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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Peter G. in Juni 21, 2019, 13:13:46 NACHMITTAGS

Titel: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: Peter G. in Juni 21, 2019, 13:13:46 NACHMITTAGS
Hallo an die Zeckenliebhaber (und die, die es werden wollen  ;D)

Mein erstes Zeckenpräparat will ich Euch zeigen, weil ich mit der Forumssuche nur wenige Zeckenbilder im reinen Hellfeld gefunden habe.
Zudem weisen meine Exemplare eine guillochenähnliche Struktur auf dem Hinterleib auf, die ich bei den Forumsbildern nicht gesehen habe.

Die Zecken wurden in KOH aufgehellt (1 Stunde Backofen bei 80ºC), danach 2 Wochen in AGA (Alkohol, Glycerin Essigsäure) eingelegt.
Dann mit Wasser gesült, Isopropanolreihe und Euparal.

Die Abbildung zeigt einen Stack aus 20 Einzelaufnahmen (Zeiss Planapo 4/0,16).

Vielleicht gefällt das Tierchen ja doch dem einen oder anderen.

Viele Grüße
Peter

Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: Johann_M in Juni 21, 2019, 16:17:19 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

ein sehr schönes, detailreiches Bild.
Ich gratuliere Dir dazu.

VG,
Johann
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: olaf.med in Juni 21, 2019, 16:40:16 NACHMITTAGS
Lieber Peter,

ein übles Vieh, aber eine wirklich sehr schöne Aufnahme. Hast Du eine Ahnung woher das regelmäßige Muster auf dem Leib kommt? Wenn es Wachstumsspuren auf dem Chitin-Panzer sind wären sie ja möglicherweise auch im polarisierten Licht attraktiv.

Herzliche Grüße,

Olaf
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: Dünnschliffbohrer in Juni 21, 2019, 16:57:46 NACHMITTAGS
ZitatHast Du eine Ahnung woher das regelmäßige Muster auf dem Leib kommt?

Hallo Olaf,
ich weiss zwar nicht, ob meine Deutung sstimmt, aber ich hatte immer angenommen, dass es so eine Art Reservefalten sind, damit sich das Tierchen so richtig den Hinterleib vollsaugen kann.
Ansonsten haben viele Arthropoden sehr dekorative Oberflächenskulpturen/-verzierungen aussen auf dem Chitinpanzer - das findet man auch bei den fossilen Vertretern.
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: Peter G. in Juni 21, 2019, 17:18:10 NACHMITTAGS
Hallo Johann, Hallo Olaf,

vielen Dank für die lobenden Worte, ich freue mich auch sehr, dass mir das Präparat so gut gelungen ist.

Nach viiielen folgenlosen Zeckenbissen haben die Viecher für mich den Schrecken verloren. Ich lasse mich regelmäßig gegen FSME impfen und Zecken werden zeitnah mit der Zeckenpinzette entfernt, was das Borellioserisiko sehr stark minimiert.

Was dieses Muster angeht muss ich gestehen, dass ich kein Milbenexperte bin, sondern eher der "homo ludens" der Mikroskopie.
Ich habe zu dem Muster im Netz auch nichts gefunden. Wachstumslinien wären mir aber plausibel, was aber nix heißt... ;D

Ich habe nun noch schnell zwei Aufnahmen mit einfacher Polarisation gemacht (Polarisator auf der Leuchtfeldblende, Analysator im umgebauten Klapp-Vergrößerungswechsler unter dem Tubus).
Lediglich der Stechapparat und die Borstenansätze an den Beingliedern sind auffällig, die Musterlinien jedoch nicht.

Aber vielleicht kann noch jemand helfen. Interessant sind diese Muster doch sehr.

