Liebes Forum und andere Mitlesende,
als letzter Beitrag von mir im alten Jahr etwas ganz Spezielles. Beim Durchmustern einer Tümpelprobe fielen mir nette Sonnentierchen auf:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27690_20203785.jpg)
An einer Stelle hatten 2 Individuen eine Verbindung gebaut. Ich hatte schon einmal zwei Sonnentierchen beobachtet, die eine Fressgemeinschaft bildeten und sich zu einem Doppelwesen zusammengeschlossen haben. Diesmal konnte ich zwar nicht die gemeinsam zu verdauende Beute sehen jedoch den Prozess des Zusammenschlusses genau beobachten. Das Ganze dauerte exakt 30 Minuten.
Viel Vergnügen ::)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27690_36755114.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27690_43367398.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27690_5375896.jpg)
1 Minute
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27690_40588737.jpg)
10 Minuten
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27690_14553844.jpg)
nach 15 Minuten
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27690_50943206.jpg)
nach 30 Minuten
Alle Bilder mit dem 40x Objektiv, DIK. Ich weiss leider nicht mehr ob mit dem 1.6x oder 2.5x Adapter - deswegen keine Grössenangabe, sorry. Ich denke aber 20 µm für jedes einzelne Sonnentierchen kommt etwa hin.
Ich wünsche Euch ein tolles neues Jahr und weiterhin spannendende Einblicke in die Mikrowelt!
Herzlicher Gruss
Eckhard
Hallo Eckhard
sehr interessante Aufnahmen! Es könnte sich dabei um Raphidiophrys (ambigua?) handeln. Für eine sichere Zuordnung müsste man jedoch vor allem die Spicula und Schuppen etwas genauer betrachten. Hast Du noch Aufnahmen in höherer Vergrößerung?
Ebenfalls alles Beste fürs neue Jahr und immer eine klare Optik!
viele Grüße
Steffen
Hallo Eckhard, hallo Steffen,
Raphidiophrys kann es meiner Ansicht nach nicht sein, da bei dieser Gattung die Tangentialschuppen die Axopodien hinaufreichen und einen "flaumigen" Überzug bilden. Soweit man auf den Bildern erkennen kann, liegen die Tangentialschuppen jedoch panzerartig um den Plasmakörper, durchbrochen von radiär abstehenden Radiärskleriten. Letztere sind schwach gekrümmt und schwach entwickelt. Das muss dann die Gattung Acanthocystis sein. Die Art ist schwieirig zu bestimmen, evtl. A. erinaceus (s. auch PM, Vol. 3, S. 118, Abb. 3).
Martin
Hallo Steffen, hallo Martin,
ein Bild mit dem 100x Objektiv hab ich noch:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27705_13668435.jpg)
Herzliche Grüsse
Eckhard
Hallo Eckhard,
danke für die Ergänzung. Mit diesem Bild ist die Zuordung möglich: Acanthocystis penardi
(s. auch PM, Vol. 3, S. 119, Abb. 1 + 2).
Guten Rutsch in 2 h!
Martin
Hallo -
könnte es sich um einen Sexualvorgang (Gamontogamie) handeln? Oder wie müsste der bei dieser Art aussehen?
Erfolgreiches Neues Jahr und weiter solch tolle Bilder für mein Zweitstudium.
Gruß
Rolf
hallo Eckhard,
so etwas habe ich noch nicht beobachten können. Insofern Gratulation zu deinem tollen Fund, den du auch sehr schön dokumentiert hast.
Beste Grüße und ein Gutes Jahr 2010
wünscht Michael
Liebe Protistenfreunde,
in diesem Zusammenhang ist vielleicht folgendes Bild noch interessant. Es ist zwar nicht dieselbe Art, sondern - wie ich meine - Actinosphaerium eichhornii, zeigt aber ebenfalls eine Fressgemeinschaft:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27730_10762133.jpg)
Pikanterweise scheint es sich hier um Kannibalismus zu handeln. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren - konntet ihr sowas schon mal beobachten?
Mit den besten Wünschen zum neuen Jahr,
Daniel
Liebe Bewunderer des Sonnentierchens,
Dessen interessante Lebensweise hat schon vor langer Zeit den Glaskünstler Blaschka bezaubert:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/27769_37296927.jpg)
(Modell aus der Schausammlung des Tübinger Zoologischen Instituts).
