Grüße,
Bob
Hallo Noa
"Was davon funktioniert wirklich?",alles! Probieren!
aber keines davon wird Lambda/4 sein. Da kommst Du mit Glimmerplättchen vielleicht am ehesten zum Ziel, die lassen sich schön spalten.
Es gibt auch eine Farbtafel, nach der man die Wellenlänge bestimmen kann. https://applications.zeiss.com/C125792900358A3F/0/E037A9841E664961C1257906004802D6/$FILE/70_2_0110_e_michel_levy.pdf
Glückauf
Herbert
Hallo,
Plastikfolien reichen für "Spielereien" bzw. künstlersich-ästhetische Farbefeffekte aus, aber sicher nicht für ernsthafte Anwedungen in der Polmikroskope. Falls Olaf diese Therad übersieht, mail ihn einfach mal an. Wenn es Lösungen im Bereich der Polmikroskopie gibt - Olaf kennt sie! Und wenn sie Olaf nicht kennt, kennt sie niemand.
Herzliche Grüße
Peter
Hi,
nach Peters Ausführungen bin ich nun ja im Zugzwang und ich helfe gerne, sowohl in Wort als auch in Tat :).
Der einfachste Weg gute λ oder λ/4 Kompensatoren selbst herzustellen ist tatsächlich mit Glimmerplättchen. Bei den dickeren λ-Platten stört aber evtl. die bräunliche Eigenfärbung des Muskovits. Auch braucht man eine hervoragende Qualität des Glimmers und das Spalten verlangt einige Übung. Die richtige Dicke bestimmt man entweder mit einem vorhandenen Kompensator in Subtraktionsstellung - die sollten sich gegenseitig zu schwarz kompensieren - oder mit einem Meßkompensator z.B. nach Berek.
Welche Abmessungen brauchst Du denn? Habe ich richtig verstanden, dass es sich um Schieber mit zwei Kompenstoren, einen für den rechten und einen für den linken Strahlengang handelt? Da müßte man dann aber zwei absolut gleichdicke Plättchen einsetzen und die auch noch perfekt orientieren. Wozu brauchst Du denn den λ/4 Kompensator? Nur wegen der Vollständigkeit, oder möchtest Du tatsächlich etwas damit machen?
Herzliche Grüße,
Olaf
Hallo zusammen,
Messmittel: Ich kann die Dicke gegen einen Endmaßkasten abgleichen, das dürfte genau genug sein um zumindest festzustellen ob es in der richtigen Ordnung liegt. Das war es dann aber auch mit meinen Messmitteln, außer natürlich es wird improvisiert. Die Pol-Stereolupe selbst dürfte auch einige Rückschlüsse zulassen.
Ob ich damit arbeiten will oder spielen: Nuja mein Interesse ist studentisch, insofern ist es Spielen bzw. spielerisch lernen. Es wird damit weder geforscht noch Geld verdient. Wobei Gesteine und Mineralien meine eigentlichen Interessengebiete sind um mich mit der Mikroskopie näher zu beschäftigen. Zugang zu An- und Dünnschliffen habe ich. Meine Anforderungen liegen also über ästethischen Spielereien mit der Kamera, aber unter dem was eine komerzielle Sonderanfertigung oder den direkten, sofortigen Kauf von neuwertigen Markenschiebern für mich rechtfertigen würde. Auf lange Sicht werde ich in Russland nach zwei Schnäppchen Ausschau halten und diese dann zu einem vereinigen, sofern überhaupt nötig.
Wie genau soll es denn werden: Nicht sonderlich genau. Ich habe vorhin in der Unibib nach den Interferenztafeln geschaut, die weichen aufgrund von Alter, Abnutzung und Druckqualität auch gut sichtbar voneinander ab. Insofern, denke ich, genügt es mir wenn ich beim Lambda Schieber ein Rot erster Ordnung hinbekomme, ob das aber nun auf den nm genau hinkommt würde ich vernachlässigen. Alleine könnte ich es ohnehin nicht messen. Durch leichtes Kippen dürfte man zumindest sehen können ob man sich im Bereich des Maxima befindet.
Lambda u/o Lambda/4: Das MPS-1 kommt ab Werk nur mit Lambda Schieber, es existiert auch nur eine Zeichnung in einem alten Handbuch dazu und das bezieht sich leider auch noch auf die Vorserie. Das Hauptziel meiner Bastellei wäre also ein Lambda Kompensator, wenn das mit Glimmer gut von der Hand gehen sollte, werde ich wahrscheinlich noch andere Teiler anpeilen.
Abmessungen: Habe ich noch nicht genau bestimmt, werde wohl mit dem 3D Drucker Schablonen fertigen und versuchen den Durchmesser der Löcher so klein wie möglich zu bekommen. Aus dem Bauch heraus: Fingernagel vom Index ist ein guter Anhaltspunkt. Der Schieber befindet sich direkt unterhalb des Galilei-Systems und muss damit wirklich zweigeteilt sein (entspricht dann der o.g. Darstellung) oder aus einem länglichen Schieber bestehen.
Eure Empfehlungen tendieren zum Glimmer. Muskovit durfte ich im Geo-Praktikum spalten/zerpflücken, davon eine ,,Probe" zu bekommen dürfte mit einer freundlichen Bitte erledigt sein. Ein Elektronikhändler der ganz sicher noch echte Glimmer-Isolatoren führt ist ebenfalls um die Ecke.
Das werde ich morgen wohl abklappern und nochmals berichten.
Vielen Dank für eure Ratschläge!
