Liebe Mikrofreunde,
angeregt durch Eckhards sehr schöne Schnitte durch den Blattstiel der Walnuss (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=3118.0) in Wackerfärbung habe ich zum gleichen Ausgangsmaterial gegriffen, um die AcriBEN Färbung auch einmal an einem anderen Gewebe auszuprobieren.
Die Ergebnisse möchte ich hier vorstellen.
Besonders reizvoll an diesem Blattstiel ist die komplexe Anordnung der Leitbündel, die man gerade jetzt auch schön an den Ästen mit den Sollbruchstellen der abgeworfenen Blätter beobachten kann (Bild Wickipedia - meine eigenen Versuche waren allesamt unscharf - zu viel Wind ;D)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21712_24607049.jpg) (http://img5.imagebanana.com/)
Mehr zur Walnuss findet sich in der Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Echte_Walnuss) und bei der Bayrischen Landesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (http://www.lwf.bayern.de/veroeffentlichungen/lwf-wissen/60/index.php) (Schönes pdf zum Herunterladen).
Das Rezept für die Präparation findet sich hier (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=3038.msg20923#msg20923).
Technik wie immer:
- Leica DM E mit C-Plan Objektiven (Vergrößerung siehe Bildbeschreibung)
- Canon A520 an Leica Periplan mit dem Herrmannschen Adapter
- Stacken mit Zerene Stacker (Build 07.2009)
- Bildbearbeitung mit XNView (Korrektur des Schwarz- und Weisspunkts,
Größe angepasst und leicht nachgeschärft)
Bild 1a,b: Übersicht des Schnitts durch den Blattstiel der Walnuss, Bild 1b mit Beschriftung; Färbung AcriBEN, Vergrößerung 40x, Stack aus 25 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21712_33575416.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21712_34498751.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Bild 2: Ausschnitt mit einem der kleinen Nebenleitbündel, Färbung AcriBEN, Vergrößerung 100x, Stack aus 16 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21712_8939940.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Bild 3: Ausschnitt auf das Nebenleitbündel, Färbung AcriBEN, Vergrößerung 200x, Stack aus 12 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21712_66753006.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Hier spielt AcriBEN wieder seine Stärke bei der Darstellung von sklerifiziertem Gewebe aus, was insbesondere bei den dicken Zellwänden des Stützgewebes zum Tragen kommt.
Bild 4: Der gleiche Ausschnitt noch einmal mit der Vorfärbung AcriB, wieder Vergrößerung 200x, Stack aus 13 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21712_51095287.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Bild 5: Und nun noch der misslungene Versuch einer ChrysoBER-Färbung des gleichen Materials, die jedoch auch
ihre Reize hat. Vergrößerung 100x, Stapel aus 22 Bildern.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21712_17586541.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Die Färbungen fallen deutlich anders aus, als beim Lavendelstängel. Alle Töne wandern ein wenig ins Bräunliche ab. Und was die ChrysoBER Färbung angeht, scheint die Walnuss meine Linde zu sein, nicht wahr, Eckhard? ;)
Immerhin kommt die Cuticula durch das Chrysoidin sehr schon heraus.
Herzliche Grüße
Jörg
Edit: Bilder wiederhergestellt und zur Erleichterung der folgenden Diskussion Bild 1b mit Beschriftung ergänzt
Hallo Jörg,
die Leitbündel-Anordnung ist in der Tat interessant, da muss ich doch glatt auch mal sammeln gehen :)
Vielen Dank für die schöne Dokumentation,
Grüße von Mila
Zusammen mit den tollen Fotos von Eckhard ein schöner Vergleich der Färbemöglichkeiten.
Hi
Ich habe mal eine Frage. Und zwar kann mir einer sagen welche Veränderungen auftreten wenn ich ein Moosblättchen beim Mikroskopieren mit Jod-Iodkaliumlösung einfärbe?? ??? ??? ??? ???
