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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Florian D. in August 29, 2018, 22:58:33 NACHMITTAGS

Titel: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: Florian D. in August 29, 2018, 22:58:33 NACHMITTAGS
Hallo allerseits,

letztes Wochenende ist mein Urlaub leider zuende gegangen. Wir waren diesmal in den weiten Ebenen von Kastillien - La Mancha wo sich schon Don Quijote herumgetrieben hat. In der Gegend um Ciudad Real herum haben diese allerdings hässliche Pickel, da dort über hundert Vulkanruinen herumstehen, die Ihre Aktivität gottseidank schon vor 2 Millionen Jahren eingestellt haben. Die Spanier tun ja aber viel für den Umweltschutz, und so werden viele dieser Vulkane zu Puzzuolanzement verarbeitet. Das spart CO2 Zertifikate, da dabei weniger CO2 produziert wird, als wenn man den Zement durch Brennen von Kalk erzeugt. Die Reste kann man praktischerweise mit Müll verfüllen, an dem sich dann hunderte von Störchen laben. So tut man auch was für den Vogelschutz.
Wie stolz war ich da, als ich sah, dass eine der Tagebauten am Vulkan "La Yezosa" den Namen "Cantera Alemana II" trug! So sind wir den Spaniern wenigstens auch ein bisschen beim Umweltschutz behilflich!
Der älteste Vulkan des Vulkanfeldes von Calatrava , der Morrón de Villamayor (https://previa.uclm.es/profesorado/egcardenas/morron.htm) ist schon vor ca. 9 Millionen Jahren ausgebrochen und taugt leider nicht zur Bimssteingewinnung, daher wird er zu Schotter für Zugtrassen verarbeitet.
Der Basalt eignet sich hierfür vorzüglich, da er einer der wenigen Leucit-Olivin-Basalte in Europa ist.
Ich habe mir ein Stück mitgenommen und dieses letzten Sonntag dünngeschliffen.
Besonders interessiert mich, ob die Kristalle im Bild 3 und 4 Leucite sind. Dann wären die kleinen Kriställchen, die wie Fische im Teich aussehen, wohl Orthoklase?
Auf Bild 4 mit gekreuzten Polarisatoren meine ich die typische polysynthetische Verzwilligung zu sehen.
Sind die Kristalle aussenherum auch Orthoklase? Die grösseren Kristalle sind jedenfalls ganz hübsche Olivine.

Ich hoffe, die nächsten Wochen auch einen Nephelin-Olivin-Basalt vom Vulkan "Cerro Gordo" schleifen zu können.

Viele Grüsse,
Florian
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: Florian D. in August 29, 2018, 23:00:14 NACHMITTAGS
Hier noch die Bilder 3 und 4.
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: Klaus Herrmann in August 30, 2018, 09:35:54 VORMITTAG
Hallo Florian,

deine Beschreibung der Fundumstände gefällt mir sehr!

Eine Frage zu den Schliffen: mit welcher Körnung hast du aufgehört? Und ein wenig dünner hätten sie noch sein dürfen. Das ist dann am Ende kitzlig und geht nur mit Körnung oberhalb 800. Ein Strich zu viel... Wie bei den Fossiliensammlern: vor dem letzten Schlag muss man aufhören!
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: olaf.med in August 30, 2018, 10:04:53 VORMITTAG
Lieber Florian,

die Kristalle in den Bildern 3 und 4 sind sicher Leucit, allerdings gibt es in diesem Gestein ziemlich sicher keinen Ortholkas, sondern nur Plagioklas wenn überhaupt Feldspäte. Die nadeligen Einschlüsse im Leucit in Bild 3 sind wohl Apatit. Die hoch lichtbrechenden bräunlichen, leistenförmige Kristalle, die die Hauptmasse der Matrix ausmachen, sind Klinopyroxene.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: Florian D. in August 30, 2018, 10:24:13 VORMITTAG
Hallo Klaus,

ich habe zuletzt mit 1000 geschliffen. Das mit der Dicke habe ich noch nicht so im Griff, zumal der Basalt ja weder grössere Kristalle von Quarz oder Feldspat enthält an deren Farbe ich mich hätte orientieren können. Ich habe das Präparat mit dem UV Kleber von Krantz sowohl aufgeklebt als auch eingebettet.
Aufgrund der geringen Doppelbrechung von Leucit wollte ich allerdings auch nicht zu dünn schleifen, um die Zwillingsstruktur wie im Bild 4 noch sehen zu können.

