Servus,
eine pragmatische Frage an alle ,,Nichtarachnologen" hier, hoffe es gibt da ein paar Wenige ;).
Bei der fotografischen Darstellung von Spinnentieren und deren einzelnen Körperteilen, zur Artbestimmung sind das meist die Genitalien, wird dies seit jeher ,,nass" in Alkohol oder sonstigen Flüssigkeiten wie Milchsäure, oder WintergreenOil gezeigt. Aufbewahrt werden Spinnentiere in 75-80% Alkohol. Der Hintergrund dafür ist die weiche Außenhaut. Gegenüber Insekten, die einen festen Chitinpanzer besitzen und ,,trocken" aufbewahrt und auch fotografiert werden, ,,verschrumpeln" Spinnen sehr schnell bei trockener Lagerung.
Ich habe mal einen Vergleich gestartet und würde von euch gerne wissen, welche Aufnahmemethode ,,nass" oder ,,trocken" euch besser gefällt, mehr Informationen liefert, etc....
Für die beiden Methoden gibt es Vor-u. Nachteile für mich.
Vorteile Trockenfotografie:
-es schwimmen keine Fremdstoffe im Alkohol herum und somit sind keine ,,Wischer" auf dem Stack
-ich habe keinen zeitlichen Druck, da mir kein Alkohol in der Aufnahmeschale bzw. unterm Deckglas verdunstet und das Objekt ,,frei" legt
- das Objekt bleibt im Normalfall so liegen wie man es ausrichtet (die Ausrichtung kann aber zu einem Geduldsspiel werden).
-weniger Reflexionen
Vorteile Nassfotografie:
-kleine Härchen richten sich meist ,,in Normalstellung" aus
-die Positionierung des Objektes kann mit Hilfe eines Deckglases einfach realisiert werden
-kleine Objekte springen nicht vom Objektträger, da sie eingebettet sind
Nachteile Trockenfotografie:
-Fussel sind schwierig zu entfernen, ohne dass das Objekt davonspringt
-Staub legt sich direkt auf das Objekt
-im Trockenzustand kann man die Objekte nicht lange aufbewahren, da sie das ,,schrumpeln" anfangen
Nachteile Nassfotografie:
-Verdunstung vom Alkohol, zeitlicher Druck
-Schwebstoffe im Alkohol
-bei kleinsten Bewegungen fängt das Objekt im Alkohol zu ,,schwimmen" an und ändert die Position.
-Reflexionen an der Oberfläche, manchmal auch Spiegelungen
So und hier mal die Vergleichsaufnahmen.
Es handelt sich um eine männliche Krabbenspinne mit dem wissenschaftlichen Namen Xysticus lanio.
Männliche Spinnen werden meist durch ihre Pedipalpen bestimmt, hierbei wird der linke Palpus verwendet. Warum gerade der linke, bitte fragt mich nicht, ist vielleicht historisch so entstanden.
Das Übersichtsbild wurde nass fotografiert und zeigt die Abtrennungsstelle, der Palpus wurde danach abgetrennt und auf einen Objektträger überführt und eben einmal nass in Alkohol unter einem Deckglas und einmal trocken ohne Deckglas von lateral abgelichtet. Beide Aufnahmen haben die gleichen Grundvoraussetzungen von 66 Einzelbildern und die Einstellungen an der Kamera und das Licht ist identisch. Auch die Parameter in der Stackingsoftware Helicon Focus sind die gleichen.
Die beiden letzten Fotos zeigen einen Ausschnitt, hier wird der charakteristische ,,Haken" von X. lanio gezeigt, der zur Abtrennung von anderen Xysticus-Arten dient.
In der Bildunterschrift steht die Aufnahmemethode.
Grüße Jürgen
Hier die Ausschnitte, war eben wohl zu groß.
Hallo,
für mich ist es eindeutig "trocken". Besserer Kontrast, mehr Details, keine "Restluft".
Grüße
Carsten
Hallo Jürgen,
mir persönlich gefallen die "nassen" Bilder besser - aber da kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein. Mich stören die Spiegelungen an den Oberflächen, die bei der "trockenen" Version größer sind (da der Brechungsindexunterschied an der Oberfläche größer ist).
Bei stärkeren Objektiven ist die "trockene" Methode ohne Deckglas sowiso ausgeschlossen.
Bei Milben wird gerne die Methode "offenes Deckglas" verwendet. Dazu nimmt man einen Objektträger mit Hohlschliff und deckt den Hohlschliff halb mit einem Deckglas ab. Unter das DG lässt man dann die frische, saubere Beobachtungsflüssigkeit (meist Milchsäure, Glyzerin geht auch gut) ziehen. Das Objekt wird dann innerhalb des Hohlschliffs unter das DG geschoben und mit einem feinen Pinsel in die immer enger werdende Lücke zwischen Hohlschliff und DG geschoben und damit festgeklemmt. Das Objekt liegt dann fest in frischer Flüssigkeit direkt unter dem DG - optimale Beobachtungsbedingungen bei allen Objektiven! Milchsäure bzw. Glyzerin verdunsten nur sehr langsam (wenn überhaupt erst nach Tagen). Nach der Beobachtung kommt das Objekt dann wieder zurück in die Aufbewahrungsflüssigkeit (meist 70% Alkohol mit ein paar Tropfen Glyzerin als "Verdunstungsnotbremse").
Viele Grüße
Michael
Danke Carsten und Michael für eure Rückmeldungen.
Wie vermutet scheiden sich hier die Geister....
@Michael, diese Deckglasmethode muss ich mal ausprobieren, die gezeigten Palpen hier sind relativ groß, es gibt aber durchaus kleinere Spinnentiere mit einer Körperlänge um die 1 mm, hier sind die Genitalien dementsprechend klein dimensioniert und schwierig zu händeln.
Ich habe heute noch einen weiteren Versuch gestartet, ein Palpus von Philodromus margaritatus einer Laufspinne die hauptsächlich an Baumstämmen anzutreffen ist. Hier gefällt mir die trockene Abbildung besser, da die unterschiedlichen Farbnuancen schön zur Geltung kommen, im Alk wird alles zu einheitlich für mich. Die Aufnahmedaten waren fast identisch, nass 159 Einzelaufnahmen, trocken 147 Einzelfotos.
Als Ergänzung zur "Nassabbildung" finde ich die Trockenmethode durchaus als Gewinn, werde weitere Tests durchführen.
Ich hab jetzt mal beide Palpen in Euparal eingedeckt, wenn die Präparate getrocknet sind, werde ich nochmals Vergleichsaufnahmen anfertigen, bin gespannt wie sich Euparal auf die Abbildung auswirkt.
Gruß Jürgen