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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Carsten Wieczorrek in März 30, 2018, 20:45:28 NACHMITTAGS

Titel: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Carsten Wieczorrek in März 30, 2018, 20:45:28 NACHMITTAGS
Hallo,
bin gerade über ein Planachromat 25 / 0,65 HI gestossen. Wofür wurden solche Objektive verwendet? Öl-Immersion ist ja immer eine kleine Sauerei und 25 fach bei Appertur 0,65 bekommt man auch locker ohne Immersion hin. Welchen Vorteil haben diese Objektive? Einen müssen sie ja haben, sonst hätte man sie nicht gebaut.

Vielleicht kann mich hier ja jemand darüber aufklären?

Schöne Grüße

Carsten
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: derda in März 30, 2018, 21:31:39 NACHMITTAGS
Hallo Carsten,

manchmal ist es ganz nützlich eine aufsteigende Vergrößerungsreihe von Immersionsobjektiven zu haben. Dann entfällt die Zwischenreinigung des Präparates, falls man von 100x wieder zurück zu 25x oder 12.5x möchte.
In der Metallographie habe ich ganz gerne auch niedrigvergrößernde Immersionsobjektive benutzt um bessere Bilder von den Kanten zu bekommen. Aus mir nicht erklärlichen Gründen waren diese mit Immersion um Klassen besser.

Viele Grüße

Erik
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: reblaus in März 30, 2018, 21:36:07 NACHMITTAGS
Hallo -

immerhin wird die Reflektion an mindestens zwei (vielleicht sogar verschmutzten) Flächen stark vermindert!

Gruß

Rolf
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Bob in März 30, 2018, 22:17:57 NACHMITTAGS
Hallo Carsten,

das Ölimmersionsobjektiv ist auch unempfindlicher gegenüber Abweichungen bei der Deckglasdicke.
Ich habe ein Leitz NPL Fluotar 50:1 n.A 1.0, das eigentlich wohl für Benutzung ohne Deckglas gedacht ist. Es liefert ein ausgesprochen kontrastreiches und scharfes Bild bei Präparaten mit Deckglas. Die Objekte müss aber dicht am Deckglas sein, der gesamte Arbeitsabstand beträgt nur 0,22mm.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Rawfoto in März 30, 2018, 23:58:12 NACHMITTAGS
Hallo Carsten

Die Einstellung der Deckglaskorrektur fällt weg, die andere Vorteile wurden ja schon beschrieben.

Ich bin mit meinem Olympus 20er Öl sehr 😁

Liebe Grüße

Gerhard
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: JB in März 31, 2018, 00:58:10 VORMITTAG
Hallo,

Der CF250 Planachromat HI 25x/0,65 ist ausserdem speziell fuer die (Auflicht)-Floureszenz geeignet. Die fehlenden Glas/Luft-Grenzflaechen machen sich dann 4 mal bemerkbar.

http://interphako.at/PDF/CF250Objektive_ges.pdf
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Klaus Henkel in März 31, 2018, 02:04:09 VORMITTAG
Zitat von: Carsten Wieczorrek in März 30, 2018, 20:45:28 NACHMITTAGS
Hallo,
bin gerade über ein Planachromat 25 / 0,65 HI gestossen. Wofür wurden solche Objektive verwendet? Öl-Immersion ist ja immer eine kleine Sauerei [ ... ]

Guten Morgen Carsten!

Erlauben Sie bitte, daß ich Ihre Frage mit etwas verqueren Humor beantworte: Die wurden und werden unter anderem für Mikroskopiker gebaut mit je einem rechten und einem linken Daumen, die es schaffen, solche Objektive zu verwenden, ohne jedesmal "eine kleine Sauerei" mit dem Immersionsölfläschchen zu veranstalten. Aber auch mit zwei linken Daumen kann man es ganz ohne Sauerei so machen:

1. Das Imm.öl-Fläschchen vorsichtig (!) aus dem "Chemieschrank" nehmen und ebenso vorsichtig auf den Tisch neben das Mikroskop stellen. Vorsichtig: damit durch rohen Umgang die Fl. nicht geschüttelt wird und sich keine Luftblasen darin bilden.

2. (immer noch vorsichtig!) die Kappe von der Tüllenspitze abziehen. Dann die Tüllenspitze ziemlich FLACH über die Mitte des Deckglases führen und dann Flasche und Tülle ganz waagerecht halten.

