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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Jürgen H. in Oktober 25, 2009, 21:25:34 NACHMITTAGS

Titel: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Jürgen H. in Oktober 25, 2009, 21:25:34 NACHMITTAGS
Liebe Mitmikroskopiker,

An diesem Wochenende wollte ich doch mal versuchen, ob mein altes Leitzmessingmikroskop Jahrgang 1921 auch taugt, um Mikrophotos zu schießen.

Außerdem fiel mir in einem älteren Präparat von mir im Halsbereich meiner Hausmücke eine schöne Hautstruktur auf. Prinzipiell sind die Insekten zwar mit dem Außenskelett Chitinpanzer bedeckt. Aber zwischen den einzelnen Skleriten finden sich eben auch weichhäutige Bereiche, wie hier zwischen Kopf und Thorax . Und dort schlägt die Haut auch regelrechte Falten, die hier vom Kopf zum Thorax hin an dorsaler Stelle quer geschnitten sind. Der eigentliche Hals folgt also in der Schnittserie erst - längs geschnitten - später. Auffällig ist, dass die gesamte Haut mit einzelnen kleinen Chitininseln belegt ist, die mit unechten Haaren versehen sind. Dazwischen finden sich Lücken, die entweder weit auseinander klaffen oder stärker  nach innen einbuchten und dementsprechend an der Oberfläche klein sind.

Die Ausleuchtung war leider ziemlich unvollkommen, daher ist das Bild geputzt. Leider ist auch auf den ursprünglichen Photos ein Hotspot vorhanden, den ich etwas an den Rand gelegt habe und ebenfalls mit weggeputzt habe. Zur Beseitigung des Hotspots las ich, glaube ich, hier einmal einen Artikel, aber ich finde ihn nicht mehr. Kann mir jemand auf die Sprünge helfen? Hier stört er nicht, weil ich genügend Platz auf beiden Seiten hatte, aber immer ist das ja nicht der Fall...

Paraffinschnitt, Färbung Azankombination Chroma, 40er Objektiv.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21844_64282230.jpg)
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Jürgen Boschert in Oktober 25, 2009, 21:31:23 NACHMITTAGS
Hallo,

zum Hotspot: es gab einen Artikel von Herrn Henkel, der im Mikrokosmos veröffentlicht wurde, den er allerdings auch in die Mikrofibel integriert hat. Dort werden Sie den Artikel also finden.

Beste Grüße !

JB
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Fahrenheit in Oktober 25, 2009, 21:34:24 NACHMITTAGS
Lieber Jürgen,

ein sehr schönes Bild!

Auch wenn Du etwas Mühe hattest, kann man Deine Ausgangsfrage getrost bejahen!  :)

Interessant finde ich, dass die Gelenkhäute offensichtlich mit Chitin verstärkt sind - oder sind die von Dir beschriebenen Chitininseln anders zu deuten?

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Jürgen H. in Oktober 26, 2009, 12:10:10 NACHMITTAGS
Herzlichen Dank, Jürgen Boschert, für den Hinweis. Jetzt weiß ich also, dass es richtig Arbeit gibt, denn eine saubere Köhlerbeleuchtung habe ich wohl eingestellt, so dass es nicht ganz einfach werden wird. Aber Klaus Henkel  gibt ja viele Lösungshinweise.

Lieber Jörg, mit den Chitininseln meine ich die quergeschnittenen braunen behaarten Stellen im Präparat. Aus anderen Schnitten weiß ich, dass diese Stellen an der Oberfläche rundliche Formen haben.

Die Bezeichnung Chitin kommt ja aus dem Griechischen und heißt nichts anderes als Panzer und so kommt es mir hier auch vor: Bei den Insekten gibt es wie bei den Rittern einen massiven "Brustpanzer" aus verschiedenen Teilen und einen "Helm" für den Kopf, aber eben auch Zwischenstücke, die die Beweglichkeit erleichtern, gewissermaßen die Kettenteile der Ritterrüstung. Diese Rüstung schlägt ganz offenkundig auch Falten, wobei mir nicht ganz klar ist, ob diese eigenartige Faltung der erhöhten Stabilität und Sicherheit dient oder der erhöhten Beweglichkeit.

