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Bibliothek => Mikro-Know-How => Technik => Thema gestartet von: Klaus Herrmann in April 04, 2020, 15:02:09 NACHMITTAGS

Titel: ein "schielender" Bitubus wird gerichtet
Beitrag von: Klaus Herrmann in April 04, 2020, 15:02:09 NACHMITTAGS
Wer kennt das nicht: irgendwas stimmt nicht; man bekommt schon Kopfschmerzen beim Mikroskopieren. Bis man merkt, dass das Bild links- rechts springt, wenn man die Augen abwechselnd zukneift. Wenn es nur geringfügig ist kann mans noch verschmerzen, aber wenn der Versatz deutlich ist dann muss man das korrigieren.

Diese Anleitung ist nur eine Prinzipdarstellung. Bei dem betroffenen Tritubus eines Ortholux war es viel schlimmer, aber das ist gerade bei einem Spezialisten, der den verharzten Trieb wieder flott macht.  Die Anleitung gilt nur für Tuben mit nicht verschobenen Prismen. Die Unschärfe liegt an der provisorischen Fotoadaption, das ist aber zur Demo nicht relevant.

Man nimmt 2 identische Fadenkreuzokulare und zur Festlegung eines Referenzpunktes verwendet man ein Objektmikrometer. Nun wird erst ein Tubus zentriert. Wenn man danach durch den anderen Tubus schaut sieht man den Versatz des Bildes. Die Einblickstutzen sind normalerweise mit 4 Schrauben auf dem Tubuskörper aufgeschraubt. Mit einem formschlüssigen Schraubenzieher werden die Schrauben an dem Stutzen mit dem Versatz so weit gelöst bis er beweglich wird. Wenn man Glück hat ist so viel Spiel, dass man den Stutzen zentrieren kann. Wenn der Versatz so groß ist wie in meinem Fall muss man den anderen Stutzen auch noch lösen und dann ist es etwas Gefummel bis beide zueinander zentriert sind. Bein Anziehen der Schrauben kann sich nochmal etwas verschieben, dann muss man wieder nachkorrigieren. Aber mit Geduld bekommt man links-rechts deckungsgleich. Schrauben gut anziehen und für die Zukunft die Regel beachten: beim Verändern des Augenabstandes Finger weg von den Einblickstutzen, die sind nur zum Kucken da nicht als Hebel zu benutzen!
Titel: Re: ein "schielender" Bitubus wird gerichtet
Beitrag von: Gerd Schmahl in April 04, 2020, 15:41:55 NACHMITTAGS
Hallo Klaus,
Zitat von: Klaus HerrmannWenn es nur geringfügig ist kann mans noch verschmerzen
Dann kann es aber auch richtig schmerzhaft werden: Wenn man die Augen ständig zwingt zu schielen, um den Fehler auszugleichen, kann das zu Kopfschmerzen führen.
Dass man seine Augen gerade vergewaltigt, merkt man nicht immer gleich. Mir ist es bei einem Feldstecher aufgefallen, und zwar nach dem ich längere Zeit hindurch geschaut hatte. Als ich den absetzte, bekam ich die beiden Bilder der Welt ohne optische Hilfsmitten nicht sofort wieder übereinander. "Geringfügig" ist natürlich relativ.
Falls die Prismen verschoben sind, sind die beiden Bilder oft nicht nur versetzt, sondern auch leicht verdreht. Das Grundprinzip einer Prismenjustage hatte ich hier schon mal am Beispiel eines MBS-10 Stereomikroskops (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=31343) gezeigt.
Beste Grüße
Gerd
Titel: Re: ein "schielender" Bitubus wird gerichtet
Beitrag von: Werner in April 05, 2020, 10:11:03 VORMITTAG
Ich hatte doch mal die Justage mit Laser beschrieben, finde das aber jetzt nicht.

Prinzip: Laser (mit Lochblende ca. 1mm) durch den Eingang leuchten lassen, definierten Augenabstand auf einer Pappe markieren und kontrollieren, ob die Strahlen auch dorthin leuchten. Nachjustieren, bis es auch in großem Abstand paßt.
Wenn man einen so justierten Bino hat, kann man weitere schnell testen, indem man die beiden Strahlen durch die Okularrohre schickt. Es muß dann wieder 1 Leuchtfleck rauskommen.
Auch zum Test von Ferngläsern geeignet, durch die Okulare leuchten lassen und schauen, ob die jetzt größeren Laserflecken ordentlich nebeneinanderliegen. Korrektur meist nur durch Verschieben der Porroprismen möglich.
Ein Gaslaser gibt ein saubereres Bild als ein Diodenlaser.

Gruß - Werner