Liebe Mikrofreunde,
hier eine Frage aus meinem Alltag - vielleicht hat jemand eine Idee:
Seit einigen Tagen verstopft unser Wasserhahn in der Küche. Beim Reinigen findet man grüne, sehr feine, blättrige Strukturen auf dem Sieb des Perlators.
Komischerweise nur in der Küche, wo es aus hygienischen Gründen etwas störend ist.
Wir wohnen in Bonn und haben eigentlich sehr gutes, weiches Wasser.
Zunächst ein Foto der Algen (?) ohne Vergößerung.
Wonach sollte ich bei der Identifizierung schauen?
Was könnte das sein? Ist es ggf. gesundheitlich bedenklich? Wo kommt das her und wie bekomme ich es weg?
Danke & Gruß
Todde
Hallo Todde,
also das ist extrem ungewöhnlich. Wieviel ist das denn? Wenn es seit Tagen den Wasserhahn verstopft hört sich das nach einer Hand voll an. Auf jeden Fall abfüllen und mit den Wasserwerken Kontakt aufnehmen. Seltsam ist, dass nur ein Hahn betroffen ist.
Hast du ein Mikroskop mit dem du Bilder machen kannst? Oder die Bonner sind eine fähige Truppe, die können sicher helfen.
Hallo,
Das sieht nach Kalkablagerungen aus, die Spuren von Gruenspan enthalten. Das Kupfer stammt aus Kupfer- oder Messingteilen in der Wasserleitung.
Bei Temperaturwechsel, Druckabfall u.ae. kommen manchmal die ganzen Verkrustungen bergrutschartig auf einmal aus der Leitung. Bei mir passierte das Anfang November. Nach ein paar Wochen war es vorbei. Schaedlich sollte das nicht sein.
Beste Gruesse,
Jon
Hallo,
das ist zwar ungewöhnlich, aber mit Deinem Bild nicht zu beantworten.
Ich sehe 2 Möglichkeiten:
a) Du fragst bei Deinem Wasserversorger nach
b) Du präparierst so ein grünes Plättchen auf einen Objektträger und machst ein Mikrofoto
c) Wenn Du das nicht kannst, Du tupperst so ein grünes Plättchen in ein kleines Glasröhrchen mit notfalls billigem Korn und schickst es per Post an jemanden, der Dir dabei helfen kann.
d) wenn sich kein Fachmann meldet, opfere ich mich
e) in Bonn gibt es eine super mikroskopische Vereinigung: http://www.mikroskopie-bonn.de (http://www.mikroskopie-bonn.de)
Aber von Deinem Bild aus ist keine sichere Aussage möglich.
- Ich sehe gerade, Klaus war ein paar Sekunden schneller.
Carsten
Das wäre natürlich möglich. Dann müssten die grünen Teile aber nicht algenartig weich, sondern spröde sein und sich in verdünnter Salzsäure unter sprudeln auflösen.
Dann hilft Perlator ausbauen mit heißer Zitronensäurelösung spülen. Oder noch wirksamer Amidosulfonsäure.
Hallo Kollegen,
hier ein Bild, Vergößerung 100fach. Sieht eher nach Biofilm aus, keine klaren Strukturen, fädig mit dunklen Brocken.
Da es sich sehr weich anfühlt (glitschig) und sich mit Präpariernadeln gut zerteilen läßt, schließe ich eher auf organische Materie als auf Salze.
S. Bild (nur per Mobiltelefon durchs Okular, der Fototubus fehlt mir noch....)
Gruß Todde
(letztes Jahr hatten wir schonmal so eine Episode, das Wasserwerk war wenig hilfreich)
Danke für den Hinweis auf das Mikroskopische Kollegium Bonn - dort war ich Ende November zum ersten und sicher nicht letzten Mal!
Gruß Todde
Hallo Todde,
Dein letztes Bild wird wohl die Mehrheit der Forumsmitglieder zu "abiotisch" führen.
Ich jedenfalls sehe da keine Algen.
Aber ich biete Dir d) an.
