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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: d65 in Januar 23, 2021, 17:47:11 NACHMITTAGS

Titel: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: d65 in Januar 23, 2021, 17:47:11 NACHMITTAGS
Liebe Foristen,

ich habe mich über die letzten Wochen intensiver mit Leeuwenhoek auseinandergesetzt. Dabei bin ich auch auf einen Film von 1924 mit dem Titel "Antony van Leeuwenhoek" gestoßen. Dieser Film ist auch auf Youtube verfügbar. https://www.youtube.com/watch?v=sNSWwym57Ho (https://www.youtube.com/watch?v=sNSWwym57Ho). Aus der Zeit natürlich ein Stummfilm zeigt er im Hauptteil Zitate aus Leeuwenhoeks Briefen, um diese dann mit mikroskopischen Filmaufnahmen zu bebildern.

Die Texttafeln sind auf niederländisch, da lohnt sich vielleicht mal die Pausetaste um mehr Zeit zum verstehen zu haben. Bei Sequenzen die einen weniger interessieren ist dagegen vielleicht eine erhöhte Abspielgeschwindigkeit nicht schlecht. Im großen und ganzen fand ich das für einen Film von 1924 aber ziemlich beeindruckend. Zuerst kommen einige biographische Sequenzen, dann Kristallbildung und schließlich viele Aufnahmen der Diertgens oder Animalcules, also Mikroorganismen.

Ich poste das hier aus zwei Gründen. Zum einen denke ich dass es auf Interesse stößt, zum anderen kann vielleicht jemand die Frage beantworten: Gibt es noch ältere mikroskopische Filmaufnahmen? Fotografien sicher, aber Filmaufnahmen?

Herzliche Grüße

Steffen

P.S: Spermatozoen und fließendes Blut in Kapillargefäßen werden gegen Ende auch gezeigt.
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: Apochromat in Januar 29, 2021, 22:30:50 NACHMITTAGS
Hallo Steffen,

das ist ein sehr interessanter Fund. Wenn Du Dich für Antonie van Leeuwenhoek interessierst, lies mal dieses zauberhafte Buch:
Clifford Dobell: "Antony van Leeuwenhoek an his "Little Animals", Dover Publications. ISBN-10 : 9354008992, ISBN-13 : 978-9354008993 (Erstveröffentlichung 1932). Ich habe die Taschenbuchausgabe von Dover Publications.

LG
Michael
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: d65 in Januar 30, 2021, 17:35:45 NACHMITTAGS
Hallo Michael,

danke, dass ist ein ausgezeichneter Hinweis  ;)

Tatsächlich hat meine Beschäftigung mit Leeuwenhoek mit genau diesem Buch, dem Dover-Nachdruck von 1960, angefangen. Und hat dann Kreise gezogen. Mittlerweile steht auch 'Single Lens' von Brian J Ford (1985; sehr zu empfehlen wenn man sich für einfache Mikroskope interessiert) und "Eye of the Beholder. Johannes Vermeer, Antoni van Leeuwenhoek, and the Reinvention of Seeing" von Laura J. Snyder (2015) im Regal. Die beschäftigen sich jeweils etwa zur Hälfte mit Leeuwenhoek. Und dann noch einige kleinere Arbeiten, was sich so finden ließ.

Was mich überrascht hat ist, dass es anscheinend für einen großen Teil von Leeuwenhoeks Arbeiten keinerlei Übersichtsarbeiten gibt. Nur eben Dobell für Mikroorganismen und dann noch eine Arbeit von Cole über zoologische Themen aus Leeuwenhoeks Briefen, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts veröffentlicht waren. Für die Botanik scheint so etwas nicht zu existieren, auch nicht für seine Kristallbeschreibungen.

Liebe Grüße
Steffen
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: Rene in Januar 30, 2021, 18:24:41 NACHMITTAGS
Even worse, the first description of bacteria has been mis-interpreted as Spirogyra bij Dobell. Actually, it was a cyanobacerial bloom of Anabaena (nowadays called Dolichospermum). Leeuwenhoek wrote about it years before his description of bacteria in old men's tandplaque! Few, very few microbiologists know this.

Best wishes, René
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: güntherdorn in Februar 02, 2021, 18:03:27 NACHMITTAGS
danke steffen,

...für den youtube-film-link.
auch wenn ich kein niederländisch lesen kann, interessant!
gibt es eine sammlung der skizzen "des meisters"?
im film sind viele zu sehen, die ich noch nie gesehen habe.

ciao,
güntherdorn
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: Newtoo_n in Februar 03, 2021, 12:07:37 NACHMITTAGS
Hallo Steffen,

vielen Dank, das ist interessant.