Bei der Auswahl des Schliffs habe ich mich auch von der Hoffnung leiten lassen, auch Zeolithe zu finden, siehe hierzu den schönen Artikel
https://www.researchgate.net/profile/Miguel_Calvo4/publication/282348881_Zeolites_and_associated_minerals_in_the_vacuoles_of_some_of_the_Campo_de_Calatrava_volcanoes-_Ciudad_Real_Spain/links/560d669c08ae2aa0be4a345d/Zeolites-and-associated-minerals-in-the-vacuoles-of-some-of-the-Campo-de-Calatrava-volcanoes-Ciudad-Real-Spain.pdf
Allerdings hat mich schon bei der Heimkunft ein Tropfen Salzsäure davon überzeugt, wohl wieder mal nur eine Calcitader gefunden zu haben.



Zur Bedrohung des Vulkanfeldes durch den Bergbau habe ich einen schönen Artikel gefunden, leider nur auf Spanisch:
http://digibuo.uniovi.es/dspace/bitstream/10651/47457/3/PGeol_MPoblete.pdf
Die "Cantera Alemana II" ist anscheinend keine Deutsche Mine sondern in Händen der Petrofisica Iberica SA : http://www.petrofisicaiberica.com/
Interessant ist fernerhin, dass es in diesem Gebiet auch zu cobaltreichen Manganvererzungen gekommen ist, wie man sie sonst eher von Tiefseefumarolen kennt. Cobalt ist ein wichtiger Rohstoff für Elektroautobatterien, so dass auch hier wieder an einer bergbaulichen Erschliessung gearbeitet wird. Umbedingt sehenwert sind auch die ehemaligen Quecksilberminen von Almadén (Jetzt UNESCO Weltkulturerbe) die ebenfalls in der Provinz Ciudad Real angesiedelt sind.

Die Auswahl der Vulkane, die ich besichtigt habe, habe ich nach dem pädagogischen Artikel
https://www.raco.cat/index.php/ect/article/viewFile/88638/132554
getroffen.

Leider war der Urlaub wieder viel zu kurz und ich musste meine geologischen Ambitionen mit den Interessen dreier weiterer Familienmitglieder vereinbaren. Zumindest den Kindern hat es jedoch Spass gemacht, auf richtigen Vulkanen herumzulaufen und "Vulkanschaum" zu suchen.

Viele Grüsse,
Florian

Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: Florian D. in August 30, 2018, 10:37:22 VORMITTAG
Lieber Olaf,

danke für die Klarstellungen! Nachdem Olivin und Pyroxene mafische Bestandteile sind und wohl weniger als 90 % der Gesamtmasse ausmachen, wäre das Gestein dann tatsächlich als Leucitit anzusprechen, oder?
Das mit dem Klinopyroxen würde passen. An einigen Stellen zeigen diese Leisten einen starken Pleochromismus zwischen hellgelb und orange. Ich hatte da schon an einen Titanaugit gedacht.
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: olaf.med in August 30, 2018, 14:27:01 NACHMITTAGS
Lieber Florian,

die Nomenklatur dieser ultrabasischen Gesteine ist sehr komplex und ich würde mich daher nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Vielleicht ist Foidit als Oberbegriff daher besser. Die Modalanalyse bei so feinkörnigen Gesteinen ist naturgemäß sehr schwierig. Titanaugit ist jedenfalkls sehr wahrscheinlich.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: derda in September 08, 2018, 14:13:39 NACHMITTAGS
Hallo liebe Dünnschlifffreunde,

Florian war so freundlich und hat mir einige Proben seiner Vulkantour zugesendet. Eine erste Probe habe ich zu einem Dünnschliff verarbeitet und möchte Euch einige Bilder zeigen.

Zunächst eine Übersichtsaufnahme des Schliffes. Die Schliffdicke ist vielleicht etwas dünn geworden. Ich hatte die Hoffnung so die Grundmasse etwas besser sehen zu können:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238445_21855962.jpg)

Im Schliff waren sehr schöne hypidiomorphe Olivine zu finden:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238445_43994237.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238445_33583636.jpg)

Die Ränder der Olivine weisen braune Säume auf (Iddingisit: Oxidationsprodukt des Olivins):

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238445_34868631.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238445_25584554.jpg)

Etwas außergewöhnlich ist vorhandener Calcit, den habe ich so nicht erwartet:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238445_10454271.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238445_680171.jpg)

Im LPL unter dem Calcit ist dem Betrachter sicher noch Biotit aufgefallen. Hier noch mal in Vergrößerung:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238445_30607723.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238445_35170261.jpg)

Olivin, nahezu senkrecht zu einer optischen Achse geschnitten:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238445_39157888.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238445_17274517.jpg)

Viele Grüße

Erik

Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: olaf.med in September 08, 2018, 15:46:00 NACHMITTAGS
Lieber Erik,

der Calcit ist sicher sekundär, also bei der Verwitterung des Gesteins entstanden.

