Hallo zusammen,
vor einiger Zeit hatte ich im Internet ein paar Polbilder von ,,Harnstoff und Weinsäure" gesehen.
Nähere Angaben, z.B. zum Mischungsverhältnis, gab es nicht. Aber, da ich gerade Harnstoff auf dem Tisch hatte, wollte ich das mal ausprobieren. Gleich vorweg, das Aussehen der ,,Vorlage" habe ich nicht erreicht, aber interessant waren die Versuche allemal.
Ich habe zwei Lösungen angefertigt, die ich so früher auch schon verwendet hatte:
1. 30 mg Harnstoff plus 970 mg Wasser
2. 100 mg Weinsäure plus 900 mg Wasser
Diese habe ich dann tropfenweise auf einen Objektträger gegeben und dort verrührt.
So sehen nun die Ergebnisse aus (nur wenig retuschiert/bearbeitet):
Bild 1: Harnstofflösung zu Weinsäurelösung 1:1
Bilder 2-4: Harnstofflösung zu Weinsäurelösung 2:5
Bilder 5-8: Harnstofflösung zu Weinsäurelösung 3:1
Ich habe noch andere Mischungsverhältnisse getestet, aber diese hier haben die interessantesten Varianten ergeben. Interessant auch, beim Verhältnis 3:1 haben sich die ersten Kristalle erst nach ein paar Stunden gebildet und selbst nach 2 Tagen gab es noch Veränderungen.
Tja, wie soll man nun die Ausgangsfrage beantworten - ,,Harnstoff plus Weinsäure" – wie sehen die Mikrokristalle im polarisierten Licht aus? Ich würde sagen: ,,Es kommt darauf an..."
Beste Grüße
Michael
Bild 1: Harnstofflösung zu Weinsäurelösung 1:1
Bilder 2-4: Harnstofflösung zu Weinsäurelösung 2:5
Bilder 5-8: Harnstofflösung zu Weinsäurelösung 3:1
Noch ein Nachtrag,
ich habe die Objektträger mit dem Mischungsverhältnis 3:1 noch liegen lassen. Aus anderen Versuchen wusste ich, dass sich bei Beteiligung von Weinsäure das Kristallwachstum über Tage hinziehen kann. Und nun sind doch noch die Kristalle gewachsen, wegen denen ich die Versuche gemacht hatte. Die Formen und das Aussehen sind wahrlich nicht spektakulär, eher langweilig. Aber darum ging es mir ja nicht, ich wollte nur schauen, ob es mir gelingt, anhand der ,,Vorlage" aus dem Netz gleiche, oder wenigsten ähnliche Mikrokristalle zu erzeugen (Bilder 1 bis 4).
Was natürlich auch immer eine Rolle spielt, ich hier aber nicht weiter erläutert habe, sind weitere Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel:
• Art des Lösungsmittels
• bei Mischungen - wie man diese mischt (im Reagenzglas oder z.B. direkt auf dem OT)
• Konzentration der Lösungen
• Temperaturen
• Zeiten
• Reinheit und Benetzbarkeit der Objektträgers
Hier noch ein paar Bilder, die letzten zwei sind eher nebenbei entstanden.
Viele Grüße
Michael
Bild 1-4: Harnstofflösung zu Weinsäurelösung 3:1, Bildbreite 0,2 mm bis 0,9 mm
Bild 5: Harnstofflösung zu Weinsäurelösung 3:1, Bildbreite 1,0 mm
Bild 6: Harnstofflösung zu Weinsäurelösung 3:1, Bildbreite 0,15 mm
Noch ein Nachtrag.
Einen Tropfen Lösung von Seignettesalz (Rocheller Salz) dazu gegeben und es ergibt sich ein völlig anderes Bild der Kristallbildung. Interessant sind die, überall auf dem OT zu finden Strukturen in Form eins H oder X. Und das in allen Größen. Darauf aufbauend entstehen dann im Laufe der Zeit (Stunden bis Tage) die komplexeren Formen.
Da die Kristallisation lange Zeit braucht, um vollständig trocken zu werden, gibt es eine gewisse Ausdehnung in der Höhe. Da drängt sich der Gedanke auf, eine Aufnahme mit schiefer Beleuchtung zu machen. Das Ergebnis ist auf dem letzten Bild zu sehen.
Viel Spaß beim Anschauen!
Michael
Bilder 1, 2: Strukturen in Form eins H oder X, Bildbreite 0,4 mm bzw. 1,75 mm
Bilder 3, 4: Bildbreite 1,75 mm
Bild 5: Bildbreite 0,57 mm
Bild 6: Übersichtsaufnahme, schiefe Beleuchtung, Bildbreite 4,2 mm
Hallo Michael,
herrlich deine Experimente mit interessanten Kristallbildnern. Besonders die letzten beiden Aufnahmen gefallen mir sehr!
Mikrogrüße
Peter
Hallo Peter,
danke für deine positive Rückmeldung!
Wie geschrieben, es ging mir gar nicht um "schöne" Aufnahmen, sondern mehr um eine Beschreibung der Vorgehensweise. Dabei dachte ich vor allem an User, die gerade mit Polfotos von Mikrokristallen anfangen. Mir ging es ja in der Vergangenheit oft ähnlich, man sieht fantastische Bilder, aber wenn man selbst etwas versucht, kommt etwas völlig anderes dabei heraus. Nicht unbedingt etwas Schlechtes, aber eben etwas anderes.
