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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: derda in Dezember 06, 2018, 19:51:30 NACHMITTAGS

Titel: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: derda in Dezember 06, 2018, 19:51:30 NACHMITTAGS
Liebe Dünnschliffreunde,

letztes Wochenende habe ich in einer ruhigen Stunde eine Probe vom Katzenbuckel in Angriff genommen.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/242857_41149443.jpg)

Für die Wissensdurstigen der Link zu Wikipedia: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Katzenbuckel (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Katzenbuckel)

LPL:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/242857_23264094.jpg)

XPL:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/242857_14303791.jpg)

Nephelin (Feldspatvertreter) bildet die Grundmasse im Schliff, wobei dieser an vielen Stellen schon stark zersetzt ist. Unter gekreuzten Polfiltern sieht man sehr schön, wie der sechseckige Nephelin auslöscht (optisch einachsig, negativ, bei Betrachtung mit der Bertrandlinse und Lambda-Kompensator). Grüne Hornblende und in oxidierter Form die braune Hornblende sind vielfach zu finden, die im XPL schöne Interferenzfarben der 1. Ordnung zeigen.

Den gelblichen monoklinen Kristall in der Mitte des Bildes vermag ich nicht zuzuordnen.

Zwei größere Nephelinkristalle waren noch im Schliff zu finden, wovon mir einer besonders gut gefallen hat:

LPL:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/242857_49584532.jpg)

XPL:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/242857_19699911.jpg)

Viele Grüße

Erik

Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: Florian D. in Dezember 06, 2018, 22:08:31 NACHMITTAGS
Hallo Erik,
Tolle Schliffe mit bilderbuchmässigem Nephelin.
Gruss,
Florian
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: Dünnschliffbohrer in Dezember 06, 2018, 22:34:07 NACHMITTAGS
Hallo Erik,
in der Tat ein schöner Schliff durch ein sehr interessantes Gestein!
Vielen Dank für´s hochladen und vorstellen.
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: derda in Dezember 07, 2018, 15:01:21 NACHMITTAGS
Hallo Florian, Hallo Dünnschliffbohrer,

vielen Dank für die netten Worte.

Von dem unbekannten gelblich-braunen Mineral habe ich noch eine Detailaufnahme gemacht:

LPL:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/242900_18961937.jpg)

XPL:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/242900_47980820.jpg)

Vielleicht kann jemand etwas dazu beitragen => serpentinisierter Olivin möglicherweise?

Viele Grüße

Erik
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: Florian D. in Dezember 07, 2018, 15:36:37 NACHMITTAGS
Hallo Erik,

Für die fröhliche Raterunde:
Vielleicht ein Pyroxen? Sind da nicht Entmischungslamellen zu sehen?

Viele Grüsse,
Florian
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: Dünnschliffbohrer in Dezember 07, 2018, 17:03:46 NACHMITTAGS
Hallo an alle Mitratenden,
entmischungslamellen sehe ich da nicht. Mir kommt es so vor, als würden da an dem Korn keilförmig auslaufende Korngrenzen vorliegen, die die konzentrischen Ringe verursachen.  Ein Loch im Schliff ist es ja wohl nicht, dafür ist es wohl zu farbig bei //  Pol? Wie sieht denn das Achsenbild aus, wenn es ein Schichtsilikat wäre, würde es wahrscheinlich dafür sehr günstig orientiert geschnitten sein. Für Serpentin sind mir die Interferenzfarben viel zu hoch, uns auch die Eigenfarbe kommt m.E. nicht hin.
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: derda in Dezember 08, 2018, 06:55:53 VORMITTAG
Hallo Dünnschliffbohrer,

leider bekomme ich an diesen Stellen kein Achsenbild. Im Handstück sind es grössere gelblich-braune Minerale, die eine starke Ähnlichkeit zum Olivin aufweisen.

Viele Grüße

Erik

Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: olaf.med in Dezember 08, 2018, 12:56:54 NACHMITTAGS
Lieber Erik,

die Kristalle in Deinen ersten beiden Bildern sind Apatit und nicht Nephelin, wie man an den Einschlüssen und vor allem an dem hohen  Brechungsindex erkennt. In den nächsten beiden Bildern zeigt Du tatsächlich Nephelin mit niedrigem Brechungsindex. Das Braune Zeuge ist tatsächlich zersetzter Olivin.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: derda in Dezember 08, 2018, 16:30:25 NACHMITTAGS
Lieber Olaf,

vielen Dank für die Korrektur. Der Apatit ist sogar lehrbuchmässig getroffen, aber ich hatte ihn einfach nicht auf dem Schirm.

Viele Grüße

Erik
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: Ronald Schulte in Dezember 09, 2018, 10:25:25 VORMITTAG
Erik,
Prima Beitrag. Ich habe noch was fragen über die/deine Praparationstechnik.
Ich wurde gerne wissen wie du die genaue dicke von dein Schliff messen kannst? Anders gesagt: ,,wie weist du das alle stellen dein Schliff auf 30µm angekommen sind?"
Ich habe noch nicht viel Erfahrung damit und ich schleife alles aus der Hand auf Glas. Dann habe ich ein Mikromesser gekauft die in ein Stabilen Halter verbleibt. So Messe ich die Dicke und den Verlauf während das Schleifen.
Wie machst du das? Auf deine Website könnte ich dazu nichts finden.

