Hallo,
dieses Wochenende habe ich genutzt, um ein weiteres Mitbringsel aus dem Vulkanfeld von Calatrava, Ciudad Real, Spanien, diesmal vom Vulkan Cerro Gordo, dünnzuschleifen. Laut Literatur ist die Lava dieses Vulkans vom Typ eines Olivin-Nephelinits. Diese Lava ist jünger als die vom Morron de Villamayor, die noch kaliumhaltiger (Leucit) ist, als die jetzt vorgestellte.
Ich habe den Schliff erst mal nur in Wasser immergiert, falls er noch zu dick sein sollte. Ich würde mich diesbezüglich über Eure Meinung hierzu freuen.
Der Schliff ist bis jetzt weitgehend opak, daneben Olivin und einige Sechseckige Kristalle, die bei gekreuzten Polarisatoren praktisch auslöschen. Ich vermute, dies ist Nephelin. Dann gibt es noch grosse Flecken die aus verschiedenen Feldern bestehen und als höchste Farbe ein rötliches braun zeigen. Ich frage mich, ob dies sekundäre Quarzmandeln sind? In diesem Fall wäre der Schliff noch zu dick.
Viele Grüsse,
Florian
Hallo Florian,
ganz schön krümelige Pellets ;D Bin noch nicht ganz so weit gekommen und habe bisher nur die erste Klebefläche fertig.
Wenn das grünlich-glitzernde ein Olivin ist, kannst du noch weiter schleifen. Was das gelbliche ist? Ich tippe auf einen Feldspat. Quarz erscheint mir, weil ich die Probe von dir habe, unwahrscheinlich.
Viele Grüße
Erik
Hallo Erik,
Das Gelbe ist Olivin. Ich meine doch, dass das Felderige Quarz ist (ist auch einachsig) und habe daher noch ein bisschen weiter geschliffen, bis die Körner noch höchstens gelb erscheinen. Jetzt habe ich das mit UV Kleber eingedeckt (nicht optimal, was nimmst du zum eindecken?). In der Grundmasse sehe ich neben vielen kleinen farblosen Kristallen (Pyroxen?) auch schwarze Körnchen, die die Form von sechseckigen Prismen zu haben scheinen.
Dann noch Bilder von weissen hypidiomorphen Kristallen. In Polarisation verzwillingt, aber nur mit niedrigen Interferenzfarben. Ist das der Nephelin? Die einzigen wirklich schön sechseckigen Kristalle, die ich finden kann, sind leider von Olivin.
Gruss,
Florian
Hallo Florian,
ich muss passen, weil ich überhaupt nichts erkennen kann. Habe einen miserablen Schliff gemacht, bei dem sich der Klebstoff vom Objektträger gelöst hat. Muss ich die Tage noch einen neuen anfertigen.
Komme auch gerade nicht an mein Mikroskop, deshalb eine Aufnahme durchs 8x Okular mit 2.5x Objektiv des Zeiss Standard Pol.
Im Bild auf 10 Uhr ist etwas zu sehen, was deinen Quarzkörnern entsprechen könnte. Vielleicht war es mal ein Olivin?
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239160_44419000.jpg)
Es waren auch einige schöne Titanaugite zu finden. Am Ende blieben leider nur zwei übrig.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239160_52697953.jpg)
Viele Grüße
Erik
Hallo liebe Dünnschliffexperten,
ich schiebe noch einige Bilder nach, vielleicht hat jemand eine Vermutung um was es sich bei den ominösen "Quarzkörnern" handeln könnte und wie diese entstanden sind. Leider sind sie sehr klein und optisch zweiachsig (es kann also kein Quarz sein).
