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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Bernd Miggel in Oktober 27, 2020, 12:32:15 NACHMITTAGS

Titel: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Bernd Miggel in Oktober 27, 2020, 12:32:15 NACHMITTAGS
Hallo miteinander!

Meine Mikrotomschnitte sind ca. 15 µm dick (quergeschnittene Huthaut von Pilzen). Wer kann mir einen guten Tipp geben, wie man den Schnitttransfer von Mulde zu Mulde eines OT am besten hinbekommt, ohne die Schnitte zu beschädigen?
Wenn ich eine feine Pinzette verwende, wickeln sich die Schnitte direkt um die Spitze und werden beschädigt.
Teilweise sind die Färbereagenzien (z.B. Tannin für Tannin-Eisen-Schleimfärbung) ziemlich trübe, so dass man die Schnitte in der Flüssigkeit gar nicht sieht.
Wenn man statt des Transfers mit Filterpapier absaugt, bleiben die Schnitte oft am Papier hängen.

Ich bin sehr auf eure Tipps gespannt!

Herzliche Grüße
Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: detlef.q in Oktober 27, 2020, 12:45:28 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

wenn man anstelle mit Filterpapier, vorsichtig und langsam die Flüssigkeit mit einer sehr feinen Kanüle absaugt, wäre das eine Möglichkeit?
Man könnte dafür von einer Kanüle einer Spritze die Spitze abschleifen und dann senkrecht von oben langsam die Flüssigkeit abnehmen. Oder mit einem Glasröhrchen, welches zu einer Kapillare ausgezogen ist, auf dem ein Pipettensauger steckt.

Geht ein feiner Pinsel für den Übertrag nicht? Den könnte man ja modifizeiren, indem man Haare wegschneidet, so dass nur mehrere nebeneinander stehen bleiben. Dieser hat dann mehr Auflagepunkte als eine Pinzette und der Schnitt kann sich nicht darum wickeln.

Auf jeden Fall sind Holzschnitte einfacher zu händeln als deine Huthäute!  ;)

Gruß Detlef
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Bernd Miggel in Oktober 27, 2020, 13:08:30 NACHMITTAGS
Hallo Detlef,

das war eine prompte Antwort, danke für die Tipps!  :)
Eine Spritze mit Kanüle hab ich, schaun wir mal. Auf ein paar Haare gestutzte Pinsel werde ich bei klaren Flüssigkeiten mal testen.

Herzliche Grüße
Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Peter Reil in Oktober 27, 2020, 13:30:47 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

ich nehme einen extrem feinen Pinsel.
Damit kann ich die Schnitte anheben. Manchmal rollen sie sie auch um den Pinsel. Beim Ablegen ins nächste Näpfchen entrollen sie sich wieder.

Freundliche Grße
Peter
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: othum in Oktober 27, 2020, 13:54:41 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

ich nehme auch Pinsel Größe "000", damit klappt das ganz ordentlich. Bei sehr filigranen Strukturen ist jedes Anfassen zu viel, da versuche ich, den Schnitt insgesamt nur zwei mal zu bewegen: Nach dem Schneiden in ein Uhrglas und dann erst wieder zum Transfer auf den OT. Im schlimmsten Fall sogar nur einmal vom Mikrotom direkt auf den OT und dann direkt Färben auf dem OT...

Beste Grüße, Oliver
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: A. Büschlen in Oktober 27, 2020, 15:50:50 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

schneidest du frisches, nicht fixiertes Material?
Lassen deine Färbungen/Reaktionen eine Fixierung zu?

Gruss Arnold

Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Bernd Miggel in Oktober 27, 2020, 16:58:56 NACHMITTAGS
Hallo Arnold,

das Material ist fixiert, entwässert und in PEG eingebettet.

Viele Grüße - Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: A. Büschlen in Oktober 27, 2020, 17:31:33 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

kannst du die Schnitte zerstörungsfrei vom Mikrotom auf den OT transportieren? Wenn ja, schwimmen die Schnitte in der Färbelösung? Wenn sie nicht in der Färbelösung schwimmen dann würde ich die Färbelösung nach dem färben abkippen in dem du den OT über einer Petrischale kippst so dass Färbelösung vom Schnitt wegfliesst. Dann nach Protokoll weiter arbeiten.