Gruße Ronald
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: Wutsdorff Peter in Dezember 09, 2018, 11:51:59 VORMITTAG
Hallo in die Runde,

Zitat: "Ich wurde gerne wissen wie du die genaue dicke von dein Schliff messen kannst?"

Das Problem habe ich auch.
Die  Literatur beschreibt ein Verfahren, mit dem ich aber nicht klar komme.
Chagrin erkenne ich manchmal, aber nicht immer.
Bruchkanten sind an der Oberfläche aber nicht in der Tiefe zu erkennen.
Ich helfe mir mit feinen Filzstiftmarkierungen auf dem Deckglas, auf dem  OT oben und  unten.
Mit meiner µm-Meßuhr kann ich nur die Summe aus DG und Schliff , die gesamte Dicke von OT+ Schliff + DG und OT selbst messen.
Was fehlt ist die Dicke von DG.
"Gamma" kann ich mühelos  bestimmen.
Gruß Peter
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: Ronald Schulte in Dezember 09, 2018, 13:45:23 NACHMITTAGS
@Peter,

Zum Messen habe ich mich ein Guss eisen Standard gekauft und da klemme ich ein Mikrometer in.
Funktioniert, bei mir, Prima.

Die Bestimmung von die Dicke ist dann nicht so Schwierig. Das Objektglas Messen, Auf null stellen und dann ist den Messe wert die Schliffdicke inklusiv die Klebeschicht. Ich presse beim Kleben darum auch immer den Stein auf das OT.
Jedes Mal wenn ich etwas geschliffen habe wird den Schliff gesäubert und an vier Punkten gemessen.


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/243017_11653293.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/243017_54636159.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures009/243017_42708074.jpg)

Grusse Ronald
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: derda in Dezember 09, 2018, 14:26:15 NACHMITTAGS
Hallo liebe Dünnschlifffreunde,

ich verwende keine Messmittel und hoffe jedesmal auf bekannte Minerale zu treffen. Zu Beginn kann man getrost mit groben Korn schleifen (ich verwende eine metallgebunde Diamantschleifscheibe 125µm), bis der Schliff an ein Kirchenfenster erinnert und man schon gut durchsehen kann. Zur Kontrolle halte ich den Schliff ab und an gegen das Licht und kontrolliere, ob ich nicht schief schleife. Danach wechsele ich auf eine 10µm metallgebundene Diamantschleifscheibe und gehe weiter runter. Dabei kontrolliere ich häufiger unter dem Mikroskop und suche Quarz und/oder Feldspäte. Diese sind dann meine Indikatoren und ich schleife weiter bis diese unter gekreuzten Polfiltern grau sind.
Bei einem Dunit ist man dann natürlich etwas aufgeschmissen ;-) aber in den meisten Fällen führt dieser Weg zum Ziel.

Viel Erfolg beim Schleifen!

Erik
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: Florian D. in Dezember 09, 2018, 20:02:43 NACHMITTAGS
Hallo Erik,

ich habe hier einen Schliff, der auch aus dem Odenwald stammt, und zwar einen Granatfels aus Gadernheim.
Diesen Schliff hat mir Olaf seinerzeit mit meinem Mikroskop zukommen lassen und ich habe ihn mir diese Tage wieder vorgenommen.
Auf dem Ersten Bild erkennt man im 3. Quadranten den namensgebenden Granat, daneben Plagioklas.
An anderen Stellen habe ich auch etwas Quarz gefunden.
Ich hatte mich nun gefragt, was die grossen Felder relativ niedrigbrechenden Materials ohne erkennbare Spaltbarkeit sind.
Die Kristalle sind in Konoskopie zweiachsig und die Doppelbrechung, wie man an den leicht gelblichen Interferenzfarben erkennt, etwas höher als der von Quarz. Dort, wo diese Kristalle in direktem Kontakt mit Quarz vorlagen, konnte ich anhand der Becke Linie auch feststellen, dass der Brechungsindex höher als der von Quarz ist.
Gut passen würde Cordierit. Ein Vergleich mit Olafs Homepage zeigt, dass dieser entlang von Rissen oft pinitisiert.
Dies ist, denke ich, auf dem 3. Bild zu erkennen. Tatsächlich wird der Granatfels als sehr aluminiumreich und cordieritführend beschrieben.
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: derda in Dezember 09, 2018, 20:24:55 NACHMITTAGS
Hallo Florian,

habe bei deinen Bildern noch einen Weissabgleich gemacht. Würde dir bei Cordierit nun zustimmen.