Für die Beweglichkeit würde ja vielleicht genügen, dass das "Kettenhemd" an den chitinfreien Stellen auseinander gezogen werden kann. Auffällig ist ja schon im Präparat, dass die Lücken zwischen den Chitininseln unterschiedlich groß sind, wahrscheinlich doch, damit der Hals die erforderliche Flexibilität erhält.  Aber bei meiner Mückenart ist das "Halskettenhemd" ja nicht nur einfach gestrickt, sondern offensichtlich auch gefaltet. Außerdem erscheinen an der Stelle der Fältelung die beiden Hautstücke doch fest miteinander verbunden zu sein, oder?  Anscheinend ist dies bei dieser Mückenart auch immer so, ich habe diese Art Fältelung jedenfalls in allen meinen Präparaten gefunden, die diese Stelle zeigen.

Wahrscheinlich gibt es am Hals auch Sinneszellen, damit das Insektenhirn über die jeweiligen Kopfbewegungen eine Rückkopplung erhält.

Mikrogrüße  Jürgen

P.S.

Lieber Jörg, die zweite Tranche Deines wandelnden Blattes ist eben unter dem Messer im Längsschnitt. Ich bin gespannt, ob es etwas wird, vor allem, ob die Präparate ohne die bisherigen stark anfärbbaren Partikel erscheinen.

Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Fahrenheit in Oktober 26, 2009, 20:30:09 NACHMITTAGS
Lieber Jürgen,

ja, so wie Du die Inseln beschreibst, habe ich sie mir anhand Deiner Bilder auch vorgestellt.

Ich habe hier gerade zwei Großlibellen in Formalin liegen (nichts zum Schneiden, die Tiere sind wohl den ersten kühlen Nächten zum Opfer gefallen und waren schon länger tot als sie mir von den Nachbarn gebracht wurden, die um mein Hobby wissen).
Diese habe ich mir unter dem Stemi angesehen und auf den Gelenkhäuten nichts vergleichbares erkennen können, allerdings reicht die Vergrößerung auch nur bis 70-fach.

Ich würde mal vermuten, dass die Falten nicht fest miteinander verbunden sind, da sich mir der Sinn einer solchen Form nicht erschließt. Es geht ja "nur" darum, Kopfpanzer und Brustpanzer flexibel und dicht mit einander zu verbinden.

Die Positionsermittlung über Sinneszellen in oder an den Verbindungshäuten stelle ich mir kompliziert vor. Welche 'Messgrößen' sollten da wie bewertet werden?
Die Dipteren haben doch eigentlich alle ein sehr großes Gesichtsfeld und sollten die relative Lage des Kopfes zum Körper auch optisch ermitteln können. Oder stelle ich da zu hohe Anforderungen an das Sehvermögen der Tierchen?

Auf die Längstschnitte des wandelnden Blattes freue ich mich schon sehr! Ich wünsche Dir - nicht ganz ohne Eigennutz - eine ruhige Hand und gutes Gelingen! ;)

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Jürgen H. in Oktober 28, 2009, 15:42:30 NACHMITTAGS
Liebe Mitmikroskopiker,

Hier noch einmal die "Hautfalten" aus einem neueren Schnitt aus dem Bereich des Halses meiner Stelzmücke. Diesmal in HE gefärbt:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/21992_15992306.jpg)

Links quergeschnittene Muskulatur mit Zellkernen in der Mitte rechts die besagten Hautfalten, oben mittig eine kleinere verzweigte "Falte". Sehr eigenartig, finde ich und ich kann mir keinen Reim darauf machen. Die Literatur half mir nicht weiter. Sie besagt nur, dass in der Halsregion Cervikalien vorkommen, chitinöse Gebilde, die die Region des Halses stabilsieren. In der Regel sind diese Cervikalien paarig ausgebildet, aber auch eine Mehrzahl und eine kleinteilige Zergliederung ist denkbar. Nur dies hier? Eigenartig sind auch die feinen blau gefärbten Linien im Inneren der "Falten" besonders gut oben rechts zu sehen.

