Hallo miteinander,
ich experimentiere gerade mit gedruckten Mikroaquarien zur Betrachtung mit dem Durchlicht-Mikroskop. Das Grundprinzip ist, dass Tümpel-Tropfen von zwei Deckgläsern oben und unten eingefasst werden.
Um den Mikrokosmos etwas am Leben zu halten, benötige ich eine gewisse Schichtstärke des Tropfens. Wenn ich es richtig verstehe, sind die stärkeren Objektive so gerechnet, dass sie unmittelbar hinter dem Deckglas das Objekt "erwarten". Das taucht in der Praxis natürlich gern mal ab, insbesondere wenn der Tropfen 0,5 oder 1,0 mm tief ist. Mein 40er Objektiv ist da schon nicht mehr zu gebrauchen. Ich nähere mich daher dem Kompromiss zwischen größtmöglicher Vergrößerung und ausreichend Lebensraum durch Trial and Error. Dabei tauchen aber Fragen auf, die hier vielleicht schon jemand beantworten kann:
- Benötigt man aus optischen Gründen unbedingt ein Objektträger-Glas? Vermutlich nicht?
- Entspricht die ideale Objekt-Position (Tiefe) unter dem Deckglas ungefähr dem Objektiv-Abstand vor dem Glas? Kann ich ausrechnen, wie weit die Tiefenschärfe bei geschlossener Blende geht? Dann hätte ich einen Annäherungswert, wie tief das Wasser sein darf.
- Wie dick muss die Wasserschicht mindestens sein, um längerfristig Einzeller am Leben zu halten?
Ich hoffe, ich konnte mein Anliegen verständlich formulieren, sonst bitte ich um Nachsicht. Das Konzept der Mikroaquarien mit Hohlschliff-Objektträgern kenne ich auch, nur leider sind die scheinbar schwer zu bekommen bzw. recht teuer.
Danke und viele Grüße
Björn
Hallo Björn,
meiner Meinung nach, kannst Du das (fast) alles vergessen mit einem Inversen Mikroskop.
Herzliche Grüße
Herbert
Hallo Björn,
vor fast 50 Jahren habe ich mal das schlüpfen einer Zebrabarbe unter dem Mikroskop beobachtet.
Dazu hatte ich mir eine Zebrabarben Zucht aufgebaut und die Fische so koordiniert, das sie etwa um 18 Uhr die Eier ablegen. Eier hatte ich genügen zu Verfügung. Als Mikroskop hatte ich ein damals neu gekauftes Meopta zur Verfügung. Deckgläser mit einer eingeschliffen Vertiefung dienten als Mini Aquarium. Wasser hatte ich in einer Spritzflasche. Die Beleuchtung war damals das große Problem, weil LED, oder Halogen gab es noch nicht. Deshalb habe ich mit einem Spiegel geleuchtet um die Verdunstung möglichst gering zu halten.
Es war wirklich toll die Zellteilungen zu beobachten und nach 48 Stunden den kleinen Fisch zu sehen. Mir taten danach die Augen sehr weh, aber es war ein unvergessliches Erlebnis.
Der Aufwand war sehr gering.
Hallo Björn!
Das Deckglas ist wichtig, weil ein aufgebrachter Wassertropfen eine gewölbte und damit undefinierte Oberfläche hat. Außerdem tauchst Du ohne Deckglas dauernd ein und dann ist alles durch Adhäsion weggeströmt.
0,5 - 1mm sind VIEL zu dick, die Viecher schwimmen dann zu 98% außerhalb des Fokus. Die meisten wirst Du sowieso abgesetzt auf dem Objektträger finden, und da mußt Du mit der Optik auch hinkommen.
Klebe zwei Deckglasstteifen als Abstandhalter (0,17 mm) mit Vaseline auf den Objektträger, tropfe das Waser dazwischen und lege ein Deckglas auf. Die frei gebliebenen Seiten dienen dem Luftaustausch. Laut Murphy versammeln sich die Viecher aber alle außerhalb des Aquariums...