Herzlichen Gruß
Dieter
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: d65 in Februar 03, 2021, 14:20:28 NACHMITTAGS
Zitat von: Rene in Januar 30, 2021, 18:24:41 NACHMITTAGS
Even worse, the first description of bacteria has been mis-interpreted as Spirogyra bij Dobell. Actually, it was a cyanobacerial bloom of Anabaena (nowadays called Dolichospermum). Leeuwenhoek wrote about it years before his description of bacteria in old men's tandplaque! Few, very few microbiologists know this.

Best wishes, René

Dear René, do you happen to have a reference about the re-identification? That would be very interesting to me.

Zitat von: güntherdorn in Februar 02, 2021, 18:03:27 NACHMITTAGS
gibt es eine sammlung der skizzen "des meisters"?

Hallo Günther,
mir ist keine vollständige Übersicht bekannt. Es findet sich einiges in der entsprechenden Wikipedia Commons Kategorie, https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Illustrations_from_the_work_of_Antonie_van_Leeuwenhoek (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Illustrations_from_the_work_of_Antonie_van_Leeuwenhoek). Und seit 1931 gibt es ein Komitee niederländischer Wissenschaftler, die alle seine Briefe veröffentlichen. Im Original und mit englischer Übersetzung, sowie mit zahlreichen Fußnoten zur Erklärung. 2018 erschien der 17. Band von voraussichtlich 19. Die Bände 1-15 sind mittlerweile als pdf frei verfügbar, hier https://www.dbnl.org/tekst/leeu027alle00_01/ (https://www.dbnl.org/tekst/leeu027alle00_01/). Die zu den jeweiligen Briefen gehörigen Abbildungen finden sich jeweils gesammelt am Ende des Bandes. Das könnte sich also auch lohnen, die zu durchsuchen, auch wenn die Bildqualität im pdf nur so mittelgut ist. Die Papierbände sind leider ziemlich teuer, neu ca 160 Euro wenn ich mich recht entsinne, und gebraucht ab etwa 70 mit viel Glück, bis mehrere hundert Euro.

Liebe Grüße
Steffen
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: d65 in Februar 03, 2021, 14:42:16 NACHMITTAGS
Zitat von: d65 in Februar 03, 2021, 14:20:28 NACHMITTAGS
reference about the re-identification?

Found it: http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artfeb16/wimleeuwenhoek2.html (http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artfeb16/wimleeuwenhoek2.html). Thanks for the hint!
Steffen
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: Rene in Februar 03, 2021, 22:24:13 NACHMITTAGS
Hi Steffen, Wim wrote an extended article in our (Dutch) magazine Microwereld. Front cover shows the view of the Berkelse lake in the time of Leeuwenhoek.
Let me know if you'd like a copy.

Best wishes, René
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: rhamvossen in Februar 05, 2021, 12:20:57 NACHMITTAGS
Hallo,

Ein wirklich inspirierender Film. Seine Beobachtunhen waren phänomenal, wenn man bedenkt das sie mit ein einlinsiges mini-Mikroskop gemacht wurde. Seine Zeichnungen waren sehr detailliert, unglaublich. Van Leeuwenhoek ist das ultimative Beispiel das der Mann hinter dem Mikroskop den Unterschied macht. Das Bild was er sah muss schlecht (nach aktuellen Standards ) gewesen sein und voller optische Fehler. Zur selben Zeit muss es gut genug gewesen sein um die vielen Details zu erkennen und seine ausgezeichnete Wahrnehmung hat natürlich dabei geholfen. Ich werde mal wieder durch ein BOB Spielzeugmikroskop schauen, vielleicht kommt das nah was er sah?

@Güntherdorn
Zitatauch wenn ich kein niederländisch lesen kann,

Wieso denn, Niederländisch ist doch nicht so schwierig, ich kann auch Deutsch lesen ;) Aber ich verstehe es schon, da ist viel alte niederländische Sprache drin, und das ist doch ein bischen anders........

@René
A very inspiring picture on the cover, you wish you could travel back in time to go walking there.......

Beste Grüsse,

Rolf

Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: Alfons Renz in Februar 05, 2021, 15:14:15 NACHMITTAGS
Hallo,

Die Frage, 'wie ER das mit seinem einfachen Mikrosköpchen habe beobachten können' wurde schon oft gestellt - und kaum einmal experimentell überprüft.