Gruss Arnold
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Bernd Miggel in Oktober 27, 2020, 18:49:28 NACHMITTAGS
Hallo Arnold,
vom Mikrotom kann ich sie problemlos auf einen OT bringen. Die Schnitte schwimmen dann in der Flüssigkeit. Aber vielleicht kann ich die Flüssigkeit trotzdem ablaufen lassen. Werde ich noch testen.

Hallo Detlef,
mit Kanüle absaugen geht nicht. Die Schnitte werden angesaugt und verstopfen die Öffnung.

Hallo Peter und Oliver,
so einen feinen Pinsel mit 2 oder 3 Haaren werde ich mir zurechtschneiden.

Danke an alle!

Hier ein erstes Ergebnis: Verschleimte Huthaut (100 µm dick, oben) und Hutfleisch (unten) des Apfeltäublings, gefärbt in Tannin - Eisenchlorid:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/286184_32001227.jpg)


Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Peter Reil in Oktober 27, 2020, 19:47:15 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

tolle Färbung - man sieht das Verschleimte richtig gut!

Freundliche Grüße
Peter
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Bernd Miggel in Oktober 27, 2020, 19:52:44 NACHMITTAGS
Hallo Peter,
leider bekomme ich bisher nur solche kleine Ausschnitte eines Schnitts flach zu liegen, der Rest ist völlig verdreht und vergruschdelt. Was mache ich da nur falsch? >:(
L.G. - Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Peter Reil in Oktober 27, 2020, 19:57:12 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

das ist das Geheimnis des speziellen Pinsels.  ;)

Zuerst den Tropfen Hydromatrix (oder Euparal)  auf den Objektträger, dann das Präparat einlegen. Mit dem Pinsel kann man den Schnitt flach ausrichten - oder manchmal auch nicht.  :-[

Freundliche Grüße
Peter
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Bernd Miggel in Oktober 27, 2020, 20:03:09 NACHMITTAGS
Hallo Peter,
wenn das funktioniert, kaufe ich mir extra einen Hut, um ihn vor dir zu ziehen!  :)
Liebe Grüße
Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Bernd Miggel in Oktober 28, 2020, 07:38:01 VORMITTAG

Hallo Peter,

Könnte das Ausrichten auch in Glyzeringelatine funktionieren? Bei Euparal müsste ich erst noch entwässern.

Viele Grüße
Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Peter Reil in Oktober 28, 2020, 09:12:17 VORMITTAG
Hallo Bernd,

natürlich. Das Präparat auf das Gelatinebröckchen auflegen, von unten mit Feuerzeug erwärmen bis es sich verflüssigt, dann gerade "zupfen".

Unter der Stereolupe eigentlich kein Problem. Da lassen sich auch die Luftblasen leicht zur Seite schieben.

Freundliche Grüße
Peter
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: A. Büschlen in Oktober 28, 2020, 10:19:41 VORMITTAG
Hallo Bernd,

welches Eindeckmittel ist bei deiner Färbung vorgesehen und Welches hast du bis dahin benutzt?

Gruss Arnold
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Bernd Miggel in Oktober 28, 2020, 10:36:45 VORMITTAG
Hallo Arnold,

eigentlich brauche ich nicht eindecken, mir reichen normalerweise Fotos. Hier, bei verschleimter Huthaut und Tannin-Eisen-Färbung, werde ich mal nachschauen, was Prof. Clémençon empfielt. Das nächste Präparat werde ich dann einschließen.

Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: A. Büschlen in Oktober 28, 2020, 11:24:11 VORMITTAG
Hallo Bernd,

nimmst du Wasser?

Arnold
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Bernd Miggel in Oktober 28, 2020, 11:33:22 VORMITTAG
Hallo Arnold

Wasser nur um Spülen vor und nach den Reagenzien. Wenn du mir schreibst, um was es dir geht, kann ich auch ausführlich antworten.  ;)

Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: A. Büschlen in Oktober 28, 2020, 11:50:50 VORMITTAG
Hallo Bernd,

du fragst oben:
ZitatKönnte das Ausrichten auch in Glyzeringelatine funktionieren? Bei Euparal müsste ich erst noch entwässern.

Deshalb meine Frage: welches Eindeckmittel nach dem färben?

Wenn du kein Dauerpräparat erstellst und mit Wasser eindeckst dann kannst du den Schnitt vom Mikrotom auf den OT überführen und dort belassen!

Also färben, spühlen, einen Tropfen Wasser dazu geben, wenn nötig darin den Schnitt ausrichten dann das Deckglas auflegen.