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239206_52727599.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239206_14347911.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239206_51393439.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239206_26756241.jpg)
Auch einige schöne Glasflüsse sind zu finden:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239206_23264094.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239206_14303791.jpg)
Viele Grüße
Erik
Lieber Erik, lieber Florian,
es ist natürlich fast ausgeschlossen aus diesen Bildern eine verlässliche Diagnose zu treffen. Aufgrund der Morphologie vermute ich, dass einige der unregelmäßigen Gebilde Fremd Gesteins Einschlüsse sind, die das Magma bei seinem Aufstieg mitgerissen hat. Dann könnten es tatsächlich Quarzite oder Sandsteine sein. In der Primärparagenese hat Quarz neben Olivin aber nichts zu suchen!
Herzliche Grüße,
Olaf
Lieber Olaf,
vielen Dank! Für mich ist dieses Gestein absolutes Neuland, da ich mich beim Schleifen bisher immer an Quarz oder Feldspäten orientiert habe. Daher weiß ich überhaupt nicht, wann ich mit Schleifen aufhören soll.
Du hast nicht zufällig einige Bilder von Nephelin in verschiedenen Schlifflagen zur Hand?
Viele Grüße
Erik
Lieber Erik,
klar doch! Schau mal auf meiner Homepage unter "Downloads" - "Mineraloptik" nach, da findest Du alles.
Herzliche Grüße,
Olaf
Zitat von: olaf.med in September 25, 2018, 17:51:13 NACHMITTAGS
Lieber Erik, lieber Florian,
es ist natürlich fast ausgeschlossen aus diesen Bildern eine verlässliche Diagnose zu treffen. Aufgrund der Morphologie vermute ich, dass einige der unregelmäßigen Gebilde Fremd Gesteins Einschlüsse sind, die das Magma bei seinem Aufstieg mitgerissen hat. Dann könnten es tatsächlich Quarzite oder Sandsteine sein. In der Primärparagenese hat Quarz neben Olivin aber nichts zu suchen!
Herzliche Grüße,
Olaf
Hallo Olaf,
ja, die zentroiberische Zone des Iberischen Massivs besteht hauptsächlich aus präkambrischem (metamorphisiertem) Sandstein. Einschüsse davon in der Lava sind in den zitierten Artikeln beschrieben. Bei dem Quarz, den ich gesehen habe, denke ich aber eher an Diabas-Mandelstein. Viele Hohlräume sind auch kleine Drusen. Ich vermute, auch der Leucit ist weitgehend verwittert und substituiert.
Gruss,
Florian
Hallo Florian, Hallo Olaf,
bei einem etwas größeren dieser Mini-Körner konnte ich eine optische Zweiachsigkeit beobachen => spitze Bisektrix alle 90 Grad! Das kann doch dann kein Quarz sein.
Viele Grüße
Erik
Es ist ja gut möglich, dass dein Korn aus was anderem besteht, als das, dass ich mir angesehen hatte.
Hallo Erik,
welche Interferenz Farbe hatte denn das Korn, an dem Du die Zweiachsigkeit beobachtet hast? Grau oder Schwarz?
Herzliche Grüße,
Olaf
Hallo Erik und Olaf,
hier noch mal ein paar Bilder, von dem, was ich für Quarz halte.
Das Korn ist praktisch einachsig. Leichte Abweichungen hiervon können ja durch Spannungen im Kristall erklärt werden.
Viele Grüsse,
Florian
Guten Abend Florian und Olaf,
@Florian: das ist ohne jeden Zweifel Quarz.
In meinem Schliff hat das mir noch noch unbekannte Mineral zwar die Farbe von Quarz, weißt jedoch eine regelmäßige Spaltbarkeit auf:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239248_64923656.jpg)
Im Randbereich befand sich ein etwas größerer Kristall mit gelb gesäumten Rand (im Fadenkreuz) sowie rechts daneben ein weiterer:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239248_44624228.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239248_17654054.jpg)
Rein optisch löscht der rechte Kristall, ähnlich wie Quarz, undulös aus:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239248_52727599.jpg)
Sorry, musste mit dem Handy photografieren und stark zoomen:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239248_14347911.jpg)
Im Bereich der kleinen ,,Körnchen" fand ich noch dieses plagioklasähnliche Korn:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239248_51393439.jpg)
Viele Grüße
Erik
Lieber Erik,
Dein scheinbar zweiachsigen Kristall ist tatsächlich wohl ein einachsiger Quarz-Einschluss, der parallel zur c-Achse geschnitten ist. Für die konoskopische Betrachtung darf man niemals einen Schnitt mit hohen Interferenzfarben auswählen, sondern nur einen nahe des Schnitts der Isotropie - diese sind bei Quarz ganz dunkelgrau bis schwarz.