3. Jetzt ohne auf die Ölflasche zu drücken (!) die Tüllenspitze eine Idee senken bis ein Öltropfen von ganz alleine aus der Tülle läuft, ohne Druck auf die Flasche! Wiederhole: Von ganz alleine!

4. Wer es anders macht, macht es falsch! Und zwar auch dann, wenn er und andere hundertmal behaupten, daß ihre andere Methode auch gut wäre. Sie ist es nicht!

Zitatund 25 fach bei Appertur 0,65 bekommt man auch locker ohne Immersion hin.
Welchen Vorteil haben diese Objektive? Einen müssen sie ja haben, sonst hätte man sie nicht gebaut.
Vielleicht kann mich hier ja jemand darüber aufklären?

Den ersten Satz verstehe ich inhaltlich nicht. Zu den beiden nächsten Fragen haben schon andere Mikrofreunde geantwortet.

Herzliche Ostergrüße von
KH
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Peter Reil in März 31, 2018, 10:33:13 VORMITTAG
Zitat von: Klaus Henkel in März 31, 2018, 02:04:09 VORMITTAG
4. Wer es anders macht, macht es falsch! Und zwar auch dann, wenn er und andere hundertmal behaupten, daß ihre andere Methode auch gut wäre. Sie ist es nicht!

Lieber Herr Henkel,

jetzt muss ich mich outen: Ich mache es falsch - und das schon immer und seit vielen Jahren, und fast täglich viele Male.

Mein Immersionsölbehältnis ist ein 10 ml Apothekerfläschchen mit Spatel im Deckel.
Mit dem Spatel ist es eine ganz einfache Sache, einen genau proportionierten Tropfen Öl aufs Deckglas aufzutragen.
Und das ganz ohne Sauerei.

Ich behaupte nicht, dass meine Methode genausogut wäre. Ich denke, sie ist besser  ;).

Freundliche Grüße
Peter

PS: Das 20er Olympus Öl-Objektiv fehlt mir noch - leider. Das steht noch auf meiner Wunschliste. Also wenn sich jemand trennen mag - schon wegen der "Ölsauerei"......  ::)
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Peter V. in März 31, 2018, 10:44:52 VORMITTAG
Lieber Herr Henkel,

Zitat4. Wer es anders macht, macht es falsch! Und zwar auch dann, wenn er und andere hundertmal behaupten, daß ihre andere Methode auch gut wäre. Sie ist es nicht!

In einer Zeit allgegenwärtiger Beliebigkeit ist das doch endlich einmal eine klare und absolut kompromisslose Ansage!  ;)

Herzliche Grüße
Peter


Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: reblaus in März 31, 2018, 11:26:21 VORMITTAG
Lieber Herr Henkel -

das Aufbringen des Öls auf den OT oder auch auf die Frontlinse des Kondensors wird selten zur Sauerei, egal ob der Tropfen aus der Pipette, dem Glasstäbchen, vom Spatel oder aus dem Tropffläschchen kommt, in welchem Winkel das gehalten wird oder ob das Öl dick- oder dünnflüssig ist - aber Sie haben die Fortsetzung vergessen:

5. Ausschwenken des Immersionsobjektivs - verflucht: das 40er ist eingetunkt - also Öl abtupfen, abschrauben, Ölrest mit Wundbezin und 1000mal gewaschenem Leinenläppchen bzw. Augenwunderwatte entfernen.

6. Nach Runterschrauben des Kondensors den OT mit den Fingernägeln hochheben und versuchen ihn schwebend vom Tisch zu entfernen - verflucht: er ist versehentlich auf den Objekttisch geplatscht...

7. Öl vom Präparat entfernen - verflucht (a): Lackrand ist mit abgegangen
                                           - verflucht (b): Einbettungmittel war noch nicht fest

8. Bei der nächsten Trockensitzung - verflucht: Bei all dem Ärger vergessen auch das Öl vom Kondensor zu entfernen.

Natürlich passiert niemand alles ...

Viele Grüße

Rolf Blaich
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Peter V. in März 31, 2018, 11:43:39 VORMITTAG
Zitat1000mal gewaschenem Leinenläppchen bzw. Augenwunderwatte entfernen.