Weiß jemand einen Rat? Und wenn Ralf Feller mitliest: Hast Du Ähnliches bei Deiner Culex geschnitten?

Mikrogrüße

Jürgen


Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Fahrenheit in Oktober 28, 2009, 18:11:19 NACHMITTAGS
Lieber Jürgen,

das sieht ja wüst aus.  ;)

Kann es sein, dass die Strukturen aufgrund des gesunkenen Innendrucks im Insektenkörper so 'verschrumpelt' wirken?

Im Handbuch der Zoologie gibt es sehr schöne anatomische Zeichnungen, dort habe ich mich auch über meine Blattflöhe schlau gemacht und war begeistert z.B. von der Detailzeichnung zum Saugrüssel der Tierchen.
Wenn Du in einer Bibliothek Zugriff auf den passenden Band des Mammutwerks hast, könntest Du da mal schauen.

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Jürgen H. in Oktober 28, 2009, 20:59:47 NACHMITTAGS
Hallo Jörg,

Normalerweise sorgt der Chitinpanzer ja dafür, dass da nichts einschrumpeln kann :-)) Sonst schimpf ich auf den je eher, weil der beim Paraffinschneiden doch stets Schwierigkeiten macht. Hier hätte er vielleicht etwas Schrumpelei vermieden....

Nein im Ernst: Ganz sauber präpariert ist dieser Schnitt nicht, die Färbung ist etwas verwaschen, zu stark. Aber eines ist schon richtig: Im Inneren des Insekts muss Platz sein für die Bewegung der Hämolymphe. Da sind erhebliche Hohlräume. Und beim Paraffinpräparieren schrumpft alles doch etwas zusammen, weshalb es oft auch am Chitinpanzer Abrisse gibt, weil der nicht im gleichen Maße mitschrumpelt. Das hier gezeigte Präparat war nur das, bei dem ich das erste Mal auf diese Falten stieß. Man müsste sich das Insekt einmal näher von außen unter der Stereolupe ansehen.

Hier, etwas o.T. und nur nebenbei: Ein erster Querschnitt durch das Bein des wandelnden Blattes aus der neuen Schnittserie: Viel im Wesentlichen quergeschnittene Muskulatur bis auf die Stelle bei 5 Uhr, und überall  mit zentralen Zellkernen. Und mittig im Bein (und im Bild) ein Nerv. Was aber die eigenartige Struktur bei  3 Uhr ist? Keine Ahnung.... Auch hier sieht man, wie sich das Innere vom Chitin absetzt...

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/22005_28137373.jpg)

Es wird wohl noch etwas dauern, bis ich richtig im Körper bin.

Mikrogrüße

Jürgen
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Fahrenheit in Oktober 28, 2009, 21:55:51 NACHMITTAGS
Lieber Jürgen,

das war auch mein Gedankengang: da bei nachlassendem Hämolymphendruck der Chitinpanzer nicht nachgibt, wird sich die Druckminderung zunächst durch Verformungen an den Gelenkhäuten bemerkbar machen.

