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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: bminer in Februar 18, 2021, 21:10:48 NACHMITTAGS

Titel: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: bminer in Februar 18, 2021, 21:10:48 NACHMITTAGS
Guten Abend miteinander,
in einem Anfall von Abenteuerlust habe ich vor einigen Tagen ein erstaunlich falsch beschriebenes Jenamed 2 ersteigert, vielleicht haben die Auktion einige von Euch sogar verfolgt. Es ist entgegen der Beschreibung bis auf den leider fehlenden Vergrößerungswechsler nicht schlecht ausgestattet mit 5 Objektiven (Mix aus PA und GF PA) und dem Großfeldtubus mit 10x/25 Okularen (lt. Beschreibung hätten es 3 Objektive, 23.2 mm Tubus und PK 10x/15,5 Okulare sein sollen, wo auch immer der Verkäufer die Beschreibung her hatte). Das aber nur am Rande. Mit meinen genauen Instruktionen wurde das Gerät sehr sorgfältig verpackt verschickt.

Das Gerät macht keinen ganz schlechten Eindruck und ich hoffe, dass ich es wieder hinbekomme, allerdings gibt es ein paar "Lagerprobleme".
Daher hier ein paar Fragen in die Runde:

1) Kann mir jemand eine Bedienungsanleitung und ggf. sogar eine Reparaturanleitung (falls es so was gibt) als pdf zur Verfügung stellen (ich meine nicht den Prospekt, den man im Internet sehr leicht finden kann)?
2) Merkwürdigerweise lässt sich eines der Objektive mit normaler Kraft nicht aus dem Revolver schrauben, es scheint irgendwie "festgebacken". Hat hier jemand einen Tipp, bekommt man als Laie den Revolver demontiert um besser an das Objektiv zu kommen?
3) Leider scheint die Dioptrienverstellung am GF-Tubus (links) verharzt zu sein und lässt sich nicht bewegen, hat hier jemand einen Tipp?
4) Die Objektive sehen so aus als ob sie wenig benutzt wurden, haben aber "mikroskopseitig" einen recht ausgeprägten "Schmierfilm" (evtl. Ausdünstung vom Fett). Nimmt man für so eine Verschmutzung an den CF250-Objektiven Wundbenzin/Augenwatte oder was empfehlen die Experten?

Ich bedanke mich herzlich für alle sachdienlichen Hinweise und wünsche einen schönen Abend

- Björn
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: Peter V. in Februar 18, 2021, 21:56:18 NACHMITTAGS
Hallo Björn,