Du brauchst das Gefühl, frei zu sein
Aber Q-Tips setztest Du nicht ein
Zwischen Dir und mir, war's Liebe pur
und so machher fragt sich: "Warum nur"?

Du hast mich tausendmal gewaschen
Du hast mich tausendmal benutzt
Du tropftest Öl aus Deinen Flaschen
und ich hab es weggeputzt
Ich nahm den Staub  von Deinen Linsen
Von Objektiv und Okular
Und danach, da war das Bild
wieder klar..klar...klar....klar..

;)

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: liftboy in März 31, 2018, 12:15:07 NACHMITTAGS
Meinm lieber Rolf,

Du sprichst mir aus der Seele  ;D

Viele Grüße
Wolfgang
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Herbert Dietrich in März 31, 2018, 13:47:23 NACHMITTAGS
Hallo Rolf,

das mit dem 40er Objektiv ist wohl das größte Übel, besonders wenn man erst nach einiger Zeit das Malheur bemerkt.
Ich platziere aus diesem Grund das 100er zwischen das 2,5er und das 10er Objektiv.

Das Öl vom Immersionsobjektiv habe ich bisher immer nur leicht abgetupft, nun wurde mir empfohlen alles Öl am Objektiv zu lassen,
je mehr um so besser! Bei den heutigen Immersionsölen die ja nicht mehr verharzen leuchtet mir das ein.

Herzliche Oster-Grüße

Herbert
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: TPL in März 31, 2018, 13:58:07 NACHMITTAGS
Es wurde schon Alles gesagt, bloß noch nicht... Du weißt schon...

Lieber Carsten,
eine numerische Apertur von o,65 finde ich für ein 25:1-Objektiv schon sehr ordentlich. Dies oder mehr schaffen sonst doch nur ein paar hochgezüchtete Planapochromaten (was man sich aber mit den bereits genannten Einschränkungen teuer erkauft). Dein Objektiv scheint für Durchlicht gedacht zu sein. Da hatten verschiedene Anbieter auch schwächere Immersionsobjektive im Angebot. Bei Zeiss-West wurden solche Objektive als Achromaten (16/o,40 Öl und 40/o,85 Öl) mindestens seit Mitte der 1950er für die Fluoreszenz-Mikroskopie angeboten.

In der Auflicht-Mikroskopie sind schwache Immersionsobjektive gang und gäbe und haben ihre Berechtigung vor allem bei Präparaten mit starken Reflexionsunterschieden. Diese bekommt man mit Trockenobjektiven kaum oder gar nicht in den Griff, da stark reflektierende Bereiche die schwach reflektierende Bereiche überstrahlen. Leitz, und später auch Zeiss haben deshalb mindestens seit den 1930er Jahren Objektive für "Immersionskontrast" angeboten. Bei Zeiss-West gab es z.B. eine komplette Reihe mit 2,5 - 4 - 6,3 - 16 - 40 facher Eigenvergrößerung und eher unspektakulären Aperturen. Der bildliche Unterschied zu Trockenobjektiven ist aber gewaltig und rechtfertigt den zusätzlichen Aufwand. Die Reflexion selbst wird üblicherweise bei Immersion mit einem 40:1- oder 50:1-Objektiv bestimmt.

Wenn ich weiß, dass ich (z.B. zur Bestimmung von kalkigem Nannoplankton) immergieren muss, verwende ich auch bei Durchlicht gerne einen Objektivrevolver, an dem auch schwache Immersionsobjektive hängen, um die "kleine Sauerei" ein bisschen im Zaum zu halten. Das schont die Nerven...

Viel Spaß damit und beste Grüße
Thomas
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Eckhard in März 31, 2018, 21:31:53 NACHMITTAGS
Hallo,

Wenn man eine Wasserprobe mit den starken Vergrößerungen beobachtet, ist ein ,,nasses" Objektiv mit kleiner Vergrößerung sehr praktisch als Übersichtsobjektiv, um neue interessante Stellen zu finden. Ich habe deswegen am DIC- und am Phasenkontraststaiv das 16x in der nassen Ausführung.

