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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: limno in April 08, 2018, 14:35:57 NACHMITTAGS

Titel: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: limno in April 08, 2018, 14:35:57 NACHMITTAGS
Liebe Mitforisten,
auf Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Cellulosehydrat) wird erwähnt,dass man Cellophan auch verschweißen kann.
Ist das mit normalen "Bordmitteln" überhaupt praktikabel?
Mein Problem ist folgendes: Ich habe einige 80 ml Behältnisse (vermutlich PP) für die Aufbewahrung von Marinaden o.ä. mit  gut sitzendem Deckel, damit nichts auslaufen kann.
Diese Döschen möchte ich nun dahingehend zweckentfremden, dass ich sie als Kulturbehälter für Mikroorganismen verwende, weil das gegenüber Glas doch einige Vorteile hat.
Dazu stanze ich ein Loch in den Deckel von ca. anderthalb Zentimetern, und darüber lege ich dann etwas Cellophanfolie und verschweiße diese mit dem Deckel. Das Cellophan hat den Zweck, dass Sauerstoff zutreten kann, und es die Verdunstung bremst .
Alternativ wäre die Verwendung wasserfesten Klebstoffs, der jedoch nach Anbruch trotz Verschluss leider schnell hart wird.
Was meint ihr dazu?
Auf Eure Ideen freut sich mit bestem Dank im Voraus
Heinrich
Titel: Re: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: Bob in April 08, 2018, 15:32:18 NACHMITTAGS
Hallo Heinrich,

das Verschweißen müsste man ausprobieren. Da geht in der Theorie so manches, man selbst bekommt es aber nicht hin. Hilfreich wäre dazu etwas Teflonfolie, die man zwischen Cellophan und Wärmequelle legt, damit das Cellophan nicht an der Wärmequelle fesklebt. Wärmequelle dann Lötkolben, angewärmtes Metallstück, Herdplatte...
PP kleben ist eher schwierig.
Wäre ein Ring Tesafilm nicht auch eine ausreichende Befestigung?

Als Folie würde sich auch Blumenstrauß-Folie anbieten, die hätte andere Schweißeigenschaften.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: Gerd Schmahl in April 08, 2018, 16:34:41 NACHMITTAGS
Hallo Heinrich,
es gibt ja auch reichlich Klebstoffe, die elastisch bleiben, z.B. Saladur, der zum Kleben von Schuhen entwickelt wurde. Das sind die Klebstoffe, bei denen man i.d.R. beide Klebeflächen mit Kleber bestreicht, ca. 10 min antrocknen lässte und dann möglichst fest zusammendrückt.

Frage: Wo bekommt man die Cellophan-Folie her? In der großen Tüten- und Folienabteilung des Kaufland habe ich keine finden können. Scheint ein wenig aus der Mode gekommen zu sein, damit Gläser zu verschließen.
LG Gerd
Titel: Re: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: treinisch in April 08, 2018, 17:38:04 NACHMITTAGS
Hallo,

mal eine vielleicht etwas dumme Frage: Was spricht eigentlich für Cellophan im Vergleich zum konventionellen Wattebausch?

Zum Kleben: PP ist definitiv fies, Cellophan natürlich nicht. Von Technikoll gibt es Heißkleber dafür, bei Bedarf kann ich nachschauen, der funktioniert hervorragend. Was ich noch empfehlen kann ist der Primer von Berfix, der Sekundenkleber von Berfix ist auch hervorragend und in drei Viskositäten zu haben, aber der Primer, der ja auch mit anderen Sekundenklebern funktioniert, ist definitiv ein absoluter Geheimtipp! Damit kann man selbst Silikongummi einwandfrei kleben, PP geht auch super. Cellophan ist ja sowieso eher unkritisch.

Der Sekundenkleber ist definitiv für Deine Zwecke mehr als wasserfest.

vlg
Timm
Titel: Re: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: Werner in April 08, 2018, 17:39:45 NACHMITTAGS
Als Schweißzwischenlage kann man auch die dünne Folie für den Backofen verwenden. Ist silikonisiertes Glasfasergewebe, liegt auch in den Profi-Folienschweißern gegen Ankleben über der Heizung .

Polyethylen habe ich am Rand auch schon oft mit dem Feuerzeug verschweißt (z.B. aufgegangen Tüten). Beide Folienstücke gegen Verformung zwischen zwei Blechstreifen geklemmt und die Folie 1 - 2 mm überstehen lassen, dann mit der Flamme verschmolzen. Läuft ganz gut zusammen und ist dicht.

