Hallo in die Runde,
hier ein Bild von Alanin (danke Michael für die Probe), eigentlich für das Auge nichts außergewöhnliches. Außergewöhnlich finde ich aber die fraktale Wiederholung der Struktur im Kleinen, die Bildbreite hier ist gerage mal ca. 100µ.
Weiterhin außergewöhnlich finde ich, die Kristallsäulen sind hohl, sie bestehen quasi aus einem Zylinder mit Deckel.
Zur Aufnahmetechnik: Der Elektronenstrahl ist polarisiert, deshalb die typischen Farben ................... ok, ok, ich bin einen Tag zu spät ;D
LG
Bernd
Super Bernd,
macht Freude, das anzuschauen!
Hast du auch noch eine Knisterfolie verwendet?
LG
Michael
Hallo Bernd,
ungemein extravagant, wie Du uns das Alanin hier präsentierst, gefällt mir sehr gut und gerne mehr davon.
Was veranlasst Dich zu der Aussage bzw. Beobachtung, die Kristallsäulen seien hohl?
Viele Grüße,
Heiko
Danke euch,
Zitat von: Heiko in April 03, 2020, 20:38:02 NACHMITTAGS
Was veranlasst Dich zu der Aussage bzw. Beobachtung, die Kristallsäulen seien hohl?
... ganz einfach, wenn der E-Strahl länger auf einen Kristall fokussiert wird, platzen die Wände auf.
Bei diesem Bild sind einige blauen Kristalle ohne Deckel (oben links 11 Uhr), da konnte ich von oben hineinschauen und bei den Kristallen mit der schwarzen Kante (eher rechts im Bild) sind die Wände durch den thermische Streß von eineander leicht getrennt.
Aber ohne den Effekt life gesehen zu haben und so das Ergebnis zu kennen, kann man diesen im Bild schwer erkennen.
LG
Bernd
Hallo Bernd,
Danke für Deine Antwort. Es handelt sich, wie Du schreibst, also um einen pathologischen Effekt.
An Kantenwachstum denkend, wäre ich mit einem Deckel nicht klargekommen.
Viele Grüße,
Heiko
Hallo Bernd,
kann es sein, dass da die Goldschicht auf der Oberfläche der besputterten Kristalle aufbricht, weil der Kristall sich erwärmt und ausdehnt, vielleicht sogar verdampft, so dass eine hohle Goldhülle übrig bleibt?
Beste Grüße
Gerd
Hallo Bernd,
vom Gefühl her teile ich Heikos Bedenken und schließe mich Gergs Vermutung an. Hohlformen gibt es im mineralogischen Bereich schon, aber es sind entweder Umhüllungspseudomorphosen oder skelettförmig gesprosste Kristalle. Beides scheint bei Deinen schönen Objekten nicht der Fall zu sein.
Herzliche Grüße,
Olaf
Hallo Heiko und Olaf,
was die Kristallchemie / Physik anbelangt, seid ihr definitiv die Experten hier! Zu mein Eindruck kam ich durch die Lifebeobachtung und aufgrund des visuellen Eindruckes, vieleicht hat Gerd mit seiner Annahme recht? Nur sind die Kristalle sicher nicht evaporiert, das hätte ich am Druckabfall sofort bemerkt (darauf reagiert ein FEREM sehr empfindlich, machmal mit dem Exitus der Kathode).
Bei diesem Bild kommt der (wohl fälschliche) Eindruck der Hohlheit der Kristalle etwas besser zum Vorschein.
LG
Bernd
Lieber Bernd,
da hast Du ganz zweifellos recht - diese Kristalle sind hohl! Es handelt sich um skelettartiges Wachstum infolge sehr schneller Kristallisation. Im Querschnitt sehen die dann wie sehr spitze Eistüten aus. Ein Deckel könnte sich tatsächlich in einer späteren Phase ruhigen Wachstums bilden, wie man es ja auch bei den sog. Fensterquarzen findet.