Was dabei ganz besonders auffällt, ist die offenbar sehr bewusst gefällte Entscheidung dieser Tierchen für das individuelle Leben.
Das sollte uns Mehrzeller nachdenklich machen. Denn die Sonnentierchen sind ja keine Einzeller, weil sie zu einer sozialen Lebensweise in einem Vielzellenstaat nicht befähigt wären. Zu Jagdgemeinschaften und zum Festmahl geben sie gerne ihre Individualität auf - aber mehr Gemeinsinn und jede Gewalten- oder Machtteilung ist ihnen suspekt. Damit kommen sie seit Urzeiten bestens zurecht.
Mit herzlichen Grüßen und Wünschen für ein sozial verträgliches Miteinander in diesem für mich immer hochinteressanten Forum, auf gemeinsamer Jagd noch mikroskopisch faszinierenden Objekten!
Alfons Renz
Lieber Herr Renz,
Sie sprechen mir aus der Seele!
Auch Ihnen von mir ganz herzliche Grüße und die besten Wünsche für 2010!
Detlef Kramer
Hallo,
vielen Dank an Martin für die Bestimmung.
Da dieser Thread zur Sammlung Fressgemeinschaften geworden ist hier noch eine Fressgemeinschaft von Actinophrys sol:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27803_27947357.jpg)
Herzliche Neujahrsgrüsse
Eckhard
hallo zusammen,
@ Herrn Renz:
vielen Dank, dass Sie uns auf dieses wunderbare Modell aufmerksam gemacht haben! ich kann mich auch noch gut an Glasmodelle von Wirbellosen im Naturhistorischen Museum in Wien erinnern, weiß aber nicht mehr, wer die gemacht hat.
Zitat.. ist die offenbar sehr bewusst gefällte Entscheidung dieser Tierchen für das individuelle Leben.
Zitat...aber mehr Gemeinsinn und jede Gewalten- oder Machtteilung ist ihnen suspekt
Als Mensch mit einer großen Liebe zu der Naturwissenschaft und ihrer methodischen Vorgehensweise (ganz grob umrissen:
überprüfbare Fakten als Basis des menschlichen Handelns zu liefern (siehe POPPER: Logik der Forschung)) sind mir derartige Äußerungen ein echter Graus.
Verstehe ich Sie richtig, dass für Sie aus dem (bewussten ????!!!!???? ) Verhalten von Einzellern mit dieser Argumentation ein biologisch begründbares und begründetes Vorbild für (gutes) menschliches Sozialverhalten abzuleiten ist ??
allerhöchst irritierte Grüße Michael Plewka
Schöne Bilder, auch ich möchte noch eines von einer Fressgemeinschaft beisteuern (Leitz Orthoplan DIC, auf Fujichrome Velvia mit Doppelkollektor-Mikroblitz nach Stahlschmidt, dann digitalisiert).
Viele Grüsse
Holger Adelmann
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27901_13764157.jpg)
@Plewka, "Verstehe ich Sie richtig, dass für Sie aus dem (bewussten ?!!!!? ) Verhalten von Einzellern mit dieser Argumentation ein biologisch begründbares und begründetes Vorbild für (gutes) menschliches Sozialverhalten abzuleiten ist ??"
Lieber Herr Plewka,
Gestatten Sie mir eine weitere 'echt grausige und allerhöchste Irritation', indem ich Ihre Frage vor dem Hintergrund der hier im anderenorts im Forum tobenden Diskussionen mit einem schlichten "JA" beantworte?
Wenn ich also den Sonnentierchen ein 'weises Bescheiden' andichte, so reite ich hier allerdings nicht auf einem 'Benedictus Pope' gegen Ihren 'Sir Popper', vertrete hier keineswegs kreationistische oder teleologische Anschauungen oder naturphilosophe Ansichten eines Schellings. Gehe allenfalls in Deckung hinter einem fabulierenden Lafontaine oder dichtenden Goethe und bemühe Wilhelm Busch und Christian Morgenstern, wenn es um die freie Interpretation von Gefühlen in der Natur geht. Die Fabel als Parabel der Gesellschaft.