die Auktion habe ich gesehen. Der Preis ist absolut ok, vor allem, weil der Großfeldbino und die Großfeldokulare dabei sind. Da kannst Du Dich wirklich nicht "beschweren"  ;) Angeischts der Ausstattung (auch mit den Armstützen, die fast imer fehlen) fast schon ein Schnäppchen, dagegen muten die von Dir beschriebenen Fehler eher marginal an.
Den Revolver würde ich keinesfalls demontieren!! Am Jenamed ist alles zentriert und so sollte es auch bleiben. Das Objektiv solltest Du im Zweifelsfalle mit viel Gefühl mit einem "Alligator" (https://www.amazon.de/Godyluck-Multifunktionale-Schraubenschl%C3%BCssel-Flaschen%C3%B6ffner-%C3%96lfilterschl%C3%BCssel/dp/B07NM74NGG/ref=asc_df_B07NM74NGG/?tag=googshopde-21&linkCode=df0&hvadid=427719566555&hvpos=&hvnetw=g&hvrand=14123373361686370152&hvpone=&hvptwo=&hvqmt=&hvdev=c&hvdvcmdl=&hvlocint=&hvlocphy=9062685&hvtargid=pla-908862068857&psc=1&th=1&psc=1&tag=&ref=&adgrpid=100990200218&hvpone=&hvptwo=&hvadid=427719566555&hvpos=&hvnetw=g&hvrand=14123373361686370152&hvqmt=&hvdev=c&hvdvcmdl=&hvlocint=&hvlocphy=9062685&hvtargid=pla-908862068857) heraussschrauben können. Am Jenamed sind die Objektive leider tatsächlich nicht gut zugängig, man kann einfach nicht so beherzt "anpacken" - ich weiß  ;)
Ich weiß zwar nicht, wie man die Dioptrienverstellung wartet, aber die ist bei praktisch allen nicht überholten GF-Binos bombenfest verharzt.
Zur Schmierfilmentfernung würde ich - wie immer - Wundbenzin oder "Optical Wonder" und Wattestäbchen verwenden.
Wie dem auch sei: Zweifellos ein guter Kauf für den Preis, wenn das wirklich alle Mängel sind.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: Gerd Schmahl in Februar 18, 2021, 22:56:46 NACHMITTAGS
Hallo Björn,
zwar habe ich noch keinen Großfeldbino von Zeiss-Jena zerlegt, aber prinzipiell solte das ähnlich funktionieren wie bei den älteren mit 23,5mm Tubusrohren. Hier habe ich das mal gezeigt (http://www.mikroskopfreunde-nordhessen.de/dateien/Lg-Rep.pdf) (S.18ff).
Die Abdeckungen der Prismen sind je nach Binotyp zwar unterschiedlich befestigt, aber innen sollte es sehr ähnlich zugehen. Du musst das Tubusrohr von innen abschrauben und in Waschbenzin legen. Am nächsten Tag sollte sich die Diotrienverstellung lösen lassen. Notfalls mit Haarföhn erwärmen. Alles zerlegen (ist selbsterklärend), neu fetten und wieder zusammenschrauben. Beim Anbringen des Tubusrohres muss nochmal justiert werden. Die 3 Schrauben sitzen in etws zu großen Löchern. Du brauchst ein möglichst flaches Zielobjekt (z.B. ein Fadenkreuz aus einem Okularmikrometer)und musst das gelöste Tubusrohr in die Stellung bringen, die genau deckungsgleiche Bilder liefert (immer abwechselnd gucken, nicht gleichzeitig, weil das Gehirn sich die Bilder sonst zurechtschiebt, was auf Dauer aber anstrengt und Kopfschmerzen führen kann. Erste zum Schluss mit beiden Augen noch mal möglichst entspannt schauen und prüfen. Dieser letzte Schritt ist eigentlich der fummeligste. Aufpassen, das  Du nicht auf die Außenflächen der Prismen fässt, so lange diese offen liegen, sonst ist noch eine Putzaktion angesagt.
Viel Erfolg!
Gerd
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: bminer in Februar 19, 2021, 08:57:51 VORMITTAG
Hallo und vielen Dank für die bisherigen Rückmeldungen!

@Peter:
Bitte nicht missverstehen, ich bin schon recht happy mit dem Kauf. Die Ausstattung ist wirklich besser als auf den Bildern für mich erkennbar und vor allem hat der Verkäufer beim Versenden meine Tipps minutiös umgesetzt, besser hätte ich es auch nicht hinbekommen (habe ich ihm auch geschrieben!).
Danke für den Tipp mit dem "Alligator", so ein Werkzeug kannte ich noch nicht, ich werde es versuchen.

@Gerd:
Auch Dir vielen Dank für den Hinweis, ich habe mir die Anleitung angesehen. Der Jenamed-Tubus sieht für meinen laienhaften Blick allerdings doch ganz schön anders aus. Ich werde vielleicht noch einmal ein Bild in einem separaten Thread posten.

Ich werde das Gerät nun erst einmal entstauben und mich den Objektiven widmen und dann sehen wir weiter...

Beste Grüße
Björn

Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: Kay Hoerster in Februar 19, 2021, 09:16:11 VORMITTAG
Hallo Björn,

zu Deinem Bino-Tubus: An den Seiten des Tubus ist rechts und links je eine Blechhaube aufgesetzt, diese wird mit Senkschrauben gehalten. Die Position der Schrauben ist anders als an dem von Gerd dokumentierten Bino, aber eigentlich auch eindeutig zu erkennen. Ein Foto wäre sehr hilfreich, ich habe leider gerade keins zur Hand. Beim Abnehmen der Haube kann es mal ein wenig hakeln...ganz leicht die geraden Schenkel der Haube 'elastisch aufbiegen'...Wenn die Haube ab ist, erkennt man die 3 Schrauben, mit denen der Okulartubus am Grundrahmen des Bino-Tubus angeschraubt ist. Hier kannst Du Dich dann wieder an Gerd's Doku halten.