Zu dem sehr schönen Bild vom Bein des wandelnden Blattes: welches Bein ist es denn? Vielleicht hast Du ein "Ohr" erwischt. Die Wandelnden Blätter haben, soweit ich weiss, ihre Höhrorgane auch in den Vorderbeinen. Und es wäre klar, wohin der Nerv verläuft.  :)

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Jürgen H. in Oktober 29, 2009, 12:42:38 NACHMITTAGS
Hallo Jörg,

Nein, ein "Ohr" ist das nicht, das sieht anders aus. Es ist auch ein Schnitt durch die Coxa des mittleren Beines. Die Chordotonalorgane sind wahrscheinlich in der Tibia des Vorderbeines zu suchen. Leider habe ich an diese Möglichkeit nicht gedacht und habe vor dem Einbetten die Beine sämtlich weitgehend entfernt, damit die Flüssigkeiten und das Paraffin leichter eindringen kann. Das ist nun allerdings schade.

Schöne Grüße

Jürgen
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Fahrenheit in Oktober 29, 2009, 19:04:27 NACHMITTAGS
Hallo Jürgen,

ja, das stimmt, die "Ohren" sind in der Tibia der Vorderbeine. Wie sagt der Kölner: "wat fot is, is fot".  ;D
Da kann man nichts machen.

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Ralf Feller in Oktober 30, 2009, 20:45:13 NACHMITTAGS
Hallo Jürgen,
entschuldige bitte dass ich immer so wenig Zeit zum schreiben finde, obwohl
ich oft online bin. Ich bin sehr schreibfaul und lasse mich lieber von den
tollen Bildern hier im Forum berieseln.

Nun zu deiner Hautfalte; nein so etwas habe ich bei meinen Stechmücken
bisher nicht gefunden. Hast Du vielleicht eine Makroaufnahme die diese
Hautfalte zeigt?

Aber ich werde einmal in meinen Präparaten danach suchen.
Da ich, wie gesagt recht langsam bin, habe ich aber noch eine
Entsprechung zu Deinem Beitrag vom August gefunden.
Du hattest eine drüsige Bildung im Frontalbereich deiner
Mücken beschrieben. Da ich gerade eine Schnittserie
Abfotographiert habe, viel mir entsprechendes auch bei
meinen Stechmücken auf, eine Drüse im Frontalbereich.
Entspricht das etwa der Lage nach deinem Fund?
Schade dass die Herren Huber und Renz wohl nicht
mehr regelmäßig mitlesen, beide haben mir oft weiterhelfen
können. Vielleicht finde ich ja bald auch die Hautfalten
bei meinen Stechmücken.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22072_7266028.jpg)

Viele Grüsse Ralf
Titel: Re: Phyllium Hautfalte und Mückendrüsen
Beitrag von: Jürgen H. in November 01, 2009, 11:14:36 VORMITTAG
Lieber Ralf,

vielen Dank für das schöne Photo, ich denke, es ist exakt diese Drüse, sie entspricht im Aussehen und in der Lage sehr der meiner Limoniidae. In einem anderen Schnitt habe ich festgestellt, dass sie sich traubenförmig in dorsal ventraler Richtung erstreckt und ihr Ausgang bei den Musnwerkzeugen liegt. Bei der Biene befindet sich hier übrigens die Futtersaftdrüsen. Wozu bei unseren Mücken diese Drüsen dienen, habe ich bisher noch nicht herausfinden können. Die Speicheldrüsen liegen ja nun im Prothorax.

Liebe Mitmikroskopiker und speziell lieber Jörg

bei den neuen Schnitten durch Dein wandelnde Blatt habe ich einigermaßen verblüfft festgestellt, dass im Bereich zwischen Prothorax und Mesothorax ebenfalls die Hautfalten zu sehen sind.

Hier ein Übersichtsbild (Ich weiß, mit ungleichmäßiger Beleuchtung, aber wie bekomme ich die nun heraus?) 10er Objektiv, Hämatoxylin Ehrlich und Eosin Y

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/22137_54284939.jpg)

Die Falten sind oben rechts zu sehen.