Daher meine ich, es lohnt die Frage zu stellen, ob denn die Entwicklung vom - vermeintlich - Einfachen zu immer Höheren (Organisationsformen), also von Einzellern zu mehrzelliger Organismen oder vom Individuum zur Bildung von Staaten eine 'natürliche Notwendigkeit', also eine zwingende Folge eines 'Struggle for Existence' sei?
Letzteres wollen uns ja die nach immer größerer Stärke strebenden Staats-Gemeinschaften und die nach Weltherrschaft gierenden globalisierten Unternehmen vergaukeln, ebenso wie Philosophen unterschiedlichster Couleurs: Alles strebe zu auf eine Revolution, einen Krieg der Sterne und Kulturen, einen Weltuntergang oder einen Punkt Omega: Es kann nur Einer herrschen.
Wie wohltuend, das stille Bescheiden der Sonnentierchen, die (mir zumindest) in ihrer Schönheit sagen: Wir wollen garnicht größer sein, sind uns groß und schön genug, wie zu Anfang, so in alle Ewigkeit! Wir könn(t)en auch anders, aber es macht 'irgendwie' keinen Sinn!
Hier im Forum scheinen die sich frei entfaltenden Kräfte der Evolution ähnlich zu wirken: Junior, Senior und Hero-Member werden, offenbar voll automatisch, nach höherem Plan kreiert, Moderatoren mutier(t)en flugs zu Imperatoren und eine Netikette braucht man jetzt, um die Forum'Gemeinschaft' zu regeln und zusammen zu schweissen. Ging's nicht ein bischen formloser und legerer?: Leben und leben lassen.
Jede höhere Organisation beruht auf Arbeitsteilung und Differenzierung, auf Dienen und Herrschen. Besonders schön zu erkennen bei den staatsbildenden Quallen, die primär auch nur 'Fressgemeinschaften' bilden (wollten), und mit denen sich die Blaschkas sehr ausgiebig beschäftigt haben. Natürlich nicht wissenschaftlich, nur künstlerisch.
@Adelmann
Lieber Herr Adelmann,
Angesichts Ihres reizenden Duetts, das in harmonischem Einklang frisst und verdaut, wage ich die Behauptung: Auch bei diesen Einzellern geht Liebe durch den Magen. Es mag Sir Popper selbigen verdrehen. Aber ich glaube, auch er würde diese freie Interpretation mit Humor verstehen.
In diesem Sinne mit herzlichen Grüßen und besten Wünschen
Ihr / Euer Alfons
p.s. Für die, die es genau wissen wollen: Wenn ich hier etwas ex cathedra und im Rahmen meiner Venia legendi für das Fach Zoologie/Parasitologie verkünden möchte - was ich aber gar nicht beabsichtige -, so werde ich das mit vollem Namen unter Nennung aller akademischen Titel tun.
Mit Vornamen allein gezeichnete Beiträge berechtigen zur Replik im Duz-Komment, je nach Lage mit dem Unterton 'Du Alter Sempel, Sack oder Freund', und dazwischen gibt es den schmalen und beschwerlichen Grat üblicher Konventionen, wie sie Herr Klaus Henkel treffend beschrieben hat, auf dem wir uns im täglichen Leben bewegen und uns gegenseitig wertschätzen (können und wollen).
Im übrigen vermute ich sogar, die Sonnentierchen würden sich 'Siezen', jedenfalls solange sie sich nicht zur Grande Bouffe zusammengefunden haben oder hatten.
Und vielleicht weiss hier Jemand (Herr Plewka vielleicht?) etwas Interessantes und Sachbezogenes zu ihrer Fortpflanzung und Geschlechtsleben zu berichten? Ist dies nur blinder Zufall oder Folge stürmischer Liebe, gibt es Triebe und Tränen? Da zeigen die Sonnentieren dem guten Nietsche ja eine lange Nase: Nur fort, nicht empor tun diese Ignoranten sich pflanzen! Ja, -pflanzen, nicht -tieren...
Na wenn das kein brillianter Konter war!!
Ich verneige mich, Alfons!
