Hallo,
der Betreff war Thema des letzten Treffens der Sächsischen Mikroskopiker. Wir hatte Moosproben eine halbe Stunde in warmes Wasser eingeweicht, ausgedrückt und den Bodensatz untersucht. Am besten geht das mit einem inversen Mikroskop, aber auch eine Stereolupe leistet zum ersten Durchmustern der Proben gute Dienste. Eine Probe, die besonders artenreich war, möchte ich hier kurz vorstellen. Sie stammt vom Ast eines Laubbaumes aus der Nähe von Jüterbog und wurde am 27.01 entnommen, am nächsten Tag schon einmal begutachtet und wieder eingetrocknet, um sie am Freitag (vorgestern) zum zweiten Mal zu wässern. Wieder waren die Bärtierchen besonders zahlreich. Ein eingetrocknetes Frischpräparat wurde heute nochmals gewässert (Aqua dest an Deckglasrand). Dabei fand sich ein zu kurzes Bärtierchen. Ich weiß nicht, ob das schon ein vollständiges Tönnchenstadium war, das dann wieder aktiviert wurde:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/231336_18961937.jpg) (https://www.pic-upload.de)
Hier gibt es noch einen kurzen Film vom Erwachen (https://youtu.be/mY8CX53Do9s)
Überraschend war für mich auch die Anzahl und Artenvielfalt an Amöben:
Die aufregendste war wahrscheinlich eine Gromia, die ihr Spinnennetz ausgebreitet hatte:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/231336_47980820.jpg) (https://www.pic-upload.de)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/231336_11653293.jpg) (https://www.pic-upload.de)
Diese Bilder stammen aber aus einem anderem Präparat, einem Miniaquarium mit Vaselinerand. 3 Stunden später hatte die Amöbe sich zurückgezogen und neben ihr ein Rädertier ebenfalls:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/231336_54636159.jpg) (https://www.pic-upload.de)
Einen kleinen Film, in dem man die regen Bewegungen der Plasmafäden gut sehen kann, habe ich hier:
Video Gomia (https://youtu.be/K6l2Kr-oaV0)
Aber auch andere Amöben tummelten sich. Neben Schalenamöben wie Arcella und ?Assulina gab es auch Nacktamöben wie Thecamoeba striata
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/231336_42708074.jpg) (https://www.pic-upload.de)
und Thecamoeba verrucosa:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/231336_42815147.jpg) (https://www.pic-upload.de)
Zahlreich waren auch die Pilzsporen. Nach 2 Tagen Wasserbad waren viele gekeimt (Stack aus 23 Bildern mit Picolay):
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/231336_47633461.jpg) (https://www.pic-upload.de)
Das soll 's an Fotos aus dem Lebensraum Moos für heute sein. Ich kann es wirklich sehr empfehlen, das auch mal zu probieren. Es geht zu jeder Jahreszeit und sicher findet sich auch dort Moos, wo kein Tümpel in der Nähe ist. Die Proben kann man eintrocknen lassen, aber nicht zu brutal schnell, und dann später jeder Zeit "wiederbeleben".
LG Gerd
Hallo Gerd,
Deine "Gromia" kommt mir bekannt vor. Das könnte eine Süßwasserforaminifere sein. Vielleicht eine Lieberkuehnia! Schaue Dir mal diese Seite von Steffen und Eckhard an:
http://www.penard.de/Explorer/Foraminifera/
Sehr typisch ist das anastomosierende Netzwerk der Filopodien, welches man bei Dir sehr gut erkennt.
Mehr kann ich auch nicht sagen, da nicht mein Spezialgebiet. Aber ein sehr interessanter Fund!
Martin
Hallo Gerd,
tolle und beeindruckende Videos von dem Bärtierchen und der Amöbe. Das habe ich so noch nie gesehen und beobachtet, wie ein Bärtierchen aus seinem "Schlaf" erwacht. Ich wusste gar nicht, dass Bärtierchen so wiederstandsfähig sind, ich kenne das nur von Rädertierchen, die sind ja auch nahezu "unsterblich".
Hallo Martin,
ja, das ist eine spannende Sache. Steffen hat mir das auch schon geschrieben, dass das sehr sicher eine Süßwasserforaminifere ist. Wir werden die Stelle noch einmal beproben, aber in der vorhandenen Probe habe ich die Viecher auch gleich noch mal wiedergefunden, allerdings in der Petrischale am Inversen. Dabei habe ich das Moos selber nicht noch einmal feucht gemacht, nur den Bodensatz der Petrischale aufgegossen. Eines hab ich auf einen OT verfrachtet, aber das schöne Spinnennetzt hat es nicht noch einmal ausgefahren. Hat sich schön rund gemacht.
LG Gerd