Hallo ans Forum,
ich möchte demnächst etwas tiefer ins Paraffineinbetten einsteigen. Dazu bräuchte ich einen geeigneten Ofen, der aus Platzgründen sehr kompakt sein sollte. Ich habe vorerst an einen Dörrautomaten gedacht, die von der Maximaltemperatur bis 75°C gehen, was für Paraffin ausreichen sollte.
Hat jemand Erfahrung mit solchen Öfen, sind die für Paraffineinbettung prinzipiell geeignet (z.B. im Hinblick auf Genauigkeit und Konstanz der Temperatur im Ofen)? Gibt es eventuell Gründe, warum man doch einen "echten" Laborofen braucht?
LG
Jürgen
Hallo,
die Temperaturkonstanz kann man erreichen, wenn man eine eigene Elektronik einbaut, die primitiven, haushaltsüblichen 2-Punkt-Regler schaffen das nicht.
Jochen
Hallo Jürgen,
Ich benutze einen alten Brutschrank. Der geht bis 60 Grad, was völlig ausreicht. Um den Schrank innen nicht mit Paraffin zu versauen, benutze ich geschlossene Behälter. Der Brutschrank hat den Vorteil, dass er ansonsten seiner eigentlichen Zweckbestimmung, der Anzucht von Kulturen, dient. Außerdem trockne ich noch meine Präparate darin.
Viele Grüße
Alexander
Hallo Jürgen
Ich habe einen alten, kleineren Sterilisator geopfert, da ja z.B. ISO verdunsten muss geht das nicht ohne Verschmutzung des MELAG Sterilisators ...
Überall ist einschmierende Film der mit Xylol zum spitzen geht - Rotihistol funktioniert auch ...
Liebe Grüße
Gerhard
Hallo Jürgen,
ich verwende dazu einen Alu-Kochtopf, dessen Boden ich mit temperaturbeständigem Silikon eingeebnet und den ich von außen mit selbsklebendem Neoprengummi wärmegedämmt habe. Er steht auf einer Heizplatte die mal günstig für Handy-Reparaturen verkauft wurde. Zur zusätzlichen Kontrolle dient ein Einsteckthermometer. Die Temperaturverteilung und -übertragung verbessere ich durch einen Lüfter. Das klappt so ganz gut. Die Wärmeplatte dient für wechselnde Zwecke.
Viele Grüße,
Bob
@Jochen, Alexander: Danke für Eure Rückmeldungen. Klingt so, als ob ein Dörrautomat nicht das Gelbe vom Ei für diesen Zweck wäre.
@Gerhard: Deinen Aufbau müsste ich mir einmal vor Ort ansehen, klingt interessant. Das Herumpatzen mit Xylol zwecks Reinigung ist halt so eine Sache, aber das Thema hat man vermutlich mit jeder Lösung, denke ich.
@Bob: Mit Heizplatte und Topf habe ich auch erste Versuche gemacht, allerdings im geregelten Wasserbad. Problem war, dass Paraffin/Isopropanol zwar in einem geschlossenen Gefäß waren, aber trotzdem immer etwas rausgedampft ist. Das Zeug war dann überall drauf und schwer zureinigen. Hast Du das Problem bei Dir nicht?
LG
Jürgen
Liebe Kollegen,
ich benutze für kleine Proben einen "dry block heater",
gekauft bei ebay.
Die Alublöcke kann man für wenig Geld anfertigen lassen.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=33698.0
LG Ralf
Hallo Jürgen,
ich verwende Mini-Marmelabdengläser mit ca. 53ml Inhalt und elastischer Dichtung am Deckel, die halten gut dicht.
So einen Blockheizer wie Ralf habe ich auch, der hat aber nur "Unterhitze" wenn ich den Innenraum ohne Blöcke nutze. Mit 2 von 3 Blöcken drin ist es wieder eng.
Hier noch ein Bild von meiner Entparaffinierungstreppe, Versandbehälter in 3D-Druck-Halter. Damit gehts relativ geruchsarm und man braucht nur geringe Mengen an Flüssigkeiten.
@Ralf: Magst Du mal zeigen, wie Du Deinen Blockheizer benutzt, Gefäße und so?
Viele Grüße,
Bob
Hallo Bob,
ich habe früher auch oft ein Wasserbad oder den Wärmeschrank benutzt.
Nachteil beim Wärmeschrank: das Paraffin wird schnell fest wenn man das
Glas entnimmt und langsam wider flüssig wenn man es zurückstellt (Luftleitung).
Im Wasserbad kann man die Proben in der Wärme belassen, ich hänge die
Proben dann in den Einbettkassetten an einem Bindfaden befestigt ein.