Was bezeichnest Du hier als Nephelin? Wenn Du das graue Korn in der Bildmitte meinst, ist dies sicher falsch. Dieses Korn ist auch nur ein Olivin, wie man am Chagrin im linear polarisierten Licht sieht. Er ist nahezu senkrecht zu einer optischen Achse geschnitten und das sieht man dann konoskopisch sehr schön.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: derda in September 08, 2018, 16:20:03 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

vielen Dank für den Hinweis. Die Isogyre dreht sich mit => zweiachsig. Habe auch zuerst auch an Olivin gedacht, mich dann aber fälschlicherweise für Nephelin entschieden.

https://onedrive.live.com/embed?cid=8EA4491D23F56FAF&resid=8EA4491D23F56FAF%21235403&authkey=AAiJ51-uZWIcHns (https://onedrive.live.com/embed?cid=8EA4491D23F56FAF&resid=8EA4491D23F56FAF%21235403&authkey=AAiJ51-uZWIcHns)

Viele Grüße

Erik
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: Florian D. in September 10, 2018, 07:07:23 VORMITTAG
Tolle Fotos, Erik!

Ich habe am Wochenende an Basalt von El Cerro Gordo herumgeschliffen, bin aber damit nicht fertig geworden.
Der Vulkan hat sogar seine eigene Homepage:
http://volcancerrogordo.es/

Ich habe noch Fotos vom Vulkan La Yezosa gefunden, der Olivin-Melilitit liefern soll. Dort sieht man auch ein paar von den Störchen, von denen Dutzende anscheinend über der Mülldeponie kreisen.
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: Florian D. in September 10, 2018, 09:53:53 VORMITTAG
Zitat von: olaf.med in September 08, 2018, 15:46:00 NACHMITTAGS
Lieber Erik,

der Calcit ist sicher sekundär, also bei der Verwitterung des Gesteins entstanden.
[...]

Hallo Olaf,

das ist eine interessante Frage. Ich habe das Carbonat auch gesehen. Anscheinend gibt es tatsächlich primäre Carbonate und auch Aragonit wurde in Einschlüssen gefunden:
https://www.ingentaconnect.com/content/minsoc/mag/2005/00000069/00000006/art00001

http://128.119.45.20/petrology/PetSem/humphreys.pdf
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: derda in September 14, 2018, 15:55:40 NACHMITTAGS
Hallo Florian,

ich konnte auch einen Einschluss finden, bei dem es sich eventuell um Aragonit handeln könnte. Leider kann ich ihn nicht genauer bestimmen.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238694_19699911.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238694_2389992.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238694_30880833.jpg)

und noch ein anderer Einschluss:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238694_58154627.jpg)

Viele Grüße

Erik
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: derda in September 16, 2018, 10:55:54 VORMITTAG
Hallo liebe Dünnschlifffreunde,

ich schiebe noch einige Aufnahmen eines weiteren Schliffes hinzu. Es ist wahrscheinlich wieder Calcit, der in seiner aufgefächerten Ausprägung schön anzusehen ist.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238768_64923656.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238768_44624228.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238768_17654054.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238768_52727599.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238768_14347911.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/238768_51393439.jpg)

Viele Grüße

Erik
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: Florian D. in September 16, 2018, 21:33:55 NACHMITTAGS
Hallo Erik,

sehr schöne Bilder. Ich habe tolles neues Gerät, nämlich einen Kameradapter von Olaf und ein komplettes Stereomikroskop mit Kameraadapter von Peter. Was mir noch fehlt, ist die Zeit, mich mit alledem so eingehend zu beschäftigen, wie ich gerne möchte. Anbei zumindest ein Bild, das ich mit der Stereolupe aufgenommen habe. Es zeigt bei niedriger Vergrösserung strahlige Calcitsonnen auf dem basaltischen Untergrund. Zumindest nehme ich Calcit an, da es heftig mit HCl reagiert. Ich hatte den Stein frisch aufgeschlagen und er ist auch nicht porös oder zerklüftet, ich weiss also nicht,genau, wie der Calcit sich gebildet hat.
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: olaf.med in September 17, 2018, 09:59:57 VORMITTAG
Lieber Florian, lieber Erik,

das Vorkommen von primärem Aragonit in diesen Gesteinen ist wirklich hochinteressant und Eriks rundlichen Einschluss im Olivin interpretiere ich auch als solchen. Dieser Aragonit wurde dann in größeren Erdtiefen bei der Kristallisation des Olivins eingeschlossen und blieb dort metastabil erhalten. Es ist sicher ein seltener Befund!