Herzliche Grüße,
Eckhard
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Carsten Wieczorrek in März 31, 2018, 23:12:28 NACHMITTAGS
Hallo,
danke für die vielen Antworten und sogar Reime.
Das mit der "Sauerei" war etwas ironisch gemeint. Ist halt ein Arbeitsschritt mehr und mann muss Objektiv/Kondensor reinigen.
Aber natürlich kann ich damit umgehen ohne zu kleckern, auch wenn ich es nicht 100% nach Klaus Regeln vorgehe (es also falsch mache  ;D).

Meine Frage diente hauptsächlich dem Grund, eine Entscheidung zu treffen, ob ich so ein Objektiv kaufen soll (haben muss) oder nicht.

Schöne Grüße

Carsten
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: RainerTeubner in April 01, 2018, 13:04:55 NACHMITTAGS
Hallo,

ich benutze zum Durchsuchen der Diatomeenpräparate erst mal ein 25er HI, wenn ich dann mir eine Schale im Detail anschauen möchte, schwenke ich das 100er ein.

Die Gefahr von Fehlbedienungen wird dadurch gemildert.

Frohe Ostern!

Rainer
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Silber_und_Licht in April 01, 2018, 14:22:10 NACHMITTAGS
Moin,

empfehlen möchte ich in diesem Zusammenhang das Leitz NPl Fluotar 10/0,45 Öl. Er harmoniert im Übrigen sehr gut mit dem Zeiss'schen DIC.

Frohe Ostern!

Wolfgang
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Fahrenheit in April 02, 2018, 09:30:45 VORMITTAG
Lieber Carsten, lieber Herr Henkel,

weil es hier gerade so schön passt: ich denke, bei der Immersion kann man ganz gut von den Alten lernen. Auf dem letzten Dörnbergtreffen hatte ich das Glück von Wolfgang ein altes Immersionsölfläschchen der Firma Reichert erwerben zu können:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/231689_52727599.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/231689_14347911.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/231689_51393439.jpg)

Ganz abgesehen davon, dass ich das kleine Werkzeug sehr schön finde und gerne damit arbeite: es ist auch sehr praktisch.
Die Braunglasvitriole enthält das Immersionsöl. Sie ist von einer kleinen Blechkappe verschlossen, in der eine Schlaufe aus gedrehtem Draht steckt. Dorthinein kommt das Immersionsöl. Es wird mit der Schlaufe aufgebracht, wo sich ein gerade ausreichend großer Tropfen Öl bildet, um sowohl den Kondensor als auch das Objektiv zu immergieren. Dabei ist das Ganze so lang, dass man ohne viel Gefummel einfach an die richtigen Stellen kommt.
Gut gemacht: die Maße der Schlaufe sorgen nicht nur für die richtige Menge Öl sondern verhindern im Zusammenspiel mit der Viskosität des selben auch, dass ein Tropfen abfällt, bevor das Ziel erreicht ist.

Mittels eines Schliffes steckt die Vitriole nun in der umgebenden Flasche, deren breiter Fuß ein Umkippen sicher verhindert. Dorthinein kommt leicht siedendes Wundbenzin, das mit dem runden Ende der Vitriole als Tropfer entnommen werden kann. Somit ist auch die passende Reinigungsflüssigkeit immer zur Hand.

Ein kleiner Kritikpunkt: auch wenn der Schliff sehr gut ist, verhindert er nicht das Verdunsten des Benzins. Hier Hahnfett zu verwenden, habe ich mich nicht getraut: ich habe Angst, das Silikon dann auf meinen Linsen wieder zu finden. Aber wie sagt man so schön: ein bisschen Schwund ist immer. :)

Andererseits: oft reicht es auch, die zu reinigenden Flächen einfach anzuhauchen und mit einem sauberen Tuch abzuwischen. Die Enzyme im Speichel sind in ausreichender Menge im Dampfraum der Mundhöhle enthalten, um eine "streifenfreie" Reinigung uzu erreichen.  Neben dem bekannten Leinenläppchen tut es da auch ein Kosmetiktuch vom Discounter. ACHTUNG: die gibt es auch mit Aloe vera, das taugt natürlich nix.

Leider schützt das kleine Ding nicht gegen die eigene Ungeschicklichkeit, aber die Mikroskopie soll ja der Entspannung dienen und mit Bedacht und ohne Hektik zu arbeiten hilft da sehr ...