Mein Beitrag war also auch als kleine Anregung bzw. Motivationshilfe gedacht. :)
Ich weiß gar nicht, ob sich zur Zeit noch viele Leute aus dem Forum mit Mikrokristallen beschäftigen. Für alle, die mit solchen Bildern nichts anfangen können, hier ein Foto von einem Kaninchen. ;)
LG
Michael
Hallo Michael,
der Farbe nach ein Auswanderer aus GB.
Schöner Schnappschuss !
Hallo Jürgen,
ich weiß nicht, ob das wirklich ein Grauhörnchen ist. Bei uns gibt es sowohl die rot-braunen, wie die dunklen/schwarzen Eichhörnchen. Alle sind ungefähr gleich groß und vertragen sich weitgehend gut.
Viele Grüße
Michael
Hallo,
bei uns gibt es meines Wissens keine Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) (https://de.wikipedia.org/wiki/Grauh%C3%B6rnchen) mit denen Großbritannien ein Problem hatte, aber bei uns ist diese ursprünglich nordamerikanische Art nie angekommen. Ob rot, schwarz oder braun: das sind alles Farbvarianten der gleichen einheimischen Art Eurasische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) (https://de.wikipedia.org/wiki/Eurasisches_Eichh%C3%B6rnchen#Behaarung_und_F%C3%A4rbung). Zu den Farbvarianten siehe z.B. auch hier. (https://www.br.de/nachricht/faktencheck/eichhoernchen-rotten-die-schwarzen-die-roten-aus-factfox-100.html).
LG Gerd
Hallo Michael
Tolle, farbige Fotos! Das letzte (6) gefällt mir besonders gut, wäre z.B. ein super Desktop Hintergrund.
Gruss
Roli
Hallo,
@ Gerd - ja, so hatte ich das auch mal gelesen. Es gibt ja eine Seite (https://www.bund-naturschutz.de/aktionen/eichhoernchen-beobachten-und-melden (https://www.bund-naturschutz.de/aktionen/eichhoernchen-beobachten-und-melden), wo man Eichhörnchen, die man gesehen hat, melden kann. Dort gibt es auch Infos, u.a. zur Farbe.
@ Roli - Vielen Dank! Ich versuche immer mal wieder, wenn die Kristalle das hergeben, Aufnahmen mit schiefer Beleuchtung zu machen. Da kommt nicht immer etwas Brauchbares raus. Hier finde ich das Ergebnis aber ganz schön.
Viele Grüße
Michael
Hallo,
nach verschiedenen Mischungen von Harnstoff, Weinsäure und Seignettesalz habe ich jetzt Harnstoff und Borsäure in verschiedenen Mischungsverhältnissen kristallisieren lassen.
Hier zwei Aufnahmen, die trotz gleicher Ausgangschemikalien, nicht viel Ähnlichkeiten haben.
Viele Grüße
Michael
Bild 1: Harnstofflösung zu Borsäurelösung 3:1, Bildbreite 4,2 mm
Bild 2: Harnstofflösung zu Borsäurelösung 1:1, Bildbreite 1,7 mm
Hier noch ein Schnappschuss. Nicht schön, aber interessant, welche unterschiedlichen Strukturen man nebeneinander auf dem OT findet.
VG
Michael
Hallo Michael,
sehr, sehr schön. Mir gefällt der linke Teil des letzten Bildes ganz gut. Kannst Du diesen linken Teil mit dem violetten Arrangement noch heraus vergrößern?
Viele Grüße
Detlef
Hallo Michael,
sehr gelungene Bilder!
Jürgen
Hallo,
danke Jürgen und Detlef!
Ich dachte, ich könnte den linken Teil noch einmal aufnehmen, aber die Kristalle hatten sich seit gestern schon fast bis zur Unkenntlichkeit verändert. Also habe ich nur den Ausschnitt vergrößert. :)
Ich mag Bilder mit diesen "Kristallinseln" nicht so sehr, die sehen irgendwie immer "unsauber" aus. Es gibt Substanzen, da gibt es kaum eine Stelle auf dem OT, wo es diese leuchtenden "Flecken" nicht gibt, bei anderen sieht man die überhaupt kaum. Vielleicht ist das auch eine Frage von Kristallisationskeimen, die mal eine größere, mal eine geringere Rolle spielen. Das zweite Bild habe ich von einem frischen Präparat gemacht.
Viele Grüße
Michael
Danke ADi,
aber das machen die Kristalle alles selbst. Ich bin nur der Überbringer der Bilder... :)
LG
Michael
Hallo zusammen,
ich verfolge das Harnstoff-Thema immer mal etwas weiter. Es ist schon erstaunlich, welche unterschiedlichen Kristallisationen sich auf der Basis von Harnstoff erzeugen lassen!
Hier jetzt zwei Bilder von Harnstoff und Borax.
Beste Grüße
Michael
Bild 1 und 2: Harnstoff und Borax, Lösung in Wasser, Bildbreite beide 4,2 mm