Grüße
Kai
Hallo Kai,
mein Tesafilm ergibt fast lambda-Kompensation und ein ca. 30µm dickes Glimmerplättchen etwas mehr als Lambda/4.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/223456_18262443.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/223456_16503569.jpg)
Gruß
Rolf
Hallo zusammen.
Oha genial, das sieht sehr vielversprechend aus.
Ich muss das Bastelprojekt leider noch etwas zurückstellen, meine spontanen Quellen waren leider wenig ergiebig. Habe in der Heimat aber eine alte Ofenscheibe aus Glimmer auftreiben können, an die komme ich erst in ein paar Wochen ran.
Alternativ habe ich vielleicht eine sehr kostengünstige Alternative gefunden: Ich habe einen Onlineshop gefunden der Zuschnitte von Kunststofffolien anbietet: 5 x 5 cm in Lambda bei 16€, 10x10 cm Lambda/4 oder Lambda/2 bei ungefähr 20€. Ich weis nicht ob Direktlinks unerwünscht sind, wer nach Polymerverzögerungsfolie sucht, wird fündig. Erfahrungen habe damit natürlich noch keine gemacht, für den Preis würde ich es riskieren.
Zumindest auf dem Papier würde das einiges an Zeit sparen, die Variablen herausnehmen und dürfte zumindest eine Weile lang halten. Könnte eventuell auch zwischen zwei Deckgläser laminiert werden.
Ein Bekannter hat mir gestern noch den Mikrokosmos, 84. Jahrgang Heft 5, September 1995, in die Hand gedrückt. Dort werden einige Bastelprojekte auf Basis von Kunststofffolien mit definierter Verzögerung vorgestellt, eine genaue Angabe zum verwendeten Material fehlt leider. Eventuell nimmt der Autor Bezug auf o.g. Folien, das kann ich aber nur vermuten. Eventuell wisst ihr da mehr, ich bin dafür zu neu in diesem Hobby um abschätzen zu können was ,,damals" verfügbar war.
Beste Grüße
Kai
die transparenten hüllen der zigarettenpackungen sind grösser und gehen angeblich auch.
Hallo güntherdorn,
Mikroskopiker rauchen nicht, da Delaminieren die Optiken.
Die Hüllen von Mon Cherie sind besser.
Herzliche Grüße
Herbert
An alle Folienschnippler:
gerade habe ich eine sehr eigenwillige Erfahrung gemacht. In einem Zeiss Konvolut befanden sich einige Kompensatoren und ich war schon ganz glücklich, da ich gerade ?-Plättchen doch gelegentlich benötige. Zu meiner Verwunderung waren alle vom Rande her verändert, und zwar sowohl so, dass der Gangunterschied ansteigt (blau), als auch so, dass er sinkt (gelb):
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/223533_58961324.jpg)
Hier hat die Firma CZJ, die ja nicht gerade für schlechte Instrumente bekannt ist, wenn man mal von dem Problem des verharzten Fetts absieht, ganz offensichtlich am falschen Ende gespart und nicht Glimmer, Gips oder Quarz verbaut, sondern Folien. Das kenne ich von keinem anderen Fabrikat. Für Spielereien tun's natürlich Folien allemal, aber für die Ewigkeit und das gute Gefühl würde ich doch auf vernünftige Kristalle zurückgreifen.
Kai, wenn Du Glimmer brauchst kannst Du mir ja mal Deine Adresse zukommen lassen.
Herzliche Grüße,
Olaf
hallo herbert!
bin nichtraucher, hülle im müll entdeckt und getestet...funzt!
Hallo Günther,
da hast Du recht, auch die Hüllen der Zigarettenschachteln funzen.
Wenn Du mal größere Mengen an Folie benötigst, kaufe Deiner Frau eine Phalenopsis-Orchidee, die sind meist in Folie verpackt, auch die geht.
Tesa-Film auf einen Objektträger aufgezogen ist auch nicht schlecht, hier kann man auch abgestuft mit ansteigender Lagenzahl experimentieren.
Herzliche Grüße
Herbert
Hallo zusammen,
es geht in kleinen Schritten, über Umwege, voran.
Olaf hat mich mit Glimmer und etwas Polfolie versorgt. Mit der Polarisationsfolie vor mir konnte ich nicht widerstehen mein Biolam-I zu polarisieren und damit zeitweise in die Spielerei abzugleiten:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/224065_23264094.jpg)
Tesafilm funktioniert um Lambda-Verzögerung zu improvisieren, d.h. es sieht für mich jedenfalls nicht falsch aus ;D.
Ein schneller Schnappschuss, handwerklich grausam ausgeführt, und nur zur Darstellung der neuen Lichtsituation gedacht...
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/224065_14303791.jpg)
Bleibt noch der Glimmer: Im destillierten Wasser lässt er sich super einfach spalten. Die Schichten werden dabei extrem dünn.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/224065_49584532.jpg)
Damit steht aber auch die Herausforderung Lambda genau zu treffen, mein Ausgangsmaterial ist bereits zu dünn.
Habt ihr vielleicht einen Tipp für mich womit ich zwei oder drei Schichten zusammenkleben kann?
Beste Grüße
Kai
Hallo Kai,
ZitatHabt ihr vielleicht einen Tipp für mich womit ich zwei oder drei Schichten zusammenkleben kann?
Das geht mit Deinen Mitteln nicht vernünftig.
Zitatmein Ausgangsmaterial ist bereits zu dünn.
Dann werd ich Dir wohl dickeren Glimmer schicken müssen!
An Deinem Drucker hast Du ja viel Spaß, wie ich an den Teilen sehen kann :)
Herzliche Grüße,
Olaf