Mein Buchtipp zum Thema:
http://www.amazon.de/Alles-f%C3%BChlt-Mensch-Revolution-Lebenswissenschaften/dp/3827006708
Ich mag es!!
Viele Grüsse
Bernhard
Sehr geehrter Herr Renz,
eine wahrlich brillante Stellungnahme!
Freundliche Grüße
Peter Reil
An Herrn Renz und die ihm Akklamierenden,
zunächst möchte ich, bevor es ein bisschen polemisch wird, darauf hinweisen, dass ich die fachliche Kompetenz von Herrn Renz, so wie sie mir auch in einem anderen Beitrag zuteil geworden ist, außerordentlich schätze. Jene Facette seiner Beiträge möchte ich getrennt sehen von den Äußerungen in diesem Beitrag, auf die ich im folgenden (zum Teil) eingehen werde Nicht eingehen möchte ich hier auf die Einlassungen zur Strategie von global agierenden Wirtschaftsunternehmen . Das ist für mich OT
Klare Frage, klare Antwort
Herr Renz, ich habe etwas länger gebraucht, um den Wert Ihrer beiden Beiträge zu erkennen.
Dann ist mir die Erleuchtung gekommen. Ihr Beitrag wird demnächst zur Grundlage für eine Aufgabe für meinen Biologie-Leistungskurs in der Stufe 13 (Thema: Evolutionsbiologie). Die Arbeitsaufträge werden lauten:
,,1. Erläutern Sie begründend, welcher Zeitepoche der Autor seine Gedanken verfasst hat!
2.Nennen Sie die wesentlichen Aussagen des Autors und stellen Sie diese den modernen Erkenntnissen der Evolutionsbiologie und Öko-Ethologie gegenüber!"
Das wird bestimmt eine interessante Unterrichtseinheit!
Zum Erwartungshorizont:
Volle Punktzahl wird der(die)jenige erreichen, der /die die Aussagen auf die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts datiert oder früher. Der Autor kann seine Aussagen nicht später als 1970 formuliert haben, denn zu jenem Zeitpunkt wurde die vom Autor aufgeworfene Frage
ZitatDaher meine ich, es lohnt die Frage zu stellen, ob denn die Entwicklung vom - vermeintlich - Einfachen zu immer Höheren (Organisationsformen), also von Einzellern zu mehrzelliger Organismen oder vom Individuum zur Bildung von Staaten eine 'natürliche Notwendigkeit', also eine zwingende Folge eines 'Struggle for Existence' sei?
durch den Nobelpreisträger J. Monod, den ,,Entdecker" der Genregulation, in seinem Buch ,,Zufall und Notwendigkeit" schlüssig mit einem klaren ,,Nein" beantwortet. Dieses Ergebnis müsste ja dann bis zu dem Autor vorgedrungen sein....
Zum Erwartungshorzont der 2. Aufgabe möchte ich nichts verraten, es muss ja noch spannend bleiben.....
Über die Natur zu staunen, fasziniert zu sein, Freude daran zu haben, als Inspirationsquelle zu nutzen, alles Empfindungen, die ich liebe und sehr gut nachvollziehen kann
Von der Natur lernen, Natur als Vorbild: sicher nichts schlechtes....
Aber warum bittschön dann gerade die angeblich so bescheidenen Sonnen"tierchen", willkürlich zum Vorbild nehmen, die sich in Wahrheit (welch ein Wort in diesem Zusammenhang!) sogar zu Banden zusammenrotten, um arme, friedliche, wehrlose und vor allem nützliche (>> Detritusfresser) wie Rädertiere mit ihrem ekelhaften Schleim zu überziehen um sie bei lebendigem Leibe zu verdauen? Nehmen wir stattdessen ein paar andere Beipiele.
Beispiel 1
Nehmen wir stattdessen den Hallimasch, meines Wissens das (flächenmäßig) größte Lebewesen der Welt, welches im Untergrund zig Quadratkilometer große Netzwerke bildet um alles Organische, was sich ihm in dern Weg stellt auszusaugen bis aufs letzte.
Oh Ihr Mafias, Camorras und Triaden: endlich habt Ihr Eure Daseinsberechtigung, durch die Natur begründet, gefunden!