Gruß   -   Werner
Titel: Re: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: limno in April 08, 2018, 17:48:30 NACHMITTAGS
Hallo Bob, Gerd,Timm und Werner,
vielen Dank  für die Lösungsvorschläge bisher :)
@Bob: ein Tesafilm wäre nicht wasserbeständig
@Gerd: das mit dem Schuhkleber hört sich gut an, ein guter sollte wohl wasserbeständig sein. Wenn Du damit schon gute Erfahrungen gemacht hast, umso besser.
Die gute, etwas altmodische Cellophanfolie(also die echte -nicht irgendwelche Frischhaltefolien aus PE) bekommst Du z.B. hier (https://www.manske-shop.com/Verpackungen-und-Zubehoer/Zellglas-Boegen/) oder z.B. bei ebay wenn Du entsprechende Begriffe, wie Zellglas, Cellophan, Einmachen ö.ä. eingibst.
Wie Du sicher weißt, wird sie im Streble/Krauter für den selben Zweck empfohlen, für den ich sie brauche.
Viele Mikrogrüße
Heinrich
Titel: Re: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: Hagen v.T. in April 09, 2018, 22:20:32 NACHMITTAGS
Hallo Heinrich,

....endlich mal ein Thema bei dem auch ich behilflich sein kann (...sonst profitiere ich eher hier im Forum)

Wenn Du sicher bist, dass der Deckel aus PP (Polypropylen) ist, dann vergiss das Kleben wenn es wirklich halten soll. PP ist da wie PE - kaum wirklich haltbar zu kleben. Ja, manche Haftkleber (z.B. der Kleber auf Tesa) halten ganz gut auf PP, aber nicht wirklich halt- und belastbar.

Wenn es wirklich halten soll würde ich

- ein Loch in den PP-Deckel schneiden,
- Cellophan drüber,
- und oben und unten einen Metallrahmen mit mehreren Löchern vorsehen

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- und diese Rahmen miteinander fest verschrauben (M3 mit Hutmuttern ?) - evtl. zuzgl. Dichtungen oben und unten z.B. (Moos)Gummi.

...ist halt ein Mordsaufwand, dafür aber was für die Ewigkeit.

Soll das Cellophan nur ab und zu etwas Spritzwasser abhalten, dann reicht doppelseitiges Tesa-Teppichverlegeband dicke !

Dicke Grüße
der Nibelungen-Nils





Titel: Re: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: Thomas M in April 09, 2018, 23:00:04 NACHMITTAGS
Hallo Heinrich,

ZitatDas Cellophan hat den Zweck, dass Sauerstoff zutreten kann, und es die Verdunstung bremst .

also ich weiß jetzt nicht was der Inhalt Deiner Behältnisse für einen Sauerstoffbedarf hat, aber Cellophan stand bei uns auf der Liste potentieller Startsubstanzen für die Entwicklung lebensmittelkonformer Sauerstoff-Barrieren. Wird anderswo auch durchaus dafür angeboten, z.B. hier:

https://elevatepackaging.com/products/bags/cello-bags/ (https://elevatepackaging.com/products/bags/cello-bags/)

Die OTR-Werte (Oxygen Transmission Rate) sind um Größenordnungen kleiner als die von Polyolefinen. Eine 50µm Polyethylenfolie kann zum Beispiel OTR-Werte von >2000 g/m2*24h. Auf Schichtdicke normiert also größer als 100 g*mm/m2*24h.

Mit Cellophan kommt man dagegen auf OTR-Werte von kleiner 0,1 g*mm/m2*24h. Auch hier gibt's verschiedene Typen.

Eine sehr hohe Sauerstoff-Permeabilität besitzen übrigens Silikonfolien. OTR-Werte deutlich größer  6000 g*mm/m2*24h sind da ohne weiteres möglich. Zugegeben, die Herausforderung beim Kleben von Silikon ist allerdings auch um Größenordnungen höher als z.B. beim PP.   ;D

PP oder PE kann man übrigens durchaus, wie auch schon von Timm erwähnt, mit Sekundenklebstoff (= Cyanacrylate) kleben, wenn man vorher die zu verklebenden Flächen mit einem Primer behandelt. Das hatte ich früher oft gemacht, allerdings bin ich nicht mehr auf dem Laufenden, ob und wenn ja welche Primer gegenwärtig für den Privatbereich angeboten werden. Wir hatten da früher unsere eigenen, die wir im industriellen Bereich verwendet hatten.

Vielleicht funktioniert ja bei Dir auch schon Frischhaltefolie (= PE), deren Dicke in der Größenordnung von ungefähr 10 bis 15 µm liegt (steht manchmal auch drauf). Ich würde es aber wahrscheinlich so machen wie von Timm vorgeschlagen: Wattebausch.

Herzliche Grüße
Thomas

Titel: Re: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: treinisch in April 10, 2018, 09:21:33 VORMITTAG
Hallo Thomas,

genau.

Der von mir erwähnte Primer von Berfix ist definitiv und mit großem Abstand das beste Produkt, das Privatpersonen zugänglich ist. Wobei ich nur Erfahrung mit Silikon auf Silikon, PP auf PP und TPE auf TPE habe. Miit Silikon meine ich Abformsilikon, das ist noch mal schlimmer als Klebesilikon.