Herzliche Grüße, Olaf
Hallo in die Runde,
also doch nicht pathologisch in dem Sinne, dass die Aufnahmebedingungen ursächlich sind.
Lieber Olaf, von der Deckelung nach dem Skelett-Wachstum wusste ich (natürlich) nicht. Wie muss ich mir das vorstellen? Wächst die Zuckertüte dann umgekehrt, also ,,pyramidal", vielleicht recht flach, weil langsam, wieder zu? Das spräche dann ja aber für radikal veränderte Bedingungen im System.
Bernd, wie entstand Deine Probe, gab es da ,,Brüche" in den Kristallisationsbedingungen?
Viele Grüße,
Heiko
Hallo Heiko,
Zitat von: Heiko in April 05, 2020, 20:00:25 NACHMITTAGS
Bernd, wie entstand Deine Probe, gab es da ,,Brüche" in den Kristallisationsbedingungen?
Beim Auftropfen von einem Tropfen der alkoholischen, sehr verdünnten Lösung auf eine heiße Platte passiert alles in bruchteilen einer Sekunde. Was da so alles geschieht, liegt außerhalb meiner Wahrnehmungsfähigkeit.
LG
Bernd
Hallo Bernd,
danke für Deine Antwort. Das sind nun freilich sehr extreme Bedingungen, die zumindest das Kantenwachstum plausibel machen.
Viele Grüße,
Heiko
Lieber Bernd,
das nenne ich mal rigorose Kristallzucht!
Lieber Heiko,
Du hast natürlich recht - die Wachstumsbedingungen müssen sich ändern. das geschieht wohl manchmal periodisch, wie man an dem Querschnitt eines Magnetit-Kristalls unten sieht. Schnell sprossen die Kanten vor, dann wachsen in einer ruhigeren Phase die Flächen zu, worauf es wieder von vorne losgeht. Auch die berühmten Fensterquarze zeigen diese Erscheinung. Hinter den "Fenstern" sieht man häufig noch die Mutterlösung rumschwabbeln.
Herzliche Grüße,
Olaf
Lieber Olaf,
Zitat von: olaf.med in April 06, 2020, 23:35:23 NACHMITTAGS
das nenne ich mal rigorose Kristallzucht!
.... wenn ich schon
den Experten hier im Thema habe, dann komme ich nicht umher, folgende Frage zu stellen:
Hättest du evtl. ein Vorschlag welche Stoffgruppe von org. oder anorg. Laborchemikalien unter welchen Kristallisationsbedingungen ästhetische Kristallformen im µm Maßstab ergeben könnten?
Ich weiß, die Frage ist sehr einfach und die Antwort bestimmt alles andere als einfach ;)
LG
Bernd
Ja, lieber Olaf,
der Magnetit ist eindrucksvoll, das scheinen ja wenigstens vier Zyklen gewesen zu sein.
Und auf Mutterlaugen-Einschlüsse hattest Du mich bei meinen Kristallen ja auch schon hingewiesen.
Hallo Bernd,
darf ich als Küchenchemiker mir etwas wünschen? Falls ja, dann Kochsalz. Und egal ob turbo oder gediegen – mit Deiner tollen Aufnahmetechnik erhoffe ich mir kubische Variationen der erstaunlichen Art.
Viele Grüße,
Heiko
Lieber Bernd,
ich kann mich dem Vorschlag des Maitre de la Cuisine Heiko nur anschließen. Kochsalz könnte schöne Skelette zeigen. Ansonsten hilft nur rumprobieren. Ich glaube nicht, dass es bisher systematische Untersuchungen solchen Kristallisationsverhaltens gibt, obwohl so etwas ja auch in der Natur vorkommt, wenn nämlich glutflüssige Lava auf Meerasser trifft.
Bin sehr auf die Ergebnisse gespannt.
Herzliche Grüße,
Olaf