Vielleicht sendest Du einfach noch kurz ein Foto, dann kann man Dir schnell die Schrauben der Haube zeigen, sie sind idR silber/matt, Durchmesser des Kopfes ~4mm, bündig versenkt und mit Schlitz...

Viele Grüße
Kay
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: Kay Hoerster in Februar 19, 2021, 09:19:08 VORMITTAG
Ich habe gerade was im Netz gefunden, das sollte eigentlich alle Fragen beantworten:
http://www.astromist.com/tmp/homemade-bino-head-markIV.pdf

Insbesondere die ersten 2 Seiten...auf Seite 1 im rechten Bild sind die 4 Senkschrauben zu sehen, 2 je Haube.

Viele Grüße
Kay
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: bminer in Februar 19, 2021, 12:06:54 NACHMITTAGS
Hallo Kay,
herzlichen Dank, das ist sehr hilfreich! Ich denke, dass mein Tubus genau so aussieht (auch wenn ich ihn gerade nicht zur Hand habe). Damit müsste ich es hinkriegen (hoffe ich).

Viele Grüße

- Björn
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: Gerd Schmahl in Februar 19, 2021, 12:22:50 NACHMITTAGS
Hallo Björn,
die beiden Kappen sollten sich in Richtung der halteschrauben nach hinten abgezogen werden können, wenn die Schrauben gelöst sind.
Beste GRüße
Gerd
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: sirdul in Februar 20, 2021, 09:35:42 VORMITTAG
Hallo Björn,

teile mir Deine E-Mailadresse mit, dann kann ich Dir die Bedienungsanleitung zusenden.

mfg

Ludger
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: Alfons Renz in Februar 20, 2021, 10:50:41 VORMITTAG
Hallo Björn,

Bevor ein Aligator oder sonstiges Reptil zum Einsatz kommen muss, hilft in fast allen Fällen dein einfaches Hausmittel: Mit einem Gummihandschuh geht es meistens schon. Für Mikroskope in Kursräumen war/ist das Festziehen mit Handschuh eine probate Methode, um zu verhindern, dass einzelne Objektive zuuuufällig, nur von der Schwerkraft bewegt, heraus - und in studentische Taschen fallen.

Wenn der Handschuh alleine nicht ausreicht, dann einen in Streifen geschnittenen Fahrradschlauch stramm um das Objektiv wickeln. Der größere Durchmesser erhöht das Drehmoment. Da kann kein Objektiv widerstehen! Und man vermeidet jedes Risiko einer Beschädigung durch abrutschende Werkzeuge.

Viel Erfolg!

Alfons
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: Peter V. in Februar 20, 2021, 12:57:01 NACHMITTAGS
Lieber Alfons,

Du hast sicher recht! Beim Jenamed ist allerdings unter Umständen das Problem, dass die CF250-Optiken ziemlich dicke "Bomben" sind und es baulich am Jenamed recht eng zugeht. Ähnlich wie bei der Zeiss'schen Milchkanne lässt sich der Abstand zwischen Objektiven und Objekttisch nur im üblichen Fokusbereich für normale Präparate bewegen, man kann also keine Platz gewinnen, um eine (Achtung! Chauvialarm!)  ordentliche Männerhand anzusetzen.
Aber einen Versuch ist es natürlich wert, die Hände sind immer noch die besten und schonendsten Werkzeuge. Den schnellesten Erfolg verspricht natürlich nach wie vor die gute altbewährte Objektivrohrzange (siehe Bild).
Hier ein schönes Beispiel, wie mal eben lässig der Wert eines schweineteuren original werksjustierten ICTs-Sets (mit deshlab vom Werk im Revolver verklebten) Objektiven mit einem Dreh massiv gemindert wurde, weil der absolut anhnungslose Besitzer doch ein wenig "enderleinen" wollte und statt dieser "komischen Objektive" lieber einen 100er-Achormaten einschrauben wollte. Man könnte laut aufjaulen!!  :'( :( :-[

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: bminer in Februar 20, 2021, 14:40:53 NACHMITTAGS
Hallo Alfons,
den Trick mit dem Gummihandschuh (bzw. Latexhandschuh) habe ich gleich ausprobiert -- es hat geklappt!
Nun liegt auch das GF PA 40x zum Reinigen bereit... Und nach ein klein wenig anfänglichem Widerstand funktioniert auch der Objektivschutz wieder.
Damit kann ich mir die Anschaffung des Alligators erst einmal sparen und versorge mich mit Wundbenzin & Co. zur Reinigung.