Liebe Ulkige,
Iod-Kaliumiodid Lösung (Lugolsche Lösung) wird zum Stärkenachweis verwendet. Moose lagern in der Regel keine Stärke ein, soweit wirst Du die Blättchen nur gelblichbraun überfärben.
Zum Anfärben der Hyalinzellen einiger Moose wird gerne Methylenblau oder Brylliantkresylblau genommen, wie Du hier (http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2924.0) sehen kannst.
Des weiteren empfinde zumindest ich es nicht als üblich, gänzlich themenfremde Anfragen in bestehende Threads zu schreiben.
Die Eröffnung eines neuen Themas - vielleicht mit einer kurzen Vorstellung und etwas Hintergrund zur gestellten Frage - wäre auf alle Fälle die höflichere Variante gegenüber denen gewesen, von denen Du Dir Hilfe erwartest.
Über so altmodische Dinge wie eine Grußformel möchte ich hier ja garnicht erst schreiben.
Aber das wird ja vielleicht noch ...
Schöne Grüße
Jörg
Mach Dir nix draus Jörg,
die Ulkige schwebt zwischen den Zeiten - als Iod noch mit J geschrieben wurde und danach:
ZitatJod-Iodkaliumlösung
Nun lassen wir uns überraschen, ob´s ein Witz war oder eine Eintagsfliege oder ob noch was draus wird!
sorry hat natürlich auch nichts verloren hier! ;)
Lieber Jörg,
ich bewundere diese Schnitte mit dieser Färbung auch. Einfach toll. So was ist jenseits meiner Möglichkeiten. Aber ist nicht schlimm, ich versuche auch mal wieder Schnitte zu fabrizieren und zu färben.
Wie bekommst Du die Zellen sauber? Ich mag ja nicht mit scharfen Chemikalien arbeiten! :(
Liebe Grüße
Regi
Hallo Jörg,
da reißt aber jemand ganz schön die Klappe auf ;D
Als ich das erste Schnittbild sah, fühlte ich mich sofort an- ( aus aus-) gelacht!
Ds Foto eignet sich übrigens auch hervorragend zur Halloween-Deko.
Ansonsten sind der bewundernden Worte ja bereits genug gesprochen.....
Glückwunsch zu diesen schönen Fotos!
Herzliche Grüße
Peter
Lieber Klaus,
die Umbenennung war ja auch dringend nötig, da es insbesondere im Rheinland immer wieder zu Verwechslungen gekommen ist, wie man unschwer am rheinischen Liedgut erkennen kann : "Leve Jod, jib uns Wasser ..." ;D
Liebe Regie,
die Zellen putze ich mit dem Haushaltsreiniger Klorix (blaue Flasche) und zwar verdünnt ein Teil Klorix auf vier Teile Wasser. Einwirkzeit so 15 bis 20 Minuten und danach sehr gut mit Wasser spülen (mindestens 5 mal wechseln), da eventuell im Schnitt verbleibende Chlorvrerbindungen die Farben angreifen.
Die Färbung selbst ist recht einfach zu handhaben, aber es kommen halt Nelkenöl und Xylol zum Einsatz. Xylol ist gesundheitsschädlich und Nelkenöl bei entsprechender Veranlagung ein starkes Allergen.
Die Vorfärbung mit BKM und Acriflavin sollte aber unproblematisch sein, hier kannst Du einfach über Isopropanol entwässern und dann in Euparal oder eben Includal einschließen.
Herzlichen Dank für Dein Lob!
Lieber Peter,
ich habe schon überlegt, ob ich den Schnitt als "Jungfrosch, Kopf quer auf Augenhöhe" einstellen soll. ;D
Der Vergleich wäre noch zwingender, wenn die Augen keine zwei Pupillen hätten (huch, ein Alien ...).
Auch Dir schönen Dank!
Und Euch allen herzliche Grüße!
Jörg
Lieber Jörg,
dass man im Rheinischen nach Wasser schreit ist mir unbegreiflich - ich kenne nur Trinklieder, die den Wein besingen.