Andere Abstände kann man mit Kupferlackdraht (gibts ab 0,05mm in Relais) oder Glasfasern oder Plastikfolie darstellen.
Gruß - Werner
P.S.: Laß Druckexperimente weg, die bringen nichts und ein Deckglas platzt zu leicht.
Hallo Lungu, ich neige mein Haupt und bin tief beeindruckt.
Hallo Werner, danke für den Tipp mit den Deckgläsern. Momentan habe ich zwar viele Organismen, die sich schon tagelang wohlfühlen, nur sehe ich sie kaum. Die Schichtdicke muss also runter, da bin ich ja viel viel zu dick.
Hallo Björn,
vielleicht hilft dir das weiter: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=33985.msg248826#msg248826
Ich habe es selbst ausprobiert - funktioniert einfach und wirklich gut!
Freundliche Grüße
Peter
Guten Abend
Es gibt auch Objektive für dieses Aufgabengebiet unmittelbar in das Wasser gesenkt, ohne Deckglas.
Von Olympus für die Endlich- und Unendlichserie, das gibt es sicher von anderen Herstellern auch. Z.B.: WI Plan ...
Weiters gibt es Objektive mit Deckglaskorrektur von 0 bis 2mm für die Anpassung an unterschiedlich dickes Glas zwischen Objektiv und zu fotografierenden Objekt
Liebe Grüße
Gerhard
Zitat von: Peter Reil in April 28, 2020, 22:17:54 NACHMITTAGS
Hallo Björn,
vielleicht hilft dir das weiter: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=33985.msg248826#msg248826
Von da hab ich die Idee geklaut ;)
Zitat von: Tümpel-Björn in April 28, 2020, 21:07:34 NACHMITTAGS
- Benötigt man aus optischen Gründen unbedingt ein Objektträger-Glas? Vermutlich nicht?
- Entspricht die ideale Objekt-Position (Tiefe) unter dem Deckglas ungefähr dem Objektiv-Abstand vor dem Glas? Kann ich ausrechnen, wie weit die Tiefenschärfe bei geschlossener Blende geht? Dann hätte ich einen Annäherungswert, wie tief das Wasser sein darf.
Hallo Björn,
Die
ideale Objekt-Position (Tiefe) ist in der Regel DIREKT UNTER dem Deckglas, wenn ein Deckglas der Dicke 0.17 mm verwendet wird.
Trotz intensiver Suche habe ich keine Tabelle gefunden, in der die
tolerierbare Wassertiefe gelistet ist.
Die hohe Schichtdicke (Wassertiefe) verursacht sphaerische Aberration, was die Objekte "vernebelt" erscheinen laesst - sie lassen sich nicht mehr scharf einstellen. Optisch ist das nur von der numerischen Apertur (NA) des Objektivs abhaengig. Wenn Sie uns sagen welche Objektive Sie haben kann man eine Abschaetzung machen.
Zur Schaetzung: Optisch verhaelt sich die hohe Schichtdicke wie ein zu dickes Deckglas. Die Toleranz der Deckglasdicke in Abhaengigkeit von der NA fuer Trockenobjektive ist hier gezeigt, Fig. 5: https://janrik.net/MiscSubj/2016/ToleranceOfObjectives_20161011/ToleranceOfObjectives.png Glas hat einen hoeheren Brechungsindex als Wasser, die Toleranz fuer hohe Schichtdicke ist also noch etwas hoeher als die Werte, die man im Diagram ablesen kann. Nehmen wir mal die Werte aus Gerade "C"
Ein paar Beispiele unter der Annahme, dass Sie (a) Trockenobjektive benutzen und (b) durch ein korrektes Deckglas mikroskopieren (0.17 mm):
A) Objektiv 10/0.30: sollte Schichtdicke bis 1 mm (1000 um) tolerieren
B) Objektiv 20/0.40: bis 300 um
C) Objektiv 25/0.50: bis 125 um
D) Objektiv 40/0.65: nur bis 50 um
Sie sehen also, bei 0.5 mm Schichtdicke ist mit einen Objektiv mit einer NA von 0.4 schon die Grenze ueberschritten. An meinem Mikroskop mit etwa 150 um tiefen Mikroaquarien ist die hoechste NA mit der ich arbeite ein Objektiv 25/0.55.