Viele Grüße
Peter

p.s.: Gerade lese ich von "Reservefalten", was die Unauffälligkeit im polarisierten Licht erklären könnte. (Danke Dünnschliffbohrer!)
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: Klaus Herrmann in Juni 21, 2019, 17:18:49 NACHMITTAGS
Hallo Peter,
vorbildlich schöne Darstellung. Und durch deine Präparation sind die Beine nicht verkrampft, sondern wunderbar ausgebreitet. Das komplette Rostrum deutet darauf hin, dass du sie nicht aus der Haut herausreißen mußtest. Könnte also ganz unschuldig gestorben sein.
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: cabo in Juni 21, 2019, 17:49:05 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

sehr schönes Foto. Das schwierige bei Zecken ist ja, wie Klaus schon angemerkt hat, dass die sich im Tode zusammenziehen.

Wie hast Du denn die Beine so schön ausgerichtet?

Gruß

Christian
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: Peter G. in Juni 21, 2019, 18:13:48 NACHMITTAGS
Hallo!

Ich habe die vier Zecken, die ich zur Verfügung hatte, in Essigsäureethylester-Dampf ins Jenseits befördert und da streckten sie alle achte von sich und das blieb so über den ganzen weiteren Präparationsprozess. Vielleicht ist das ja das "Geheimnis".
Ich hatte im Netz nach einer Methode gesucht, die Tierchen so "human" wie möglich zu betäuben und da bin ich auf Essigsäureethylester gestoßen.
Alle vier Zecken sind "was geworden".

Gruß
Peter
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: liftboy in Juni 21, 2019, 18:42:28 NACHMITTAGS
Hallo erstmal,

bei den Zecken wie den Milben kann man an Hand der Kutikula-Muster sowie der Geschlechtsöffnungen die Art bestimmen.
Meiner einer nutzt zum töten/entspannen von Insekten das Fangmedium nach Vitztum:
Ethanol 60% 10ml
Glycerin 1 ml
Eisessig 1 ml
Spülmittel 1 Tropfen

Die Tierchen versterben kurzfristig und strecken sich dabei schön aus; auch die Spinnentiere!

Grüße
Wolfgang
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: Peter G. in Juni 21, 2019, 19:11:10 NACHMITTAGS
Hallo Wolfgang,

dieses Fangmittel habe ich auch eingesetzt ("AGA" s.o.), aber erst nach dem Betäuben und dem mazerieren in KOH.
Unter dem Stereomikroskop waren die Tierchen bereits nach der Essigsäureethylesterbehandlung schön gestreckt.

Setzt Du auch KOH ein?

Grüße
Peter
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: bernd552 in Juni 23, 2019, 11:40:18 VORMITTAG
Hallo Peter,

ZitatHast Du eine Ahnung woher das regelmäßige Muster auf dem Leib kommt?

Dünnschliffbohrer hat es richtig erfasst.

Folgend eine selbstredende Detailaufnahme der Falten.

LG
Bernd
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: Peter G. in Juni 23, 2019, 11:59:50 VORMITTAG
Hallo Bernd!

Vielen Dank für die beeindruckende Aufnahme. Ich suche gerade einen geeigneten Platz für ein EM  ;D

Ja, das scheint plausibel, die Sache mit dem Faltenbalg. So wird eine erhebliche Ausdehnung in der Länge und eine kleinere in der Breite ermöglicht.

Gruß
Peter
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: bernd552 in Juni 23, 2019, 12:01:22 NACHMITTAGS
.... ups, das Bild ist durch die Forumsoftware qualitativ richtig schlecht hochgeladen worden (mußte es zuvor 3x verkleinern, bis es endlich hochladbar wurde), in dieser Qualität hätte ich es gar nicht hochgeladen.

Sorry.