Es sollte doch wirklich nicht so schwer sein, eine solche Linse herzustellen und ein einfaches Mikroskop zu basteln - oder eines der vielen Replikaten zu verwenden.

Die Vermutung tauchte deshalb schon bald auf, dass der Meister seine Besucher und Bewunderer mit solchen einfachen Mikroskopen foppte, und in seinem Hinterzimmer mit einem weit besseren, zusammengesetzten Mikrokop arbeitete. Das Prinzip der zwei-stufigen Vergrößerung war seit Anbeginn der Mikroskopie ja schon bekannt. Warum sollte L. es nicht verwendet haben`?

Berichte von Besuchern und Andeutungen seinerseits unterstützen solche Gerüchte.

Ein passionierter L-Forscher namens Meyer hat dieser Hypothese eine dickes Buch gewidmet und im Eigenverlag herausgegeben. Es steht 'irgendwo' in meiner Bibliothek, und wenn Niemand aus dem Forum einen sachdienlichen Hinweis hätte, muss ich mich doch noch auf die schwierige Suche machen...

Herzliche Grüße,

Alfons

Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: Rene in Februar 05, 2021, 15:53:07 NACHMITTAGS
Intriguing hypothesis, Alfons. Hope you will find your book back!
Nevertheless, Ockham's razor leads me to believe he could have seen pretty much all he reported with a single lens microscope, however cumbersome in use it might have been.
At least the bluegreen algae from Lake Berkelse do not pose a problem with the now-known microscopes attributed to Leeuwenhoek.

Best wishes,
René

Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: Lupus in Februar 05, 2021, 17:46:28 NACHMITTAGS
Hallo Alfons,

ZitatDie Frage, 'wie ER das mit seinem einfachen Mikrosköpchen habe beobachten können' wurde schon oft gestellt - und kaum einmal experimentell überprüft.
.....
Die Vermutung tauchte deshalb schon bald auf, dass der Meister seine Besucher und Bewunderer mit solchen einfachen Mikroskopen foppte, und in seinem Hinterzimmer mit einem weit besseren, zusammengesetzten Mikrokop arbeitete. Das Prinzip der zwei-stufigen Vergrößerung war seit Anbeginn der Mikroskopie ja schon bekannt. Warum sollte L. es nicht verwendet haben`?
Es gibt doch einige, die sich sowohl mit einem Originalmikroskop oder Repliken beschäftigt haben und die Leistungsfähigkeit dieser einfachen Mikroskope bestätigt haben, auch durch Fotografie durch diese Mikroskope (u.a. Brian Ford).

Ich habe mich mit dem Thema der optischen Qualität einfacher Mikroskope oder historischer Mikroskope intensiver beschäftigt. In einem früheren Beitrag hatte ich Rechenergebnisse der Abbildungsqualität zusammengesetzter (einlinsiges Objektiv + Okular) und einfacher (einlinsiger) Mikroskope mit vergleichbarem Abbildungsmaßstab gegenübergestellt. Es ist eindeutig, dass die theoretische Abbildungsqualität (also losgelöst von der Qualität der damals nicht immer so guten Linsen) der einfachen Mikroskope prinzipbedingt besser ist.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=27085.msg203489;topicseen#msg203489 (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=27085.msg203489;topicseen#msg203489)
Ich habe gerade festgestellt dass die Abbildungen aus dem Beitrag verschwunden sind, ich muss sehen ob ich sie noch irgendwo abgespeichert habe.

Hubert
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: Alfons Renz in Februar 05, 2021, 21:57:49 NACHMITTAGS
Hallo Hubert,

Die Gesetze der Optik galten natürlich schon zu AvL's Zeiten, und Deine Berechnungen möchte ich auf keinen Fall bezeifeln. Zumal ich kein Experte auf diesem Gebiet bin und mich nur ganz flüchtig mit dem Nachbau eines derartigen einfachen Mikroskops beschäftigt habe.

Mir wurde jedoch schnell klar: Leicht ist die Arbeit nicht, mit einer solchen, mechnisch höchst klapprigen Konstruktion. Und wenn es bessere Lösungen gibt und (seit 1679, s. Huygens) auch schon gab, weshalb sollte AvL diese nicht verwendet haben?