Nachteil: es kondensiert immer Wasser und die Gläser stehen oft nicht sonderlich
fest.
Das Basisgerät für den ,,dry bath heater" habe ich als Auslaufmodell in England gekauft,
ich glaube neu 250E, es gab aber keine passenden Alublöcke mehr zu kaufen,
also im Netz einen Anbieter für Alublöcke gefunden, einen Block nach Maß schneiden
lasse (50E) und Bohrungen einbringen lassen.
Hier passen genau 2 x 4 25ml Schnappdeckelröhrchen rein.
Ich infiltriere immer 4 Proben => untere 4 Bohrungen.
Das Alu wärmt von allen Seiten und man kann die Gläser im Block lassen.
Wenn dann 4 Röhrchen fertig sind, dann sind ja noch 4 Öffnungen frei,
da kommt eine 5mm Aluplatte drauf, die dann zum Vorwärmen der Einbettkassetten
dient.
Leider habe ich gerade keine Bilder weil ich z.Z. in Plastik arbeite,
aber das Verfahren arbeitet sehr gut ohne viel Dreck und sehr Paraffinsparend.
LG Ralf
Hallo Jürgen,
einen Melag Incubat 80 habe ich, nur reicht der Temperaturbereich nicht für Paraffineinbettung. Auch der 85er dürfte zu "klein" sein. Bin daher auf Labor-Magnetrührer umgestiegen und habe mir aus den rosa Dämmplatten (Baumarkt) einen Deckel gebaut. Das Paraffin schmelze ich in kleinen Metall-Milchkännchen. Geht super! Wenn es schnell gehen soll nehme ich einen Heißluftfön für den Start zur Hilfe...
Früher habe ich noch eine Kupferscheibe mit Bohrung für ein Kontaktthermometer genutzt. Mit der Zeit bekommt man aber ein Gefühl dafür, wann das Paraffin gut ist. Bei den Magnetrührern von Ika oder Heidolph stimmt die Skalierung am Temperaturregler ganz gut.
Selbst verwende ich ausschließlich Paraplast Plus mit DMSO und die Butanol-Methode. Daher muss auch kein Iso verdunsten und irgendwelche Schmierfilme habe ich nie gehabt.
Viele Grüße
Sven
@Ralf: Der Hinweis auf die Blockthermostate ist hilfreich, das ist eine sehr kompakte und paraffinsparende Variante! Allzu regelmäßig werde ich nicht "paraffinieren". Da ist es dann praktisch, wenn man die Dinge nach Gebrauch wieder im Schrank verräumen kann.
@Sven: Ein ähnliches Setup wie Du habe ich auch probiert, bei mir war dann aber überall ein feiner Paraffinfilm in der Umgebung. Vielleicht sollte ich dann doch auf Markenware wie das Paraplast umsteigen.
LG
Jürgen
Hallo Jürgen,
mein ,,Paraffinofen": Thermo Scientific Precision General Purpose Water Bath TSGP10 mit thermal beads.
Ich verwende 1-Butanol und Paraplast(Plus).
LG Helmut
Hallo Sven,
hast Du einen Eindruck davon gewinnen können, wie kritisch die 61°C-Grenze bei Paraplast plus zu sehen ist?
@Helmut: Dein Bällebad gefällt mir. Was sind denn thermal beads? Ich habe da nur was zum Formen künstlicher Zahnprovisorien gefunden.
Viele Grüße,
Bob
Hallo Bob,
,,thermal beads" ist ein Granulat aus einer Aluminiumlegierung, Siehe Anhang.
LG Helmut
Danke für die Info, Helmut!
ich habe die allerdings nur zu ziemlich erstaunlichen Preisen gefunden, das käme für mich nicht in Frage. Es handelt sich offenbar um beim Aufprall erstarrte Tropfen, könnte man wohl theoretisch selbst herstellen...
Viele Grüße,
Bob
Selbstherstellung hatte ich auch schon überlegt. Bei den käuflichen handelt es sich aber um Reinaluminium:
https://www.ebay.de/sch/12576/i.html?_from=R40&_nkw=aluminium+pellets&LH_TitleDesc=0 (https://www.ebay.de/sch/12576/i.html?_from=R40&_nkw=aluminium+pellets&LH_TitleDesc=0)
Aluminiumgries kann man herstellen, wenn man geschmolzenes Alu beim Erstarren permanent durchrührt. Müßte danach aber rund getrommelt werden.
Aluminium hat dummerweise eine hohe Schmelzwärme, das bedeutet eine große Fallhöhe zum Abkühlen (Bei Bleischrot sind das >10 m über dem Wasser). Vielleicht geht es trotzdem mit wenigen Metern. Statt Wasser vielleicht besser Öl nehmen, das reagiert nicht mit heißem Alu.