Beispiel 2
Oder sollen wir uns das Volk der Bienen zum Vorbild nehmen, mit ihrem Bienenfleiß?
Ich als Mann finde diese Gesellschaftsform (naturgemäß?) klasse! Die Frauen arbeiten, ziehen den Nachwuchs auf ( höchst interessant: noch nicht einmal ihren eigenen!) , putzen, bereiten die Nahrung zu, verteidigen das Haus. Die Männer gehen derweil mit der Königin aus, machen eine Urlaubsreise, einige haben sogar Sex mit ihr. Tolle Aussichten. Das könnte man vielleicht sogar den Gotteskriegern schmackhaft machen in ihrem Kampf für den Gottesstaat: ,,Nieder mit dem Gottestaat", möchte man singen, ,,Hoch lebe der Bienestaat!"
Beispiel 3
,,Moment mal aber, aber..." höre ich da unsere Bundesregierung ausrufen, ,,das mit der Königin/Kanzlerin an der Spitze geht ja noch klar, aber was ist mit Afghanistan?" Ein neues Staatsmodell muss her, mit einem neuen biologischen Vorbild. Und da kommt sie schon: die gute alte Staatsqualle! Mit ihren Fresspolypen und Wehrpolypen. Klasse dieses Staatsmodell; Deutschland als Staatsqualle: die einen fressen, die anderen opfern sich fürs Gemeinwohl im Dienste einer höheren Sache. Statt des Bundesadlers hängt jetzt die Staatsqualle im Bundestag!
Aber wieso eigentlich der Adler?
Etwa weil er mit seiner Eigenschaft, Kleinsäuger zu erdolchen, ein Beispiel für uns Menschen sein soll?
Etwa weil der Adler stellvertretend für die Greife steht, die nach dem Motto leben, erstmal haben wir das Vergnügen mit dem Zeugen unseres Nachwuchses; wer dann letztlich durchkommt: schaun mer mal später..?
Oder ist es die ,,Kühnheit" des Adlers, der, da schwindelfrei, 1000m überm Abgrund schwebt, ohne dass ihm speiübel wird?
Oder ist es der ,,stolze" Adlerblick,
eine Eigenschaft, die wir Menschen nur allzuleicht bereit sind, dem Adler anzudichten, ohne dass es dafür die geringsten objektiven Beweise dafür gäbe?!
(oder der ,,dumme Esel" / der ,,treue Hund" / das ,,dämliche Kamel" / der ,,listige Fuchs" etc. etc.). (Welcher Biologie hat sich eigentlich diesen ihren Namen ,,Staatsqualle" ausgedacht? Sollte in dieser Begrifflichkeit schon eine erste Einstellung einem Staatswesen gegenüber zum Ausdruck gebracht werden?)
Und damit komme ich zu dem besonders tückischen Schachzug im Gedankengang von Herrn Renz:
Während ich in Beispiel 1 und 2 zuvor Organismen genannt habe, deren Eigenschaften und Verhalten objektiv überprüfbar und nachvollziehbar ist, haben wir in Beispiel 3 einen anderen Fall. Einem Organismus bzw. einem biologischen System werden Eigenschaften angedichtet, die sich einer naturwissenschaftlichen Überprufung entweder entziehen oder aber nicht standhalten. Diese angedichteten Eigenschaften werden dann auf die menschliche Gesellschaft zurückgespiegelt und als Grundlage einer Ethik bzw. gesellschaftlichen Handelns missbraucht. Bestimmte Gesellschaftsformen werden dann durch diese ,,Fabeln" zusätzlich legitimiert.
Ist es eigentlich den jenigen, die diesem Konzept Beifall gespendet haben oder denen er ,,aus dem Herzen" gesprochen hat , klar, dass es genau diese Strategie war, die im 3. Reich erfolgreich zur geistig- moralischen Vorbereitung des Ethnozids und der Euthanasie eingesetzt wurde ?
Aus welchem (geistigen) Dunkel muss man eigentlich kommen, um die ,,Strahlkraft" der hier geäußerten Gedanken als brillant zu bezeichnen (mit Verlaub, Bernhard, aber da bin ich andere Beiträge von Dir gewohnt!) ??
