Liebe Mitmikroskopiker,
Im Augenblick untersuche ich alte Schnitte meiner Mücken. Im Rectum der Tierchen finden sich sogenannte Rectalpapillen. Sie dienen nach der Literatur wohl dazu, den Wasserhaushalt der Tiere zu regulieren. Sie wachsen aus der Wand des Rektums in den Hohlraum hinein und sollen in der Lage sein, nach Bedarf Wasser aus den Ausscheidungsprodukten in die Hämolymphe zu führen.
In der Bildmitte das Organ in Pseudoazan gefärbt, 40er Objektiv. Oben bei 12 Uhr ein kleiner Teil des Fettkörpers, bei 11 Uhr ein längs angeschnittenes Malphigisches Gefäß.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/24083_62866773.jpg)
Da mich das Organ näher interessiert, habe ich auch versucht es zu zeichnen.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/24083_10432497.jpg)
Was mir dabei aufgefallen ist, ist, dass die Papillen im Aufbau eine gewisse Ähnlichkeit zu den Drüsen aufweisen, die ich neulich gezeigt habe und die sich im Kopfbereich der Tiere befinden:
Gegen das Lumen des Rectums sind die Zellen durch eine deutliche Intima abgegrenzt. Die Zellwände der einzelnen Zellen sind hingegen nur undeutlich zu sehen. Im Inneren jeder Zelle befindet sich eine blasenförmige Struktur, die sich als Hohlraum darstellt, in der aber andrerseits auch der Zellkern zu sehen ist. Die übrige Struktur der Zelle ist leicht granulär. Mittig ist ein Ausführungskanal zu sehen, relativ starkwandig gegen die Zellen abgegrenzt. Aus den Serienschnitten ergibt sich, dass jedes Zelllumen auf diesen mittigen Ausführungskanal hinzulaufen scheint.
Es bedarf noch einiger erhellender Lektüre....
Zeichnung und Bild divergieren etwas voneinander. Der Wert einer Zeichnung scheint mir darin zu liegen, sich klar zu machen, auch im Vergleich zum Photo, was man denn eigentlich sieht. Und da schließe ich mich der schönen Geschichte von Rolf an: Die Zeichnung habe ich nämlich an meinem alten Leitz Messing mit Zeichenbrett und einem frühen Messingfluotar gemacht (wobei ich mir Herrn Jobling zum nicht erreichbaren Vorbild genommen habe, der seine wunderbaren und instruktiven Zeichnungen mit ganz ähnlichen Gerätschaften, insbesondere einem antik wirkenden Mikroskop, ohne Camera Lucida gefertigt hat)
zeichenfreudige Mikrogrüße
Jürgen