@Peter: Das tut wirklich in der Seele weh, mit der Zange wäre ich auch nicht an das Objektiv gegangen!

@Ludger: Das wäre super, wenn Du mir die Gebrauchsanleitung schicken kannst. Ich schicke Dir eine PM mit meiner Mailadresse.
Dann werde ich mir die vor weiteren Maßnahmen erst einmal zu Gemüte führen!

Bis hierhin vielen Dank für alle Tipps und beste Grüße!

- Björn

Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: Peter V. in Februar 20, 2021, 15:05:47 NACHMITTAGS
Hallo,

na dann: Glückwunsch!

Das Malheur mit dem Leitz ICT-Objektiv ist natürlich nur deshlab passiert, weil der Unerfahrene die völlig inkompatible Zeiss-Objektivzange (auch "Michelzange" genannt) benutzt hat! Mit dem Originalwerkzeug von Leitz, dem "Berek",  wäre das ja nicht passiert.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: bminer in Februar 28, 2021, 12:41:37 NACHMITTAGS
Liebe Foristen,
hier ein Status-Update zu meinem "thüringischen Patienten" (Bild 1) und ein paar weitere Fragen (vor allem an Gerd bzgl. der Tubus-Wartung).
Zunächst einmal die guten Neuigkeiten:

Der "Verschmutzungsgrad" vor allem der Objektive war weit weniger schlimm als zunächst vermutet. Heute habe ich die Okulare (die sahen ohnehin recht gut aus und waren lediglich etwas verstaubt) und alle Objektive einer ersten Reinigung unterzogen, vielleicht noch nicht perfekt aber schon mal ganz gut. Der "Schmier" auf der Hinterseite der Objektive war tatsächlich vor allem Staub, den habe ich schon mit verschieden dicken/stumpfen/spitzen Wattestäbchen + dest. Wasser weitestgehend wegbekommen und mit etwas Nacharbeiten sieht es nun ganz gut aus. Die Kondensorlinse habe ich ebenfalls gereinigt.
Beleuchtung, Schnellhub und Feinfokussierung scheinen so zu funktionieren wie sie sollen.
Erfreulicherweise lässt sich auch die Foto-Einstellung des Trinotubus recht gut aktivieren -- ausprobieren konnte ich die Kameraadaption aber noch nicht, weil ich noch auf einen 41 mm-Schwalbenschwanz/M42-Adapter von rafcamera warte.
Auch sehr schön: im Filterrad befand sich ursprünglich nur ein Filter (grün). Mir ist dann aber eingefallen, dass der Mikroskopkörper ja im Liegen verschickt wurde und die anderen Filter wahrscheinlich nur rausgefallen waren; tatsächlich haben sich dann der blaue und der neutralgraue Filter in den Tiefen des Mikroskops wiedergefunden...

Was nicht so schön ist: die Dioptrienverstellung am Tubus ist nicht nur total verharzt, sondern war vor der Verharzung leider auch soweit herausgedreht worden (Bild 2), dass der Tubus im Moment noch quasi unbenutzbar ist (d. h. ich kriege im Moment nur mit einem Auge ein scharfes Bild, was natürlich die Beurteilung etwaiger weiterer optischer Problemchen schwierig macht). Außerdem ist das rechte (nicht  verstellbare) Tubusrohr etwas locker, wahrscheinlich müssen hier die Halteschrauben nachgezogen werden. In dieser Kombination ist dann eine Dejustierung beim weiteren Vorgehen nicht mehr wirklich gut zu vermeiden...

Schließlich ist auch bei dem verstellbaren Okular (Bild 3) die Dioptrienverstellung weit aus der Mittellage gestellt und in dieser Position bombenfest verharzt... Hierzu habe ich trotz recht intensiver Suche keine Reparaturanleitung gefunden (auch in diesem Forum nicht), vielleicht habe ich mich aber auch ungeschickt angestellt beim Suchen. Das Problem dürfte ja auch öfter auftauchen.

