Hallo erstmal,
in diesen Zeiten kommt man dann doch etwas mehr zum Lesen :-)
Also hab ich mir "Das Mikroskop" von Dr. Ludwig Otto, Urania Verlag, 1957, vorgenommen.
Dort wird als "Einbettungsmittel für Spezialzwecke" Zuckersirup vorgeschlagen!
Das Rezept hab ich angehängt, eine Testreihe läuft gerade.
Erster Eindruck: leicht zu verarbeiten, zieht bei dünnen Präparaten nicht stark nach, bleicht nicht aus, dehydriert nicht.
Deckglas rutscht nach einem Tag nicht weg.
Weitere Berichte folgen.
Grüße
Wolfgang
noch einen hinterher:
meine "Mimose" Oedogonium (dehydriert und plasmolysiert sehr gerne)
Hier im Zucker; sieht doch gut aus? Mal sehen wie sich das hält.
Wolfgang
Mowiol wäre hier sicherlich sinnvoller. Aber Zucker geht durchaus. Hat halt hohe Osmolarität, bis er in die Zellen eingedrungen ist...
Moin Wolfgang,
solche Tips gefallen mir sehr. Das wird ausprobiert.
Die nächste Alge ist fällig.
Mikrogrüße
Peter
Hallo Wolfgang,
Lebensmittel-Mikroskopie mal ganz anders.
Man lernt nie aus.
Die Algen sehen gut aus!
Herzliche Grüße
Herbert
Hallo Wolfgang,
auch von mir: Glückwunsch, bleib dran!
Herzliche Grüße
Bernd
Hallo Wolfgang,
nach der babylonischen Sprachverwirrung einbetten oder eindecken kommt jetzt noch einmachen dazu.
Eindecken: Objekt unter Deckglas in Euparal,
Einbetten: Objekt in Paraffin, bevor der Paraffinblock im Mikrotom geschnitten wird.
Einmachen oder Einlegen: Haltbarmachen im Glas mit Zucker. ;-),
wie heißt das jetzt ohne Wärme?
Was ist eine "Andeutung einer Spur" von Salzsäure oder Essigsäure, die in die Masse/Lösung kommt.
Wieviel hast du genommen? Und wird dann das Auskristallisieren auf Dauer verhindert?
Liebe Grüße
Rudolf
Mein lieber Rudolf,
wer lesen kann ist im Vorteil :-) im Rezept wir die Säure nur für Rübenzucker verwendet; der Grund ist angegeben.
Ich habe vorschriftsmäßig Fruchtzucker verwended.
Nach einem Tag ist das Deckglas nicht mehr von selbst verrutscht, ließ sich aber noch verschieben.
Jetzt, nach 4 Tagen sitzt das Glas einigermaßen fest, hat bei einem relativ dicken Algenpräpat am Rand etwas Luft gezogen; lässt sich aber gut nachtropfen. Die Algen (Oedogonium) haben sich bis jetzt nicht verändert!
Ich bleibe dran.
Grüße
Wolfgang
PS
mit dem "Einmachen" hast Du natürlich recht
Hallo Wolfgang,
als Ergänzung aus W. Baumeister, Planktonkunde für Jedermann, 6. Auflage, 1972, S. 42:
Ein auf anderer Basis beruhendes Präparationsverfahren habe ich 1928 im Biologischen Laboratorium Prof. Dr. Wo I t e re c k in Seeon kennengelernt: die Einbettung in Zu c k e r lös u n g. Das im Biologischen Laboratorium zu Seeon gepflogene Verfahren ist von mir vielleicht erstmals speziell für Infusorien angewandt worden. Die Erfahrungen, die ich mit Einbettung in Zuckerlösung ohne vorausgegangenen Wasserentzug machte, sind ausgezeichnet. Ich fixierte mittels 20%iger Osmiumsäure, wusch dann aber nicht aus, sondern schloß sogleich in Zuckerlösung ein. Dabei zeigte sich, daß dieses Einbettungsmittel - im Gegensatz zu Kanadabalsam - fast nicht aufhellt, so daß das ungefärbte Plasma tadellos in Erscheinung tritt. Die Farbe, die ich gebrauchte, blieb über 10 Jahre unverändert erhalten und ist erst nach weiteren 5 Jahren unsachgemäßer Lagerung in Hitze, Kälte und Feuchtigkeit ausgebleicht. Eine Schrumpfung der Tierzellen, die eine fortschreitende Erhärtung des Einschlußmediums mit sich hätte bringen können, trat nicht ein. Die Zusammensetzung der erwähnten Zuckerlösung sei, weil sie sich in Hunderten von Fällen als vorzüglich brauchbar erwiesen hat, mitgeteilt: Lävulose 4 (gelöst in 40% Formalin), Dextrose 1, Wasser 4-5 (mit kleinem Formol- bzw. Karbolzusatz).