Experimentierfreudige Nachahmer vor - Werner
Zitat von: Werner in Januar 30, 2022, 11:42:45 VORMITTAG
Statt Wasser vielleicht besser Öl nehmen, das reagiert nicht mit heißem Alu.
Experimentierfreudige Nachahmer vor - Werner
Guten Tag Werner,
Ich stelle mir gerade vor, was passiert, wenn über 600 Grad heißes Metall mit dem Öl in Kontakt kommt. 8)
Viele Grüße
Alexander
ich hab den von bodo braunstorfinger ("bolido") nachgebaut:
kastenhöhe inkl. füße 42cm.
unter der alufolie ist ca.1cm gelbe glaswolle.
(tip: irgendwo im MF ist noch ein ausführlicher bericht drüber,
und er explodiert nicht!)
geregelt wird die glühbirne mit einem billigen, kleinen baumarkt-dreh-lampenregler.
ciao,
güntherdorn
Hallo Helmut und Günther,
danke für's Zeigen Eurer Lösungen. Offenbar sind sowohl Öfen als auch Thermoblöcke und Wasser/Alu-Bäder im Einsatz.
Günther, wie regelst Du Deinen Ofen?
Allzu viel basteln will ich in dem Zusammenhang nicht. Meine Kenntnisse zur Regelungstechnik und Elektronik sind eher bescheiden, und in die Schmelzmetallurgie werde ich vermutlich auch nicht einsteigen.
Aber irgendwie haben alle Lösungen ihren Reiz. An der Thermoblocklösung finde ich interessant, dass alles sehr kompakt ist und man dennoch gleichzeitig materialsparend mehrere Proben unabhängig voneinander "baden" kann.
Danke jedenfalls an alle für die hilfreichen Tipps!
Jürgen
Zitat von: Werner in Januar 30, 2022, 11:42:45 VORMITTAG
Aluminium hat dummerweise eine hohe Schmelzwärme, das bedeutet eine große Fallhöhe zum Abkühlen (Bei Bleischrot sind das >10 m über dem Wasser).
Da bekommen Bekannte, die in einem Hochhaus wohnen, gleich einen neuen Stellenwert! ;D
@ Aljoscha:
Es wird sogar rotglühendes Eisen zum Härten in Öl getaucht, das funktioniert. Wenn man das Öl vorher auf 200 °C erhitzt, verzieht sich das Werkstück auch gar nicht.
Gruß - Werner
P.S.: Schade daß man einem Schmied nicht mehr über die Schulter schauen kann, geht nur noch auf Youtube...
Hallo zusammen,
ich stelle es mir problematisch vor, einen noch flüssigen Alu-Tropfen in ein Medium fallen zu lassen, was darauf heftig reagiert. Da bekäme man wohl solche Bleigieß-Figuren. Also müsste er entweder schon erstarrt sein oder man bräuchte ein Medium, was nicht so heftig reagiert. Wie im Flug erstarrt sehen die Thermal Beads aber auch nicht aus.
Andere Materialien sind auch schwierig, bei zu hoher Dichte bekäme man nichts reingesteckt.
Viele Grüße, Bob
Zitat von: Bob in Januar 30, 2022, 17:55:25 NACHMITTAGS
Andere Materialien sind auch schwierig, bei zu hoher Dichte bekäme man nichts reingesteckt.
Möglicherweise werden die porösen Kugeln so hergestellt wie Alu-Schäume: Aluminiumpulver wird dabei mit einem Treibmittel vermischt (z.B. Titanhydrid) und erwärmt, bis das Pulvergemisch aufschäumt. Ist aber auch nichts für die Küche zuhause, egal ob Hochhaus oder Bungalow.
Jürgen
Liebe Kollegen,
vernickeltes Bleigranulat geht auch und ist billig.
Habe ich im dry block heater benutzt als ich noch keine Alublöcke hatte.
Ist aber Sauerei wenn Paraffin rein läuft.
In größeren Inkubatoren (20L) kann man auch einen Mini-Magnetrührer einstellen
der das Paraffin rührt, die Proben hängen dann in den Kassetten am Bindfaden darüber.
LG Ralf
Zitat von: Ralf Feller in Januar 30, 2022, 19:44:17 NACHMITTAGS
In größeren Inkubatoren (20L) kann man auch einen Mini-Magnetrührer einstellen
der das Paraffin rührt, die Proben hängen dann in den Kassetten am Bindfaden darüber.
Hallo,
Die Idee hat was! Einen Magnetrührer mit geregelter Heizung und die Kassetten in das Rührgefäß hängen. Da braucht man nicht einmal einen Inkubator.