Wenn Du Kupferrohre im Hause hast, sind sowohl grüne wie auch blaue "Objekte" mögich. Beide (Azurit, Malachit) entstehen aber durch Korrosion des Kupferrohres.
Beides sind aber mineralogische Befunde, keine biologischen.
Schleimig deutet natürlich auf Bakterien hin, aber wenn so ein mineralogischer Brocken den Durchfluss staut, ist auch dass möglich.
Grüße
Carsten
Moin Todde,
Algen halte ich für unwahrscheinlich, da diese Licht benötigen. Im Wasserrohr ist es duster😉. Bakterien sind höchstwahrscheinlich, da diese sich regelmäßig in Perlatoren ansiedeln, besonders bei den Feinmaschigen mit Metalsieb.
Die grüne Farbung ist sicherlich von den Kupferrohren. Sicher haben die Kollegen der Biofilmfraktion und die der mineralischen Meinung beide Recht.
Hallo Todde,
das Bild ist auch nicht gerade hilfreich. Ich biete dir genauso wie Carsten d) an 8) Dazu braucht man aber etwas Probenmaterial. Aber wenn die Bonner demnächst ein Mikrotreffen haben, dann nimm dir die Zeit geh hin und stimm es vorher mit Jörg ab. Dann machen die vielleicht einen Abend draus: "Gift im Perlator?"
Für den vermuteten Calzitanteil wäre eine Polaufnahme hilfreich und natürlich die Salzsäureprobe. Bakterien sieht man mit einem 40er PH-Kontrast normalerweise schon recht gut.
Das waren noch Zeiten als in Köln das Rheinuferfiltrat nach Chlorphenol gestunken hat von den Abwässern der rheinaufwärts angesiedelten Großchemie; da gabs keine Bakterien im Trinkwasser. ;D
Hallo zusammen,
vielen Dank für Eure Antworten und Ideen.
Das merkwürdige ist, daß dieses "Phänomen" schonmal aufgetreten ist (letztes Jahr - ich kann aber nicht mehr sagen wann genau), und dann wieder für lange Zeit weg war.
Gern verschicke ich eine Probe, Ihr bekommt eine PN.
Wenn am 20. Dez. noch Material vorhanden ist / nachkommt, nehme ich das zum Treffen der Bonner Mikroskopiker mit.
Gruß, Todde
Mein Wasser kommt vom Berg. Ich habe auf dem Perlatorfilter braune Ablagerungen, Kalk eher an den Kanten der Zuluft und am unteren Sieb, wo das Restwasser verdampft. Der Kalk geht mit Säure schnell weg, der braune Belag bleibt. Er löst sich aber (langsam) fast komplett in Natronlauge.
Das deutet auf Huminsäuren hin, die sind sehr hochmolekular und schwerlöslich. Wurde mir auch von der Wasserforschung in München bestätigt. Ein Wiederausfällen mit Säure wurde nicht probiert.
Huminstoffe kommen bestimmt auch auch in der Bonner Gegend vor.
Da die Perlatoren heute sehr billig sind, verzichte ich inzwischen auf die Reinigung und ersetze nur die Einsätze.
Gruß - Werner
Hallo zusammen,
ich bin der Lösung des Rätsels eine Schritt näher gekommen, zumindest was die Quelle der grünen Ablagerungen betrifft.
Bei gleichzeitiger Entnahme von Wasser aus dem Hahn und anlaufender Waschmaschine wird Wasser aus dem Außenanschluß und dem daran hängenden Gartenschlauch gesogen, da hier kein Rückschlagventil verbaut ist.
Das werde ich installieren und dann ist hoffentlich das Wasser wieder klar und läuft.
Worum es sich bei dem Zeug aus dem Gartenschlauch handelt, ist aber immer noch nicht klar. Carsten und Klaus habe ich eine Probe geschickt.
Danke an dieser Stelle schonmal allen, die sich Gedanken dazu gemacht haben.
Gruß Todde
@Klaus
ZitatDas waren noch Zeiten als in Köln das Rheinuferfiltrat nach Chlorphenol
Du bist offensichtlich doch 70 Jahre älter als ich ;D
Habe ich nie gerochen.