Habe ich selbst nie ausprobiert.
Viele Grüße
Bernd
Hallo Bernd,
"Lävulose" musste ich erstmal nachschlagen:
Zitat von: https://www.wissen.de/wortherkunft/laevuloseLävulose Fruchtzucker♦aus lat. laevus ,,links", weil die Substanz infolge ihrer optischen Aktivität die Ebene des polarisierten Lichts nach links dreht
Ist also wahrscheinlich nicht so das optimale Ein
machmittel für polarisationsoptische Präparte.
LG Gerd
Hallo Gerd,
das hat mich natürlich angestachelt :-) also ab unters Mikro un Pol zugezogen..... nix! totale Auslöschung wie immer.
Bei Wiki hab ich aber auch nichts in der Richtung gefunden, im Römpp auch nicht.
Viele Grüße
Wolfgang
Hi Gerd, it is of course a very thin layer, so only a very slight adjustment of the polarizer will compensate. And of course it isn't in crystalline form, otherwise it wouldn't be usable as a mountant.
PS, it's an old mountant, in the USA known as Karosyrup. BTW, I have no experiece with it.
Best wishes, René
Hallo Wolfgang,
im Schömmer habe ich folgende Rezepte gefunden:
§ 225 Gummi Syrup nach Becher und Demoll
Aqua dest 40ccm
Gummiarabicum 20g
Lävulose 20g
Einige Tropfen Karbolwasser zum Desinfizieren
§221, Gummi Syrup nach Apathy
Aqua dest. 50ccm
Gummiarabicum 50g
Rohrzucker 50g
Ferner einige Tropfen Karbolwasser oder Formalin.
Ein großer Nachteil scheint die Kälteempfindlichkeit der Präparate zu sei da sie dann irreparabel auskristallisieren sollen.
Viele Grüße,
Michael
Hallo Michael,
wie alles "Zuckerhaltige" stehen die Präparate natürlich schön warm bei mir :-) probier mal Schokolade aus dem Kühlschrank, bäh!
Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
also Schokolade esse ich im Sommer auch aus dem Kühlschrank 😀
Die Einschränkung ergibt sich halt beim Transport z. B. beim Umzug Deiner Präparatesammlung ins Museum oder beim Versand mit der Post ansonsten scheint das Zeug gut zu sein.
Beste Grüße
Michael
Aber Michael,
Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sich irgendein Museum für meine knapp 4000 Präparate interessiert :-(
Da sind die Doubletten (die ich gerne abgebe) nicht mit eingerechnet.
Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
solche Tipps interessieren mich doch sehr, billig und ungiftig.
Ich habe das Fruktoseeinschlussmittel mal nachgekocht, aber es war mir noch zu flüssig.
Schließlich habe ich einfach 30g Fruktose zu 10ml Wasser gegeben und das ergibt eine gesättigte Fruktoselösung die schön zäh ist.
Ich habe damit ein Präparat mit Haselpollen hergestellt und verglichen mit Glycerineinschluss.
Die Fotos wurden mit einem Plan Fluor 40x von Motic und einer Nikon D5100 gemacht und nur verkleinert, aber sonst nicht bearbeitet.
Jetzt heißt es abwarten, wie sich die Pollen verändern oder auch nicht und ob Pilze wachsen.
Viele Grüße,
Peter
Hallo,
das Wachstum von Pilzen sollte nicht das Problem sein: in Marmeladen und Konfitüren ist dank der hohen Zuckerkonzentration die Osmolarität so hoch, daß sich Pilze eigentlich nicht entwickeln dürften ( trotzdem weiß jeder, daß sich an der Oberfläche manchmal Schimmel bildet) .
Man kann freilich einfach das Wasser, mit dem der Zuckersirup angesetzt werden soll, mit Thymol oder Nipagin M (Methylparaben, Hydroxybenzoesäuremethylester, immer mal wieder in der Bucht erhältlich )sättigen, das dürfte Verpilzung sowohl im Vorrat als auch im Präparat ausschließen. Diese Zusätze dürften auch keine Auswirkungen auf zarte Wasserlebewesen haben, im Gegensatz zu Phenol oder Formol.
Mit vielen Grüßen
Helmut
Hallo erstmal,
wie versprochen, ein Zwischenbericht.
Oedogonium am 12.02,21 "eingemacht"
Interessanterweise kollabierten teilweise die Zellfäden, um sich anschließend wieder vollzusaugen. Die Zellinhalte blieben dabei völlig unbeschädigt (keinerlei Verklumpung oder Plasmolyse)
Kontrolle am 26.02.21 ergab keinerlei Veränderung, auch keine Kristallisation des Einschlußmittels.
