Hallo miteinander,
als Anfänger habe ich in den letzten Monaten meine ersten botanische Dauerpräparate angefertigt. Auf eine Färbung habe ich bisher verzichtet, da es sich teilweise nicht um Schnitte, sondern ganze Pflanzenteile wie Staubbeutel, Stempel, Sporen usw. handelte. Bei der Fixierung und Entwässerung mit Ethanol wird das Pflanzengewebe transparent(er), was sich allerdings in manchen Fällen nicht als Nachteil erwiesen hat.
Nun möchte ich einen Schnitt durch den Thallus bzw. das Apothecium einer Flechte durchführen und daraus ein Dauerpräparat erstellen. Hier würde sich ein verblassen der natürlichen Farben negativ auswirken.
Ist es möglich botanische Schnitte auch mit Isopropanol zu fixieren bzw. zu entwässern, und wenn ja bleicht Isopropanol die Farben ebenfalls aus?
Gibt es andere Möglichkeiten einen botanischen Schnitt in den natürlichen Farben als Dauerpräparat zu erhalten?
Grüße
Alex
Hallo Alex,
warum möchtest du die natürlichen Farben erhalten?
Gruss Arnold Büschlen
Hallo Arnold,
bei einem frischen Schnitt durch einen Flechtenthallus lassen sich bereists ohne Einfärbung die verschiedenen Zellbereiche bzw. die Algen im Pilzpartner auch farblich unterscheiden. Wenn eine Dauerpräparation in den natürlichen Farben zumindest teilweise möglich ist, dann würde ich diese Methode einer künstlichen Einfärbung vorziehen. Die natürliche Farbe ist ja Bestandteil der Pflanze (im Falle der Flechte der Alge/Cyanobakterie und des Pilz) und deshalb aus meiner Sicht - wenn möglich und zur Untersuchung ausreichend - erhaltenswert.
Grüße
Alex
Hallo Alex,
Flechten sind nicht mein Gebiet, aber um Farben zu erhalten kann man, grundsaetzlich, in Paraffin-Oel einbetten. Material oder Schnitt an der Luft trocknen und dann direkt in Parafin-Oel, Deckglas mit Deckglaslack gut abdichten. Luftblasen koennen dabei sehr problematisch werden.
Problematisch ist dabei auch immer der Trocknungsschritt, bei dem das Material schrumpft und sich verzehrt. Normale Einbettungsmethoden ersetzen das Wasser langsam mit Glycerol oder Alkohol/Balsam und vermindern damit Schumpfungen. Da kann man das Material auch gleich in einem Herbar (?) trocken aufbewahren https://www.degruyter.com/downloadpdf/j/umcsbio.2008.63.issue-1/v10067-008-0007-0/v10067-008-0007-0.pdf
Beste Gruesse,
Jon
Hallo Alex,
bedingt geeignet ist die Vitalfixierung nach Kisser: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=6582.msg45207#msg45207 (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=6582.msg45207#msg45207)
Ob das einen Versuch wert ist?
Viele Grüße,
Florian
Hallo,
vielen Dank für eure Antworten. Jetzt hab ich ein paar Ansätze die ich verfolgen kann. Mal sehen ob sich das Eine oder Andere umsetzen lässt. Ich werde auf jeden Fall berichten.
Grüße
Alex
grüß euch
ich möchte noch mit einen ganz anderen Ansatz zu Flechtenfarbstoffen beitragen.
Flechten haben verschiedene Farbstoffe, welche aber noch nicht vorgebildet sind. Man kann diese aber durch Fermentierung mit Ammoniak erhalten. Es bildet sich dann so was wie Lackmus, was dann verschiedene Farben, abhängig vom ph annehmen kann.
Auch Pilze besitzen Farbstoffe, welche unter Umständen unterschiedlich reagieren könnten.
grüß euch
Gerd
Hallo Gerd,
ZitatFermentierung mit Ammoniak
Öhm...schon mal nachgelesen, was Fermentierung ist?