Dass dieses nicht an den Haaren herbeigezogen ist, sei an zwei Beispielen belegt:
1.Regelmäßig zeige ich meinen Schülern einen Ausschnitt aus einem Lehrfilm der Nazis, in welchem die Kommentkämpfe bei Hirschkäfern angeblich mit dem Tod des ,,Schwächeren" enden. Dieses wird dazu benutzt, den Ethnozid im 3.Reich zu legitimieren.
Es macht mich zittern, wenn kürzlich in einem anderen Beitrag in diesem Forum ein Mitglied dummdreist (ich habe lange überlegt: ich bleibe dabei!) behauptet; der Ausdruck ,,Selektionsdruck" bedeute:
Zitatim allgemeinen Sprachgebrauch, dass sich die Stärkeren durchsetzen und die Schwächeren aussortiert (selektiert, verdrängt) werden; er stammt aus der Evolutionsbiologie.
Das ist sachlich so falsch wie nur irgendwas. Schon gar nicht stammt eine solche Aussage aus der Feder des Begründers der modernen Evolutionsbiologie (Darwin). Vielmehr sollte doch mittlerweile jedem halbwegs aufgeklärten Menschen , nachdem das Darwin-Jahr (sollte dieses Ereignis etwa spurlos an den Forumsmitglieder vorbeigezogen sein? )gerade mal 3 !! Tage zu Ende ist, klar sein, dass diese Form des Geistesguts von den Nationalsozialisten und vergleichbaren Gruppierungen den Evolutionsbiologen in den Mund gelegt worden ist, um ihr eigenes schändliches Handeln zu rechtfertigen.
Sollte dieses Zitat aber immer noch ,,allgemeiner Sprachgebrauch" (vielleicht auch :,,gesundes Volksempfinden" ) sein, dann wird es aber schleunigst Zeit, dieses zu ändern (soweit zu den Aufgaben von Lehrern und Pädagogen!)
2. Regelmäßig zeige ich meinen Schülern diejenigen Tafeln aus aus der Nazi-Zeit, die die Grundlage für den ,,Vererbungslehre-Unterricht" bildeten. Es ist beklemmend das gleiche Phänomen zu beobachten: Selbst die Vererbungsgesetze wurden im 3.Reich so verbogen, dass das ,,gesunde Volksempfinden" die Euthanasie von zigtausenden von ,,Volksschädlingen" zugelassen hat.
Zusammenfassend möchte ich sagen: Ich halte die Grundlagen der Argumentation von Herrn Renz für höchst bedenklich. Da nützt es auch nichts, wenn diese Gedanken unter dem Deckmäntelchen der deutschen Dichter und Denker lustig feulletonistisch getarnt einherkommen
Die Länge dieses Beitrags im Gegensatz zu meinen sonstigen Beiträgen macht vielleicht auch eines deutlich: Als mündiger Bürger in diesem Land und in diesem Forum kann ich diesen Beitrag von Herrn Renz nicht nicht ohne Widerspruch hinnehmen. Das würde meinem Verständnis von Verantwortung für die Demokratie und Meinungsfreiheit zuwiderlaufen. Dafür nehme ich dieses Mal auch fehlende Netiquette durchaus in Kauf
mit nicht sonderlich hochachtungsvollen Grüßen Michael Plewka
Hallo,
ganz tolle Fotos. So würde ich gerne auch dokumentieren. Wo befanden sich die Sonnentierchen im Augenblick der Aufnahme? Zwischen Objektträger und Deckglas? Bei mir sterben sie dort innerhalb 1/2 Std. ab. Ich beobachte invers in einem Topf mit Deckglasboden und filme. Richtig scharf und so schön wie oben werden die Aufnahmen nicht. Als Videoclip auf dem TV begeistern sie aber die ganze Familie.
Zur vermenschlichenden Betrachtung fremder Lebewesen meine ich ,dass es erlaubt ist, wenn man es als solche kennzeichnet. Wenn wir Vorgänge, die etwas mit "Gefühl" zu tun haben wie Sozialverhalten beobachten, sind wir sowiese immer Mensch mit Mitgefühl. Man muss nur trennen, was man beobachtet und was man dabei empfindet.