Die Arbeiten von Ford, Bracegirdle und Anderen kenne ich, wenn auch nicht im Detail.  Es sind Versuche die vorliegenden Fakten zu beschreiben, d.h. die wenigen, bis heute erhaltenen Instrumente und deren sehr unterschiedlich hergestellten Linsen, von denen die Meisten geschliffen, die Beste jedoch geschmolzen war.

Es besteht gar kein Zweifel, dass mit solchen Linsen die nötige Auflösung erzielt werden kann. Nur die Handhabung lässt kaum eine intensive Beschäftigung mit dem Objekt zu, so wie sie es etwa für die Sektion von Insekten oder bei der Beobachtung des Wachstums von Insekten nötig ist.

Klaus Meyer (von Beruf Internist) hat sich in seinem Buch 'Geheimnisse des Antoni van Leeuwenhoek' auf 647 Seiten sehr ausführlich mit dessen Werk und seiner Technik beschäftigt, vor allem auch experimentell,  und kommt, auf S. 644, zum Schluss: 'Nachdem ich mich jahrelang mit dieser Frage beschäftigte, hege ich kaum noch einen Zweifel, dass Leeuvenhoek seine eigentlichen Forschungen mit einem Arbeitsmikroskop betrieben hat, das nach seinem Tod nicht gefunden wurde'.

Es steht hier eine wohlbegründete Annahme gegen den offensichtlichen Befund, dass nämlich Niemand dieses Arbeitsmikroskop jemals gesehen hat. Andeutungen von Zeitgenossen gab es mehrfach, und sein Grab, wo es Manche vermuten, wurde nie geöffnet.

Solche Widersprüche bei der Interpretation historischer Objekte, von denen es nur mündliche Berichte und oder (schlechte) Gemälde gibt, sind nichts Ungewöhnliches in der Wissenschaftsgeschichte. Ich tendiere dazu, die Leistung der fraglichen Erfinder nicht zu unterschätzen und ihrem Kenntnisstand zumindest zuzutrauen, dass dieser auf der Höhe der damaligen Zeit war, bzw. diesen eher übertraf. Das zusammengesetzte Mikroskop und die Durchlichtbeleuchtung durch einen Spiegel waren ihm gewiss bekannt. Weshalb sollte er diese Vorzüge nicht genutzt haben? 

Man kann solche Versuche schon mit einfachsten Mitteln anstellen: Es genügt, die Frontlinse eines 40x oder 100x vergrößerenden Objektivs zu verwenden und damit zu experimentieren. In der Verwendung als einfaches oder als zusammengesetztes Mikroskop.

Es bleibt Jedem überlassen, daraus seine eigenen Schlüsse zu ziehen: Einfach mal ausprobieren!

Herzliche Grüße,

Alfons
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: Lupus in Februar 06, 2021, 09:53:54 VORMITTAG
Hallo Alfons,

ich sehe keinen Grund daran zu zweifeln dass Leeuwenhoek nicht auch mit einem zusammengesetzten Mikroskop gearbeitet hat, vielleicht auch für den Hauptteil seiner Arbeiten. Dass davon nichts erhalten ist sagt gar nichts. Ich sehe da kein Problem und keinen Widerspruch. Dass aber zur damaligen Zeit das einfache Mikroskop mehr Details zeigte, auch wenn es schwierig zu gebrauchen war bin ich aber überzeugt. Der Hinweis von Wollaston (siehe Zitat meines verlinkten Beitrages) geht in die gleiche Richtung.

Hubert
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: Florian D. in Februar 06, 2021, 10:01:36 VORMITTAG
Im Spektrum der Wissenschaft gab es dazu mal einen interessanten Artikel:
https://www.spektrum.de/magazin/fruehe-mikroskopie/824603

Viele Grüsse
Florian
Titel: antony van leeuwenhoek zeichnungen
Beitrag von: güntherdorn in Februar 07, 2021, 16:21:46 NACHMITTAGS
hallo steffen,

hab mir die meisten runtergeladen und leicht verbessert.
danke.

ciao,
güntherdorn
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: d65 in Februar 10, 2021, 09:54:20 VORMITTAG
Hallo Alle,

Klaus Meyer hat nicht nur das Buch geschrieben (das ich leider nicht kenne), sondern auch einige Artikel:

Klaus Meyer: Das Utrechter Leeuwenhoek-Mikroskop. In: Mikrokosmos. Band 88, 1999, S. 43–48.
Klaus Meyer: Auf der Suche nach Leeuwenhoeks Arbeitsmikroskop. In: Mikrokosmos. Band 88, Nr. 4, 1999, S. 197–202 https://www.zobodat.at/pdf/Mikrokosmos_88_4_0001.pdf (https://www.zobodat.at/pdf/Mikrokosmos_88_4_0001.pdf)