LG
Bernd
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: Gerd Schmahl in Juni 23, 2019, 12:25:18 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,
trotzdem ein sehr informatives Bild. Sind das Pollenkörner in den Falten?
Beste Grüße
Gerd
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: bernd552 in Juni 23, 2019, 13:03:28 NACHMITTAGS
Zitat von: plaenerdd in Juni 23, 2019, 12:25:18 NACHMITTAGS
Sind das Pollenkörner in den Falten?
Hallo Gerd,

nein, es sind 500 nm große Bronchosomen, die Zikaden als Antihaftbeschichtung vor sich selbst schützen.
Damit ist so ziemlich alles in der Natur (Feld und Wiese) kontaminiert.

LG
Bernd
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: Heiko in Juni 23, 2019, 13:08:50 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,
bis auf die paar ,,Fullerene" find' ich Dein Bild nicht schlecht.  ;D

Lieber Olaf,
nein, da gibt es keine Interferenzen. Sind die Strukturen noch zu grob oder schon zu dünn? Im Körper gibt es Effekte, vielleicht von Muskeln?

Viele Grüße,
Heiko

Nachtrag:
Unsere gestrige Exkursion zeitigte bei einem Teilnehmer einen Besatz mit 12 larvalen Exemplaren. Fast ehrrührig, dass ich nur eine hatte ...
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: bernd552 in Juni 23, 2019, 13:32:58 NACHMITTAGS
Zitat von: Heiko in Juni 23, 2019, 13:08:50 NACHMITTAGS
bis auf die paar ,,Fullerene" find' ich Dein Bild nicht schlecht

... Ich hatte schon immer den Verdacht, dass mein REM nicht den Spezifikationen entspricht, jetzt bildet es schon im Pico-Meter-Bereich scharf ab, ..... das werde gleich mal beim Hersteller reklamieren  ;)
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: Gerd Schmahl in Juni 23, 2019, 15:03:09 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,
Zitates sind 500 nm große Bronchosomen, die Zikaden als Antihaftbeschichtung vor sich selbst schützen.
Ich hatte davon bisher noch nichts gehört und konnte den Begriff auch nicht im Netz finden, bis ich auf die Idee kam "Antihaftbeschichtung Zikaden" zu googeln. Für alle, die mehr dazu wissen wollen: Die Dinger heißen Brochosome (https://en.wikipedia.org/wiki/Brochosome). Mit den "n" dazwischen bekommt man irgendwelche Hustensäfte angezeigt...
Spannende Sache! Das REM zeigt doch noch einiges, was im Lichtmikroskop nicht zu sehen ist.
Beste Grüße
Gerd
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: Dünnschliffbohrer in Juni 23, 2019, 16:05:49 NACHMITTAGS
Zitat
ZitatIch hatte im Netz nach einer Methode gesucht, die Tierchen so "human" wie möglich zu betäuben und da bin ich auf Essigsäureethylester gestoßen.

Auf humanes töten lege ich zwar bei derlei Getier weniger wert, aber bei Stechmücken hat sich folgende Methode bewährt, damit sie die Beine in Lebensstellung lassen: Das Vieh in einem kleinen Gläschen (ohne Metalldeckel) in die Mikrowelle bringen. Wenn sie ruhig an der Wand sitzt, auf die kürzeste Zeit einstellen (10 s) und einschalten. Da kommt das Blut die Hämolymphe schön zum kochen.
Titel: Re: Mein erstes Zeckenpräparat
Beitrag von: bernd552 in Juni 23, 2019, 17:26:42 NACHMITTAGS
Hallo Dünnschliffbohrer,

ich suche und versuche schon über 2 Jahre,  Kleininsekten in natürlicher Stellung zu fixieren, aktuell schockgefriere und gefriertrockne ich diese. Bei Spinnen kommt aus den Beingelenken oft ein Schaum, bei anderen Fluginsekten aus dem Abdomen ähnliches - obwohl ich bei -45°C Gefriertrockne - (sieht man im REM leider sehr störend).

Deine "Blanchiermethode" werde ich gleich testen!
Hoffe nur, dass die Tierchen es keine Basedow-Augen bekommen und nicht wie Michelinmännchen aussehen ;)

LG
Bernd