Aber Dein Scherz ist umwerfend! Werde ich mir für Chemikerkreise merken!
Lieber Jörg,
ein Orgie in Rot die Du da produziert hast :D
Du hast Recht, bei meiner Sommerlinde hab ich auch mit Klorix rumgespielt. Ich halte das aber für keine gute Alternative zum AFE (nur in Ausnahmefällen wie bei der Sommerlinde). Auch auf Deinem Bild 2 (Bildmitte, 2 cm von oben) sieht man sehr deutlich, dass die Zellwände zerstört werden. Bei der Sommerlinde kann man das auch an einigen Stellen sehen. Bei der Sommerlinde war der Effekt vorhanden, wenn Klorix länger als 4 min benutzt wurde. Die Sommerlinde war vorher 15 min in AFE. Da Du mit Klorix 20 Minuten fixierst, wirst Du immer mit diesem Phänomen zu kämpfen haben.
Herzliche Grüsse
Eckhard
Zitat von: Eckhard in Oktober 25, 2009, 18:24:20 NACHMITTAGS
Lieber Jörg,
ein Orgie in Rot die Du da produziert hast :D
Du hast Recht, bei meiner Sommerlinde hab ich auch mit Klorix rumgespielt. Ich halte das aber für keine gute Alternative zum AFE (nur in Ausnahmefällen wie bei der Sommerlinde). Auch auf Deinem Bild 2 (Bildmitte, 2 cm von oben) sieht man sehr deutlich, dass die Zellwände zerstört werden. Bei der Sommerlinde kann man das auch an einigen Stellen sehen. Bei der Sommerlinde war der Effekt vorhanden, wenn Klorix länger als 4 min benutzt wurde. Die Sommerlinde war vorher 15 min in AFE. Da Du mit Klorix 20 Minuten fixierst, wirst Du immer mit diesem Phänomen zu kämpfen haben.
Herzliche Grüsse
Eckhard
Ja moment mal. Klorix ist doch ein Bleichmittel. Das hat doch mit fixieren nix zu tun. Und ist demzufolge auch keine Alternative zu AFE. Erst wird fixiert, DANN gebleicht, oder seh ich das falsch??
Tschüss
Bernhard
Hallo Bernhard,
man kann Klorix auch zum Fixieren benutzen - hab ich auch schon gemacht:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2372.0
Mann muss jedoch super aufpassen, dass das Klorx nicht zu lange einwirkt. Auf dem 3ten Bild sieht man schon die ersten kaputten Zellwände - obwohl Klorix 1:4 verdünnt etwa 5 Minuten benutzt wurde.
Herzliche Grüsse
Eckhard
Zitat von: Eckhard in Oktober 25, 2009, 18:45:34 NACHMITTAGS
Hallo Bernhard,
man kann Klorix auch zum Fixieren benutzen - hab ich auch schon gemacht:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2372.0
Mann muss jedoch super aufpassen, dass das Klorx nicht zu lange einwirkt. Auf dem 3ten Bild sieht man schon die ersten kaputten Zellwände - obwohl Klorix 1:4 verdünnt etwa 5 Minuten benutzt wurde.
Herzliche Grüsse
Eckhard
Hallo Eckhard
also da kann ich jetzt nicht ganz folgen. Erstens schreibst Du ja in Deinem Link selber "gebleicht". Zweitens sind diese Bleichlaugen doch dafür gedacht, den plasmatischen Zellinhalt zu zerstören, so dass nur die Zellwände übrig bleiben. Bei Stehli lese ich: " Die Schnitte bleiben in der Lauge, bis sie ganz weiss sind, je nach ihrer Festigkeit 10-30 Min..."
Andere Erfahrungen hab ich auch noch nicht gemacht! Vielleicht hattest du das Problem gerade WEIL Du vorher nicht fixiert hast??
Ich denke die Botaniker und Schnippelkings werden es uns noch erklären.