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Carsten Wieczorrek in April 02, 2018, 09:55:31 VORMITTAG
Hallo,

nochmal, ich habe kein Problem mit Immersionsöl : ich bin ÜBERBOTEN worden  :'(

Carsten
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: laborratte in Oktober 04, 2022, 19:50:28 NACHMITTAGS
Hallo,
ich möchte keinen neuen Thread aufmachen (oder wäre das besser?), darum hänge ich mich hier mal dran, passt thematisch halbwegs.
Und zwar möchte ich Euch fragen, wie Ihr das handhabt: wenn Ihr mehrere Ölimmerionsobjektive gleichzeitig benutzt, also ständig wechselt, wischt Ihr dann jedesmal dasjenige ab, das Ihr gerade ausgeschwenkt habt, auch wenn Ihr das z.B. nach 20 sek. wieder braucht/einschwenkt. Und wie weit schwenkt Ihr das aus, auch um mehrere Rastungen/Positionen?. Besteht dann nicht die Gefahr (also wenn ich das nicht ständig abwische (besser: abtupfe)), daß Öl in das Objektiv läuft? Und zwar schon dann, wenn man das Objektiv im Revolver nur um eine Position aus dem Strahlengang herausdreht?
Ich hatte nämlich vor einiger Zeit ein 100er, in das Öl hineingelaufen war (weiß leider nicht mehr, ob das behoben werden konnte oder nicht). Und das war wahrscheinlich nicht das erste oder letzte in unserem Labor mit diesem Problem.
Also: wie handhabt Ihr das?
Mir freundlichem Gruß
Steffen
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Peter Reil in Oktober 04, 2022, 20:12:55 NACHMITTAGS
Hallo Steffen,

es gibt hier verschiedene "Fraktionen" der Öler.

Ich kann dir nur sagen, wie ich es mache. Bei meinen beiden Immersionsobjektiven (OLYMPUS/NIKON 40er Öl und 100er Öl) verbleibt das Öl an den Objektiven. Abgeputzt wird nichts nach dem Gebrauch. Alle paar Wochen/Monate reinige ich die Linsen mal wieder, wenn das Bild nicht mehr so gut ist.
Die modernen Immersionsöle verharzen nicht und bisher wurde auch das Objektiv nicht angegriffen.

Gruß
Peter
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Aljoscha in Oktober 04, 2022, 20:35:51 NACHMITTAGS
Hallo Steffen,

Ich reinige öfter als Peter, manchmal sogar am Ende des Tages. Bei jedem Objektivwechsel zu putzen dürfte ein ziemlich exotisches Verhalten sein.

Immersionsöl stellt keine Gefahr für Ölimmersionsobjektive dar. Gefährdet sind benachbarte trockene Objektive mit geringem Arbeitsabstand, typischerweise das 40er. Das kann man lösen, indem man da auch ein Immersionsobjektiv benutzt. Ich liebe mein Plan Apo 40/1.0 Öl!  :) Alternativ dreht man halt das Objektiv nicht einfach weg, sondern senkt den Tisch soweit ab, dass die Immersion abreisst.

Viele Grüße

Alexander
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: liftboy in Oktober 04, 2022, 21:20:55 NACHMITTAGS
Hallo erstmal,

meiner einer hat für solche Zwecke einen Wechselrevolver mit Wasserimmersionsobjektiven (natürlich Lomo).
Bestückt mit 30x0,9, 40x0,75, 'Apo70x1,25, 85x1,0 und ein 90x1,25Öl. Damit lässt sich gut arbeiten und es ist auch schnell gewechselt :-) Wenn man sich einmal die Arbeit gemacht hat und alles genau justiert hat, ist das sogar parfokal.

Grüße
Wolfgang
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: 3nzo in Oktober 04, 2022, 22:07:44 NACHMITTAGS
Hallo Wolfgang,
Es scheint mir, dass sie alle ausgezeichnete Lomo-Objektive zum Eintauchen in Wasser sind, mit Ausnahme des 90x1,25.
Ich frage mich, warum Wasser beim 90x kein optimales Ergebnis liefert, da es einen Brechungsindex von 1,33 hat und das Objektiv keine Ausleuchtungsreduzierung hat. Ich liege falsch?
Mit freundlichen Grüßen.

