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Bibliothek => Mikro-Know-How => Technik => Thema gestartet von: reblaus in November 15, 2009, 13:29:52 NACHMITTAGS

Titel: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: reblaus in November 15, 2009, 13:29:52 NACHMITTAGS
Hallo -

der Feintriebe meines Phomi = ZEISS-Universal gibt beim Spielen mit der Schärfe leise Knarrgeräusche von sich. Ich fürchte Trockenlaufen von Gleitflächen und möchte schmieren.
Hat jemand Hinweise zum Aufbau dieses Feintriebs und Tips? - ich möchte möglichst wenig demontieren, aber für den Notfall bringe ich eine gewisse mechanische Begabung mit.

Gruß
Rolf
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Nomarski in November 15, 2009, 13:55:42 NACHMITTAGS
Moin,

deutet auf eingetrocknetes Fett an den Reibscheiben hin, die das Achsialspiel der Feintriebachse abfangen.
So könnte man als erstes die Feintriebknöpfe abbauen und dort an den Reibscheiben nachfetten.
Es könnte aber auch von der Spindelmutter kommen, die auf der Feintriebachse hin- und herwandert und dabei für die Endanschläge sorgt. Könnte auch aus dem Hebegetriebe kommen. Bei mir hatte mal die Druckfeder an der Hülseninnenwand solche Geräusche gemacht, weil diese wohl etwas rau war. Nach der Glättung war Ruhe.
Um dort ranzukommen, muß der Getriebekasten abgeschraubt werden. Wenn man schon soweit ist, kann man gleich alles neu fetten. :D
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Klaus Henkel in November 15, 2009, 14:20:20 NACHMITTAGS
Seien Sie sehr (!) vorsichtig, wenn Sie an den Trieben herumschrauben, auch beim Tischtrieb. Beim Phomi und niversal kann es nur allzuleicht passieren, daß beim trennen von zwei Gegenständen plötzlich eine Spiral- oder sonstige Feder durchs Zimmer fliegt - auf Nimmerwiedersehen.
KH
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Nomarski in November 15, 2009, 14:28:19 NACHMITTAGS
Da ist nur eine Druckfeder drin. Sie drückt das Spiel zwischen den Zahnflanken weg. ;D
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: reblaus in November 15, 2009, 14:35:04 NACHMITTAGS
Danke für die Tips!

- Habe schon einschlägige Erfahrungen, nachdem ich den Revolverkondensor, dessen Irisblende und den Kondensortrieb demontieren musste.
Ich würde erst mal mit der Feintriebachse beginnen: Wie kriege ich die Knöpfe mit der Skala los? Ich habe schon eine Zeitlang gegenläufig gedreht und dadurch den Drehwiderstand etwas gelockert, aber weiter scheints nicht zu gehen. Die Achse kann ich jetzt gegen Federdruck achsial einen mm bewegen, weiß aber nicht, ob das schon im "Urzustand" möglich gewesen wäre.

Gruß und Dank
RB
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Jürgen Boschert in November 15, 2009, 14:41:23 NACHMITTAGS
Hallo,

möchte auch etwas zur Vorsicht raten. Bei meinem Phomi hatte (habe) ich auch so ein Geräusch. Habe dann das Instrument zum Richten nach Göttingen geschickt. Die haben alles neu gefettet, alles lief danach problemlos auf jeden Fall besser als vorher - und - das Geräusch war noch immer da und ist es bis heute.

Das entscheidende ist doch, dass der Feintrieb leicht und ohne Spiel funktioniert.

Gruß !

JB
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Nomarski in November 15, 2009, 14:46:52 NACHMITTAGS
Bevor man die Feintriebknöpfe abschrauben kann, müssen erst die Madenschrauben gelöst (am besten herausgedreht) werden, sie sitzen im Bereich der Riffelung. Sind keine sichtbar, dann ist der Feintriebknopf zweiteilig. Es muß dann erst die Kappe mit der Riffelung abgehebelt werden, bevor die Madenschraube zugänglich wird. Auf einer Seite (links) ist diese Kappe meistens aufgeschraubt.
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Nomarski in November 15, 2009, 15:24:29 NACHMITTAGS
Hier zwei Bilder von der späteren Version:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/23269_36518048.jpg)
Auf der linken Seite läßt sich der Feintriebknopf nach Lösen der Madenschraube abdrehen, so daß eine "Kernschraube" zum Vorschein kommt, welche sich nach dem Lösen einer weiteren Madenschraube abdrehen läßt. Um das Achsialspiel einzustellen wird dieser Feintriebknopf nur soweit aufgeschraubt, bis die gewünschte Gängigkeit da ist und danach die Madenschraube angezogen, welche eine Druckbelastung auf die Kernschraube bewirkt.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/23269_32699461.jpg)
Auf der rechten Seite ist der Feintriebknopf nach Lösen dieser Madenschraube abzudrehen.
Da die Knöpfe oft sehr festsitzen, braucht man zum Lösen für die Feintriebachse ein geeignetes Spannwerkzeug.
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: reblaus in November 15, 2009, 16:32:32 NACHMITTAGS
Toll -
wollte gerade meine Fotos einbauen - ist jetzt überflüssig.
Also - es ist alles identisch, bis auf die verflixten Madenschrauben. Die sind bei mit weder rechts noch links vorhanden und es ist mir bislang auch nicht gelungen eine Kappe oder den ganzen Knopf abzuziehen, obwohl ich mir das nicht anders vorstellen kann. Der Knopf muss irgendwie aufgesteckt und eingerastet sein, wahrscheinlich braucht man eine Abziehvorrichtung. Ist es die Kerbe zwischen Skalenscheibe und Riffelknopf?
Gruß
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Nomarski in November 15, 2009, 16:42:56 NACHMITTAGS
Wenn auf der Riffelung keine Madenschraube vorzufinden ist, ist es die wohl ältere "Kappenversion".
Die Trennfuge ist zwischen Riffelung und Skala. Die Kappe ist quasi aufgerastet. Wenn man auf einer Seite gegenhält, dreht und dabei zieht müßte sie losgehen.
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: reblaus in November 16, 2009, 00:04:21 VORMITTAG
Heureka -