Bernhard
Hallo Bernhard,
da ich die Ahornschnitte ja selbst gemacht habe weiss ich, dass kein AFE benutzt wurde. Ich habe versucht, Klorix als Alternative zu AFE zu benutzen. Das geht eben auch - jedoch habe ich das Problem gehabt, dass bei längerer Einwirkdauer (> 4 Minuten) die Zellwände mancher Zellen kaputtzugehen scheinen.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21816_51410331.jpg)
(15 Min AFE, Alkoholstufen bis Aqua dest, dann Klorix 1:4 10 Minuten, 5 x Aqua dest gespült, Wacker Färbung). Vergrösserter Bildausschnitt.
Hier sieht man den Effekt deutlich. An Jörgs Schnitten sieht man ihn auch.
Herzliche Grüsse
Eckhard
Zitat von: Eckhard in Oktober 25, 2009, 19:23:03 NACHMITTAGS
da ich die Ahornschnitte ja selbst gemacht habe weiss ich, dass kein AFE benutzt wurde. Ich habe versucht, Klorix als Alternative zu AFE zu benutzen. Das geht eben auch - jedoch habe ich das Problem gehabt, dass bei längerer Einwirkdauer (> 4 Minuten) die Zellwände mancher Zellen kaputtzugehen scheinen.
Wir reden irgendwie aneinander vorbei. Ich hab schon begriffen was Du gemacht hast. Ich frage mich nur warum!! Du belegst ja selber mit Bildern, dass das Verfahren eher unüblich und suboptimal ist. Wobei übrigens Detlef oft genug darauf hingewiesen hat, dass es zum fixieren in der Botanik nicht unbedingt FAE sein muss, 70% Ethanol oder sogar nur Spiritus reichen völlig. Und dann kann in Ruhe gebleicht werden bis das passt!
Tschüss
Bernhard
Lieber Eckhard,
fixiert habe ich in AFE, anschließend lagen die Proben für einige Wochen in 70%igem Ethanol, zum Härten und bis ich eben Zeit hatte, sie zu verarbeiten.
Das Klorix, auch 1:4 mit Wasser verdünnt, nutze ich zum Bleichen, also zum Auflösen des Zellplasmas, wie es Bernhard ja weiter oben auch schon erklärt hat - und wie Du es selbst bei Deinen Ahornschnitten angewendet hast..
Nun kann es natürlich sein, dass ich gerade auf der Leitung stehe, aber ich kann weder in meinen noch in Deinen Bildern zerstörte Zellwände entdecken (ausser vieleicht Zerstörungen, die vom Schnitt herrühren).
Wenn Du die spiraligen oder ringförmigen Strukturen meinst, die in die Tracheen oder Tracheiden hineinragen:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21830_7393726.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Das sind zwar auch zerstörte Zellwände, nämlich die der Tracheen oder Tracheiden, deren Verstärkungsringe oder Spiralen beim Schneiden in das Gefäß verschoben wurden. Aus meiner Sicht hat das aber nichts mit dem Bleichprozess zu tun.
Ich denke auch, dass eine durch Klorix bedingte Auflösung der Zellwände eher bei den fragileren Geweben zu beobachten wäre.
Herzliche Grüße
Jörg
Hallo Jörg,
Ich habe in diesem Sommer einiges geschnitten und hatte diese zerstörten Zellwände nur bei Schnitten die ich mit Klorix behandelt habe. Dort eben immer. Deswegen hab ich es auf das Klorix geschoben. Meine Sommerlinde die nur 4 Minuten im Klorix gebadet hat zeigt den Effekt nicht. Kann natürlich Zufall sein aber das glaube ich nicht.
Herzliche Grüsse
Eckhard
Lieber Eckhard,
ich bin noch immer unsicher: Du meinst auch die von mir beispielhaft in Deinem Bild gekennzeichneten Stellen?
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Jörg,
jawohl.