Nun zu den Fragen, speziell an Gerd, bevor ich mich an den Tubus heranwage:
- ist die Lackierung des Tubusrohrs lösemittelresistent speziell gegenüber Wundbenzin/Petrolether, wenn ich da mit Lösemitteln rangehe. Oder gibt es noch ein besser geeignetes Lösungsmittel? Hat evtl. jemand einen Tipp, ob man ggf. ein Lösungsmittel über längere Zeit einwirken lassen kann ohne das Tubusrohr direkt "einzulegen" und so große Mengen Lösungsmittel zu verbrauchen? (Z. B. macht es Sinn, das Rohr zunächst innen und außen mit einem Lösemittelgetränktem Tuch zu umwickeln und so in ein verschlossenes Gefäß zu stecken)?
- vermutlich sollte man sich vor dem Zerlegen so eine Lens wrench besorgen wie in Deiner Anleitung?
- kannst Du oder sonst jemand ein gut geeignetes Fett für das erneute Fetten (am besten mit Bezugsquelle für eine Kleinmenge) nennen? In Deiner Beschreibung hört sich das mit der Vaseline eher als "Notlösung" an, oder ist das wirklich gut geeignet? Ich habe ziemlichen Respekt vor der Operation, da kommt es mir für ein paar Euro für ein möglichst ideales Fett nicht so an.

Und zum verstellbaren Okular:
- hat da jemand einen Tipp, wie man das wieder hinkriegt? Oder ist das für einen Laien nicht machbar und man sollte das eher so lassen und die Einstellung über das hoffentlich wiederhergestellte Tubusrohr links bewerkstelligen...?

Nochmals vielen Dank allen Helfern und beste Grüße

- Björn



Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: Gerd Schmahl in Februar 28, 2021, 14:31:49 NACHMITTAGS
Hallo Björn,
den im Forum entwickelten Lens-Wrench (Die Eierlegende Wollmichsau = ESW) (https://shop.archaeometallurgie.de/produkt/lens-wrench-ews-mk2-optik-schlitzmutternschluessel-verstellbar/) hat Bastian noch in seinem Shop. Er hat letztes Jahr eine 2. verbesserte Kleinserie aufgelegt.
Wenn Du des öfteren an Mikroskopen oder Fotoobjektiven herumschraubst, ist das eine sehr lohnende Investition. Gegen Portoerstattung kann ich Dir auch einen borgen, wenn das JENAMED Dein absehbar einziges Projekt bleibt.
Der Lack sollte Waschbenzin gut überstehen. Wenn man das Tubusrohr mit der Dioptinverstellung ohne Optik vor sich liegen hat, kannst Du da auch erstmal etwas WD40 an den Schlitz zum Gewinde pinseln (geht i.d.R. gezielter als Sprühen) Ich sprühe mir ein wenig davon in einen Kronkorken und trage das mit spitzem Pinsel an die richtigen Stellen. Vorsicht mit dem Zeug! Das kriecht bis auf die Linsen, wenn welche in der Nähe sind!
Am besten einen Tag einwirken lassen, den Tubus mit dem Haarföhn erwärmen, bis man ihn gerade noch so anfassen kann (auch das vertägt der Lack klaglos) und dann mit der Boa (https://www.amazon.de/B%C3%B5a-BOABABY-Gurtzange/dp/B00096JDJY/ref=sr_1_3?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=Boa+Wrench&qid=1614517564&sr=8-3) oder ähnlich gut geeignetem Werkzeug das Gewinde in die Gänge bringen. Vorsicht mit dem dünnen Tubusteil, in das das Okular gesteckt wird. Wenn man das auch nur minimal verbiegt, bekommt man das Okular nicht mehr rein. Darum wisch ich die Lösungsmittel kurz ab und stecke ein Okular ein, bevor ich da Werkzeuge dransetze.
Ja die Vaseline war eine Notlösung. Ich würde das OSIM Spezialfett HL-FGF5  (https://www.ebay.de/itm/OSIM-Spezialfett-HL-FGF5-fur-Optomechanik-40g/201643799637?epid=1658400383&hash=item2ef2e83455:g:~xAAAOSwuShab5UJ)empfehlen.