Ein erfolgreiches neues Jahr wünsche ich allen
Mein Gott "Alfons" ,
was hast du da ausgelöst ??? ;D
Die armen Schüler von Herrn Plewka tun mit jetzt schon leid :(
ich hoffe er kriegt sich wieder ein bis zum Ende der Schulferien
viele Grüsse in die Nachbargemeinde
Wilfried
Lieber Michael
ich werde den Teufel tun, mich hier in einen Disput zwischen Naturwissenschaftlern einzumischen. Ich lasse mich aber auch ungern mit einem schwarzen Peter in die Ecke stellen!! Die infamen Schlussfolgerungen, die Du z.T. nicht ohne Unterstellungen, ziehst, wird Alfons Renz sicher besser entkräften als ich das vermag. Ich bin allerdings nicht sicher, ob ein solches Forum der geeignete Ort ist, um sämtliche Missbräuche und bewussten Fehlinterpretationen der Nazi Zeit zu analysieren. Ich habe mir übrigens gestern erlaubt mir den Fliegenden Holländer von Richard Wagner anzuhören-meinst Du ich müsste mich jetzt entnazifizieren??
Es gibt zu den letzten Dingen dieser Welt die verschiedensten Denk-und Glaubensansätze:
http://www.zum.de/Faecher/kR/Saar/gym/projekt/evolutio.htm#Monod
Wem schenke ich glauben?? Woher weiß ich wer recht hat?? Was ist überprüfbar in der Welt der Quanten?
Das Monod'sche Operon Modell war in den siebziger Jahren auch mein Thema im Bio Abitur. Im Augenblick lese ich viel Literatur in denen das Modell ziemlich zerfällt in sagen wir Unterkapitel!! Zu den vielen Links zum Thema Epigenetik nur ein Beispiel:
http://www.geo.de/GEO/mensch/medizin/53101.html
Noch ist der letzte Tag der Erkenntnis nicht angebrochen!! Und solange dürfen wir weiter streiten.
Meine Hochachtung vor anderen Meinungen bleibt indessen ungebrochen (da habe ich auch schon besseres von Dir gelesen, lieber Michael!)
Viele Mikrogrüsse
Bernhard
Zitat von: Alfons Renz in Januar 02, 2010, 19:09:08 NACHMITTAGS
Wie wohltuend, das stille Bescheiden der Sonnentierchen, die (mir zumindest) in ihrer Schönheit sagen: Wir wollen garnicht größer sein, sind uns groß und schön genug, wie zu Anfang, so in alle Ewigkeit! Wir könn(t)en auch anders, aber es macht 'irgendwie' keinen Sinn!
Hallo Alfons,
das hast Du wunderschön ausgedrückt. Ich selber frage mich immer wie die so hirnlosen Amöben doch zielgerichtet fressen, trinken und sonst was alles tun. Selbst wenn sich die Sonnentierchen tatsächlich zusammenrotten um gemeinsam auf die "Jagd" zu gehen, so wundere ich mich doch, wie so ein klitzekleiner Schleimbollen das hinkriegt. Und wenn sie nicht gefressen sind so leben sie noch heute. Will heißen: Das "Ewige Leben" bereits auf Erden...
Verehrenswürdig, was die Natur im Kleinen erstaunliches schafft.
Viele Grüße
Klaus
Hallo,
vielen Dank an Daniel Steiner und Holger Adelmann für die schönen Fotos von Fressgemeinschaften.
@Heinrich: Ich benutze grosse Deckgläser, 24x32 mm, und erreiche 20-30 Minuten Beobachtungszeit. Ggf. muss ich etwas Aqua dest. mit der Pipette an den Rand geben - dabei entsteht jedoch Strömung die das beobachtete Objekt gerne wegbewegt.
Herzlicher Gruss
Eckhard
Lieber Herr Plewka,
Quo numine laeso....
Gerne diskutiere ich mit Jedem und natürlich auch mit Ihnen über 'Gott und die Welt'.
Nur nicht in diesem Forum und nicht auf diesem Niveau.
Zudem ich streite mich höchst ungern mit mir völlig unbekannten Leuten und auch nie so weit, dass ich denen nicht weiterhin mit Hochachtung begegnen könnte.
In diesem Sinne,
Mit freundlichen Grüßen !
Alfons Renz