Liebe Pflanzenfreunde,
die mehrjährige Pflanze Alchemilla xanthochlora wird bis zu 50 cm hoch und wächst in Europa, Asien und Nordamerika auf Wiesen und in lichten Wäldern.
Bild 01 Gelbgrüner Frauenmantel, Habitus
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_39501348.jpg)
Botanischer Garten, Karlsruhe, Deutschland.
Urheber: H. Zell
In Mitteleuropa ist die Art im Gebirge verbreitet, im Flachland dagegen aber eher selten.
Schon die Germanen schätzten diese Heilpflanze, die der Fruchtbarkeitsgöttin Frigga gewidmet war. Nach der Christianisierung wurde die Pflanze auch als ,,Marienmantel" bezeichnet. Die Heilige Hildegard empfahl die Droge bei Frauenleiden sowie gegen Kehlkopfgeschwüre.
Der Frauenmantel wurde erstmals 1485 als Arzneipflanze erwähnt.
Von den bisher nachgewiesenen Inhaltsstoffen kann man für die Indikation keine Wirkung erwarten.
Die Schulmedizin erkennt leicht akute Durchfallerkrankungen bei Erwachsenen und Schulkindern als Indikation an.
Die verwendeten Pflanzenteile beschränken sich auf das Kraut und den Blüten. Die Wurzel hingegen findet heute keine Verwendung mehr.
Inhaltsstoffe des Frauenmantels sind:
5-8 % Gerbstoffe, vor allem Gallotannine. Ferner noch Flavonoide und Procyanidine.
Gallotannine sind hydrolysierbare Gerbstoffe, chemisch stellen sie Zuckerester der Gallussäure dar.
Die Flavonoide sind eine Gruppe von Naturstoffen, zu denen ein Großteil der Blütenfarbstoffe gehört.
Procyanidine, OPC oder PCO sind in Pflanzen natürlich vorkommende Stoffe.
Der Name Alchemilla bezieht sich darauf, dass die in den Laubblättern von der Pflanze gesammelten Tautropfen von den Alchemisten des Mittelalters als ,,himmlisches Wasser" zur Bereitung des ,,Steines der Weisen" gebracht wurde.
Der Stein der Weisen (lateinisch Lapis philosophorum) bezeichnet in der Alchemie die zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert entwickelte Vorstellung von einem ,,Stein", Lapis, der aus einer Substanz bestehen soll, die unedle Metalle in edle Metalle und vor allem in Gold und Silber verwandeln könne.
Die Pflanze gibt durch Spalten an den Blatträndern aktiv Wasser ab, die Blattoberfläche kann nicht benetzt werden. Die Tropfen bleiben wie silberne Perlen liegen, deshalb hielt man die Pflanze im Mittelalter für ein alchemistisches Wunderkraut der Goldmachrei (flüssiges Gold).
Im ersten Sonnenlicht funkelt das Blatt gleich einem Mantel, der am Rand mit Edelsteinen oder Flitter besetzt ist. Jetzt versteht man wohl die anspruchsvolle Bezeichnung.
Bild 02 Regentropfen schmücken wie Perlen die Blätter der Pflanze, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_19967814.jpg)
Quelle: Lubera GmbH, Im Vieh 8, 26160 Bad Zwischenahn OT Ekern
Systematik:
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Gattung: Frauenmantel (Alchemilla)
Sektion: Alchemilla
Art: Gelbgrüner Frauenmantel
Wissenschaftlicher Name: Alchemilla xanthochlora
Travialnamen:
Dächlichrut, Frauenhäubel, Frauenhilf, Frauenmäntli, Frauenrock, Hasenmänteli, Haubn, Herbstmantel, Herrgottsmäntelchen, Kroanfüss, Liebfrauenmantel, Löwenfusskraut, Mäntli, Marienkraut, Milchkraut, Muttergottesmantel, Neunlappenkraut, Ohmkraut, Perlkraut, Regendachl, Regentropfen, Röckli, Sinau, Sinnau, Sintau, Taubecherl, Taufänger, Taukraut, Taumantel, Tauschüsserl, Trauermantel, Weiberkittel und Wiesen-Frauenmantel.
Englische Bezeichnung: lady's mantle
Bild 03 Illustration, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_45492604.jpg)
Dieses Werk ist gemeinfrei.
Der Frauenmantel ist eine mehrjährige bzw. ausdauernde krautige Pflanze. Sie erreicht Wuchshöhen zwischen 40 und 50 cm. Die Pflanze bildet einen kriechenden, verholzten und recht dunklen, teils schwarzen Wurzelstock aus.
Bild 04 Wurzelstock, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_6780253.jpg)
Dieses Werk ist gemeinfrei.
Der gelbgrüne Frauenmantel gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und ist mit anderen Kräutern wie Mädesüß, Odermennig oder Weißdorn direkt verwandt. Pflanzensystematiker haben die Gattung des Frauenmantels (Alchemilla) in sieben generelle Sektionen eingeteilt. Zudem existieren 13 Sektionen, um allein die europäischen Sippen zu beschreiben. Da die einzelnen Frauenmantelarten teils sehr unterschiedlich aufgebaut sind, musste diese Einteilung von Pflanzensystematikern vorgenommen werden. Der gelbgrüne Frauenmantel ist der Sektion Alchemilla zugehörig.