Die fächerförmigen Karbonate in Eriks Dünnschliffen und Florians Auflicht-Bild sind jedoch nach meiner Meinung eindeutig sekundär gebildet. Sie füllen Hohlräume im blasigen Gestein und dort wurde der metastabile Aragonit nach der Ostwaldschen Stufenregel abgeschieden, ähnlich dem Karlsbader Sprudelstein, der ja auch aus Aragonit besteht. In geologischen Zeiten sollte er sich in den bei diesen Bedingungen stabilen Calcit umwandeln. Natürlich braust auch der Aragonit mit Salzsäure. Unterscheiden kann man ihn von Calcit durch sein zweiachsiges Interferenzbild und - wie ich glaube - auch durch spezifische Anfärbung, aber da sollte man einmal einen ausgewiesenen "Softrocker" wie Thomas (TPL) fragen.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: Florian D. in September 17, 2018, 10:40:01 VORMITTAG
Hallo Olaf,

Du weisst ja, wir Chemiker nehmen den Unterschied zwischen Modifikationen nicht so genau. Ich habe aber auch an Aragonit gedacht, weil das so lange Stëngel sind (schreibt man das jetzt mit ä oder e?). Drum werfe ich auch gerne Orthoklas und Sanidin durcheinander, weil ich eher an den modalen Mineralbestand denke.  Die Nachweisreaktion für Aragonit habe ich gesucht, sie heisst Feigl'sche Lösung https://www.chids.de/dachs/expvortr/634.pdf.
Ausserdem grenzt Aragonien ja an Kastilien - La Mancha, da muss man dann schon damit rechnen, dass sich da was über die Grenze verirrt.

Gruss,
Florian
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: derda in September 18, 2018, 19:57:36 NACHMITTAGS
Hallo Florian und Olaf,

ZitatIch habe tolles neues Gerät, nämlich einen Kameradapter von Olaf und ein komplettes Stereomikroskop mit Kameraadapter von Peter. Was mir noch fehlt, ist die Zeit, mich mit alledem so eingehend zu beschäftigen, wie ich gerne möchte. Anbei zumindest ein Bild, das ich mit der Stereolupe aufgenommen habe.

Das freut mich sehr. Was hast du überhaupt für ein Polarisationsmikroskop?

Ich finde die Abbildungsqualität deines Stemis ziemlich gut, da gibt es viele Modelle die abseits der Schärfeebene und zum Rand hin stark und unschön verzeichnen. Seit einigen Tagen gibt's bei uns in der Firma zwei neue Mikroskope => u.a. ein Zeiss Stemi 508, welches mich von seiner Abbildungsqualität schon echt begeistert.

Vor einiger Zeit habe ich bei Ebay eine günstige Mikroskopkamera für 120€ bekommen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=30174.msg224649#msg224649 (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=30174.msg224649#msg224649)
Mit dieser Kamera nehme ich seitdem fast alle meine Polbilder auf und kann sie für diesen Preis absolut empfehlen. Was ebenfalls gut funktioniert sind Aufnahmen mit dem Handy oder einer Kompaktkamera durchs Okular. Viele Dynamik- und Farbprobleme hat man bei einfachen Okularaufnahmen gar nicht.

Aktuell liegen noch zwei Schliffe auf meinem Tisch, einseitig aufgeklebt und warten auf die Fertigstellung. Möglicherweise finde ich dort nochmals schöne Einschlüsse. So ganz glaube ich allerdings noch nicht an die Primärausscheidung des Aragonit => dann müsste der Olivin ja wie eine Perle, um ein Sandkorn herum, um den Aragagonit gewachsen sein. Würde dann der Olivin noch so schön homogen aussehen oder würde es bedingt durch das Wachstum von mehreren Punkten heraus auch Überschneidungen mit unterschiedlicher Orientierung geben, die dann im XPL sichtbar sind?

Fragen über Fragen...

Viele Grüße

Erik

Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: Florian D. in September 19, 2018, 08:21:54 VORMITTAG
Hallo Erik,

ich habe ein Ortholux I Pol mit Trinotubus und adaptierter Canon EOS 600d. Ich steuere die von dem Programm "Darktable" im Tetheringmodus unter Linux und Liveview, was sehr gut funktioniert. In die Nachbearbeitung muss ich mich allerdings noch einarbeiten.
Ich habe auch 2 Carbonateinschlüsse im Olivin gefunden, allerdings immer in Verbindung mit Rissen im Olivin. Wer garantiert einem denn, dass das Carbonat da nicht sekundär eingedrungen ist?
Mein letzter Schliff eines Basalts vom Cerro Gordo ist leider nichts geworden und der nächste Schliff ist gerade mal aufgeklebt. Schleifst Du maschinell?
Ich sitze hier jedenfalls tagelang, bis ich einen Schliff von dann meist unbefriedigender Qualität hinbekommen habe.
Ich läppe auf Glasplatten mit SiC der Körnungen 220, 500, 1000.