Die Lichenologen verwenden einige Standardreagenzien, die Farbreaktionen hervorrufen, damit kann man bei der Bestimmung weiterkommen.
Der Ansatz von Alex die natürliche Farbe zu erhalten um die Flechte zu bestimmen führt sicher nicht zum Ziel.
@ Alex:
Zitatbleicht Isopropanol die Farben ebenfalls aus?
Alkohol extrahiert auf jeden Fall das Chlorophyll und sicher auch andere Pflanzenfarbstoffe.
Hallo Alex,
für meine Algen verwende ich mit Erfolg das Färbegemisch nach Kisser:
Kupferacetat/Formol/Eisessig/H2O
Da bleiben die Farbe wie sie sind. Einbettung nach Entwässerung in Euparal oder über Xylol in Eukitt.
Manche Algen neigen zur Plasmolyse, da hilft nur das alte Rezept von Eberhard Raap:
Die gefärbten Objekte in Wasser ausspülen, dann zu den im Wasser liegenden Objekten tropfenweise Glycerol hinzufügen. Dann staubgeschützt das Wasser verdunsten lassen. Einbettung im Glycerintropfen mit Deckglasrand.
Grüße
Wolfgang
Edit:
Eberhard hat mich gerade darauf hingewiesen: da muss noch ein Antipilzmittel dazu (mir ist aber noch nichts verpilzt)
hallo Klaus
nachgelesen hab´ìchs schon. Soll ich das ausführlich schreiben?
Fermentiert hab ich auch ein paar mal.
Man erhält wunderbarste Stinkbomben - und zarteste Farben.
Diese Fermentierung hat aber m.M. nichts mit den Färbmethoden der Lichenologen zu tun, sonder entstammt der - vor allem in Schweden noch praktizierten - Pflanzenfärberei.
grüß Dich
Gerd
Hallo Gerd,
https://de.wikipedia.org/wiki/Fermentation
da ist aber keine NH4OH-Lösung im Spiel. Ich denke, du hast da ganz einfach einen falschen Begriff eingesetzt.
Der Flechtenfarbstoff Lackmus reagiert auf PH-Änderung, aber das ist keine Fermentierung!
Hallo Klaus
Muttasubstanzen von Orseille und Lackmus.... farblose Derivate vom " Resorcin" kommen in den Flechten manchmal frei oda zu " Depsiden " verknüpft vor .
u. s. w.
wenn man Zugabe von Ammoniak zu in Wasser ausgezog`ne Flechten gibt tritt eine enzymische Hydrolysen u. s. w. ein.
... da Ammoniak reagierte mit Orcin.... oxidation..... ergibt Farbstoffe.....
als a bißl verdreht geschrieben ..... kopierrecht.
grüß Dich
Gerd
Hallo,
vielen Dank für die rege Beteiligung! Ich habe gestern das Buch "Biologie der Flechten" von Georg Masuch erhalten. Darin sind einige Anleitungen zur Herstellung von Flechtenpräparaten für die mikroskopische Untersuchung enthalten. Ich bin im Text noch nicht ganz durch und weiß noch nicht ob im Buch auch eine Methode bei der die natürlichen Farben erhalten bleiben beschrieben wird, aber was ich gestern nach der Spätschicht gelesen habe klingt schon mal sehr interessant. Gegebenenfalls werde ich die eine oder andere Methode hier vorstellen, sobald ich sie ausprobiert habe und Interesse besteht.
Grüße
Alex
Hallo,
Ich hab 1989 ein Moosblättchen vom Sternmoos mit Fixiergemisch nach Kisser fixiert und in
Glyceringelatine eingebettet und mit Lack umrandet.
So sieht es heute aus (die Fotos sind nicht bearbeitet):
Schönen Abend,
Bernhard G.
Hallo Bernhard,
die Farben sind wirklich gut erhalten, und das nach mittlerweile 30 Jahren! Vielen Dank für den Tipp und die Bilder!
Grüße
Alex