Enzo
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: laborratte in Oktober 05, 2022, 00:12:59 VORMITTAG
Hallo nochmal,
vielen lieben Dank füt Eure Antworten.
Ich habe meine Frage vielleicht etwas zu plüschig formuliert. Die zentrale Frage lautet: kann Öl ins Objektiv laufen, wenn ich es um ein oder sogar zwei Positionen aus dem Strahlengang drehe (steht also immer waagerechter...), ohne vorher das Öl abgewischt zu haben?
Vielleicht drücke ich mich etwas unverständlich aus....

Gruß Steffen
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Peter V. in Oktober 05, 2022, 08:12:57 VORMITTAG
Hallo,

vielleicht sollte man mal die Hersteller fragen? Zeiss? Leica? Ob und wie schädlich Immersionsöl für die Optiken ist weiß hier wohl niemand wirklich genau. Es hängt aber vermutlich auch vom Alter der Optiken, vom Hersteller und auch vom verwendeten Öl ab. Fakt ist: Immersionsöl ist keine Pflegeöl  ;) Mir sind schon häufiger durch Unachtsamkeit Immersionsölflaschen ausgelaufen und das Öl hat immer(!) diverse Kunststoffe, über die es gelaufen ist, nachhaltig zerstört, wenn es etwas längere Zeit einwirken konnte. Aber wer weiß es genau? Ein Mikroskophändler hat mir mal gesagt, dass Immersionsöl eine "aggressive Flüssigkeit" sei und man die Objektive nicht unötig lange im Öl stehen lassen sollte. Ich putze es auch nicht konsequent ab, das gebe ich zu. Wenn ich aber daran denke und Objektive lange nicht benutze, mache ich es schon, allerdings nehme ich nur das Öl mit einem weichen Zellstopftuper evtl. auf und putze nicht das Objektiv (wozu ich es ja auch heraussschrauben müsste).
Und ständiges Putzen verbessert die optischen Flächen auch nicht gerade.  Andererseits: In Instituten (Hämatologie z.B.) werden Ölobjektive jahrelang im Routinebetrieb genutzt und sind somit durchgehend quasi im Öl, was aber nicht heißt, dass sie nach wenigen Monaten defekt wären.
Und wie das Öl immer ins Innere der Optiken dringt (derart beshcädigte Objektive findet man oft), ist mir nach wie vor nicht wirklich klar. Ob es wirklich Immersionsöl ist? Oder das Ergenis eines "Schmierungsversuchs" (WD40 etc.) bei festsitzendem Präparateschutz? Und ob - falls es Immersionsöl ist - dieses durch Undichtigkeiten der Frontlinsenfassung oder durch den Präparateschutz eindringt? Fragen über Fragen...

Vielleicht kann Michael Zöllfel (Apochromat) hier für Klärung sorgen?

Hezrliche Grüße
Peter


Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Apochromat in Oktober 05, 2022, 09:49:55 VORMITTAG
Hallo,

ich versuche, die Fragen nacheinander zu beantworten. Dabei kann ich mich nur auf die von CARL ZEISS hergestellten Öle beziehen.

1. Ältere Immersionsobjektive die lange in Gebrauch waren und bei denen das Öl nach Gebrauch nicht restlos von der Frontlinse entfernt wurde, neigen dazu, dass sich der Kitt, mit dem die Frontlinse in ihre winzig kleine Fassung eingeklebt wurde, erweicht und nach einer Weile undicht wird. Dann kann von dort das Öl eindringen. Das sind dann die kleinen Ölflecken, die von hinten auf dem Frontlinsenelement zu sehen sind. Wird aber das Öl überhaupt nicht abgewischt, kann auch das (früher weiße) Dichtmaterial mit dem die gesamte, größere Frontlinsenfassung (früher als "Spiegel" bezeichnet) abgedichtet wird, ebenfalls spröde werden. Dann läuft das Objektiv komplett voll. Das sind die Objektive, bei denen dann nur noch eine Luftblase im Innern des Ölsees zusehen ist. Typisch ist das für den alten Apo 40x/1,0 Öl m.J. oder Ph3 und das Apo 100x/1,32 Öl m.J oder Ph3 (mit meine Lieblingsobjektive) und alle Immersions- Objektive 160 mm Planapo die  bis etwa 1971/ 72 gefertigt wurden (mit weißer Schrift ausgelegt und mit der "Carl Zeiss"- Linse graviert).