mit Gewalt die Kappen abgezogen und die Konstruktion bewundert. Welcher Aufwand, nur um die Madenschrauben zu verdecken! Links ist davon nur eine mit Bohrung in der Achse, rechts sind zwei (ohne Bohrung) vorhanden. Die Gängigkeit wird nach Lockern der rechten Madenschrauben durch achsiales Zusammendrücken der Knöpfe gegen eine ringförmige Bronzeblattfeder (unter rechtem Knopf) nach Gefühl und Festziehen der Madenschrauben bestimmt. Eine Gewinde für einen Knopf um zu Dosieren ist nicht vorhanden. Da hat man wohl beim Nachfolgemodell die bei den Knöpfen eingesparten Kosten in ein Gewinde investiert.

Da außer dem leisen Knarren alles sehr sanft und geschmeidig läuft, habe ich zunächst auf weiteres Zerlegen verzichtet. Nomarskis Hinweis mit dem Knarren der Druckfeder kommt mir vom Sound her am wahrscheinlichsten vor, die Erfahrung von JB mit dem Service sagt mir auch, dass ich wohl beruhigt damit leben kann.

Gruß und Dank an alle Mitwirkenden!
Rolf
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Nomarski in November 16, 2009, 17:48:59 NACHMITTAGS
Um dahinterzukommen, wo das Knarren nun herkommt, müßte der Service den Triebkasten mehrfach zerlegen. Für die dabei entstehenden Kosten (Stundensätze) kann sich JB ein nagelneues Axiophot kaufen. ;D
Wichtiger dagegen ist, daß die Führung vom Feintrieb leichtgängig ist und keinesfalls klemmt, da sonst das Ritzel im Hebegetriebe Schaden nehmen könnte. Das Hebegetriebe hat übrigens gewisse Ähnlichkeit mit einem Uhrwerk. Ich nehme an, daß Herr Henkel deswegen vor dem Wegfliegen irgendwelcher Spiralfedern gewarnt hat. Diese sind dort jedenfalls nicht verbaut, sondern lediglich eine Druckfeder, die unter nicht all zu hoher Vorspannung steht.
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Jürgen Boschert in November 16, 2009, 17:55:38 NACHMITTAGS
Hallo,

ich hatte damals explizit auch angegeben, dass das Mikrometer-Uhrwerk ausgetauscht werden darf; das ist ein vormontiertes Teil, das unten in den
Triebkasten eingesetzt ist und - überraschenderweise - vergleichsweise wenig gekostet hätte ( so um die 150.- € ). Stattdessen haben die tatsächlich einfach alles auseinandergenommen ( natürlich nicht das Uhrwerk in seine Einzelteile zerlegt ), gereinigt und neu eingefettet. Ich habe nicht behauptet, dass das billig war; ich habe dafür um die 350.- Euronen ( ohne Verpackung und Versand  ! ) gelöhnt, aber es war mir einfach zu heiß das selbst zu machen.

Gruß !

JB
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Nomarski in November 16, 2009, 18:06:19 NACHMITTAGS
Hallo,

das Mikrometer-Uhrwerk ist relativ einfach aufgebaut, es besteht aus wenigen Zahnrädern. Ein Weckerwerk ist wesentlich komplizierter aufgebaut. Zum Glück sind diese Getriebe beim GFL, WL, Universal und Phomi gleich. ;)
Nur zu den alten Zeiss-Winkel-Stativen hat es kleine Unterschiede gegeben.
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: reblaus in November 16, 2009, 18:13:37 NACHMITTAGS
Mon dieu !

- ein Zahnradgetriebe! Und ich habe in meiner Naivität gedacht, da wird per Spindel auf der Feintriebachse ein flacher Keil unter eine Rolle geschoben (oder so ähnlich).

Danke für die Aufklärung, ich habe das Gefühl, dass ich mit diesem historischen Apparat noch öfter Forumsmitglieder nerven muss!