Herzliche Grüsse
Eckhard
Lieber Eckhard,
laut Wanner (Mikroskopisch-Botanisches Praktikum, 2004; S.165 Abb.13.1.3) handelt es sich bei diesen Objekten um "ringförmige Verdickungsleisten zerrissener Ringtracheiden".
Das Zerrissen bringe ich mit dem Schneidevorgang in Verbindung und neben der Ringform gibt es auch noch die Spiralform.
Vielleicht kann Detlef uns aufklären?
Herzliche Grüße
Jörg
... und Netz- und Tüpfelform...
ja, es werden wohl "aufgedröselte" Verdickungsleisten der Tracheen sein, im Längsschnitt sehen sie aus wie geringeltes Geschenkband,
viele Grüße
Mila
Liebe Mikrofreunde,
neben der AcriBEN Färbung habe ich auch Schnitte nach Wacker gefärbt. Einige der Präparate enthalten Gewebe, das von einem Pilz befallen ist, dessen Hyphen schön in den Zellen zu sehen sind.
Hier wie immer das Rezept zur Präparation, die Technik ist unverändert:
- Wackerfärbung in Anlehnung an ein Rezept von Eckhard Voelcker (Schnitte bleiben in
einem Uhrglas, die Flüssigkeiten werden jeweils zugegeben und abgezogen).
- Ausgangsmaterial Walnuss Blattstiele quer (das gleiche Material wie oben) in Ethanol 70%
- ca. 6 bis 8 Minuten in Acridinrot 1% in Ethanol 50%
- Überführen in Aqua dest.
- ca. 10 Sekunden in Acriflavin 1% in Aqua dest
- Wässern
- ca. 3 bis 4 Minuten in Astrablau 2% in Aqua dest (1:1 verdünnt mit Aqua dest) mit wenig
Acriflavin, sodass ein grüner Farbton entsteht.
(Färbelösung in einem eigenen Uhrglas erstellt: 5 Tropfen Aqua dest, 5 Tropfen Astrablau
und ein Tropfen Acriflavin. Dann in das Färbeglas übertragen)
- Wässern
- Absaugen, 3-mal Isopropanol in schnellem Wechsel (10 Tropfen für je 10 bis 30 Sekunden)
- 3-mal Isopropanol für je 3 Minuten +
- Einschluss in Euparal
Bild 6: die Färbung im Überblick, Vergrößerung 100x, Stapel aus 10 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21903_34493027.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Bild 7a/b: die vom Pilzmycel befallene Stelle in 200-facher Vergrößerung, ein Stapel von 12 Bildern. Bild 7b mit Beschriftung.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21903_8682345.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21903_55161210.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Die Pilzhyphen ziehen sich als feine Fäden durch die befallenen Zellen. So weit mir bekannt ist, nutzen sie die Tüpfel, um neue Zellen zu befallen.
Die Pflanze wehrt sich dagegen durch Sklerifizierung des befallenen Gewebes. Dies ist hier schön anhand der verdickten roten Zellwände im Zentrum des Pilzbefalls zu erkennen.
In dem schon leicht angegilbten Walnussblatt, von dem das Präparat stammt, hat der Pilz die Oberhand. Der Baum war wohl schon damit beschäftigt, dem Blatt die Nährstoffe zu entziehen um es anschließend abzuwerfen.
Herzliche Grüße
Jörg
Hallo Jörg,
wirklich höchst interessante Bilder die du uns da wieder zeigst. Wie immer sehr schön dokumentiert! Du lieferst ja häufig super Bilder ab, aber das sind für mich eine der Besten, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Knackscharf und schön gefärbt, was will man mehr ;-)
;D
Viele Grüße
Michael
Lieber Michael,
vielen Dank für die Blumen! :)
Herzliche Grüße
Jörg
Hallo,
wenn ich schon zitiert werde: ich denke, eine Denaturierung des Gewebes mit z.B. Ethanol, egal welchen Reinheitsgrades, sollte schon sein vor dem Bleichen. Ich kann es im Augenblick nicht exakt begründen, aber die Denaturierung bewirkt eine Festigung von Bindungssubstanzen, z.B. Proteinen oder Hemizellulosen/Pektinen, die dieses unkontrollierte Loslösen von Wandverstärkungen verhindern könnten. Etwas ins Blaue argumentiert, aber man kann es ja überprüfen.
