Salute allerseits,
wie ich als Neuling in Erfahrung gebracht habe, ist auf Mikroskop-Objektiven häufig die optimale Dicke des Deckglases mit 0,17mm angegeben. Bei Trockenobjektiven ist mir der Grund dafür klar. Aber nicht bei Öl-Objektiven. Denn der Spalt zwischen dem zu betrachtenden Objekt und der unteren Objektivlinse wird ja vollständig mit "einem" Medium das einen "glasartigen" Brechungsindex (1,516) hat, ausgefüllt. Dabei sollte es doch völlig egal sein, ob das weniger (Deck-)Glas und dafür mehr Öl ist - oder eben anders herum. Slange ich mit dem Objektiv noch ohne "Touchdown" scharfstellen kann, dürfte die Stärke des Deckglases eigentlich keine Rolle spielen.
Aber dem ist offensichtlich nicht so. Denn die Entwickler von Öl-Immersionsobjektiven (z.B. von Zeiss) werden ja schon wissen, warum sie das (trotzdem) aufs Okular schreiben.
Kann mir jemand auf die Sprünge helfen?
Viele Grüße,
Kai
Hallo Kai,
ganz oben auf der Forum Seite findest Du die Mikrofibel von Klaus Henkel. Auf Seite 126 steht dazu Folgendes:
"Einen gerade für hochaperturige Objektive wichtigen Vorteil hat die homogene Ölimmersion: Da es kaum einen Brechzahlunterschied zwischen Öl und Linse gibt, darf das Deckglas von der vorgeschriebenen Dicke (0,17 mm) abweichen. Denn da die Ölschicht ,,elastisch" ist, ist die Gesamtdicke von Deckglas plus der Ölschicht über dem scharf eingestellten Objekt immer gleich und ,,vorschriftsmäßig".
Manche Hersteller gravieren 0,17 auf ihre Objektive, manche " - " einen Bindestrich, d.h. das Objektiv kann mit oder ohne Deckglas verwendet werden.
Jochen.
Hallo Jochen,
danke für die Antwort. Ist ja wie ich mir das gedacht habe.
Bleibt nur die Frage, warum es viele Öl-Objektive gibt, bei denen trotzdem die 0,17 eingraviert ist.
Kann ja eigentlich nur den Grund haben, dass das Öl nicht ganz exakt den gleichen Brechungsindex hat, wie Deckglas. Oder "alte Gewohnheit" ;)
Hallo zusammen,
auf meinem Hunderter ist eingraviert: Planapo 100/1,3 Oel und darunter : 160/-
Eine Frage dazu: Hat das Minuszeichen die Bedeutung, dass die Deckglasstärke keine Rolle spielt?
L.G. - Bernd
Hallo zusammen,
genau das habe ich mich auch gefragt. Die meisten (alle?) Zeiss Immersionsobjektive der Endlich-Ära haben den ,,-" bei der Deckglasdicke.
Bei meinen endlichen Nikon CF/CFN Öl-Planapos steht immer ein ,,0.17" und manche dieser Planapos gibt es als ,,NCG" Version (No Cover Glass).
Hier stehen quasi alle wichtigen Informationen hierzu, vor allem das Bild am Thread-Ende ist sehr aufschlussreich:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=33568.0
Grüße,
Simon
Guten Tag!
Moderne Objektive mit höchsten numerischen Aperturen (n.A. 1,46 und höher) haben trotz der Verwendung von Immersionsöl Korrekturfassungen für unterschiedliche Deckglasstärken und/oder unterschiedliche Arbeitstemperaturen. Dazu gesellen sich spezielle, den Arbeitstemperaturen entsprechende Immersionsöle - und ich kann versichern: man sieht die Unterschiede in der resultierenden bildlichen Darstellung durchaus und nachdrücklich wenn man die Vorgaben meint nicht einhalten zu müssen. "Wir nehmen das Öl von XY oder ersetzen gleich mal durch destilliertes Wasser" kann man getrost vergessen, wenn man sehen möchte was so ein Objektiv zu leisten in der Lage ist.
Bei beispielsweise einem Planachromaten oder auch Planapo 100/1,3 Öl ist es in der Tat solange wurscht, bis man den möglichen Arbeitsabstand des Objektivs durch ein zu dickes Deckglas überschreitet, folglich nicht mehr nahe genug ans eigentliche Präparat kommt und darum nicht mehr scharfstellen kann. Die Durchmusterung von hitzefixierten und gefärbten Blutausstrichen, Sputum, Chromosomenspreitungen u.ä. völlig ohne Deckglas ist nicht unüblich.
Andererseits sollte einem die Logik sagen, dass es nicht bei n.A. 1,3 egal ist, bei n.A. 1,4 steht auch nix drauf, also auch egal und bei 1,46 ist dann größte Genauigkeit gefragt. Irgendwie nicht ganz logisch. Es kommt aber auf das Präparat an, welches ich betrachten möchte. Wenn ich mit einem PlanApo 63/1,4 Öl ein Wasserpräparat mit Krabbeltierchen anschauen möchte, ist die Deckglasdicke wahrscheinlich das geringste Problem für die hochwertige Korrektur der Linse. Will ich hingegen aus einem 250nm starken Semidünnschnitt auch das Letzte herausholen, sollte ich schon auf eine möglichst ideale Deckglasstärke achten und auch für Fluoreszenz-Präparate gibt es inzwischen Einbettmedien (Invitrogen Prolong antifade glass) die sehr nah bei den optischen Eigenschaften von Glas liegen. Eben um auch hier ein Maximum von Informationsgewinn zu gewährleisten.
Freundliche Grüße vom
Wolfgang
p.s.: die rot ausgelegten Angaben beim ZEISS 63x beziehen sich auf 37°C in Verbindung mit einer roten Strichmarkierung auf der abgewandten Seite des Korrekturrings