Ein weiteres besonderes Merkmal des Gelbgrünen Frauenmantels sind seine rundlich, teils nierenförmigen und gelappten Blätter. Die Blätter sind auf der Unterseite leicht behaart und meist zwischen 5 und 15 cm breit. Die Frauenmantelblätter sind an den ebenfalls leicht behaarten Stielen befestigt, die meist eine flache Innenseite aufweisen. Der Stängel ist meist von hellgrüner Farbe, eher rundlich und aufrecht wachsend.
Die Blüten des Gelbgrünen Frauenmantels sind, wie der Name bereits andeutet, gelblich grün und in recht dichten Blütenständen angeordnet. Die einzelnen Stände enthalten wiederum mehrere lockere Blütenrispen. Die einzelnen Frauenmantelblüten sind nur wenige Millimeter breit und selten behaart. Die Blütezeit des Gelbgrünen Frauenmantels ist zwischen Mai und August zu erwarten.
Bild 05 Blüten in dichten Knäueln, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_61022284.jpg)
Die 4-zählige Einzelblüte ist nur 2-3 mm breit.
Ab September ist die Fruchtreife zu erwarten. Dort bilden sich aus den Blüten kleine unscheinbare Nussfrüchte aus. Jede einzelne Frucht besitzt einen kleinen Kelch mit Pappus, der vor allem der Ausbreitung durch vorbeistreifende Tiere dient.
Als Pappus bezeichnet man die zu Haaren, Borsten oder Schuppen umgebildeten Kelchblätter bei Vertretern der Pflanzenfamilie der Korbblütler. Er wird auch als Haarkelch oder Federkelch bezeichnet.
Spross, Querschnitt, 25 µm
Bild 06 Schnittprobe, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_12329649.jpg)
Das Gemisch AFE III hat das Chlorophyll oder Blattgrün komplett entfernt.
Foto: H.-J_Koch
6 Bilder von ungefärbten Schnitten.
Bild 07 Übersicht, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_43857981.jpg)
Bild 08 Vergrößerung, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_59177513.jpg)
Bild 09 Vergrößerung, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_62835574.jpg)
Bild 10 Vergrößerung, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_28649262.jpg)
Bild 11 Autofluoreszenz, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_56516768.jpg)
Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485
Bild 12 Autofluoreszenz, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_38888871.jpg)
Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485
Wacker 3 A - Färbung (Acridinrot – Acriflavin - Astrablau)1. Probe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridiorot 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest.
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 15 Sekunden !!!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest.
7. Nachfärbung Astrablau 3 Minute
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
10. In Xylol überführen, Anschließend absaugen und frisches Xylol zugeben. 2x wechseln, je 2 Minuten
11. Einschluss in Entellan
Fotos: Nikon D5000
Bild 13 Übersicht, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_14455523.jpg)
Die oberirdischen vegetativen Pflanzenteile sind häufig behaart. Die Haare (Trichome) sind stets unverzweigt und meist gerade; Drüsenhaare sind sehr selten (Indument).
Bild 14 Dunkler Hintergrund, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_62990845.jpg)
Der Originaldurchmesser vom dem gefärbten Spross beträgt ca. 2 mm.
Bild 15 Vergrößerung, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_30046694.jpg)
Bild 16 Vergrößerung, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_1984791.jpg)
Bild 17 Vergrößerung mit Beschriftung, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_17863121.jpg)
MP = Markparenchym, XY = Xylem, SK = Sklerenchym, PXY = Protoxylem, PH = Phloem, RP = Rindenparenchym, EP = Epidermis, CU = Cuticula
Bild 18 Dunkelfeld, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_26550365.jpg)
Bild 19, Auflichtbeleuchtung, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_37626701.jpg)
Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485
Bild 20, Fluoreszenz iLED 455 nm, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_3095993.jpg)
Bild 21, Fluoreszenz iLED 455 nm, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_27863937.jpg)
Bild 22, Fluoreszenz iLED 455 nm, Alchemilla xanthochlora
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/261990_49448848.jpg)
Verletzung oder Pilzbefall ?
Von Bedeutung sind Rostpilze der Gattung Trachyspora, die die Pflanzen auch zum Absterben bringen können.
Quellen und weiterführende Informationen:
Wikipedia
,,Was blüht denn da ?", ISBN: 978-3-440-11379-0
Diether Ennet ,,Lexikon der Heilpflanzen", ISBN: 9-933203-96-1
Holm/Herbst ,,Botanik und Drogenkunde", ISBN:978-3-7692-5240-8
Rita Lüders ,,Grundkurs Pflanzenbestimmung", ISBN: 3-494-01418-3
Lingen ,,Heilpflanzen und ihre Kräfte"
Aichele/Schwegler ,,Der Kosmos Pflanzenführer", ISBN:3-86047-394-8
Schönfeld ,,Das Neue Handbuch der Heilpflanzen", ISBN: 978-3-440-12932-6
Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quelle. Texte werden anschließend individuell von mir selbst verfasst.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.
Ich wünsche allen Lesern eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit.
Hans-Jürgen
Ein Gruß an Dich Hans-Jürgen zum 3. Advent,
vielen Dank für die ausführliche Dokumentation!!
Besonders haben mich wieder die Erläuterungen rund um die Pflanzen interessiert
Ich glaube, diese Pflanze auch schon in den Alpen im Bereich um 1300 m gesehen zu haben.
Die Bilder sind - wie immer - beeindruckend.
Kann man bei Deinem Färbeablauf nach Pkt. 9 mit Euparal eindecken?
Gruß von der trüben Oberrheinebene
Peter