2. Heutige Objektive sind mit anderen Abdichtmitteln gesichert, die stabiler sind. Aber auch dort soll das Öl nach Gebrauch von der Frontlinse abgewischt werden. Wer keine Lösungsmittel (kein XYLOL, kein ETHANOL, am besten Petrolether (= Waschbenzinfraktion)) verwenden möchte, wischt das Öl mit einem weichen Kleenex ohne Druck auszuüben ab. Dann mit Spüliwasser (einige Tropfen Spüli, z.B. FIT in etwas lauwarmes Wasser geben) nachwischen und mit einem mit Wasser befeuchteten Kleenex das Spüli entfernen. Ab und zu mit einem Lösungsmittel nachputzen. Anstelle von Kleenex verwende ich etwas dicker abgezupfte Wattebäusche der KERMA Augenwatte DAB 6. Dann ist auch die Vergütung der Frontlinse (sofern aufgetragen) auch sicher gegen mechanische Beschädigung.

3. Die Immersionsöle wurden im Laufe der Jahre weiterentwickelt (Dispersion, Transmission, Eigenfluoreszenz; chemische Eigenschaften). Die alten braunen Kunststofföler (jetzt bald 50 Jahre alt) sollten nicht mehr verwendet werden. Dieses Öl greift auch Kunststoffe stärker an, als das jetzige Öl, das von uns als IMMERSOL in den Handel gebracht wird. Daher ist es am besten, nur dieses Öl zu verwenden. Es passt außer zu allen ZEISS- Objektiven (CZO und CZJ) auch zu vielen anderen Optiken.

4. WD 40 und andere ÖLE haben nichts an Objektiven verloren.

5. Unsere Öle werden genau auf die Wechselwirkung mit den von uns heute verwendeten Werkstoffen (Kunststoffe, Abdichtmassen etc.) untersucht. Da ja ZEISS- Mikroskope seit 1986 nicht mehr lackiert sondern keramisiert sind, kann das Öl der weißen Stativbeschichtung nichts anhaben. Trotzdem ist der Siebdruck der Objektive leider empfindlich gegenüber Handschweiß und IMMERSOL. Aber Objektive sollten ja sowieso nicht zum Drehen des Objektivrevolvers angefasst werden.

LG
Michael

NACHTRAG: Heute laufen meist die Objektive mit Öl voll, die an einem inversen Mikroskop verwendet werden und wo das Öl "über das Wochenende" nicht abgewischt wurde. Dann läuft es in den Spalt zwischen der Fassung des Vorder- und Hinterteils. Wir haben aber auch immer mal wieder Nutzer, die die Objektive von hinten mit Öl befüllen, weil sie denken, dass die Ölimmersion so funktionieren muss. Das ist dann ein wirtschaftlicher Totalschaden. So steht das aber auch nicht in der Bedienungsanleitung und in keinem Lehrbuch der praktischen Mikroskopie :)
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: limno in Oktober 05, 2022, 10:44:24 VORMITTAG

Ciao Enzo,
gibt es wirklich ein LOMO-Objektiv 90/1,25 für Wasserimmersion? Ich kenne nur welche für Öl. Ich selbst habe das LOMO-Objektiv 70/1,23 für Wasserimmersion. Aber die Angabe für die Apertur ist falsch, sie muss höher als 1,25 sein (wahrscheinlich 1,30), denn für die Beobachtung im Dunkelfeld muss ich immer die Apertur reduzieren.
Heinrich
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: laborratte in Oktober 05, 2022, 17:35:23 NACHMITTAGS
Nochmal vielen Dank für Eure Antworten, ist wirklich lehrreich hier....

Ich hätte zum besseren Verständnis meiner Fragerei ebenfalls den Begriff "Spalt" benutzen sollen, wie Apochromat das getan hat. Also der Spalt zwischen der Fassung des Vorder- und Hinterteils. Dahinein könnte doch Öl laufen, wenn man das Objektiv um ein oder sogar zwei Positionen aus dem Strahlengang dreht, also von der tiefsten Stellung in eine annähernd waagerechte Stellung, und wenn man das Öl nicht abgewischt hat vom Objektiv.
Passiert das? Ist das dann schlimm? Wischt Ihr bei jedem Wechseln des Objektivs das Öl ab? (Wenn ich das Objektiv in tiefsten Stellung belasse, ist das Abwischen natürlich weniger wichtig.....)