Gruß
Rolf
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Nomarski in November 16, 2009, 18:25:20 NACHMITTAGS
ZitatDanke für die Aufklärung, ich habe das Gefühl, dass ich mit diesem historischen Apparat noch öfter Forumsmitglieder nerven muss!

...oder eben abwarten, bis nach den Episoden Revolver-Reinigung und Kondensortrieb-Reparatur irgendwann mal die Generalüberholung des Getriebekastens folgt... ;D
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Jürgen Boschert in November 16, 2009, 18:31:42 NACHMITTAGS
Hallo,

aber bei der Technologie habe ich das Gefühl, dass es - zumindest so das Gerät in den Händen eines "liebenden" Amateurs ist - ein Menschenleben oder mehr braucht, bis die Zeit des totale Chrashes gekommen ist ... vorausgesetzt, man werkelt nicht zu sehr daran herum  ;) :D.

Gruß !

JB
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Nomarski in November 16, 2009, 18:50:16 NACHMITTAGS
Werkeln hin - Werkeln her.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/23358_18777961.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/23358_39701898.jpg)

Wenn die Zähne von Ritzel abgebrochen sind, ist jedenfalls erstmal Ende im Gelände.
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: reblaus in November 18, 2009, 02:38:46 VORMITTAG
@Nomarski: Danke für die (für mich) virtuelle Demontage! So ähnlich habe ich es mir bei Zeiss vorgestellt - wenn man die Feinmechaniker halt mal loslässt.

@JB: Die Technik wird mich zweifellos überleben - mein Verhältnis des "liebenden Amateurs" ist allerdings doch recht ambivalent.

Wie an anderer Stelle schon mal angemerkt: Die Problemlösungen bei ZEISS vor 50 Jahren erinnern mich immer an das Programmieren von Computersoftware. Beim Modernisieren alter Programme kann man um schwer verständliche  Probleme "herumprogrammieren"; der Nutzer merkt normalerweise nichts bis ( wie in der biologischen Evolution) Katastrophen eintreten.

Trotzdem gebe ich offen zu, dass mich das sanft-geschmeidige (Wilhelm Busch) Drehen eines alten, schweren Metall-Fotoobjektivs weit mehr anmacht als das Drehen an einer modernen (sagen wir mal C*****) Plastikbüchse. Obwohl letztere ja die weit bessere Bilder liefert.


Gruß
Rolf
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Nomarski in November 23, 2009, 20:14:26 NACHMITTAGS
Hallo Herr Reblaus,

ZitatDanke für die (für mich) virtuelle Demontage!

Weiter demontieren brauche ich ja nicht, das machen schon die Ebay-Verkäufer. ;D

http://cgi.ebay.de/Triebblock-fuer-Mikroskop-von-Zeiss_W0QQitemZ250531044577QQcmdZViewItemQQptZDE_Computer_Elektronik_Foto_Camcorder_Optik?hash=item3a54d05ce1

Die knarrende Feder sitzt in der Hülse, die man auf dem zweiten Foto sehen kann und schabt mit den Windungen an der Innenwand.
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Klaus Herrmann in November 23, 2009, 20:28:46 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

das ist aber der komplette Triebkasten fürs WL/Universal, das könnte auch meine Oma. 6 Schrauben- fertig!

Da benötigt man Deine Fähigkeiten nicht! ;)
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Jürgen Boschert in November 23, 2009, 20:35:26 NACHMITTAGS
Hallo Klaus,

Oma kann´s zwar abschrauben, aber gut zentriert bekommt sie das nie und nimmer dran; dazu braucht sie Zentrierhilfen. ;)

Gruß !

JB
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Nomarski in November 23, 2009, 20:43:06 NACHMITTAGS
Hallo Klaus,

Zitatdas ist aber der komplette Triebkasten fürs WL/Universal, das könnte auch meine Oma. 6 Schrauben- fertig!

Da benötigt man Deine Fähigkeiten nicht!

Kein Wunder, daß deine Bilder zur einen Seite immer so unscharf sind. ;)

Außerdem sind es 10 Schrauben. Der Fuß muß nämlich auch noch abgeschraubt werden! :P
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Klaus Herrmann in November 23, 2009, 21:05:43 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

Meine Bilder werden immer mit so einem schäbigen Axioplan gemacht und da hatte ich den Triebkasten bislang nicht abgeschraubt! ;D

ZitatKein Wunder, daß deine Bilder zur einen Seite immer so unscharf sind.

Und Die Übung mach ich sogar ohne Unterstützung der Oma:

ZitatAußerdem sind es 10 Schrauben. Der Fuß muß nämlich auch noch abgeschraubt werden!
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Nomarski in November 23, 2009, 21:24:29 NACHMITTAGS
Und wenn die Crémantflasche planparallel geblasen ist, kannst du sie sogar als Zentrierhilfe benutzen! ;)
Titel: Re: Feintrieb Zeiss
Beitrag von: Klaus Herrmann in November 23, 2009, 21:34:07 NACHMITTAGS
ZitatUnd wenn die Crémantflasche planparallel geblasen ist, kannst du sie sogar als Zentrierhilfe benutzen!

Das musst Du jetzt machen, das war meine letzte - ist sie denn schon leer?