Es gibt Strategien die Abbildungsleistungen zu verbessern. Geordnet nach steigenden Kosten:
- Verringerung der Schichtdicke (die
optisch beste und finanziell billigste Loesung!!)
- Lomo Wasserimmersionsobjektiv Achromat 40/0,75, Verwendung mit Deckglas, Arbeitsabstand 1.80 mm und kann damit entsprechend tief abbilden (wegen der kurzen Abgleichlaenge ist oft ein Adapter am Objektivrevolver erforderlich
- Objektive fuer dicke Glasboeden: es gibt von einigen Herstellern Objektive fuer die Mikroskopie durch Objekttraeger hindurch (1 mm, 1.2 mm oder 1.5 mm), die sind dann in Kombination mit Deckglaeschen (0.17 mm) entsprechend geeignet fuer Schichtdicken von ueber 1 mm; die Abbildungsleistung und NA dieser Objektive ist nicht besonders gut
- Oelimmersionsobjektive mit ausreichendem Arbeitsabstand (z.B. Zeiss Achromat 40/0,85 Oel 160/0,17, freier Arbeitsabstand 0.35 mm) - Oelimmersionsobjektive mit mittlerer NA kommen mit hoher Schichtdicke gut zurecht (allerdings sind 0.5 mm auch da zu viel)
- Trockenobjektive fuer Inversmikroskope mit Korrekturring (z.B. 0-2 mm) - teuer
- Wasserimmersionsobjektive, abgesehen vom Lomo 40/0,75 - richtig teuer
Beste Gruesse,
Jon
Hallo Jon, vielen lieben Dank für diese Ausführung und die Mühe, genau danach habe ich gesucht. ;D
Jetzt kann ich das Projekt etwas systematischer angehen.
Viele Grüße, Björn
Hallo Björn,
zum Beobachten ist sicherlich der vorgesehene Aufbau aus Objektträger, dünner Wasserschicht und Deckglas optimal. Möglicherweise kannst Du aber daneben Raum für ein größeres Wasservolumen schaffen, das dann den Lebewesen bessere Überlebensmöglichkeiten schafft. Mit dem 3D-Drucker hast Du ja viel mehr Gestaltungsfreiräume. Du könntest das vielleicht als Aufsatz auf einen Objektträger gestelten. Unten de Objektträger, links und rechts außerhalb des Schenkbereichs der Objektive Wasservolumen, in der Mitte ein Deckglas, alles mit Vaseline zusammengeklebt.
Viele Grüße,
Bob
Hallo Björn,
ich habe schon eine Menge in Richtung Mikroaquarien ausprobiert - ich glaube nicht, dass Du den Kompromiss zwischen Wassermenge (=Lebensdauer) und Schichtdicke (=Beobachtungsqualität) besser als mit einem Mikroaquarium auf Basis eines Objektträgers mit Hohlschliff hinkriegst (ein inverses Mikroskop habe ich nicht getestet).
Zitat von: Tümpel-Björn in April 28, 2020, 21:07:34 NACHMITTAGS
Das Konzept der Mikroaquarien mit Hohlschliff-Objektträgern kenne ich auch, nur leider sind die scheinbar schwer zu bekommen bzw. recht teuer.
Objektträger bekommst Du z.B. hier: https://www.astroshop.de/objekttraeger-deckglaeser/omegon-objekttraeger-mit-vertiefung-50-stueck/p,47437 (https://www.astroshop.de/objekttraeger-deckglaeser/omegon-objekttraeger-mit-vertiefung-50-stueck/p,47437). Wenn Du noch große Deckgläser nimmst (z.B. 60mm) hast Du eine Menge Beobachtungsraum mit geringer Schichtdicke.