Gruss Arnold
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Bernd Miggel in Oktober 28, 2020, 13:07:51 NACHMITTAGS
Hallo Arnold

das wäre die ideale Methode, wenn die Schnitte auf dem Glas haften blieben. Sie schwimmen aber beim Ablaufenlassen der Flüssigkeiten mit weg.

Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: beamish in Oktober 28, 2020, 14:53:52 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

nachdem das Deckglas draufliegt, kannst du doch von der Seite mit Zellstoff das überschüssige Wasser absaugen.

Grüße
Martin
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: jako_66 in Oktober 28, 2020, 21:17:14 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

für meine Schnitte glühe ich die OTs mit einem Gasbrenner aus und zwar solange, bis es gelb aufzuleuchten anfängt. Von den normalen OTs ist dabei noch keiner heile geblieben, mit den Duran-OTs klappt es ganz gut. Die Oberfläche ist damit (für meine Zwecke) ausreichend verändert, sodass kaum noch Schnitte beim Färben abschwimmen. Ein Päckcken kann ich Dir gerne zum Probieren mal zusenden.

Viele Grüße

Sven
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Bernd Miggel in Oktober 28, 2020, 22:12:24 NACHMITTAGS
Hallo Sven,

das würde ich gerne mal ausprobieren, du bekommst eine PN mit meiner Anschrift.
Ich kann kaum glauben, dass das funktioniert. Das wäre natürlich die Lösung. Muss man noch irgend etwas dabei beachten?

Viele Grüße

Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Hugo Halfmann in Oktober 29, 2020, 12:02:56 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

das mit dem Pinsel funktioniert! Je nach Größe des Schnittes nehme ich Marderhaarpinsel von Da Vinci der Größe 1, 2 oder 3. Gibt´s in besseren Künstlerbedarfsläden
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: A. Büschlen in Oktober 29, 2020, 14:13:05 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

der Transport ist das eine, das abschwimmen das andere. Ich habe im Forum gesucht denn diese Problematik beschäftigt auch Andere. Siehe einmal hier:

- https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5478.0
- https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9817.0

Gutes Gelingen!

Arnold
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: piu58 in November 02, 2020, 18:27:08 NACHMITTAGS
Die Geheimwaffe bei uns in der Pathologie ist Seidenpapier, in Streifen von ca. 1 cm Breite. Daran haften die Schnitte gut, und werden damit aus dem Wasserbad gefischt, in dem sie nach dem Schneiden schwimmen. Das sind nun histologische Schnitte und keine botanischen. Aber vielleicht klappt das auch. Die empfindlichsten sind die von Gehirnprobeb, kleine Zylinder von vielleicht 1 mm Durchmesser werden in 1µm dicke Scheiben geschnitten. Vielleicht haben ide in der Neuropathologie noch mehr Tricks, wenn du willst, schaue ich es mir an.
Titel: Re: Brauche Hilfe: Zerstörungsfreier Schnitttransport
Beitrag von: Bernd Miggel in November 08, 2020, 11:41:37 VORMITTAG
Hallo zusammen,

in den letzten Tagen habe ich alles erdenkliche ausprobiert, um die 20 µm dicken Schnitte verschleimter Pilz-Huthäute plan auf dem OT zu halten und nicht fortschwimmen zu lassen und auch die Vorschläge mit einbezogen. Leider mit so wenig Erfolg, dass ich jetzt die versuche abbrechen werde.
Wenn es die Möglichkeit gäbe, die in Methylcellosolve befindlichen Schnitte vor dem Färben irgendwie zu härten, käme ich vielleicht weiter.

Bis dahin muss die "alte" Technik ausreichen, Handschnitte am abgetrockneten Frischmaterial durchzuführen und sofort in Kongorot zu überführen. Als Beispiel ein Huthautschnitt des Leberbraunen Milchlings. Hierin erkennt man im oberen Bilddrittel horizontal eine helle, mithin leicht verschleimte Schicht ("kongophobes" Verhalten von Schleim):

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/287103_32347029.jpg)


Hier noch ein Handschnitt mit der Tannin-Eisen-Färbung. Oben hellgrau die verschleimte obere Hyphenlage, die Epikutis, darunter in fast schwarz eine Lage verdichteter Hyphen, die Subkutis, ganz unten kugelige Zellen, die Sphärozysten:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures010/287103_22687807.jpg)


Viele Grüße - und nochmals vielen Dank für eure Unterstützung!
Bernd