Und er ist nicht der einzige, der eine mögliche "geheime Methode" von Leeuwenhoek vorgeschlagen hat. Dobell war überzeugt, dass es sich dabei um Dunkelfeldmikroskopie handeln müsse, Barnett Cohen hat durch Ausnutzung der Oberflächen von Luftblasen oder hohlen Glaskugeln in denen die Objekte waren eine zusätzliche Vergrößerung von etwa 1,5 bis 2-fach erhalten, (Barnett Cohen: On Leeuwenhoek's Method of Seeing Bacteria. In: Journal of Bacteriology. Band 34, Nr. 3, September 1937, S. 343–346, doi:10.1128/JB.34.3.343-346.1937, PMID 16560058.) und Laura J. Snyder vertritt in Ihrem Buch "Eye of the Beholder. Johannes Vermeer, Antoni van Leeuwenhoek, and the Reinvention of Seeing" (2015) die Ansicht, das L. neben Dunkelfeldmikroskopie ein Sonnenmikroskop einsetzte, um Bilder an die Wand zu werfen. Wäre praktisch besonders für den Zeichner. Und natürlich für ermüdungsfreies Arbeiten. Es gibt also eine ganze Reihe von Spekulationen, wie er es gemacht haben könnte. Und vielleicht macht das auch einen Teil der Faszination des Themas aus, das auch heute noch nicht sicher ist, wie er es genau gemacht hat.

Was allerdings das zusammengesetzte Mikroskop angeht wurde ja schon gesagt, dass er das zwar vielleicht aus Bequemlichkeit auch benutzt hat (reine Spekulation), dass er damit aber sicher deutlich schlechtere Bilder erzeugt hätte als mit dem einlinsigen, auf Grund der chromatischen und sphärischen Aberrationen, die sich dann multiplizieren. Schon Robert Hooke hat diesen Zusammenhang mehrmals erwähnt. Die Bildqualität der zusammengesetzten Mikroskope ist erst im 19. Jahrhundert besser geworden als die der einlinsigen. Nicht umsonst hat Robert Brown Anfang jenes Jahrhunderts noch mit einlinsigen Mikroskopen gearbeitet.

So selten wurde die Leistungsfähigkeit der überlebenden Mikroskope gar nicht geprüft. Das Utrecht-Mikroskop, dasjenige der überlebenden Mikroskope, dass die höchste Vergrößerung hat (266x), hat nach verschiedenen Untersuchungen im 20. Jh eine Auflösung von etwa 1 µm, eine NA von 0,4. Ich kenne mich mit Spielzeugmikroskopen nicht aus, Rolf, aber ich bezweifele, dass die da mitkommen.

Ein Bild, eines Original-Kork-Präparats von Leeuwenhoek, das mit den Utrecht-Mikroskop aufgenommen wurde ist in Brian J. Ford, Single Lens, abgebildet. Er meint "compares surprisingly well with modern microscopic images". Ich kann es nicht beureilen, da ich Kork als Präparat nicht kenne.

Rene, thank you for showing the cover. I did not see the Berkelse lake image before. Do you happen to know who drew it and how it is called? Maybe it is on the web.

Leider tauchen bei mir in dem verlinkten Spektrum-Artikel keine Bilder auf - obwohl sie im Text beschrieben sind. Hat jemand geschafft, die zu sehen?

Liebe Grüße

Steffen
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: Rene in Februar 10, 2021, 11:32:26 VORMITTAG
Hi Steffen, see here for the full image: https://www.alamy.com/gezicht-op-het-tolhek-en-de-meren-bij-berkel-en-rodenrijs-stadts-tolheck-ende-meeren-by-berckel-titel-op-object-view-of-the-turnpike-and-pijnackerse-or-berkelse-lakes-at-berkel-en-rodenrijs-east-of-delft-manufacturer-printmaker-coenraet-decker-attributed-to-editor-peter-smith-listed-building-publisher-arnold-bon-possible-publisher-pieter-mortier-i-possible-place-manufacture-printmaker-netherlands-publisher-amsterdam-publisher-delft-publisher-amsterdam-date-1678-1703-material-paper-technique-etching-engra-printing-process-dimensions-plate-edge-h-179-mm-b-27-image348412687.html (https://www.alamy.com/gezicht-op-het-tolhek-en-de-meren-bij-berkel-en-rodenrijs-stadts-tolheck-ende-meeren-by-berckel-titel-op-object-view-of-the-turnpike-and-pijnackerse-or-berkelse-lakes-at-berkel-en-rodenrijs-east-of-delft-manufacturer-printmaker-coenraet-decker-attributed-to-editor-peter-smith-listed-building-publisher-arnold-bon-possible-publisher-pieter-mortier-i-possible-place-manufacture-printmaker-netherlands-publisher-amsterdam-publisher-delft-publisher-amsterdam-date-1678-1703-material-paper-technique-etching-engra-printing-process-dimensions-plate-edge-h-179-mm-b-27-image348412687.html)