Und hier mit dem 20er Objektiv:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/22137_11090012.jpg)

Schön zu sehen ist an dieser Stelle, dass die Exocutikula, rötlich gefärbt, an der Stelle der Hautfalten aufhört. Möglicherweise dienen diese Hautfalten hier zum Schutz der nicht von sklerotisiertem Chitin bedeckten Stellen. In einem anderen Schnitt habe ich aber an dieser Stelle auch eine massive Pore gefunden, die vielleicht mit einem Drüsenausgang verbunden ist.

Überraschend an dem Übersichtsbild ist der Vorderdarm, der mehr oder weniger nur aus einer großen Höhle zu bestehen scheint.

Mikrogrüße

Jürgen Harst
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Fahrenheit in November 01, 2009, 14:39:38 NACHMITTAGS
Lieber Jürgen,

wie immer vielen Dank für die schönen Bilder! Ich freue mich, dass es jetzt mit meinem Wandelnden Blatt weiter geht.

Zwischen Prothorax und Mesothorax wäre zwischen dem ersten und zweiten Brustschild?

Ist es von der Orientierung her richtig, dass rechts die Oberseite und links die Bauchseite liegt oder liege ich da ganz falsch?  :)

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Alfons Renz in November 07, 2009, 15:03:44 NACHMITTAGS
Lieber Herr Feller,

Die von Ihnen vermutete 'Drüse' im Frontalbereich kann ich leider nicht genauer bestimmen: Das Frontalganglion ist es wohl nicht.

Im Jobling S. 52 (ich glaube, Sie haben dieses Buch?) ist ein Schnitt durch den Kopf von Aedes abgebildet, bei welchen unter der Frons ('f') ein ähnliches Gebilde zu erkennen ist. Bei diesem handelt es sich offenbar um Teile des Fettkörpers.

Am leichtesten lässen sich derartige morphologisch/topologische Fragen anhand von Serienschnitten klären - und dies ist ja auch der eigentliche Grund, weshalb man diese anfertigt.

Wenn Sie die benachbarten Schnitte analysieren, dürfte sich das Rätsel, ob Drüse (mit Ausführgang), Fettkörper (identische Zellen wie an anderen Stellen des Körpers) oder Nerven (Verbindung zu den Cerebralganglien) lösen lassen.

Viel Erfolg und alle Achtung und Anerkennung angesichts der hervorragenden Schnitte, die Sie und Herr Harst hier zeigen!!

Alfons Renz
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Ralf Feller in November 08, 2009, 17:47:22 NACHMITTAGS
Lieber Herr Renz,
danke für das Lob. Ich würde mir wünschen Sie öfter hier zu lesen.
Ich habe einige hundert Serienschnitte, die aber noch nicht bearbeitet
sind um sie hier zu zeigen. Einige Strukturen sind mir leider immer noch
unklar. Das Buch von Jobling habe ich leider nicht, es war ja mal im
Netz verfügbar, aber seit Monaten komme ich in die Dateien nicht mehr rein.

viele Grüße und danke für die oft wertvolle Hilfe,
Ralf Feller
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Jürgen H. in November 08, 2009, 21:25:28 NACHMITTAGS
Lieber Herr Renz,

auch ich habe mich über Ihr Lob sehr gefreut: Dabei soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass ich ja auch sehr viel Ihren Tipps aus einem längeren Telefongespräch verdanke, Sie erinnern sich? Zur Zeit probiere ich den kleinen Zusatz von Bienenwachs aus, die  Präparate sind jedoch noch nicht unter dem Mikrotom. Das wird auch für Ralf interessant sein: Sie meinten, Abrisse des Paraffins von der Chitinhülle beim Schneiden könnte man eventuell mit einer ganz kleinen Zugabe des weichen klebrigen Bienenwachses mindern.

Ich würde mich ebenfalls  sehr freuen, von Ihnen hier öfter zu lesen und danke Ihnen sehr für Ihre Hilfe.