Herzliche Grüße
Detlef
Lieber Detlef,
vielen Dank für Deine Hinweise.
Ich werde bei meinen nächsten Schnitten einmal in ungefärbtem Zustand prüfen, ob losgelöste Wandverstärkungen der Tracheen zu sehen sind.
Das wäre ja ein Hinweis auf das Schneiden als Auslöser.
Soweit ich das richtig erinnere, hatte Eckhard bei seinem Beispielpräparat oben vorher mit AFE fixiert und anschließend gebleicht.
Falls der Schnitt im unfixierten Material erfolgt ist, würde das ggf. meine Vermutung stützen, da die Härtung des Gewebes durch das Ethanol im AFE fehlte und somit vielleicht eher mit einem Einreißen der Tracheen zu rechnen ist.
Herzliche Grüße
Jörg
Zitat von: Fahrenheit in Oktober 28, 2009, 18:16:41 NACHMITTAGS
...
Ich werde bei meinen nächsten Schnitten einmal in ungefärbtem Zustand prüfen, ob losgelöste Wandverstärkungen der Tracheen zu sehen sind.
...
Jörg
Lieber Jörg,
ich bin schon auf Dein Ergebnis gespannt.
Aber es ist tatsächlich so wie Eckhard es vermutet. Die Verwendung von Klorix führt zu unschönen Artefakten, da es u.a. auch mazeriert.
Deshalb verstehe ich eigentlich gar nicht, wie bedenkenlos es oft verwendet wird.
Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter
Lieber Rolf-Dieter, lieber Eckhard, liebe Bleicher ;)
das es bei der Anwendung von 'Bleichmitteln' wie Klorix zu Artefakten kommen kann, glaube ich wohl.
Bleichmittel klingt recht harmlos, aber es handelt sich ja um eine bewusste Zerstörung des Gewebes, die dann gestoppt werden soll, wenn die Zellinhalte gerade zerstört und die Zellwände noch nicht zu sehr angegriffen worden sind.
Ich denke, hier macht die Konzentration und die Einwirkdauer das Gift.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Verstärkungsringe aufgrund eines mechanischen Einflusses in die Zellinnenräume ragen und nicht aufgrund eines Bleichmittels. Immerhin gehören die Tracheen zu den massiveren Zellstrukturen und ich würde Artefakte zuerst an empfindlicheren Geweben erwarten.
Daraufhin habe ich mir auch noch einmal die von Eckhard bezeichnete Stelle in meinem Bild 2 angesehen, die ja eben nicht innerhalb des Xylems liegt.
Eckhard, Du hast ein scharfes Auge!
ZitatAuch auf Deinem Bild 2 (Bildmitte, 2 cm von oben) sieht man sehr deutlich, dass die Zellwände zerstört werden.
Es gibt da tatsächlich einen zerstörten Bereich an der von Dir benannten Stelle, den ich im Forenbild nicht erkannt habe - wohl aber im Präparat selbst.
Bild 8: Noch mal Bild 2 mit dem bezeichneten Bereich:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22006_48565132.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Bild 9: Der markierte Bereich herausvergrößert, 400x, Stapel aus 3 Aufnahmen
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22006_37947329.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Die zerstörte Zelle oder Zellgruppe ist in der Bildmitte schön zu erkennen.
Bei der Suche nach diesem Bereich ist mir aufgefallen, dass das freundlich lächelnde Alien Klunker liebt. Ich will sagen, der Schnitt ist voller Drusen, wie das folgende Bild in polarisiertem Licht zeigt:
Bild 10: Der Walnussblattstiel in polarisiertem Licht, Vergrößerung 40-fach, Einzelaufnahme.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22006_29908217.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Der blaue Hintergrund ist keinem Hilfspräparat geschuldet, sondern beruht auf Eigenarten der verwendeten Canon Powershot A520. Die eingelagerten Drusen erscheinen als leuchtende Punkte.
