Hallo,
vor Weihnachten war ich in der Karibik im Urlaub und habe dabei auch die Insel St. Vincent besucht. Dort gibt es den aktiven (aber zur Zeit stillen) Vulkan La Soufrière, den man im Rahmen einer Wanderung besteigen kann. Bild 1 zeigt die Ansicht, die sich einem auf dem Weg bietet. Der Regenwald erstreckt sich bis etwa 2/3 der Höhe, dann wird es karg.
Bild 1: Wanderweg am Vulkan
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/263451_32001227.jpg)
Sehr viele Äste sind mit Moosen und Flechten bewachsen, wie es Bild 2 zeigt.
Bild 2: Moosbewuchs an den Bäumen
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/263451_19575591.jpg)
Bekanntlich leben Kieselalgen ja nicht nur im Wasser, auch im Boden und an anderen feuchten Stellen kann man sie finden. Meine Idee war nun, in diesem Moosbewuchs nach "Luft"-Kieselalgen zu suchen. Also habe ich etwas von dem Zeugs eingepackt.
Präparation
Das Moos/Flechtengemisch habe ich 20 min in 15% Salzsäure gekocht. Was dann noch an grober Zellulose übrig blieb, wurde durch ein Sieb abgetrennt. Der feine Schlamm wurde abzentrifugiert und hat den üblichen Prozess mit 96% Schwefelsäure, 60% Salpetersäure und auskochen in Pyrophosphat-Lösung durchlaufen. Das Endergebnis wurd in etwas Wasser aufgeschlämmt und auf einem Deckgläschen eingetrocknet. Eingedeckt wurde in Redmount. Alle Bilder sind Einzelbilder, kein Stack. Geputzt, geschärft und weiss-Abgleich wurde mit Helicon Filter durcchgeführt.
Bild 3 zeigt, was ich zuerst erblicken durfte:
Bild 3: Kieselalge oder Pollenkorn
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/263451_41962596.jpg)
Das so ein Moosteppich als Luftfilter wirkt und alles mögliche aus der Tropenluft aufnehmen kann, ist ja klar. Warum diese Pollen aber meine Schwefelsäure überlebt haben, erschließt sich mir jetzt nicht. Die folgenden 3 Bilder zeigen die interessantesten Formen der schwefelsäurefesten Pollen (ist halt echtes Tropenholz ;-)).
Bild 4: Pollenkorn
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/263451_42119052.jpg)
Bild 5: Pollenkorn
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/263451_43527150.jpg)
Bild 6: Pollenkorn
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/263451_56200037.jpg)
Zum Schluss sehen wir uns aber doch auch die Kieselalge mal genauer an, siehe Bild 7:
Bild 7: Kieselalge im 100er Öl
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/263451_36038289.jpg)
Wenn sie jemand benennen kann, würde ich mich freuen.
Viel Spaß beim Betrachten,
Carsten
Hallo Carsten,
die äußere Hülle des Pollens läßt sich nicht in Schwefelsäure lösen. Siehe http://www.klaus-henkel.de/pollen.pdf (http://www.klaus-henkel.de/pollen.pdf) Abschnitt 1.3. Seite 6. Also alles so wie es sein soll.
Beste Grüße
Gerd
Protest!
Bloß weil ihr den Namen wissen wollt unterwerft ihr sie der schwersten mittelalterlichen Salzsäurefolter und stellt dann auch noch öffentlich ihr Skelett aus.
Die allerwinzigsten, mitfühlenden und für euch schwer arbeitenden namenlosen Genossen aus den öden Acker.
https://www.youtube.com/watch?v=qLAlG11M6LE&feature=youtu.be (https://www.youtube.com/watch?v=qLAlG11M6LE&feature=youtu.be)
Hallo Winfried,
was möchtest Du uns zeigen? Der Link sagt bei mir nur "Videos nicht verfügbar".
Carsten
Hallo Karsten!
Fideo funzt bei mir.
Hab grad nix Besseres zu tun als unscharfe Bilder aus einem trüben Ackerwasser zu posten, Mineraldünger gedopte Algen zu zeigen und Unsinn zu verbreiten.
Winfried
Hallo Carsten,
das war ja eine interesante Diatomeen-Suche! Der Hinweis, dass die Hüllen der Pollen eine Reinigung überleben ist für mich hilfreich, Gerd. Ich habe erst vor kurzem ein Diatomeen-Präparat betrachtet, das etliche Objekte enthielt, die ich als Pollen eingestuft hätte.
Viele Grüße,
Bob
Hallop,
@Winfried : jetzt läuft es.
Ich gebe zu, dass die Pollenhüllen Schwefelsäure überleben, habe ich nicht gewusst. Wieder etwas gelern. Aber 96% Schwefelsäure plus 60% Salpetersäure wundert mich doch.
Grüße und gute Nacht
Carsten
Hallo Carsten,
für die Pollenanalyse werden die Bodenproben mit Flußsäure (!) gereinigt. Das überstehen die Pollenskelette auch...
Grüße
Martin
@Martin
Dann muss ich wohl doch mal an das Veraschen denken. Wenn Pollen das auch überleben, dann ..., muss ich wohl etwas neues studieren....
Carsten
Zitat von: Carsten Wieczorrek in Januar 05, 2020, 21:15:41 NACHMITTAGS
Bekanntlich leben Kieselalgen ja nicht nur im Wasser, auch im Boden und an anderen feuchten Stellen kann man sie finden. Meine Idee war nun, in diesem Moosbewuchs nach "Luft"-Kieselalgen zu suchen. Also habe ich etwas von dem Zeugs eingepackt.
[ ... ]
Carsten
"Bekanntlich" leben
alle Kieselalgen im Wasser". Freilich genügen ihnen oftmals sehr kleine Mikro-Tröpfchen, z.B. im Sandlückensystem. Aber Wasser brauchen sie immer, so wie
alle Pflanzen. Wegen ihres geringen Volumens und ihres geringen Gewichts werden sie aber auch oft "vom Winde verweht", durch die Luft an einen anderen Ort getragen, z. B. auf einen trockenen Boden, doch ist zwischen den Bodenkrümchen meist genug Feuchtigkeit, um solchen Diatomeen-Spezialisten ausreichend Wasser zum Leben zu bieten. Merke: Keine Pflanze kann ohne Wasser leben. Es kommt - je nach Wetterlage - auch oft vor, daß kleine Organismen sich eine Feuchtigkeitshülle einfangen und auch durch Hinzukommen noch etwas wachsen können. Diese "Luftkeime" sind die Grundlage der Wolkenbildung, ein rein mechanischer Vorgang. Diatomeen, die dabei eine Rolle spielen, sind aber meist tot, ausgetrocknet, wie andere, winzige Stückchen pflanzlicher Herkunft.
KH
Zitat von: beamish in Januar 05, 2020, 23:40:26 NACHMITTAGS
Hallo Carsten,
für die Pollenanalyse werden die Bodenproben mit Flußsäure (!) gereinigt. Das überstehen die Pollenskelette auch...
Martin
http://www.klaus-henkel.de/pollen.pdf
Siehe aaO Kapitel 1.3
Pollengrüße
KH
Ich möchte nur kurz zu Bedenken geben, dass es sich bei dem mutmasslichen Pollen genauso gut, vieleicht sogar wahrscheinlicher, auch um eine Pteridophyten-Spore handeln könnte. Die haben auch alle den "Mercedesstern" (=Tetradenmarke) als Hinweis auf die Entstehung bei der Reifeteilung. Und chemisch sind Sporen- und Pollen außen beide aus dem selben Material, dem Sporopollenin. Sind ja auch homologe Bildungen.