Der Begriff ,,dysplastischer Naevus" wurde von 1978 in einer Arbeit von Clark et al. geprägt.
Unter ,,Dysplasie" versteht man in der Pathologie eine Störung der normalen Differenzierung von Zellen, mit Atypien der Zellkerne und Störung der normalen Gewebsarchitektur, wobei je nach Schwere dieser Atypien Dysplasien von I ( leichte ) bis III (schwere Dysplasie) gegliedert werden, wobei III in ein ,,Carcinoma in situ" ( also ein noch nicht in andere Strukturen einbrechendes Karzinom) fließend übergeht ( natürlich sind Melanome definitionsgemäß nicht den Karzinomen, da sie ja aus einem anderen Keimblatt hervorgehen, sondern den Sarkomen zuzuordnen)
Diese atypischen Naevi können nun sporadisch oder familiär gehäuft vorkommen, in zweitem Fall geht man von einem erhöhten Melanom Risiko aus, die dysplastischen Naevi werden daher auch als ,,Melanom Marker" bezeichnet, vor allem beim familiär auftretenden ,,dysplastischen Naevus Syndrom".
Strittig ist jedoch, welche Bedeutung ihnen bei der Melanom Entstehung zukommt. So beobachten einige Experten dysplastische Naevus-Formationen in den Randzonen von Melanomen, was sie zu Melanom-Vorläufern machen würde, andere Experten ( z.B Ackermann) verneinen diese Theorie und gehen von einer ,,de-novo"-Entstehung der Melanome aus, wobei ihnen zu Folge die histologischen Veränderungen am Rand von Melanomen einem Melanoma in situ entsprächen, während sporadische dysplastische Naevi normale melanozytäre Naevi wären....... ( Pathologen bitte um Korrektur, falls sich an der Debatte aktuell etwas Gravierendes geändert hat)
Beschrieben wurde der dysplastische Naevus jedenfalls als melanozytäre Hyperplasie in Epidermis oder Dermis, Auftreten von atypischen Melanozyten (mit atypischen Kernen),
lymphoidzelliger Stromareaktion und Fibrose/ Fibroplasie der Dermis . Leider gibt es keine exakte(re) Definition für die Kriterien eines ,,dysplastischen Naevus", auch ist histologisch zwischen einem sporadischen und einem familiären dysplastischen Naevus kein Unterschied erkennbar...
Wobei wir bei vorliegendem Präparat wären.
- Nebenbemerkung: ich zögerte etwas , diese Fadenfolge weiter zu schreiben, einerseits wegen Ulf Titzes begründeter Anmerkung, keine Patientenbilder in diesem ( Laien) Forum zu zeigen, was fachlich korrekt ist, Humanmedizin gehört eigentlich in die Fach-Foren für Mediziner und nicht in Laienforen, die Gefahr, Angst oder Verunsicherungen zu wecken, ist sehr groß.
- Andererseits halte ich die nicht alltägliche Gegenüberstellung eines konkreten Falles von Verdachtsdiagnose, zur Operation, zum mikroskopischen Präparat, wobei das Mikroskop (und der befundende Spezialist) letztlich über die alles entscheidende Diagnose befindet, auch für mikroskopierende Laien faszinierend, wie ihr ,,Spielzeug" ( nicht abwertend gemeint) in der Medizin das wichtigste Instrument ist.
Also weiter zum Fall: während ich heute einer 23 jährigen Patientin die Nähte aus dem zehnten (!!!!) von der Hautärztin ( =" Fachwerkstatt" Vergleich- ich bin nicht sehr begeistert von dem Wortspiel- vom letzten Faden) entfernten Naevus ( keine Melanom Anamnese in der Familie, kein dysplastisches Naevus Syndrom, aber oK) entfernte , lag der hier gezeigte Fall etwas anders:
diese Hautveränderung tauchte bei einer meiner ( = ,,freie Werkstatt" ....) Patienten innerhalb von zwei Monaten auf, die Patientin hatte bereits zwei Melanom Operationen hinter sich, also entschloss sich die ,,freie Werkstatt" zur Entfernung.
In der Übersicht ( 25x) kann man ,,die Silhouette ist Alles" vom Ulf Titzes letzter Antwort denke ich gut erkennen, leider kann ich keine Melan A Färbung anbieten, aber man erkennt vieles auch bei HE.
Man sieht den symmetrischen Aufbau und den Übergang von ,,normaler" Haut in die melanozytäre Veränderung, wobei die Melanozyten-Haufen in der Junktionszone zum Zentrum hin immer dichter werden.
Auffällig ist jedoch eine zunehmende Verdünnung des Stratum spinosum der Epidermis zum Zentrum der Läsion hin, die Architektur der Epidermis scheint dort stark gestört, ohne dass man jedoch transversal aufsteigende Melanozyten in größerer Zahl erkennen könnte.
Auch fällt im Zentrum eine starke lymphoidzellige Infiltration des Stratum papillare der Dermis auf.
Bei stärkerer Vergrößerung sieht man im Randbereich die normale Architektur der Epidermis mit eingestreuten Melanozyten Haufen in der Junktionszone, "ruhiges" Stratum papillare und reticulare der Dermis:
Bild eins 200x:
im Gegensatz dazu die gestörte Architektur der Epidermis und dichte Infiltration des Stratum papillare der Dermis im Zentrum der Läsion:
Bild zwei 200x,
Bild drei 400x
Die Befundung des pathologischen Institutes lautete zusammen gefaßt:
,,hauptsächlich eine insbesonders junktional, ansonsten
dermal ausgebreitete atypische Melanozytenproliferation mit untermischten dermalen Melanophagen. Junktional (insbesonders
durch immunhistochemische Untersuchungen gegen Melan-A verdeutlicht) eine melanozytäre Einzelzellvermehrung oder unterschiedlich große Melanozytenverbände ohne auffällige intraepidermale Aufwärtstendenz.
Dg. Dysplastischer melanozytärer Naevus vom Compound Typ."