Lieber Ralf, ich hoffe, ich habe mir einen Jobling aus dem Netz ergattert, antiquarisch. Wenn ich ihn tatsächlich bekomme, werde ich mich bei Dir melden, wenn Du Interesse hast.

Mikrogrüße

Jürgen


P.S. In meinen Schnittserien finde ich den Ausführungsgang zu den Mundwerkzeugen. Bei meinen Präparaten bin ich mir auch deshalb sicher, dass es sich um eine Drüse handeln muss. Wie sieht es bei Dir aus? Könntest Du auch einmal ein Bild mit etwas stärkerer Vergrößerung schießen?


Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Ralf Feller in November 08, 2009, 23:01:23 NACHMITTAGS
Lieber Jürgen,
ich habe gerade heute wieder bei Amazon nach dem Jobling gesucht aber leider nicht gefunden-wo hast Du bestellt? Ich arbeite in der Nähe der FH-Niederrhein in Krefeld und werde es einmal über die Fernleihe versuchen, bin aber sehr an deiner Meinung interessiert wenn Du das Buch hast. Auch die Sache mit dem Bienenwachs interessiert mich-wo kaufst Du? Ich habe auch schon mal überlegt, nach den tollen Schnitten von gekühlten Paraffinblöcken für Dünnschnitte die Carsten vorgestellt, hat etwas ähnliches mit Kältespray zu versuchen. Du hattest auch mal vor Celloidin zu probieren,
ist was daraus geworden?

Eine schöne Woche, Ralf
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Alfons Renz in November 09, 2009, 09:28:06 VORMITTAG
Für alle Insekten-Morphologen,

und die, die es noch werden wollen, ist das Buch von Boris Jobling, 'Anatomical drawings of biting flies', (British Museum, ISBN 0-565-01004-2) eine wahre Fundgrube und ein Beispiel höchster Perfektion mikroanatomischer Darstellung, das ich gerne weiterempfehle:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/22700_54861376.jpg)

Auf diesem Bild sind die 'drüsenfürmigen' Fettkörper unter der Stirn (f = frons) gut zu erkennen, in der großformatigen Originalabbildung natürlich noch viel besser.

Bezüglich der Probleme, hartes Chitin zu schneiden, gibt es eine ganz einfache Empfehlung: Man fixiere möglichst frisch geschlüpfte / gehäutete Individuen, deren Chitin noch nicht ausgehärtet ist. Das Fixiermittel dringt dann zugleich viel besser ein.

Bei aller Faszination des technischen Aufwands beim Einbetten, Schneiden und Färben: Die Auswahl des Materials und die richtige Fixierung sind entscheidend, alles Andere kann sukzessive optimiert werden.

Mit herzlichen Grüßen,

Alfons Renz
Titel: Nochmals: Mückendrüse ?
Beitrag von: Jürgen H. in November 09, 2009, 15:49:21 NACHMITTAGS
Hallo Herr Renz,

ja, die wunderbaren Zeichnungen von Jobling habe ich immer bewundert, so zeichnen würde ich auch gerne können. .

Hier ersatzweise, mangels ausreichendem Zeichentalent, aber noch einmal mein Photo des "drüsigen" Gewebes:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22730_56969071.jpg)

Die Färbung ist hier Pseudoazan. Ich meine sagen zu dürfen: Fettgewebe ist das hier nicht. Oder?
Fettzellen sind mittig am unteren Bildrand gut zu erkennen. Auch aus einem anderen, leider sonst so misslungenen Schnitt, den ich mich deshalb nicht getraue zu zeigen, weiß ich, dass dieses hier quer geschnittene Organ etwa so aufgebaut ist, wie eine Weintraube: Mehrere Träubchen hängen in dorsal/ventraler Richtung an einem mittigen Ausführungskanal, der an den Mundwerkzeugen endet. Typischer Aufbau eines drüsigen Gewebes also.  Die Lage dürfte sich bei mir auch nicht unter der frons befinden, wie das Fettgewebe in der Zeichnung von Jobling, sondern eher unter dem Clypeus, ebenso bei Ralf Feller, glaube ich. Ich denke, die Schnittrichtung ist bei mir so, dass am unteren Bildrand die frons und oben der cypeus schräg angeschnitten erscheinen.