Auch an der Schadstelle gibt es einige in unmittelbarer Nähe:
Bild 11: der selbe Ausschnitt wie in Bild 9, nun in polarisiertem Licht
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22006_3692515.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Die gezeigte Gewebeverletzung könnte nun auch daher rühren, dass eine Druse in der Schnittebene lag, herausgerissen wurde und dabei ihre Zelle und Teile der Umgebung zerstört hat.
Warum nicht einfach eine Verätzung durch Klorix?
In Eckhards Beispielbild sind nur die Tracheen betroffen. Die fragileren Gewebe drumherum sind bestens erhalten. Bei meinem Schnitt hier ist es umgekehrt. Der beobachtete Schaden liegt - eng begrenzt - im Parenchym und die Leitbündel weisen keinerlei Verletzungen auf.
Die Präparation war - bei den sicher vorhandenen Unterschieden bezüglich Konzentrationen und Einwirkzeiten - ähnlich.
Da sollte man doch auch ähnliche Auswirkungen erwarten. Dies ist aber gerade nicht der Fall. Somit erscheint mir der mechanische Ansatz hier die plausiblere Erklärung zu liefern.
Was meint Ihr?
Herzliche Grüße
Jörg
Hallo liebe Bleicher,
da bisher keiner den Faden zu meiner im Vorposting aufgestellten These aufgenommen hat und mich die Neugier um trieb, habe ich einfach selbst noch ein wenig mit Klorix gepanscht.
Die Schnitte vom Walnussblattstiel, auf denen die hier von mir gezeigten Präparate beruhen, hatten alle bereits ein ca. 25 minütiges Klorix-Bad hinter sich, da das Gewebe teilweise recht kräftig an gefärbt war.
Die vier Letzten habe ich kurzer Hand noch einmal für 30 und 60 Minuten (je zwei Stück) in 1:4 mit Wasser verdünntes Klorix gelegt und nach anschließendem gründlichen Spülen nach Wacker gefärbt und in Euparal eingeschlossen.
Die Schnitte mit insgesamt 55 Minuten Bleichbad zeigten im Vergleich zu den bereits erstellten Präparaten mit 25 Minuten Bleichdauer nur sehr wenig Abweichungen.
Aber auch nach 85 Minuten Bleichen liegt kein Zellbrei vor. Nach meinen Beobachtungen halten sich zumindest beim Walnussblattstiel
- die zusätzlichen Artefakte in Grenzen
- treten tatsächlich wenige Schäden an den Tracheen auf, die so in meinen nur kurz
gebleichten Schnitten fehlen
- während die von mir als empfindlicher angenommenen Zellwände der Parenchyme und das
Phloem die Tortur recht unbeschadet überstehen
- allerdings zeigen sich in den Zelllumen dieser Gewebe vermehrt undefinierte Reste
zerstörter Zellinhalte, die auch Farbe annehmen und somit entsprechend auffallen
- vereinzelt löst sich die Epidermis ab.
Es gibt aber noch einen weiteren Effekt, den meine Photos leider nicht ganz wiedergeben können: die Färbung spielt trotz identischen Rezeptes mehr ins Grüne und die einzelnen Farben sind deutlich brillianter. Die angegriffenen Gewebe scheinen die Farbstoffe also besser anzunehmen.
Hier nun einige Bilder aus den fast eineinhalb Stunden gebleichten Schnitten:
Bild 1: paarige Haare auf der Epidermis, Vergrößerung 100x, Stapel aus 19 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22308_16678014.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Direkt unterhalb des Doppelhaares ist eine Ablösung zu erkennen, sonst aus meiner Sicht keine Artefakte.