Viele liebe Grüße

Timm
Titel: Re: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: limno in April 10, 2018, 10:50:33 VORMITTAG
Guten Morgen,
ihr seid ja wunderbar! 8) Vielen vielen Dank!
@Thomas: Es gibt ja viele Modifikationen, wie es auch im vorgenannten Link auf Wikipedia zu lesen ist. Und auf eine solche bist Du wohl bei Deinen Recherchen gestoßen.
Bei meiner Recherche habe ich diese interessanten Versuchsreihen (https://lehrerfortbildung-bw.de/u_matnatech/chemie/gym/bp2004/fb2/modul2/t7/61_daltons_atommodell_li06_teilchensieben.pdf) entdeckt. Diese zeigen, dass nichtmodifiziertes Cellophan, im Gegensatz zu PE-Folie, die gewünschten Eigenschaften aufweist.
@Timm: Meine Behältnisse sind eher breit und flach und ich möchte doch vermeiden, dass der Wattebausch mit der Kulturflüssigkeit in Kontakt kommt. Und wasserdicht ist es wohl auch nicht.
Ich habe mit diesen Primern noch nicht gearbeitet. Wie man's  macht, wird wohl genau beschrieben sein. Kann man da jeden beliebigen Cyanacrylatkleber (Sekundenkleber) dazu verwenden???
@Nibelungen-Nils: Soviel Metall? Klingt beinah martialisch! ;) Und ich nehme an, dass Metall von Wasser angegriffen wird und nicht so inert wie die vorgenannten Kunststoffe ist.
Viele Mikrogrüße und Dank von
Heinrich
Titel: Re: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: Hagen v.T. in April 10, 2018, 11:06:57 VORMITTAG
Zitat von: limno in April 10, 2018, 10:50:33 VORMITTAG
@Nibelungen-Nils: Soviel Metall? Klingt beinah martialisch! ;) Und ich nehme an, dass Metall von Wasser angegriffen wird und nicht so inert wie die vorgenannten Kunststoffe ist.

...sag' ich ja: Mordsaufwand :-)

...und ein dünnes V4A (1.4401) Rähmchen ist absolut korrosionsfest, außerdem gibt es sowas standardmäßig zu kaufen (etwa so groß wie ein Diarahmen).

Die PE/PP-Primer sind definitiv gut - da haben Timm und Thomas recht, aber die Klebung ist dennoch nicht 100% dauerhaft nach meiner Erfahrung.

Sauerstoffdurchlässigkeit:
Je nach Herstellung ist Zellglas (Cellophan) durchaus gasdurchlässig ->

http://www.schmidt-verpackungsfolien.de/index.php?id=57

martialische Grüße
Nils




Titel: Re: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: limno in April 10, 2018, 11:20:29 VORMITTAG
Hallo Nils,
von Jorrit ("playstation") dem Schmied unseres Forums, weiß ich, dass es absolut rostfrei, streng genommen nicht gibt.
Ob  meinen Tierchen das Metall wohl schadet? Hingegen kann man bei Foissner in seiner "Revision" lesen, dass Lacrymaria olor,
das Tränentierchen Blei relativ gut verträgt.
Liebe Mikrogrüße von
Heinrich
Titel: Re: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: Hagen v.T. in April 10, 2018, 16:01:34 NACHMITTAGS
Moin !
Die Korrosion in Deinem Zusammenhang ist bei Verwendung von 1.4401er Stahl nur eine theoretische Größe.... (auf alle Fäller theoretischer als die Frage einer guten Klebeverbindung auf PP).

Aber das war ja auch nur ein Beispiel - das mit den Rahmen geht natürlich auch mit anderen Werkstoffen - z.B. feste Kunststoffe (POM ?!), die sind dann auch leichter zu sägen.

...und wenn Du PP mit einem Primer verklebst hält das sicher für einige Zeit Spritzwasser und "anstehendes Wasser" (ohne Druck) ab.

Gruß nochmal
Nils


Titel: Re: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: bernd552 in April 12, 2018, 20:36:04 NACHMITTAGS
Hallo Thomas,

auch etwas Senf von mir dazu:

Wenn es "Tupper" Dosen o.ä. sind, schneide eine Öffnung in den Deckel, slege Deine xyz-Folie über die Dose und klemm die Folie damit fest.
Das Konstrukt kannst Du dann optional auch als Kleintrommel nutzen ;)

LG
Bernd
Titel: Re: Verschweißen von PP mit Cellophan
Beitrag von: Thomas M in April 12, 2018, 21:08:32 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

danke für den Hinweis, vermutlich meintest Du Heinrich.

Ich nutze meistens Petrischalen als "Mini-Aquarien".

Viele Grüße
Thomas