MfG Steffen
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Apochromat in Oktober 05, 2022, 17:42:43 NACHMITTAGS
Hallo Steffen,

aus dem oben Gesagten sollte das Öl unmittelbar nach Gebrauch vom Objektiv immer abgewischt werden. Aber auch aus optischen Gründen. Öl das über Nacht auf der Frontlinse sitzt, verändert seine optischen Eigenschaften rasch. Vermischt man jetzt das alte Öl mit einem Tropfen frischen Öls der gleiche Flasche, kommt es oft zur Schlierenbildung. Diese stört die einwandfreie Abbildung. Wenn man sofort bemerkt, dass Öl in den Spalt zwischen Vorder- und Hinterteil gelaufen ist, steckt man abgerissene Filterpapierstreifen in den Spalt, wechselt diese häufig, bis die Streifen kein Öl mehr aufnehmen.

LG
Michael
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Peter Reil in Oktober 05, 2022, 19:22:51 NACHMITTAGS
Zitat von: laborratte in Oktober 05, 2022, 17:35:23 NACHMITTAGS

Passiert das? Ist das dann schlimm? Wischt Ihr bei jedem Wechseln des Objektivs das Öl ab?

Nein
Nein, weil es nicht passiert
Nein

Gruß
Peter
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: liftboy in Oktober 05, 2022, 19:47:16 NACHMITTAGS
Hallo erstmal,

ich muss da mal einen Irrtum korrigieren!
Das Lomo 90xÖl Objektiv ist, wie der Name schon sagt, für Ölimmersion gerechnet!!
Ich hab das nur in dem Revolver mit den Wasserimmersionsobjektiven, weil das auch funktioniert... aber leider nicht perfekt. Lomo hat für diesen Bereich meines Wissens keine Wasserimmersionen hergestellt.

Grüße
Wolfgang
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Rene in Oktober 05, 2022, 21:05:26 NACHMITTAGS
Hallo Wolfgang, wie beurteilen Sie die Leistung des 85x im Vergleich zum 70x?

Mit freundlichen Grüßen, René
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: laborratte in Oktober 06, 2022, 08:09:02 VORMITTAG
Danke an alle! Jetzt bin ich schlau :).
Vielen Dank für die vielen Antworten.
Gruß Steffen
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: 3nzo in Oktober 06, 2022, 17:43:25 NACHMITTAGS
Hallo René,
In Erwartung der Meinung von Wolfgang, der ein echter Experte ist, ist meiner bescheidenen Meinung nach die Lomo 70x WI der 85x WI überlegen.
Mit freundlichen Grüßen.

Enzo
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: Rene in Oktober 08, 2022, 06:12:14 VORMITTAG
Hallo Enzo, danke für deine Antwort, die eigentlich in ein neues Thema gehört. Wie auch immer, diese LOMO Objektive sind ein Geschenk des Himmels für den Amateur, und ich kann Wolfgang nur applaudieren, dass er sie so sehr bewirbt.
Das 85x/1,0 ist ein sehr kontrastreiches Objektiv, das ich jedem empfehlen würde. Das 70x/1,23 ist theoretisch viel besser, aber in der Praxis so kontrastarm, dass ich es nie im Hellfeld verwenden würde. Ich habe mich immer gefragt, warum das so ist, bin aber mangels optischer Kenntnisse nie weitergekommen.

mit freundlichen Grüßen,
René

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Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: 3nzo in Oktober 08, 2022, 07:55:41 VORMITTAG
Hallo Rene,
die Lomo 70x / 1.23 Ich habe sie viel mit schräger Beleuchtung mit großer Zufriedenheit verwendet.
Mit freundlichen Grüßen.

Enzo
Titel: Re: niedrige Apertur aber Immersion
Beitrag von: rhamvossen in Oktober 08, 2022, 10:22:14 VORMITTAG
Hallo René,

I agree with you concerning the lack of contrast with the Lomo 70/1.23. The 85/1.0 is an achromat, so less lenses, that (together with the lower aperture) may also explain the difference in contrast. Did Lomo use coated optics at all in this time period? Best,

Rolf