Herzliche Grüße,
Olaf
Hallo Erik,
Dein Quarz sieht dem, den ich in meinem ersten Beitrag zu einem amphibolhaltigen Kiesel gepostet habe, sehr ähnlich:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=31162.msg232031#msg232031
Ich habe mich damals auch über die scheinbar gute Spaltbarkeit gewundert.
Sogar einen Plagioklas hast du da. Jetzt wissen wir ja wenigstens, woran wir die Schliffdicke bestimmen können.
Gruss,
Florian
Hallo Florian, Hallo Olaf,
zunächst einmal vielen Dank für die Unterstützung bei der Bestimmung. Diese ausgeprägte Spaltbarkeit hat mich wirklich verwirrt. ,,Oft korrodiert" steht bei Quarz in vielen Lehrbüchern => da hätte ich doch den gelben Rand prima einordnen können.
Wie Florian schon erwähnte, jetzt haben wir wenigsten Quarz für die optimale Schliffdicke. So schlecht war diese gar nicht getroffen, obwohl der Kleber nicht hielt ;-)
Viele Grüße
Erik
Hallo Erik,
diese Pseudospaltbarkeit entwickelt sich bei Quarz nur wenn mit zu viel mechanischem Druck präpariert wird. Die in den Lehrbüchern erwähnte Korrosion bezieht sich auf Auflösungserscheinungen im magmatischen Bereich und geht nicht mit einer Gelbfärbung einher wie beim Cordierit, sondern äußert sich lediglich in einer Rundung der Kanten schlauchartigen Höhlungen.
Herzliche Grüße,
Olaf
Hallo Erik und Olaf,
Das mit der Spaltbarkeit von Quarz beginnt mich jetzt zu interessieren.
Anscheinend gibt es durchaus Quarze mit besserer Spaltbarkeit. Hier ein neuerer Artikel, auf den ich leider keinen Zugriff habe:
https://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.3200/RMIN.81.5.389-391?needAccess=true
Donald Bloss hat das sogar mit Olaf's geliebten Universaldrehtisch systematisch untersucht:
http://www.minsocam.org/ammin/AM48/AM48_821.pdf
Die "besten" Spaltflächen sind anscheinend die r- und z-Flächen. Hier wird von rhombohedraler Spaltbarkeit gesprochen:
http://www.minsocam.org/ammin/AM66/AM66_596.pdf
Das Bruchverhalten scheint hierbei ausserordentlich komplex zu sein, aber auch den rhombohedralen Flächen zu folgen:
https://rd.springer.com/article/10.1007/BF01209461
Es wundert mich also nicht, dass diese zertrümmerten Quarze so ein "würfeliges" Aussehen haben.
Viele Grüsse,
Florian
Hallo Florian,
ich bin überrascht, was du für Artikel zu diesem Thema gefunden hast. Bei den beiden Schliffen hatte ich Probleme mit der Haftfestigkeit des UV-Klebers. Wahrscheinlich wurden die Glasflächen der Objektträger von mir nicht ausreichend gereinigt. Beim Schleifen kann es deshalb auch zu Verwerfungen der Klebezone gekommen sein. Ich werde deshalb nochmal einen Schliff anfertigen und mir den Quarz dann ansehen. Bisher hatte ich nie Quarz mit einer derartig Spaltsymetrie finden können, was mich auch total in die Irre geführt hat.
Viele Grüße
Erik