Viele Grüße

Erik
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: Florian D. in Februar 17, 2019, 00:01:21 VORMITTAG
Hallo Erik,

ich habe mir heute die Zeit genommen, den Nephelinit vom Katzenbuckel, von dem Du mir ja dankenswerterweise eine Probe hast zukommen lassen, zu einem Dünnschliff zu verarbeiten. Wiedermal habe ich es vergeigt, insofern der Dünnschliff diesmal zu dünn geworden ist. Ich habe lange nach den Nephelinen gesucht, bis ich festgestellt habe, dass ich den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe und die mehrere mm Grossen Kristalle die Nepheline sind.
Anbei jetzt doch noch ein Bild eines Nephelins. Die Frage, die ich mir nun stelle ist, woraus der dunkle Trauersaum besteht, der diesen umgibt.

Viele Grüsse
Florian

Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: limno in Februar 17, 2019, 10:15:26 VORMITTAG
Hallo Peter,
exakt das gleiche Exemplar wie Ronald habe auch ich  als Dickenmesser!
Beste Mikrogrüße
Heinrich
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: olaf.med in Februar 17, 2019, 11:21:52 VORMITTAG
Lieber Florian,

das sind höchstwahrscheinlich Fluideinschlüsse, die bei der Kristallisation eingeschlossen wurden. Daher folgen sie auch streng der Kristallmorphologie. In diesem Gestein sind sie beim Apatit lehrbuchartig vertreten, so wie in Deinem Bild habe ich es im Nephelin dort nie gesehen, aber Du bist ja sicher, dass Du keinen Apatit abgebildet hast  ;D. Bei sehr hoher Vergrößerung solltest Du die Einschlüsse jedenfalls gut sehen können.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: derda in Februar 17, 2019, 14:27:44 NACHMITTAGS
Hallo Florian,

ich kann es dir leider nicht sagen und nur ein Bild mit stärkerer Vergrößerung von Rand eines Nephelins beisteuern:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/246504_42659827.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/246504_40644060.jpg)

Wenn dein Nephelin im XPL dunkel bleibt, dann ist es keiner.

Viele Grüße

Erik
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: olaf.med in Februar 17, 2019, 16:37:24 NACHMITTAGS
...
ZitatWenn dein Nephelin im XPL dunkel bleibt, dann ist es keiner.

oder es ist ein isotroper Schnitt senkrecht zur c-Achse und zeigt das Achsenbild, wie ja schon an der 6-seitigen Begrenzung zu vermuten ist.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: Florian D. in Februar 26, 2019, 09:14:38 VORMITTAG
Ich habe am Wochenende nochmal einen Schliff angefertigt, der wesentlich besser geworden ist.
Zu einer ausführlichen Untersuchung bin ich noch nicht gekommen, allerdings scheinen die Nepheline bei mir zweiachsig zu sein. Vielleicht haben sie sich ja in Plagioklas umgewandelt?

Anbei auch ein interessanter Link zur Radioaktivität dieser Gesteine. Mich wundert allerdings, dass ich in dem Biotit keine pleochroitischen Höfe gefunden habe.

http://opengeiger.de/GeigerCaching/KatzenbuckelDoku.pdf
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: olaf.med in Februar 26, 2019, 12:23:02 NACHMITTAGS
Lieber Florian,

dass Du eine Achsenbild eines Plagioklases, der durch Umwandlung aus Nephelin entstanden ist, siehst halte ich für sehr unwahrscheinlich. Bist Du sicher, dass Du eine geeignete Schnittlage des Nephelins gewählt hast? Es muss ein Kopfschnitt mit sechsseitigem Umriss sein, der beim Drehen des Tischs fast schwarz bleibt. Hast Du irrtümlich einen Längsschnitt genommen (viereckiger Querschnitt) bekommst Du eine sog. flash Figur, also ein scheinbar zweiachsiges Achsenbild, bei dem sich aber die Isogyren bei Drehung des Tischs sehr schnell aus dem Gesichtsfeld bewegen.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: Florian D. in Februar 26, 2019, 21:35:52 NACHMITTAGS
Ja, das wird wohl eine Flash-Figur gewesen sein. Ich habe mir das nochmal angesehen. Der Nephelin ist einachsig negativ.
Was Erik noch nicht beschrieben hat, sind diese unglaublich schönen Aegirinkristallaggregate.

Viele Grüsse
Florian
Titel: Re: Dünnschliff vom Katzenbuckel
Beitrag von: derda in Februar 28, 2019, 12:54:56 NACHMITTAGS
Hallo Florian,

vielen Dank für den Hinweis. Das werde ich mir anschauen, sobald ich wieder zu Hause bin.

Wer über kein Polmikroskop oder einen entsprechenden Schliff verfügt:

https://www.virtualmicroscope.org/rock_sample?asset=rockall/index.html?x=10.41&y=7.05&zoom=0&s=0&rot=1&deg=211 (https://www.virtualmicroscope.org/rock_sample?asset=rockall/index.html?x=10.41&y=7.05&zoom=0&s=0&rot=1&deg=211)

Viele Grüße

Erik