Die Endfestigkeit ist aber noch nicht erreicht (ist aber auch recht dick, das Präparat) das Deckglas verschiebt sich aber nicht mehr von selbst; man muss schon fester schieben um es zu lösen.
Wolfgang
im zweiten Bild sind bei höherer Vergrößerung (40fach Objektiv) Chlorophyllgefüllte Wimperntiere zu sehen, die keinerlei Veränderung zeigen; wie im Frischpräparat (Bestimmung war mir nicht möglich, sind aber sehr schnell) Maßbalken 100µ
noch einen hinterher :-)
wenn man nicht aufpasst, gibt es auch schöne Bilder ;-}
Hallo Wolfgang,
an welcher Stelle hast Du denn nicht aufgepasst? Weißt Du warum das so schnell auskristallisert?
Beste Grüße
Gerd
Hallo Gerd,
das ist am Randbereich und auch nur bei einem Präparat. Ich hab versucht ein reines Kristallisationspräparat herzustellen... nix.
Grüße
Wolfgang
Hallo erstmal,
kleiner Zwischenbericht:
Die "Zuckerpräpaate" härten nun lansam aus. Das Deckglas läst sich nicht mehr verschieben und es sind keine Kristalle sowie keine Veränderungen an den Objekten zu erkennen. Das sieht gut aus!!
Zwischendurch ein kleiner Test mit Hydro-Matrix. Gleiches Objekt (Zellfäden von Oedogonium [meine kleine Mimiose]).... traurig! das Bild häng ich dran. Zellen teilweise kollabiert, Zellinhalte verklumpt. Also nicht das Mittel erster Wahl für empfindliche Objekte direkt aus Wasser.
Grüße
Wolfgang
Wolfgang, is this fresh or fixed material?
Gruesse, René
Hello René,
that was fresh material (straight out from the cellar) :-) I have so much fro Oedogonium, I can send you some if you want.
best regards
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
meine Versuche Algen mit Hydro-Matrix einzudecken waren auch Zeitverschwendung: Zellen kollabiert, geschrumpft.
Ich werde Entwässern in Glyzerin und Eindecken in Glyzeringelatine weiter verwenden oder Einschluß nur in Glyzerin.
Viele Grüße
Joachim
Hallo Joachim,
mit Glyceringelantine, Färbung mit Alizarinviridin-Chromslaum und Lackring habe ich sehr gute Erfahrung gemacht. Bei mir sind inzwischen 13 Jahre alte Präparate noch einwandfrei.
Viele Grüße,
Michael
Zitat von: liftboy in März 04, 2021, 17:13:28 NACHMITTAGS
Hello René,
that was fresh material (straight out from the cellar) :-) I have so much fro Oedogonium, I can send you some if you want.
best regards
Wolfgang
No that's fine Wolfgang. I just mean, you take an inert mountant that intends to keep everything as 'alive' as possible, and then the thing dies naturally and horribly so within the mountant ;D
Hello René,
Zitatnaturally and horribly
now it´s sweet to die, I will embedding in Sugar :-)
regards
Wolfgang
sodele.
Um das Ganze abzuschließen:
Deckglas ist fest, aber nicht "endfest". d.h. mit Gewalt kann man es noch schieben. Also doch ein Ring nur so zur Befestigung (Lack oder Euparal). Die Objekte haben sich nicht verändert, die Algen sind glasklar mit gut zu erkennendem Inhalt.
Grüße
Wolfgang
Edit:
um den Aufwand abzuklären, die Antwort auf eine Anfrage:
das Problem war, empfindliche, wasserhaltige Objekte einzubetten. Manche davon vertragen nicht einmal eine Fixierung! Etwas robustere Objekte lassen sich direkt aus Wasser (gut abgetropft) in Hoyers Gemisch einbetten. Leider sorgt das enthaltene Chloralhydrat nicht nur für Haltbarkeit, sondern bleicht die Pbjekte auch etwas aus und entzieht auch Wasser. Das alles entfällt bei der Zuckereinbettung. Ich habe die Algen direkt aus dem Fundortwasser (mit Fliespapier etwas entwässert) in den Zucker auf dem Objektträger gebracht. Deckglas drauf und nachdem der Zucker bis zum Rand gelaufen ist, wenn nötig, etwas beschwert. Am nächsten Tag ist das Deckglas rutschfest und nach ca. einem Monat richtig fest. Das Gemisch ist wie in dem Rezept angegeben, also ohne Säure oder Formol; nur Fruchtzucker und dest. Wasser.