Bin ja auch gebürtiger Porzer. ;D ;D ;D
Carsten
Hallo Carsten,
da ich aber andere Erfahrungen gemacht: ich habe in den 70ern in Bonn gewohnt. Wenn man den Wasserhahn aufgedreht hatte, roch es stärker nach Chlor als ich es je in einem Schwimmbad (inkl. unserem Schulschwimmbad, welches wirklich extrem gechlort war) erlebt habe.
1978 bin ich nach München gezogen. Münchens Wasser ist dagegen natürlich ein Segen.
Viele Grüße
Detlef
Hallo Carsten,
ZitatDu bist offensichtlich doch 70 Jahre älter als ich
wenn du 5 bist kommt das hin. ;)
und noch einen hinterher:
In Düsseldorf war das Wasser in den 50ern auch nicht besser :-(
Grüße
Wolfgang
@Klaus
...Das waren noch Zeiten als in Köln das Rheinuferfiltrat nach Chlorphenol gestunken hat von den Abwässern der rheinaufwärts angesiedelten Großchemie....
das waren noch Zeiten, als wir kurz zum Rhein fuhren und darin kurzerhand unsere Buntfilme entwickelten.... :) :) :)
schönes Wochenende
Reinhard
1955 konnten wir im Rhein bei Mannheim (Lanz-Bulldog) noch baden.
Aber an den Neckarstauwehren waren mehr als meterhohe Schaumberge, da konnte man nicht baden und durfte auch nicht reinfallen.
Gruß - Werner
ja,ja,
die alte Leut, was die noch alles überlebten :)
Und was alles für Gifte in den Chemie- und Mikroskopie-Kästen waren! Heute höchste Alarmstufe, Gebäude räumen!!!
Herzliche Grüße
Herbert
Hallo Werner,
man konnte auch in den 60iger und 70iger Jahren noch in den Flüssen baden. Es gab ja schon in der zweiten Hälfte der 50iger Jahre topische Glukokordikoide. Damit konnte man die schlimmsten Badefolgen behandeln😉
Ich bin in Frankfurt am Main aufgewachsen und kann mich gut daran erinnern. Viele der Fische, welche damals zwangsweise im Main ,,baden" mussten, blieben allerdings ohne Kortikoidbehandlung und sind deshalb verendet.
Heute wäre man als Mikroskopiker froh, wenn man die eine oder andere Chemikalie, welche seiner Zeit in den Flüssen kostenfrei zu haben waren, heute in seinem Fundus hätte. Man kommt ja kaum noch an Chemikalien 😅
Hallo,
Rhein....Rhein....wovon redet ihr?? Meint ihr etwa dieses Rinnsal bei Düsseldorf, das - Ältere meinen sich zu erinnern - mal ein stolzer Strom gewesen sein soll?
Herzliche Grüße
Peter
Moin Peter,
Da ist nicht weniger Wasser im Rhein als früher, es sind nur nicht genug Chemikalien, Fäkalien und sonstige Abwässer drin. Es ist auch gut daran zu erkennen, dass die Kiesel im Wasser deutlich sichtbar sind.
😅😅😅😅😅😅😅😅
Lieber Harald,
jetzt verstehe ich: Du meinst, der Rhein sei einfach nur zu rein?
Aber zum Glück haben wir im Pott ja - noch - die Emscher.
Herliche Grüße
Peter
Zitat von: Dr. Jekyll in Dezember 08, 2018, 08:13:42 VORMITTAG
Da ist nicht weniger Wasser im Rhein als früher, es sind nur nicht genug Chemikalien, Fäkalien und sonstige Abwässer drin.
Frei nach dem Motto:
Kräftig Schaum schlagen, dann passts, mit dem mächtig Eindruck machen...
Hallo Frieder,
Das freut mich aber, dass Du beeindruckt bist🤪. Das zeigt dass Du Humor hast und den Spaß verstehst.
Wen Du jetzt noch Anstand zeigst, eine Anrede verwendest und mit deinem Namen signierst, passt Du vielleicht auch zu diesem Forum.😎
der rhein war auch nur der sauberste fluss europas weil er 2x im jahr chemisch gereinigt wurde :P