Bild 2: eines der kleineren Leitbündel am oberen Rand des Blattstiels, Vergrößerung 100x, Stapel aus 16 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22308_12313166.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Außerhalb des Leitbündels auf etwa 5 Uhr sind (un)schön die Reste der verklumpten Zellinhalte in einigen Parenchymzellen zu sehen.
Bild 3: Sklerenchym, Vergrößerung 400x, Stapel aus 6 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22308_17221593.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Das Sklerenchym ist unbeschädigt, oberhalb liegen Drusen in den angrenzenden Zellen.
Bild 4: Überblick vom Markparenchym bis in die Randbereiche des Blattstiels, Vergrößerung 100x, Stapel aus 21 Bildern.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22308_36774220.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Hier kann man die intensiven und gut differenzierten Farben etwas erahnen.
Bild 5: Ein Ausschnitt aus dem Xylem, Vergrößerung 400x, Stapel aus 8 Bildern
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22308_44227181.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Einige der Tracheen sind angegriffen. Solche Verletzungen habe ich allerdings auch im Xylem meiner ungebleichten Präparate vom Pappelblattstiel gesehen.
Ich bin mal mutig und frage erneut: was meint Ihr? :)
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Jörg,
das sind gigantisch tolle Fotos!!!
Ich werde mich wohl zumindest privat vom Chloralhydrat verabschieden (beruflich geht nicht, weil ja vorgeschrieben).
Viele Grüße, Mila
Liebe Mila,
erst mal herzlichen Dank für Dein Lob! Da weiß man gleich, dass man sich die halbe Nacht nicht umsonst um die Ohren geschlagen hat. ;D
Ich würde mal vermuten, dass das Chloralhydrat weniger ätzt, also weniger Artefakte erzeugt, als der Hauptwirkstoff Natriumhypochlorit im Klorix und somit die für die Bestimmung besseren weil detailreicheren und unverfälschteren Präparate zeitigt.
Klorix wird ja so gerne verwendet, weil Natriumhypochlorit wegen der vielen nicht ganz harmlosen Reaktionen mit anderen Stoffen:
ZitatZitat Wikipedia:
Beim Umgang mit Natriumhypochlorit ist höchste Vorsicht geboten. Es besteht Explosionsgefahr bei der Reaktion von Natriumhypochlorit mit zahlreichen Stoffen und Stoffgruppen, darunter Reduktionsmitteln, Aminen, Ameisensäure, Methanol, organischen Substanzen und einigen weiteren Stoffen. Außerdem greifen entstehende Dämpfe beim Einatmen die Schleimhäute stark an.
Des Weiteren reagiert Natriumhypochlorit mit Säuren (z. B. Salzsäure, Salpetersäure) und Oxidationsmitteln (z. B. Wasserstoffperoxid, Permanganate) zum Teil sehr heftig unter Hitzeentwicklung und Freisetzung von Chlorgas und/oder nitrosen Gasen.
Schon durch Erwärmung oder Sonnenlicht kann es zum Zerfall von Natriumhypochlorit kommen, bei dem unter anderem Chlor, Chlorwasserstoff, Chlordioxid und Sauerstoff freigesetzt werden. Dies ist auch bei der Lagerung des Stoffes zu berücksichtigen.
nicht frei erhältlich ist.
Dabei hat man dann noch diverse Tenside mit in der Suppe, die ggf. zu nicht gewünschten Nebenwirkungen am Präparat führen können. Was mir allerdings noch nicht passiert ist.
Es wäre sicher mal interessant zu sehen, wie sich klassische Schnitte färben lassen, die mit 80 %iger Chloralhydratlösung gebleicht wurden und wie es da mit Artefakten aussieht.
Andererseits: ich finde, selbst die mit 90 Minuten völlig unnötig und viel zu lange mit Klorix gebleichten Schnitte hier im Thread sind noch ganz ansehnlich, obwohl natürlich Artefakte auftreten.
Herzliche Grüße
Jörg