Viele Grüße und gutes Gelingen
Michael
Hallo Michael, danke für den Tipp, die sind wirklich deutlich günstiger als alles, was ich bisher gefunden habe.
Was das Aquarien-Konzept betrifft: Zwei Wassertiefen im gleichen Objekt sind vermutlich wirklich die beste Lösung. Tiefe fürs Biotop und Flachwasser zum beobachten.
Hallo,
ich habe Objektträger mit 2 Vertiefungen. Damit kann man sich ein Objektträgerauarium mit zwei Tiefssebecken und einem Scheflmeer dazwischen bauen. 50mm breites Deckglas ist Voraussetzung. An den Seiten bleibt ein wenig Vertiefung unbedeckt, was man zum Wasserwechsel nutzen kann. Man kann aber auch mit etwas mehr Vaseline abdichten, dann spart man sich die Feuchte Kammer für die Aufbewahrung. Ob die interessanten SAchen dann tatsächlich im Schelfmeer schwimmen oder doch lieber im Ozean, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Wenn der Sauerstoff knapp wird sind die Sauerstoffbedürftigen auf jeden Fall an den beiden offenen Seiten zu finden, es sei denn man sorgt an der Seite des Schelfes für eine Sauerstoffversorgung.
Beste Grüße
Gerd
@Gerd: Das ist eine pfiffige Lösung!
Ich habe nie danach gesucht, aber solche Objektträger sind bestimmt eher selten - hat jemand eine Bezugsquelle?
Die Arbeit mit einem Hohlschliff-Objektträger direkt über dem Hohlschliff hat den Nachteil, dass man über einer Wasserlinse in einer grob geschliffenen Glaslinse arbeitet, was der Bildqualität nicht gut tut.
Wie so oft, die einfachste Lösung taugt meist nichts!
Viele Grüße,
Bob
Hallo zusammen,
meine Tochter hatte damals in der Schule dieses Teil verwendet (Biologie-Bedarf Thorns). Ging ganz gut, auch die Fotos waren brauchbar.
Man sollte nur aufpassen die "Türme" nicht abzurasieren...
Viele Grüße
Sven
Ich würds nicht glauben, wenn ichs nicht sähe. Wow!
Hallo Sven,
die Durchfluss-Objekträger (https://www.biologie-bedarf.de/products/381411/) habe ich auch schon interssiert beäugt. Bekommt man die wieder sauber nach längerem Gebrauch oder sind das 29,-€ teure Einmal-Objektträger? Schließlich will man damit ja Langzeitbeobachtungen machen. Da setzt sich ja auch was fest.
Beste Grüße
Gerd
Hallo Gerd,
doch, sauber bekommt man das, nur nicht tagelang herumstehen lassen. Wir spülen zum Schluss immer mit dest. Wasser. Dann sieh es wie neu aus und keine/-r traut es sich zu benutzen...
Ansonsten was so im Haushalt verfügbar ist: DanKlorix, para-Amidosulfonsäure (für die Espresso-Maschine),Tabs für die Spülmaschine, ggf. im Ultraschallbad. Haben wir nie gebraucht, allerdings auch keine Langzeitbeobachtungen durchgeführt. Bisher haben wir das Teil auch nur einmal geordert.
Viele Grüße
Sven
Hallo Sven,
Zitatallerdings auch keine Langzeitbeobachtungen durchgeführt
Ist das nicht ein wenig so, wie ein Tourenrad im Keller stehen haben, aber keine Radtouren fahren? Wozu sonst brauche ich ein Mikroaquarium, wenn nicht für längere Beobachtungen???
Die Vaseline-Präparate halten schon ohne Hohlschliff bis zu 14 Tage, die mit noch länger.
Beste Grüße
Gerd