Hallo zusammen
in diesem Forum werden ja immer wieder mal Fragen dahingehend gestellt; wo man denn "Tümplerorganismen" finden kann. Nachdem ich neulich mal Organismen aus einem kleinen Gezeitentümpel vorgestellt habe, war ich mal wieder erstaunt, welche (für mich) interessanten Organismen in einer sehr vergänglichen kleinen Pfütze auf einem Waldweg unterm Mikroskop beobachten werden können. Die Hufeisenabdrücke vermitteln einen Eindruck von der Größe dieses Biotops; nach der langen Trockenheit im August war dieses das Ergebnis eines heftigen Regenschauers einen Tag später; (zwei weitere Tage später war schon wieder alles ausgetrocknet):
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239908_64923656.jpg)
Zum einen fand ich eine Rädertierart, die ich bisher noch nie gesehen habe: Encentrum orthodactylum. Diese Art ist von anderen Encentrum-Arten nur durch sorgfältige Präparation des Kauers zu unterscheiden:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239908_44624228.jpg)
Weitere Bilder hier:
http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Encentrum%20orthodactylum.html (http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Encentrum%20orthodactylum.html)
Neben einigen noch nicht bestimmten Ciliaten fand sich auch sehr häufig das Juwelen-Tierchen Nassula ornata.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239908_17654054.jpg)
Nassula frisst häufig Cyanobakterien mit einem durch eine Reuse charakterisierten Mund. Diese Reuse besteht aus einem (oder wie in meinen Exemplaren 2) Ring von langen Stäben und ist in der Lage, auch recht lange Blau"algen"fäden zu verschlingen, wie man hier bei N. picta sehen kann:
http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenProtista/01e-protista/e-Ciliata/e-source/Nassula%20picta.html (http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenProtista/01e-protista/e-Ciliata/e-source/Nassula%20picta.html)
Die Reuse unterscheidet sich von denen, die in FOISSNERs "Ciliatenrevision" vorgestellten Formen dadurch, dass am äußeren Ende die Stäbe eine Verdickung haben, die bei FOISSNER nicht sichtbar sind:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239908_52727599.jpg)
Nassula weist am Oralapparat ein besonderes Cilienband auf (Synhymenium), von dem hier ein kleiner Ausschnitt zu sehen ist:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/239908_14347911.jpg)
Weitere Bilder hier:
http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenProtista/01e-protista/e-Ciliata/e-source/Nassula%20ornata.html (http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenProtista/01e-protista/e-Ciliata/e-source/Nassula%20ornata.html)
Es stellt sich natürlich die Frage, inwieweit diese Organismen an diese Vergänglichkeit des Biotos angepasst sind. Für Encentrum habe ich keine Erklärung, obwohl ich schon oft Rädertiere dieser Gattung in solchen Pfützen gefunden habe. Nassula kann Trockenphasen offensichtlich durch Cysten überdauern, wie man in dem o.a. link zu N. picta sehen kann.
Viel Spaß beim Anschauen & beste Grüße
Michael Plewka
Hallo Michael,
es ist immer wieder überraschend, welche Artenfülle man auch in temporären Pfützen findet. Vielen Dank für den Bericht und die tollen Fotos. Besonders hat mich das Bild von der Reuse von Nassula fasziniert. Wie hast Du das denn präpariert?
Viele Grüße
Michael (Müller)
Hallo Michael
vielen Dank für das Feedback. Allerdings kann ich die von Dir angesprochene Artenfülle nicht bestätigen. In solch ephemeren Pfützen finde ich eigentlich immer nur ganz wenige Arten, die aber wohl in der einen oder anderen Weise spezialisiert sind und somit nicht so häufig in "normalen" Tümpeln auftreten. Diese Arten treten aber in vergleichsweise hohen Individuendichten auf.
Zu Deiner Frage: einfach warten und ein wenig dest. Wasser, siehe hier:
http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenProtista/01e-protista/e-Ciliata/e-source/Nassula%20ornata.html (http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenProtista/01e-protista/e-Ciliata/e-source/Nassula%20ornata.html)
Beste Grüße
Michael Plewka