Liebes Forum,
hypotriche Wimpertiere aus der Ordnung der Membranellentiere (Spirotricha) gibt es eine Menge. Und leider geht die Bestimmung fast immer über die Cirren. Nur hat man nicht immer das Glück, Fotos zu schießen, auf denen diese Cirren in ihren verschiedenen Anordnungen auch so gut zu sehen sind, dass man sich gelassen an den Kahl setzt und diese Tiere bestimmt.
So ist es mir mit dem angehängten Tier gegangen, weshalb ich es hier nur zeige und nicht um Bestimmungshilfe bitte (wenn aber jemand eine Idee hat, gerne). Ich könnte mir vorstellen, dass es irgendwo bei den Oxytrichidae zu finden ist, aber das ist Stochern im Nebel. Trotzdem hänge ich Bilder an, da das Tier so bizarr aussah. Es ist unter dem Deckglas umhergeflitzt, so dass ich nicht davon ausgehe, dass es sehr gequetscht war. Die Länge war gestreckt 150 µm. Ich zeige drei Bilder, von denen eines beschriftet ist mit Ma (Makronucleus), Mi (Mikronucleus) und Cv (kontraktile Vakuole). Aber für die Bestimmung hat mir das nicht geholfen.
Grüße
Stephan
P. S.: Diana, bevor Du fragst, ja das Tier ist auch aus einer Deiner Proben, deswegen vor der Bildbeschriftung ein D.
Hallo Stephan,
ich würde hier eher in Richtung Holosticha sp. tendieren. Die Größe 150 µm bis 200 µm könnte jedenfalls hinkommen. Das ist aber eher eine vage Vermutung von mir. Mehr ist aus Deinem "lädierten" Exemplar nicht herauszulesen :'(. Vielleicht findest Du das Viech ja in besserem Zustand wieder, dann gucken wir mal ;).
Sah das Viech ähnlich aus, wie auf meinem (stümperhaften) Bild? Ich habe nur einen Screenshot aus einem meiner Videos gemacht, die zwei locker angeordneten Cirrenreihen sind andeutungsweise zu erkennen.
Lieber Michael,
ich schau mir Holosticha mal an. So wie auf dem Foto sah mein Tier nicht aus. Vielleicht wurde es ja angeknabbert, ich weiß es nicht. Aber es war munter. Wenn man es länger beobachten würde, würde,vielleicht wieder was anderes draus werden. Zu spät.
Grüße
Stephan
Noch eine Bemerkung zu ,,lädiertem Exemplar". Wenn man unter dem Deckglas einen Tierchen verletzt, weil man zu stark draufdrückt, ist es hin, so ist mein Eindruck. Warum ist das bei einem lädiertem Exemplar anders? Wenn eine Zelle, und es ist ja ein Einzeller, beschädigt ist, dann läuft doch der Zellinhalt aus. Was genau bedeutet dann ,,lädiert", und wie erfolgt eine Regeneration?
Grüße
Stephan
Hallo Stephan,
Ich habe meine Vermutung zu Holostycha erst einmal zurückgenommen.
Dein Viech ist ja erstmal unter dem Deckglas herum
geflitzt, wie Du schreibst. Und wenn es von Beginn an Deiner Beobachtung so aussah, wie auf Deinen Bildern, tippe ich darauf, dass es sich irgendwie verletzt hat. Oder es wurde bereits bei der Probenentnahme verletzt . Es ist nicht unbedingt gesagt, dass bei solchen Beschädigungen sofort der gesamte Zellinhalt ausläuft. Oft schwimmen die Tierchen ungeachtet ihrer Verletzungen einfach munter weiter. Und es gibt tatsächlich gewisse Regenerationsprozesse innerhalb der Zelle, die in ihrem Grad aber auch irgendwann an ihre Grenzen stoßen. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.
Es könnte auch noch eine zweite Variante als Ursache für die Verletzung in Frage kommen: Die Phototaxis.
Es ist erwiesen, dass einige Ciliaten lichtempfindlich sind. Werden sie bei der Beobachtung dem intensiven gebündelten Lichtstrahl aus dem Kondensor ausgesetzt, schwimmen die Viecher immer wilder hin und her, brechen an einer Stelle auf, und der Zellinhalt läuft ganz aus. Manchmal werden sie aber auch nur partiell verletzt = lädiert und schwimmen trotzdem weiter. Ich denke auch, dass bei Dir die Beleuchtung auch recht weit aufgedreht ist, weil DIC ein recht lichtschluckendes Kontastierungsverfahren ist, wie mein Phasenkontrast übrigens auch.
Hypotriche Wimpertierchen scheinen zum Teil wirklich lichtempfindlich zu sein, auch dann, wenn sie keine Zoochlorellen enthalten.
Ich kenne diese "Lichtempfindlichkeit" auch bei Loxodes.
Es bleibt halt weiterhin spannend ;). Wie gesagt, ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg bei der Suche nach einem intakten Exemplar. Sicher wird außer mir dann auch Martin Kreutz behilflich sein. Er ist vielleicht sogar die bessere Alternative als "Bestimmungshelfer" ;).
Lieber Michael,
danke für die ausführliche Rückmeldung. Ich schau mal, ob ich so ein Tierchen noch mal finde. Im Tümplerforum hat man mir den Tipp gegeben, mal bei Urosoma nachzuschauen, und in der Tat wäre U. caudata auch eine Möglichkeit. Wenn man Band 3 vom Kahl, S. 594 anschaut, könnte das sein. Vorne breit, hinten schmal.
Grüße
Stephan