Auch das Okular sollte hin zu bekommen sein. Hier muss man aber um einiges vorsichtiger sein, wegen der Optiken. Langsames Erwärmen bis ca. 50°C (Backofen mit Therometer oder Trockenschrank statt Fohn) sollten aber auch die Okulare abkönnen. Ein zerschnittener Fahrradschlauch (2 Teile) wird in entgegengesetzter Richtung um die beiden zu drehenden Teile gelegt, so dass beim Drehen die Gummischnecken fester gezurrt werden. Da kann man ordentlich anfassen. Oder zwei Boas. Das würde ich vorher dem Erwärmen schon mal probieren.
Ich habe aber diese Großfeldokulare von der JENAVAL-Serie noch nicht zerlegt. Vielleicht hat da jemand anderes noch einen konkreteren Tipp.
Beste Grüße
Gerd
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: bminer in Februar 28, 2021, 17:33:29 NACHMITTAGS
Hallo Gerd,

herzlichen Dank für die prompte Antwort und die guten Tipps! Das Fett und eine kleine Dose WD-40 (hatte ich nicht mehr im Haus) habe ich gleich bestellt.
Das EWS-Tool sieht beeindruckend aus... für meinen tatsächlich erst einmal einzigen Einsatz ist das aber wohl ein wenig übertrieben. Tatsächlich scheinen mir die billigen Lens wrenches (wie man sie massenhaft auf ebay findet) von der Klingenform her nicht so gut geeignet. Ich würde also tatsächlich gerne auf Dein nettes Angebot der Ausleihe zurückkommen, wenn das für Dich in Ordnung ist (ich schreibe Dir dazu noch eine PM).

Aber noch hier, falls es irgendwann mal noch jemand anderen interessiert: das Vorgehen beim Okular habe ich noch nicht ganz verstanden. Geht es hier nur darum, dass man die Dioptrienverstellung mit Wärme und sanfter Gewalt wieder in die "Nullstellung" bringt (was für mich im Grunde auch in Ordnung wäre) oder soll hier das äußere Element mit der Dioptrienverstellung abgeschraubt und dann in irgendeiner Weise gängig gemacht werden (gegen den Uhrzeigersinn?). Für die Variante 2 fehlt mir für das Verständnis das Wissen um den Aufbau des Okulars...

Beste Grüße
- Björn
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: deBult in Februar 28, 2021, 18:01:32 NACHMITTAGS
Maybe this helps

https://archive.org/details/APracticalGuideToBinocularCollimation_18/page/n7/mode/2up (https://archive.org/details/APracticalGuideToBinocularCollimation_18/page/n7/mode/2up)
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: bminer in Februar 28, 2021, 18:05:11 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

hier noch eine kleine Zusatzfrage zur Objektivreinigung: die Frontlinsen der Objektive sind m. E. nun alle einigermaßen sauber, bei dem 40x und 100x Objektiv ist der verchromte Bereich vorne aber noch mit einem unschönen gelblichen "Schmader" verschmutzt (siehe Bild, leider nicht ganz im Fokus). Der ging weder mit Wasser noch mit einem Zipfel eines feuchten Brillenputztuches (sicherlich alkoholisch) noch mit Wundbenzin (Petrolether) gut weg (das alles habe ich sehr vorsichtig weg von der Frontlinse versucht).

Hat da jemand noch einen guten Reinigungs-Tipp?

Beste Grüße
- Björn
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: bminer in Februar 28, 2021, 18:12:54 NACHMITTAGS
@deBult:
Thanks a lot -- this document may very well be helpful if I (quite likely) end up with some degree of decollimation after (hopefully) fixing the diopter adjustment!
Best regards
- Björn
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: Diana1982 in Februar 28, 2021, 18:24:49 NACHMITTAGS
Zitat von: bminer in Februar 28, 2021, 18:05:11 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

hier noch eine kleine Zusatzfrage zur Objektivreinigung: die Frontlinsen der Objektive sind m. E. nun alle einigermaßen sauber, bei dem 40x und 100x Objektiv ist der verchromte Bereich vorne aber noch mit einem unschönen gelblichen "Schmader" verschmutzt (siehe Bild, leider nicht ganz im Fokus). Der ging weder mit Wasser noch mit einem Zipfel eines feuchten Brillenputztuches (sicherlich alkoholisch) noch mit Wundbenzin (Petrolether) gut weg (das alles habe ich sehr vorsichtig weg von der Frontlinse versucht).

