Genau wie den Konsolenförmigen Birkenfeuerschwamm (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=40992.msg301999#msg301999) findet man den hier beschriebenen, recht seltenen
Flächenförmigen Birkenfeuerschwamm Phellinus laevigatus in Moorwäldern an Birkenholz. Mir ist er bisher erst dreimal im Fundgebiet begegnet, zweimal an Moorbirke und einmal an Hängebirke.
Eckdaten:
- Pilzart: Phellinus laevigatus (P. Karst.) Bourdot & Galzin
- Rote Liste: Deutschland (2017): RL 3 (gefährdet); Baden-Württemberg (2005): G (Gefährdung unbekannten Ausmaßes)
- Fundort: Naturschutzgebiet Waldmoor-Torfstich bei Oberreichenbach in Baden-Württemberg.
- Pflanzengesellschaft: Beerstrauch-Tannenwald (Vaccinio-Abietetum)
- Substrat: liegende, vermorschte Äste der Moorbirke (Betula pubescens)
- Funddatum: 7.6.2021
- Beleg-Nr.: wt21004,vab
Hier der Eindruck, den man am Fundort gewinnt:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures012/306421_36849274.jpg)
Bild 1 - Der Fundort: Fichten-Tannen-Moorrandwald mit eingestreuten Moorbirken und Kiefern. Im Vordergrund das Substrat: am Boden liegende Moorbirken-Äste.
Die stets
flächig - also ohne Hutkante - wachsenden Fruchtkörper überziehen das Substrat großflächig, auf den beobachteten Birkenästen bis zu einer Breite von etwa einem halben Meter. Die Poren sind derart fein, dass man sie ohne Lupe nur erahnen kann. Solange sich der Pilz im Wachstum befindet, ist stets eine farbig abgesetzte, ca. 2 mm breite, cremefarbige
Zuwachszone zu sehen:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures012/306421_63208015.jpg)
Bild 2 - Der rein flächig (resupinat) wachsende Fruchtkörper: dunkel rotbraun mit cremefarbener Zuwachszone. Der Birkenast befindet sich im Optimalstadium der Vermorschung.
Den
mittleren Porenabstand bestimmte ich über eine quadratische Fläche mit einer Seitenlänge von 2,2 mm und errechnete daraus einen mittleren Abstand von
6,5 Poren je mm. Die Fachliteratur liefert folgende Werte:
- BERNICCHIA (2005): 6-8 (10) Poren pro mm
- LÄSSÖE & PETERSEN (2019): 8-10 Poren pro mm
- RYVARDEN & MELOT (2014): 8-10 Poren pro mm
Das folgende Bild wurde mit einer auf einem Mikroskopstativ befestigten Kamera aufgenommen:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures012/306421_32001227.jpg)
Bild 3 - Die Porenschicht. Wenn man genau hinschaut, erkennt man an der inneren Porenwandung feine, nadelförmige Elemente: die
Seten.
Bei den im vorigen Bild an den Innenseiten der Poren nur zu erahnenden, nadelspitzen Elemente handelt es sich um sogen. Setae. Sie sind braun, dickwandig und spitz. Da sie sich innerhalb der Hymenialschicht befinden, werden sie
Hymenial-Setae genannt.
Beim Flächenförmigen Birkenfeuerschwamm liegt eine sogen.
dimitische Tramastruktur (Trama = Fleisch des Fruchtkörpers) vor. Dimitisch bedeutet, es gibt zweierlei Hyphentypen, die generativen Hyphen und die Skeletthyphen. Die
Skeletthyphen sind dickwandig, braun und ohne Septen und machen den überwiegenden Teil des Fruchtkörpers aus. Die
generativen Hyphen, die bei unserer Art dünnwandig sind und an ihren Septen
Schnallen besitzen, sind nur in den Zuwachszonen zu finden; bei den Röhren sind das die Mündungen. Im Bild ist die Röhrenmündung ganz rechts zu sehen, und wenn man genau hinsieht, erkennt man an einer der Hyphen eine Schnalle:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures012/306421_19575591.jpg)
Bild 4 - Eine Porenwandung im Schnitt, rechts die Mündung. Die Setae sind an der Oberfläche dicht verteilt. 20 µm dicker Mikrotomschnitt, Präparat in SDS-Kongorot nach Clémençon eingefärbt.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures012/306421_41962596.jpg)
Bild 5 - Zwei isolierte Seten mit den beiden typischen Formen: links gerade, rechts hakenförmig.
Die
Sporen sind breitellipsoid, dünnwandig und hyalin. Legt man ein Vertrauensintervall von 95 % zugrunde, ergeben sich für den Fund folgende statistisch gesicherten Messwerte (L Länge, B Breite, Q Schlankheitsgrad = L/B, V Volumen; Index av = geschätzter Mittelwert):
L x B = 3,9-5,2 x 3,0-4,1 µm
2; Lav x Bav = 4,4-4,7 x 3,4-3,7 µm
2; Qav = 1,24-1,32; Vav = 27-33 mm
3.
Die Fachliteratur liefert folgende Werte:
- BERNICCHIA (2005):4-5 x 3-3,8 mm2
- LÄSSÖE & PETERSEN (2019):4-5 x 3-4 mm2
- RYVARDEN & MELOT (2014): 4-5 x 3-4 mm2
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures012/306421_42119052.jpg)
Bild 6 - Die breitelliptischen Sporen; Präparat in Phloxin.
Viel Freude beim Anschauen!
Bernd
Literatur:BERNICCHIA, A. (2005): POLYPORACEAE s.l. - Fungi Europaei 10, Edizioni Candusso, Alessio.
LÄSSÖE, T. & PETERSEN, J (2019): Fungi of Temperate Europe, Volumes 1 & 2. - Princeton.
RYVARDEN, L. & MELO, I. (2014):Poroid fungi of Europe. - Fungiflora.
https://fundkorb.de/pilze/phellinus-laevigatus-birken-feuerschwamm
Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080