Hallo,
mir ist ein Kursmikrokop ohne jeden Markenhinweis zugelaufen. Einzige Schriftzeichen sind Zahlen: "20" (geprägt) auf divesen Mikroskopteilen, die wohl nur die Zusammenghörigkeit kennzeichen und eine "3" auf dem Okular.
Es fehlt einiges:
-das Satzobjektiv besteht nur noch aus der Grundlinse. Wie viele fehlen, weiß ich nicht. Mit dem vorhandenen Okular erreicht es etwa 30fache Vergrößerung, aber mit sehr schön klarem Bild.
-unter dem Tisch fehlt die Blende, wobei ich mir nicht sicher bin, wie sie ausgebildet war (Blendenrad?)
Das Okular ist optisch noch sehr gut, aber äußerlich auch schon recht mitgenommen und ist ein ganz klein wenig dünner als üblich, so dass die Okulare von Zeiss oder Schieck nicht in den Tubus passen.
Es hat schon jemand ziemlich dran herumgeputzt. Die Farbe des Fußes scheint mir alles andere als original und ich glaube die waagerechten Teile (Tisch und Tubushalter) waren ursprünglich grün lakiert. Zumindest habe ich am Halter grüne Farbreste unter der Verschraubung gefunden. Auch der Originalkasten wurde schon von einem Vorbesitzer "aufgehübscht" und mit neuen Haken versehen.
Kennt jemand ein solches Gerät und kann Genaueres zur originalen Farbgebung sagen?
Stimmt meine zeitliche Einordnung?
Beste Grüße
Gerd
Hallo Gerd,
das Mikroskop ist m.E. ziemlich eindeutig von Schieck, Berlin. Ich habe ein identisches Gerät. Die waren normalerweise selbst nicht beschriftet, aber am Holzkasten, oben am schmalen Rand des Unterteiles, war meist eine Prägung angebracht mit Seriennummer.
Grün kenne ich die Tischplatte nicht. Die Blende unter dem Tisch war (zumindest bei meinem Exemplar) ein Messingstreifen mit nur einem Loch.
Ich denke dass das Mikroskop deutlich vor 1900 stammt, eher 1865-1880.
Hubert
Moin Gerd,
die Haken am Kasten dürften auch aus der Zeit stammen, von Reichert habe ich einen Kasten, der ebenfalls mit Schloss und Haken ausgestattet ist. Offenbar hat man damals schon den kleinen Schatullenschlössern nicht getraut und zusätzlich die Haken angebracht, wenn klar war, daß das Mikroskop oft herumgetragen wird.
Hallo Gerd,
hier noch zum Vergleich die Blendenkonstruktion meines Mikroskopes. Die Objektive waren je nach Stärke mit einer Zahl bezeichnet (bei mir 0 und 3), wie auch die Okulare. Deines scheint aber vom Objektiv und Kastenaufbau her moderner zu sein.
Hubert
Hallo Hubert,
das Stativ sieht wirklich sehr ähnlich aus. Danke für die Fotos! Kannst Du mal noch ein Übersichtsbild vom ganzen Mikroskop zeigen. Die Blende kommt sicher hin, denn die Schrauben sind ja an gleicher Stelle und der Feintrieb ist ja auch der gleiche, aber das Objektiv sieht doch sehr anders aus, eher wie bei meinem Trichinenmikroskop von Schieck (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=32300).
Mein Kasten ist ziemlich "zurechtgemacht" und ich bin überhaupt nicht sicher, ob er überhaupt wirklich zum Mikroskop gehört. Auch da würde ich mich über ein Foto von Deinem Kasten freuen.
Sind denn Deine Okulare auch kleiner als 23,2mm?
ZitatIch denke dass das Mikroskop deutlich vor 1900 stammt, eher 1865-1880.
Worauf gründest Du diese Annahme? Hast Du eine Datierung für Dein Gerät?
Hallo Hugo,
ich habe noch zwei weitere Kästen, die auch diese zusätzlichen Haken haben, die sehen aber wirklich älter aus. Solche Haken, wie sie an dieser Kiste verbaut sind, gibts heute noch im Baumarkt. Das Schloss ist auch sehr grob passend gemacht und angeschraubt. Soetwas hat damals keiner seinem Kunden zugemutet.
Beste Grüße
Gerd
Hallo Gerd,
hier noch ein paar Fotos. Dein Objektiv kommt mir etwas nachgerüstet vor, die Nickelbeschichtung passt nicht ganz zum Mikroskop. Schieck hat schon in den 1850er Jahren ein ähnliches Modell mit gleichartiker Fokussiermechanik gebaut, nur anfangs mit Messingfuß. Der Eisenfuß spricht für ein Modell aus der späteren Produktionszeit, vielleicht 1880, ich kann das aber nur vermuten. Schiek stellte, glaube ich jedenfalls, Ende des 19.Jh. auf Trichinen- und Reisemikroskope mit einem moderneren Design um.
Die Okulare haben das klassische Maß von 23.2 mm.
Hubert
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Hallo Hubert,
Zitat von: LupusDein Objektiv kommt mir etwas nachgerüstet vor,
Ja, mir auch. Das Gewinde, mit dem es in den Tubus geschraubt wird, passt gerade so, dass es nicht herausfällt und das passt gar nicht zur ansonsten sehr hohen Präzision, mit der alle Teile zusammengefügt sind. Das Okular passt wirklich saugend in den Tubus, so wie es sein muss. Die Farbe der Zaponierung am Objektiv passt auch nicht wirklich zum Rest. Auch die Kiste ist weit weniger aufwendig gestaltet, ohne den schönen Innenausbau wie bei Deinem und wie bei meinem Trichinenmikroskop.
Danke jedenfalls für die Bilder, die bei der Einordnung des Statives sehr geholfen haben.
Beste Grüße
Gerd
Hallo Gerd,
noch eine Ergänzung zur Zeiteinstufung:
Auf der informativen Internetseite von Timo Mappes sind mehrere Schieck-Mikroskope beschrieben mit Jahreszahl und Fertigungsnummer (Schiek hat wie z.B. Leitz durchgehend nummeriert).
http://www.museum-optischer-instrumente.de/mikro1.html (http://www.museum-optischer-instrumente.de/mikro1.html)
Nach der Seriennummer meines Mikroskopes müsste es nach Interpolation um 1873-1875 gefertigt worden sein. Die einzelnen Modelle wurden sicherlich mindestens 10 Jahre oder länger gefertigt, aber Deines müsste zumindest in einem ähnlichen Zeitraum entstanden sein. Das Mikroskop dürfte eine abgespeckte billige Ausführung gewesen sein verglichen mit den Mikroskopen von Timo Mappes.
Hubert
Hallo Hubert,
nach dem ich wußte, das das ein Schieck ist, habe ich auch gleich solch ein Mikroskop mit dem "Klapptisch" auf Timos Seite gefunden, aber vorher, beim einfach so durchblättern, war mir kein solches Gerät aufgefallen. Schade, dass ich keine Gerätenummer habe,außer die "20" auf fast allen Teilen, die wohl eher Passnummern von aufeinander angepassten Bauteilen sein dürften. Nummer "20" wäre ja sonst hornalt. Andererseits: der kleine Okular- und Tubusdurchmesser sprechen ja irgendwie schon für ein Gerät vor der Standatisierung.
Danke nochmals für Deine Hilfe!
Gerd