Hat da jemand noch einen guten Reinigungs-Tipp?

Beste Grüße
- Björn

Hallo Björn,

Ja! v.a., wenn es nach Korrosion aussieht: Vorsichtigst(!!!!) - mit Chrompolitur... auf eigene Gefahr - währenddessen und hinterher unter der Stereolupe das Poliermittel kontrollieren...nix an die Linse bringen - ist eh klar  ;)

Ansonsten vorher vielleicht noch Aceton probieren, falls es sich eher um normalen Belag handelt (auf dem Bild erkennt mans leider nicht.)

Oder: Mit etwas Wasser und Spüli anfeuchten und dann mit einem Zahnstocher o.ä. schaben. Ein kleiner nicht so arg scharfkantiger Schlitzschraubendreher könnte (mit viel Gefühl!) auch gehen.

LG Diana
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: bminer in März 01, 2021, 11:20:18 VORMITTAG
Hallo Diana,
danke für die Tipps! Es ist wohl ein Belag, keine Korrosion. Chrompolitur hört sich für mich unsympathisch an in der Nähe der Frontlinse...

Ich denke, ich werde es zunächst mit Spülmittel-haltigem Wasser und kleinem Holzschaber versuchen (in die Richtung hatte ich selber auch schon gedacht).

Viele Grüße

- Björn

Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: Diana1982 in März 01, 2021, 11:31:02 VORMITTAG
Hi Björn,

Das mit der Chrompolitur war schon ernst gemeint! Aber auch, dass man dabei höllisch aufpassen muss.
Eine Alternative dazu wäre noch sehr feines angefeuchtetes Schleifpapier (2000er z.B.) oder ein Glasfaserradierer (macht aber schnell Riefen ins Metall).
Neulich habe ich noch einen schönen Metallradierer gekauft: https://www.fohrmann.com/de/maschinenradierer.html (https://www.fohrmann.com/de/maschinenradierer.html)

ABER: Da es sich bei Dir ja nur um Belag handelt, sind Lösungsmittel (oder Wasser mit Spüli) + Schaber den o.g. Methoden sowieso erstmal vorzuziehen  ;)

Viel Erfolg!
Diana
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: bminer in März 09, 2021, 22:09:48 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

hier nun ein Zwischenstand von meinen Arbeiten am Jenamed (siehe Foto). Dank der tollen Unterstützung von Gerd habe ich es nun geschafft, die verharzte Dioptrienverstellung an dem einen Tubusrohr zu lösen, neu zu fetten und alles wieder zusammenzubauen.
Die Dioptrienverstellung am verstellbaren Okular habe ich nicht gelöst bekommen, damit werde ich wohl erst einmal leben müssen (und können).

Zwischenzeitlich habe ich auch eine Kameraadaption hinbekommen (Adapter Ringschwalbe/M42 (rafcamera) => chines. M42 Helicoid-Tubus => M42/EOS), damit bekomme ich ein ordentliches Bild. Das Ölimmersionsobjektiv habe ich noch nicht getestet, die anderen 4 Objektive machen aber einen guten Eindruck.

Noch nicht geschafft habe ich die Kollimation der Tubusrohre. Vielleicht brauche ich hier noch ein besser geeignetes "calibration target", hat da jemand einen Tipp? (In dem von deBult verlinkten Dokument wird objektseitig ein Fadenkreuz verwendet (zum Fadenkreuz-Okular), so was habe ich aber noch nicht gesehen -- ich habe nur ein normales Objektmikrometer (Skala) zur Hand).
Visuell erscheinen mir die Teilbilder nach der Montage dekollimiert (was ja auch zu erwarten war), immerhin kriege ich sie im Gegensatz zu vorher nun aber schon mal "beidäugig" fokussiert.

Viele Grüße

- Björn
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: deBult in März 10, 2021, 02:54:11 VORMITTAG
Micrometer slide with cross edge target e.g.