Viele Grüße
Alexander
Wer noch mal ein Wärmeschrank haben möchte und; nicht viel platz und nicht reichlich Geld ausgeben möchte, wäre dieses Gerät vielleicht was.
Diese Geräte werden öfters in Ebay angeboten und Funktionieren Prima. Preis liegt so zwischen 150 und 200 Euro.
Hier liegen zufällig was Technovit Blöcke zum nachharten aber ich Schmelze sogar Paraffin damit. Die Temperatur ist beschränkt auf 60 Grad aber die kann dann auch tatsachlich erreicht werden.
Kleines nachteil ist das das Schmelzen von Paraffin ziemlich Lange dauert aber mit Paraplast Plus darf es doch nicht wärmer werden wie 62 Grad so ist es eigentlich Ideal.
Grüße Ronald
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/113274_28313034.jpg)
Hallo,
Alu-Kugeln: vielleicht könnte man ja mal bei einem der chinesischen Hersteller nachfragen? Ich sehe auf Alibaba Angaben wie 20 - 200 $ pro kg, 200 wäre natürlich sehr viel, aber 20 wäre doch sehr wenig?
vlg
Timm
Zitat von: Bob in Januar 30, 2022, 09:36:07 VORMITTAG
hast Du einen Eindruck davon gewinnen können, wie kritisch die 61°C-Grenze bei Paraplast plus zu sehen ist?
Hallo Bob,
sehe die Grenze von 61°C nicht so als Problem an. Theoretisch könnte eine Mischungslücke Paraffin und Kunststoffpolymere entstehen. Halte ich aber für eine geringe Übertemperatur für nicht praxis-relevant. DMSO ist ja auch noch drin. Vielleicht hat jemand hier im Forum andere Erfahrungen?
Problematischer finde ich die Phasengrenze Paraplast Puls & Isopropylalkohol unter bestimmten Bedingungen. Daher nehme ich nur
n-Butanol-Paraplast Plus Mischungen, die ich häufiger mal austausche und daher auch kein Problem mit dem Putzen habe.
Viele Grüße
Sven
Sven,
ZitatVielleicht hat jemand hier im Forum andere Erfahrungen?
Das stand früher auf den Kilosäcken, und ich wurde zum Beispiel von Carsten Dittmayer gewarnt, der es an der Universität Berlin verwendet hat. Bei höheren Temperaturen begann das Paraffin zu zerfallen. Sie wird jedoch nicht mehr in den Produktdaten beschrieben. Ich gehe davon aus, dass sie deshalb nicht mehr wichtig ist.
Grüße Ronald
Danke für Eure Hinweise, Ihr beiden!
Die Temperaturspanne zwischen Schmelzbeginn und 61 °C ist ja nicht besonders groß. Würde man zu den 61° noch einen Sicherheitsabstand einhalten wollen, bräuchte man sehr viel Geduld und eine perfekte Regelung.
Zum Thema Ofen: Ich bin gerade zu einen Sterilisationsofen gekommen, der automatisch ein Temperatur/Zeit-Programm durchläuft. So bald ich etwas Zeit finde, baue ich da mal einen frei einstellbaren Regler ein. Der Ofen ist etwa 35x35x40cm groß.
Viele Grüße,
Bob
Moin,
Ich habe bei meinem Eigenbau eine defekten Minikühlschrank genommen. Zwei 50W Halogenstrahler als Wärmequelle dazu PC Lüfter zur Wärme Verteilung. Die Temperatur Steuerung hatte ich bei A..... bestellt. Der Kühlschrank hält sehr gut die Wärme und durch die doppelte Glasscheibe hat man einen freien Blick.Zusätzlich sind bei mir noch Zuleitungen für Vakuum und Luft eingebaut.
Mit freundlichen Grüßen Jörg
Dank der Tipps hier im Forum ist es schlussendlich ein Dry Block Heater geworden, siehe Bild unten. Nach einigen Monaten Arbeit damit finde ich dieses System sehr praktisch: Es ist äußerst platzsparend und kann eine größere Zahl an kleinen Probengefäßen aufnehmen. Ich habe einen kommerziellen Einsatz für 25mm-Schnappdeckelgläser sowie einen selbstgebastelten für 30mm-Gläser und ein kleines Becherglas.
Gerade für den Hobbygebrauch, wo man nicht literweise Paraffin bzw. PEG verwenden will, ist das System aus meiner Sicht sehr gut geeignet. Mit dem Einsteck-Thermofühler lässt sich die Temperatur auch sehr einfach und präzise regeln.
Das zweite Bild zeigt einen damit erhaltenen Paraffinschnitt (15µm Dicke, Etzold-Färbung, 5x-Objektiv im Hellfeld) der Blüte eines Mammutbaums.
LG
Jürgen