Malaria Diagnostik in Afrika einst und jetzt....oder: "der Abschied vom Mikroskop"
Bild 1 zeigt einen schweren Fall von malaria tropica mit zerebraler Malaria ( Befall des Zentralnervensystems). Die Prognose ist in diesem Stadium generell sehr schlecht.
Bild 2 klassische Diagnostik: auf einem OT wird ein thick film ( "dicker Tropfen") und ein thin film ( Ausstrich) aufgebracht, der thick film bleibt unfixiert, der thin film wird mit Methanol fixiert, Färbung mit Giemsa, bei positivem Erregernachweis im thick film wird der thin film beurteilt.
Bild 3 mikrosk. Analyse
Bild 4 thick film ( "dicker Tropfen") 1000x
Gezählt werden im thick film die Anzahl von Parasiten ( es handelt sich dabei um Trophozoiten der Plasmodien in den durch Giemsa hämolysierten Erythrozyten) pro 200 Leukozyten. Berechnet wird dann #Parasiten x 8000/ 200 = Parasiten / µL
Die Fehlerquelle dabei ist für Ungeübte sehr groß, da Ausfällungen der Giemsa Lösung bei mangelnder Erfahrung ebenso für Trophozoiten gehalten werden können wie Thrombozyten.
Zur Zeit fehlen in Afrika weitestgehend erfahrene Labormediziner, die dicke Tropfen noch korrekt herstellen und beurteilen können, die Fehldiagnosen liegen dabei oft bei 90 %.
Grund ist die immer seltener durchgeführte Anwendung der Mikroskope bei deutlich sinkenden Malaria Fällen durch großflächige Verteilung von Moskito-Netzen über den Schlafplätzen und Verwendung von geschlossenen Wassergefäßen, wodurch das mikroskopische Fach-Wissen und die Erfahrung verloren geht.
Die Diagnostik wird heute daher meist nicht mehr mikroskopisch gestellt, sondern wie in
Bild 5: mittels Schnelltest auf Plasmodium falciparum, die Schelltests werden in kleinen Spitälern bereits von der nurse an der Rezeption durchgeführt.
Der Schnelltest hat den Nachteil, dass die Parasitenlast nicht angezeigt wird.
( ein anderer Nachteil ist die zunehmde Abhängigkeit von der Lieferbarkeit und Finanzierug der Schnelltests bei fehlender miroskopischer Diagnose-Fähigkeit der Labors)
Zur Erreger Quantifizierung und Differenzierung wird nach positivem Schnelltest doch noch der thin film ( Blutausstrich) angefertigt und mikroskopisch beurteilt, die Fehlerquote ist dabei deutlich geringer als beim thick film ( siehe nächster Teil)
PS in Deutschland gab es 2018 ca 900 Malaria Fälle bei Urlaubs-Rückkehrern, tödlicher Ausgang in Deutschland bei ca 3 %
Hallo Lutz,
interesanter Wandel in der Diagnostik. Wenn ich mir das Mikrobild anschaue, wäre bei mir die Fehlerquote 100%.
Könntest du noch ein Detailbid zeigen, bei dem man die Parasiten deutlich sieht?
Zitat von: Klaus Herrmann in Januar 23, 2020, 13:28:19 NACHMITTAGS
Könntest du noch ein Detailbid zeigen, bei dem man die Parasiten deutlich sieht?
der dicke Tropfen ist bereits 1000x vergrößert , bei 5 und 6 Uhr trophozoiten und eine Ringform, beim Rest sind viele Thrombos und leider viele Färbe-Artefakte ( z.B. durch nicht gefilterte Giemsa Lösung)
im Ausstrich sind die Trophozoiten wesentlich besser zu erkennen: s. Bild ( 100 er PlanNeo HF)
Zitat von: ammererlutz in Januar 23, 2020, 13:13:50 NACHMITTAGS
Der Schnelltest hat den Nachteil, dass die Parasitenlast nicht angezeigt wird.
Leider ist der RDT auch immer oefter falsch-negativ, weil die Parasitenpopulationen das fuer den Test notwendige PfHRP2-Gen verlieren. Der Blutausstrich wird der Diagnostik also erst einmal erhalten bleiben.
Die vielen Farbstoffaggregate von nicht-filtrierter Giemas-Loesung wuerden mir das Auszaehlen auch sehr erschweren. Gibt es keine gute Moeglichkeit der fertige Loesung unter den oertlichen Bedingungen zu filtrieren (z.B. mit Papierfiltern)? 0.4u Nitrocellulose-Filter sind ideal aber vermutlich fuer die Laborroutine zu teuer?
Beste Gruesse,
Jon
Danke Lutz,
aber ein klein wenig Erfahrung gehört wie immer dazu, die Diagnose zu erstellen.
Zitat von: JB in Januar 23, 2020, 14:14:59 NACHMITTAGS
Zitat von: ammererlutz in Januar 23, 2020, 13:13:50 NACHMITTAGS
Der Schnelltest hat den Nachteil, dass die Parasitenlast nicht angezeigt wird.
Leider ist der RDT auch immer oefter falsch-negativ, weil die Parasitenpopulationen das fuer den Test notwendige PfHRP2-Gen verlieren. Der Blutausstrich wird der Diagnostik also erst einmal erhalten bleiben.
Die vielen Farbstoffaggregate von nicht-filtrierter Giemas-Loesung wuerden mir das Auszaehlen auch sehr erschweren. Gibt es keine gute Moeglichkeit der fertige Loesung unter den oertlichen Bedingungen zu filtrieren (z.B. mit Papierfiltern)? 0.4u Nitrocellulose-Filter sind ideal aber vermutlich fuer die Laborroutine zu teuer?
Beste Gruesse,
Jon
Papierfilter gingen sicher, aber die Ausstattung ist schon sehr rudimentär (z B hier das Set für Gram Färbung), immerhin ist das das Labor eines mittelgroßen Krankenhauses! ( die Mikroskope von Olympus und Zeiss Primostar sind meist von US-Aid gespendet)