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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Daniel Steiner in Januar 02, 2010, 21:13:52 NACHMITTAGS

Titel: Ciliaten: Silberlinien-Darstellung
Beitrag von: Daniel Steiner in Januar 02, 2010, 21:13:52 NACHMITTAGS
Liebe Freunde und Freundinnen der Mikroskopie,

neulich hat hier jemand - an den Namen kann ich mich nicht erinnern - Probleme mit der Silberliniendarstellung bei Ciliaten geäussert.
Da mich die Methode schon lange gereizt hat, wollte ich es endlich mal selbst versuchen. Hier möchte ich von meinem Erfolg und ein paar Stolpersteinen berichten. (OT: hoffentlich werde ich nun nicht als Tierquäler verschrien - normalerweise sehe ich die Pantoffeltierchen auch lieber lebendig!)
Momentan habe ich den "Grossen Kremer", wo ein Versilberungsrezept angegeben wird, einer Kollegin ausgeliehen, so dass ich zuerst im Internet recherchieren musste. Bei W. Foissner wurde ich fündig:
http://www.biologiezentrum.at/pdf_frei_remote/KATOOE_0089_0001-0070.pdf
Rezept siehe Seite 9-10. Diese Lektüre ist fürs weitere Verständnis zu empfehlen.

Voraussetzungen für die Versilberung waren nunmehr: 1. eine Ciliatenkultur; 2. die chemischen Ingredienzien, nämlich Hühnereiweiss, Silbernitrat und Entwickler sowie Alkohol 96% und Balsam; 3. Zeit und Geduld.
Punkt 1 war erfüllt, seit einiger Zeit halte ich eine Paramecien-Mischkultur mit andern, bisher nicht näher bestimmten Ciliaten. Anreicherung erfolgte nach Auspipettieren in ein Uhrglas durch langsames Verdunsten des Wassers.
Punkt 2: Silbernitrat habe ich aus meiner Spiegelschleifer-Zeit noch vorrätig. Foissner gibt eine 1%ige Lösung an; ferner  eine recht spezifische Entwickler-Mischung. Zufällig barg mein Chemikalienschrank noch eine uralte, aber ungeöffnete Flasche Ilford Ilfosol-S Filmentwickler, dem ich auf gut Glück noch 1% NaOH zusetzte: irgendwie würde der Saft schon entwickeln...
Punkt 3: Die Neujahrstage kamen gerade recht, es konnte losgehen -

Erster Versuch: Fehlschlag. Die Silberschicht geriet viel zu dick, ich konnte unter einer dicken Silberdecke gerade noch die Konturen der Paramecien erahnen. Da gabs doch früher mal Silber-Albumin-Fotopapier? Aha, das Eiweiss nimmt ebenfalls Silber auf, somit muss diese erste Schicht sehr dünn aufgetragen werden. Foissner schreibt nicht umsonst, das Eiweiss 24 Stunden an der Luft stehen zu lassen. Dadurch verflüssigt es sich - beginnende Zersetzung - und kann mit der Fingerspitze hauchdünn verstrichen werden.
Also ein zweiter Versuch. Die Silbernitratlösung und den Entwickler verdünnte ich auf die halbe Konzentration. Einen kleiner Tropfen der Kultur liess ich auf jedem Objektträger eintrocknen; die Ciliaten sammeln sich dabei in der Mitte. Kein Ausstrich! Dann Überschichtung mit nur soviel Silbernitrat wie nötig, um den eingetrockneten Tropfen zu überdecken. Abspülen mit dest. Wasser, dann abtropfen gänzlich durchtrocknen lassen.
Die folgenden Schritte sind unkritisch, eingedeckt wurde mit Caedax, es geht aber jedes neutrale Medium, würde ich mal vermuten.
Das Tropfen-Verfahren ergibt verschiedene Zonen mit unterschiedlicher Dichte der Silberimprägnierung, so lässt sich bestimmt eine Zone finden, wo die Liniendarstellung besonders geglückt ist. Weniger ist besser - zuviel Silber überdeckt die Strukturen.
So kann ich endlich meine ersten silbernen Ciliaten bewundern und über Sinn und Funktion dieser Feinstrukturen rätseln.
Hier ein paar Bilder:

Paramecium caudatum:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27949_13880459.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27949_20640881.jpg)

Hier vermute ich Uronema:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27949_56424418.jpg)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27949_56070870.jpg)

und dies dürfte Chilodonella sein:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/27949_40161219.jpg)

Vielleicht liesse sich mit speziellem Feinkorn-Entwickler ein noch differenzierteres Bild herausarbeiten.
Aber mein erstes Fazit: So schwer ist die Sache gar nicht!

Mit versilberten Grüssen,

Daniel Steiner