Look at this on eBay
AmScope MR400 Stage Micrometer Calibration Slide w/ 4-Scales for Microscope



Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: bminer in März 10, 2021, 07:36:03 VORMITTAG
Thanks!
BTW: Is it advisable to perform the adjustment at the highest possible (100x) or a high (40x) objective magnification?
Or is it best to start at a lower magnification and then move to higher magnification (e. g., do the collimation step-wise).
This is not obvious to me from the description you pointed out to me!

Best regards
Björn
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: Gerd Schmahl in März 10, 2021, 19:53:33 NACHMITTAGS
Hallo Björn,
ich denke Du kannst bei kleiner Vergrößerung starten. Es geht ja nicht um die Objektive, sondern um die beiden Tuben. Da ist es doch egal wie hoch die Vergrößerung ist der Betrag der Verschiebung des Bildes bleibt der gleiche. Ich würde eine Vergrößerung wählen, in der Du Dein Ziel (Fadenkreuz oder Objektmikrometer gut sehen kannst. Da macht es sich gut, wenn das Ziel eine Ausdehnung hat, die bis knapp an den Rand des Sehfeldes geht. Da sieht man das am besten, wenn eine Seite weiter links oder rechts ist. Auch an einem Objektmikrometer sollte das deutlich werden und auch falls es eine Verdrehung gibt. Im letzten Fall, sind es dann aber nicht die Tubusrohre, sondern die Prismen, die justiert werden müssen.
Beste Grüße
Gerd
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: bminer in März 12, 2021, 17:01:14 NACHMITTAGS
Hallo Gerd,

besten Dank für die Erläuterung -- ich hatte auch schon überlegt, ob meine Frage Unsinn ist ;-)
Aber das macht natürlich Sinn, dass man das Sehfeld möglichst gut ausnutzt.
Ich werde mich am Wochenende mit den vorhandenen Mitteln (Objektmikrometer-Skala) daran versuchen. Wenn es nicht klappt, ist eine (preiswerte) Variante eines Fadenkreuz-Targets bestellt.

Dein Werkzeug und eine großzügige Probe der anderen Fett-Variante mache ich am Wochenende auch für den Versand fertig!

Viele Grüße
- Björn
Titel: Re: Fragen zu Jenamed 2 mit ein paar "Lagerproblemen"
Beitrag von: bminer in März 13, 2021, 15:32:20 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

so, nun kann ich "Vollzug" melden: die Kollimation bzw. das "Zurechtrücken" des verstellbaren Tubusrohr mit Hilfe eines Fadenkreuz-Okulars und einer Mikrometerskala hat recht gut funktioniert! Wahrscheinlich hätte ein Profi das noch besser hinbekommen, aber die ursprünglich vorhandene Verschiebung der Bilder zueinander konnte man mit diesen Hilfsmitteln sehr gut sehen und weitestgehend beheben.
Nun scheint mir auch bei visueller Betrachtung das Bild in Ordnung. Die vom Foristen deBult verlinkte Beschreibung ist wirklich sehr gut!

Nun konnte ich mich ein wenig mehr mit dem Gerät beschäftigen. Die Fotoadaption kriegt man schön parfokal und ich habe im Anhang mal ein erstes Foto von einem Pinus-Nadelquerschnitt-Dauerpräparat gezeigt (mit dem PA 20x/0.4 Objektiv, aufgenommen mit meiner ziemlich alten EOS 40d). Das ist sicherlich keine große Kunst, aber ich finde es toll, dass man so einfach Mikrofotos machen kann.
Auch die Bertrand-Linde scheint zu funktionieren wie sie soll.
Beeindruckend finde ich die Power der uralten Halogenbeleuchtung am Jenamed, selbst wenn man den Kameraausgang aktiviert hat.

Nun gibt es viel zu entdecken! Ich habe zwar jahrzehntelange Erfahrung am Stereomikroskop, am Mikroskop bin ich aber blutiger Anfänger. Ich glaube, ich werde mir als nächstes auch mal ein paar Moosproben besorgen, die aktuell hier im Forum gezeigten Bilder machen da sehr neugierig.

Nochmals herzlichen Dank für die tolle Unterstützung, die nächsten Themen kommen dann sicherlich in separate Threads.

Viele Grüße
- Björn