Wim van Egmond argued the case for recognition of the fact that Leeuwenhoek described the first bacterium from the Berkelsche lake, and pinpointed the place pretty much near his home in Berkel en Rodenrijs. If you'd like a pdf of the article, send me a pn with your email address.

Interestingly, concerning the observation method, he migh have used capillaries to draw the lake water in, and observed it with his microscope. I can't imagine it works wonders for image quality, but you never know :-)

Best wishes, René
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: d65 in Februar 10, 2021, 19:22:27 NACHMITTAGS
Thanks, René. Not sure how much I will understand from the manuscript but I'll give it a try. PM follows.

Zitat von: Rene in Februar 10, 2021, 11:32:26 VORMITTAG
Interestingly, concerning the observation method, he migh have used capillaries to draw the lake water in, and observed it with his microscope. I can't imagine it works wonders for image quality, but you never know :-)

That is kind of what Barnett Cohen suggested. With one possibility being that the end or some piece in the middle of the capillary was blown into a hollow glass sphere with the Dierkens inside, and with extra-magnification by the curved surface. At least that is how I remember his argument.

Steffen
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: Siegfried in April 22, 2021, 18:51:47 NACHMITTAGS
Liebe Foristen
Ich bin gestern Abend auf einen interessanten Podcast über Antony van Leeuwenhoek gestoßen, welchen ich beim Anhören
äußerst interessant und kurzweilig fand.
Eventuell möchte auch die oder der Eine oder Andere von euch eimal hineinhören.
Hier der Link:
https://www.geschichte.fm/podcast/zs68/

   Gruß von Siegfried
Titel: Re: Antony van Leeuwenhoek - der Film
Beitrag von: Bob in April 22, 2021, 20:37:04 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,
ich bin zum Jahresbeginn gar nicht dazu gekommen, diesen Thread zu verfolgen. Mit Antoni van Leeuwenhoek habe ich mich vor 6 Jahren intensiver beschäftigt und auch ein Thema bei der MIKRO Hamburg dazu veranstaltet. Das Angebot an Fakten ist ja etwas dünn, so dass viele Schlussfolgerungen unbelegt bleiben werden. Das Auflösungsvermögen dieser kleinen Einzellinsen ist gar nicht schlecht, aber das Feld, in dem sie verfügbar ist ist klein. Man hält sich das Mini-Mikroskop direkt vors Auge, manipuliert Objekt und Lichtführung und setzt das Gesamtbild im Kopf zusammen. Die mühselige Arbeit mit diesen Mikroskopen dürfte mit dazu geführt haben, dass nicht direkt an L.s Arbeiten angeknüpft wurde.
Leeuwenhoek war ja fleißig und ehrgeizig, da würde es nicht ins Bild passen, wenn er nicht alle verfügbare Technik benutzt hätte, wie z.B. ein zusammengesetztes Mikroskop.
Wer sich selbst einmal praktisch mit einlinsigen Mikroskopen befassen möchte, findet hier eine Einführung von Georg Rosenfeldt und meine Anleitung zur schnellen Herstellung eines vereinfachten Modells:  http://www.mikrohamburg.de/Tips/Leeuwenhoek.pdf (http://www.mikrohamburg.de/Tips/Leeuwenhoek.pdf)
Kommentar eines ehemaligen Mitglieds: "Diese Technik ist ja veraltet, können wir nicht lieber Präparate angucken?" ;D

Eine neuzeitliche Verwendung von einlinsigen Mikroskopen ist übrigens die DVD-Player-Linse, die dem Smartphone den mikroskopischen Bereich erschließt. Das klappt je nach Smartphone recht gut.

Viele Grüße,

Bob