Viele Grüsse,
Florian
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: Florian D. in September 19, 2018, 09:18:07 VORMITTAG
Zitat von: Erik W. in September 18, 2018, 19:57:36 NACHMITTAGS

So ganz glaube ich allerdings noch nicht an die Primärausscheidung des Aragonit => dann müsste der Olivin ja wie eine Perle, um ein Sandkorn herum, um den Aragagonit gewachsen sein. Würde dann der Olivin noch so schön homogen aussehen oder würde es bedingt durch das Wachstum von mehreren Punkten heraus auch Überschneidungen mit unterschiedlicher Orientierung geben, die dann im XPL sichtbar sind?

In dem oben verlinktem Artikel von Humphreys steht hierzu:
Petrographically the aragonite inclusion shows a subhedral crystal form within olivine, suggestive of cotectic crystallization
of olivine and aragonite and resulting from the competing growth of the two phases.
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: Florian D. in September 19, 2018, 10:51:50 VORMITTAG
In folgendem Artikel werden die Schlussfolgerungen von Humphreys stark in Zweifel gezogen:


Lustrino, Michele, et al. "Ca-rich carbonates associated with ultrabasic-ultramafic melts: Carbonatite or limestone xenoliths? A case study from the late Miocene Morron de Villamayor volcano (Calatrava Volcanic Field, central Spain)." Geochimica et Cosmochimica Acta 185 (2016): 477-497.
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: derda in September 19, 2018, 20:28:24 NACHMITTAGS
Hallo Florian,

vielen Dank für die Informationen. Ich habe mir dieses Jahr eine kleine Schleifmaschine zum Geburtstag geschenkt. Für die letzten gezeigten Schliffe habe ich sie allerdings nicht genutzt und von Hand geschliffen. Ich klebe mit Krantz-UV-Kleber auf und schleife zweistufig mit metallgebundenen Diamantschleifscheiben (125 und 10µm Körnung). Beim Schleifen werden die Schleifscheiben auf eine Glasplatte gelegt und los geht's. Verglichen mit der Abtragsrate von losem Schleifpulver spielst du so in der Formel 1 mit.
Das wichtigste ist aber der Kleber, da habe ich viel durchprobiert und bin bei Krantz hängen geblieben. Total vermurkste Schliffe sind selten geworden, was aber eine reine Trainigsfrage ist.

Viele Grüße

Erik

Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: Florian D. in April 19, 2019, 11:41:13 VORMITTAG
Glückauf!

Nachdem ich mir jetzt eine billige Fliesenschneidemaschine aus dem Baumarkt zugelegt und damit gleich den Balkon kräftig eingesaut habe, verwendete ich diese auch, um noch einen grösseren Basaltbrocken von diesem Vulkan in mundgerechte Stücke zu zerteilen.
Schon im Schnitt sieht man grössere Kristalle rechteckigen Querschnitts, bei denen ich vermutete, dass es sich entweder um Nephelin oder Sanidin handeln könnte. Das Mikroskop zeigt jedoch eindeutig Quarz (Konoskopisch einachsig positiv). Ich vermute es handelt sich um Mandeln, die sich im Nachhinein nach zutritt kieselsäurehaltiger Lösungen gebildet haben.
In der Grundmasse findet sich diesmal sehr wenig Olivin, dafür weiterhin Leucit sowie Pyroxene und etwas Amphibol.
Hier im linear Pol, x-Pol und x-Pol mit lambda-Plättchen.

Viele Grüsse
Florian
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: derda in April 21, 2019, 06:12:32 VORMITTAG
Guten Morgen Florian,

interessant. Vielleicht hat sich auch einfach nur Sandstein mit der aufsteigenden Magma vermischt?

So eine Säge ist echt eine Sauerei. Das Putzen danach dauert länger als das Sägen 😂 Beim letzten Mal habe ich sie in die Badewanne gestellt.

Viele Grüße,

Erik
Titel: Re: Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien
Beitrag von: Florian D. in April 21, 2019, 10:11:29 VORMITTAG
Hallo Erik,

ja, das kann natürlich sein. Ich hänge mal noch ein Photo des Gesteins an.

Frohe Ostern
Florian