Mikrogrüße

Jürgen Harst
Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Alfons Renz in November 09, 2009, 18:47:40 NACHMITTAGS
Lieber Herr Harst,

Ich stimme Ihnen zu: das sind Drüsen und keine Fettkörper!

Sie schreiben, die Speicheldrüsen lägen bei den von Ihnen untersuchen Stelzmücken (Limoniidae) im Prothroax -haben Sie diese Drüsen gesehen? Dann könnte es sich bei den unbekannten Drüsen nicht um die Speicheldrüsen handeln. Deren Ausführungsgänge müssten sich unterhalb des Pharynx (Cibariums) vereinigen und in der Mundhöhle endigen.

Grundsätzlich besitzen Insekten neben den Labialdrüsen (das sind die üblichen Speicheldrüsen, s.o.) noch paarige Maxillar- und Mandibeldrüsen, die aber jeweils nur bei einigen Familien ausgeprägt vorhanden sind, oft nur bei deren Larven.

Können Sie die Ausführgänge 'Ihrer' Drüse noch bis in die zugehörigen Mundwerkzeuge verfolgen?

Herzliche Grüße,

Alfons Renz

Titel: Re: Limoniidae Cervix Hautfalte
Beitrag von: Jürgen H. in November 09, 2009, 21:45:13 NACHMITTAGS
Lieber Herr Renz,

ganz herzlichen Dank für Ihre Bestätigung.

Den Ausführungsgang der Drüse kann ich nicht vollständig nachverfolgen, aber meine Schnittserie geht immerhin bis hier:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22787_35281714.jpg)

In der unteren Mitte ist wohl ein Stück des Pharynx oder des Cibariums zu sehen. Die Drüsen wandern beidseitig  des schräg getroffenen Nahrungskanals offenbar unter dem Clypeus in Richtung Mundwerkzeuge. Der gelbe Pfeil zeigt einen Ausführungsgang, der bereits in Richtung der Mundwerkzeuge verläuft und teils längs geschnitten ist. Bei der linken Drüse ist der Ausführungsgang hingegen noch quer getroffen. Da meine Schnittführung aber ziemlich schräg verläuft ist, ist, so glaube ich, beim roten Pfeil bereits wieder ein Stück Ausführungsgang zu sehen.

Und hier, zur Lage der Drüse, der misslungen gefärbte Längsschnitt durch das Insekt, der aber immerhin den traubenförmigen Aufbau der Druese  zeigt:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22787_44173298.jpg)


Meine Bemerkung, dass die Speicheldrüsen ja im Thorax lägen, bezog sich auf die Situation der Culex, bzw. diesen von Ralf Feller bereits früher einmal gezeigten Schnitt:


(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22787_41641358.jpg)

Diese Drüse habe ich allerdings bei meiner Mücke noch nicht gefunden. Wir haben beide vermutet, dass es sich bei dieser Drüse um die Speicheldrüse handeln müsste.

Ich glaube aber auch, dass das Gebilde, dass Ralf hier aus dem Kopfbereich zeigt:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/22787_61921792.jpg)

wohl ebenfalls eine Drüse sein könnte, und zwar eine, die "meiner" Drüse homolog ist. Aber man müsste das Gebilde vielleicht einmal stärker vergrößert sehen.

Wenn es - in beiden Fällen - eine Mandibeldrüse oder Maxillardrüse ist, stellt sich allerdings die Frage, was hier ihre spezifische Funktion neben der  von der Speicheldrüse im Prothorax sein könnte.

Herzlichen Gruß und vielen Dank für Ihre freundliche Beurteilung.

Jürgen Harst